Atelier Ryza



Atelier Ryza ist mein erstes modernes Atelier-Spiel. Davor gespielt habe ich lediglich Atelier Marie Remake und Atelier Annie, die beide deutlich kürzer, simpler und reduzierter sind.

Ryza ist innerhalb der Serie einer der RPG-artigeren Teile. Die Geschichte beginnt alltäglich, zum Mitteltiel hin nehmen Worldbuilding und Fantasy-Elemente zu und gegen Ende wird es sogar recht episch.

Die Gruppe ist eine ziemliche Standard-RPG-Party und damit zugleich irgendwie comfy und langweilig. Ryza ist ’ne Kackbratze, aber auch nicht unerträglich, und innerhalb der Party gibt es zumindest kein Drama. Die Figuren haben alle kleine Entwicklungen, doch die sind sehr vorhersehbar.

Die Story an sich hat mir aber gefallen, vor allem die Lore der Welt war schön erzählt und organisch mit anderen Elementen verbunden (z.B. dem Wassermonopol des Bürgermeisters).



Das Writing des Spiels ist … durchwachsen. In den Cutscenes sind die Dialoge und ihre Übersetzung in der Regel solide. Darüber hinaus schwankt es aber stark. In den Menüs gibt es einige fragwürdige Übersetzungen („Negative Mode“, „To Make“), die Dialoge wirken oft abgehackt. Besonders irritierend ist, dass das Spiel einem nur über das Menü sagt, was man als Nächstes zu tun hat – es wird in den Dialogen oft überhaupt nicht aufgegriffen oO

Es wirkt halt alles ein bisschen holprig und unausgegoren. Erfreulicherweise aber nicht so schwafelig wie viele moderne RPGs.

Das Pacing übrigens auch. Das Spiel öffnet sich leider viel zu langsam. Der Anfang ist okay, aber danach kommt ein relativ langes Stück, wo man kaum neue Orte, Materialien oder Rezepte bekommt.

Richtig Spaß hat es mir erst danach gemacht. Dann war ich aber auch richtig im Flow und habe bis zum Ende sehr flott und motiviert gespielt, teils 5+ Stunden am Tag.



Visuell ist es sehr hübsch. Die Charaktermodelle sind serientypisch sehr ansehnlich, in Ryza auch die Umgebung. Die Stadt ist hübsch, die Dungeons sind nett bis okay. Es gibt viele nette Panoramen.

Musikalisch hat’s mir auch gefallen. Es hat nicht die Ohrwurmqualität wie andere Atelier-Spiele, aber der Soundtrack ist abwechslungsreich und hochwertig produziert. Die Atmosphäre wird oft auch richtig gut eingefangen.

In den Kämpfen wiederholen sich Monstertypen jedoch schnell und man merkt, dass es definitiv kein High-Budget-Titel ist.



Das Kampfsystem ist ein ATB à la Final Fantasy X-2. Es gibt einen Zeitstrahl und Aktionen können parallel stattfinden. Auch in Menüs pausiert das Spiel nicht und manchmal wird es deshalb etwas hektisch.

Man steuert nur einen Charakter aktiv, kann aber zwischen ihnen wechseln. Die anderen werden per KI gesteuert (bzw. greifen im Normalfall nur normal an).

Das System hat ein paar nette Einfälle. So bekommt man für Angriffe SP, die man entweder für Skills benutzen kann, oder sie aufsparen, um die gesamte Gruppenstärke für den Rest des Kampfes zu erhöhen.

Serientypisch spielen auch Items eine große Rolle. Die können diesmal alle benutzen, wobei Ryza zu Beginn mehr Items tragen kann. Dabei sind Items hier keine Consumables, sondern können X-mal eingesetzt werden, bis man das nächste Mal ins Atelier zurückkehrt.

Es fühlt sich insgesamt auf jeden Fall frisch an und hat mir grundlegend Spaß gemacht. Tendenziell finde ich aber ein komplett rundenbasiertes System für die Serie aber passender.



Das Crafting in Ryza ist relativ komplex, aber nicht allzu schwierig zu verstehen. Jedes Rezept hat ein Grid, das diverse Slots hat:
– Quality: erhöht die Qualität (=bessere Werte)
– Traits: schaltet Slots für passive Boni frei bzw. die Boni selbst (vererbbar)
– Roles: gibt Rollenpunkte, die die Stats im Kampf mitbestimmen
– Effects: ebenfalls passive Effekte
– Recipe: neue Rezepte

Rezepte bekommt man zum Teil durch Bücher und von NPCs, größtenteils entwickelt man sie aber aus bestehenden Rezepten, indem man oben erwähnten Slot freischaltet.

Wenn man neue Gebiete und Materialen entdeckt, gibt’s auf diese Weise neue Rezepte. Das ist eine schöne Verbindung verschiedener Arten von Progression.

Ich fand das System an sich spaßig. Die Menge an Effects und Traits ist jedoch etwas erschlagend und deren Benennung unintuitiv. Es hat mir also mehr Spaß gemacht, Sachen mit hoher Qualität zu mixen oder neue Rezepte freizuschalten als per Vererbung zu versuchen, spezielle Traits für bestimmte Situationen zu bekommen.



tl;dr: Atelier Ryza ist ein spaßiges Spiel – wenn es erst mal in Fahrt kommt. Das Writing ist durchwachsen und auf Charakterebene kann es nicht groß punkten. Die Lore hingegen ist cool, das Crafting macht Spaß und wenn man erst mal im Flow ist, kann der Gameplay-Loop richtig süchtig machen. Habe jetzt schon Bock auf Ryza 2!


Spielzeit: 25:45h
Wertung: 7/10