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Visions of Mana

Fast 20 (!) Jahre ist es her, seit der letzte neue Hauptteil der Mana-Serie mit Dawn of Mana erschien. Es überrascht nach den ganzen Remakes und Handyspielen der letzten Zeit nicht, dass wir Visions of Mana bekommen haben – aber nach der Neuausrichtung von Square Enix können wir da auch von Glück sprechen, denn ich glaube nicht, dass das heute noch abgesegnet werden würde.
Anyway, Visions of Mana ist ein Mana-Spiel nicht unähnlich Trials of Mana (dem Remake) und auch ganz eindeutig Mana – es ist aber auch eindeutig moderner. Und das ist nicht nur gut. Es ist vor allem auch erheblich umfangreicher als alle bisherigen Mana-Spiele.
Serientypisch ist das Spiel allgemein seicht. Die Handlung ist klassisch, nicht besonders originell oder tief und das Gameplay ist eher anspruchslos und nicht allzu komplex.

Direkt fällt auf: Das Spiel ist unglaublich hübsch. Die satten, bunten Farben gepaart mit den tollen Panoramen und den charmanten Fachwerkhäusern, Windmühlen usw. sind einfach ein Hingucker.
Hinzu kommt eine große Anzahl an völlig unterschiedlichen Locations, die oft auch durchaus fantasievoll gestaltet – vom Herbstwald über die Bibliothek bis hin zur Wasserstadt ist viel Auswahl dabei, und jeder einzelne Ort ist wunderschön.
Die Welt ist aber auch sehr groß, und die Größe wird ihr zum Verhängnis. Man streift durch die schönen Setpieces, die bis auf generische Schätze, Trashloot und Monster nichts zu bieten haben. Die Erkundung fühlt sich eher an wie eine notdürftige Beschäftigungstheorie und greift nicht besonders gut mit den RPG-Mechaniken ineinander. Auch in dieser Hinsicht ist das Spiel sehr seicht. Klar, ein paar austauschbare Collectibles sorgen auch immer für einen winzigen Dopaminschub – aber sonderlich belohnend fühlt sich das nicht an.

Die Kämpfe habe ich nach einer Weile auf „Beginner“ umgestellt, dem leichtesten Schwierigkeitsgrad. Im Allgemeinen fühlen sie sich deutlich behäbiger an als z.B. bei einem Ys. Man reagiert nicht so wirklich auf die Gegner, sondern spammt nur seine Moves.
Durch das Klassensystem sind hier zwar durchaus einige Synergien möglich und erst mit der Zeit entfaltet sich das System etwas mehr. Ich hatte aber bis zum Ende nicht das Gefühl, dass es so richtig gezündet hat, und daher war es mir auch recht, mich hirnlos, aber flott auf niedrigem Schwierigkeitsgrad durch die Gegner zu prügeln.
Ein Problem mit dem Klassensystem ist imo, dass jede Klasse für sich steht, die Skills aber komplett linear freigeschaltet werden und man bei der persönlichen Ausgestaltung kaum Spielraum hat. Auch hat man keinen Vorteil dadurch, mehrere Klassen zu leveln.
Durch die Ability Seeds kann man die Figuren zwar mit neuen Skills und Statuswerte-Boosts ausstatten. Tatsächlich habe ich aber gar nicht so viel mit Skills gearbeitet und die Boosts waren vor allem anfangs zu klein, um einen wirklichen Unterschied zu merken.
Die RPG-Elemente sind also vorhanden, aber alle reichlich unausgegoren. Die verschiedenen Gameplay-Elemente des Spiels (Kämpfe, Erkundung, Schätze, Klassensystem) greifen einfach nicht gut genug ineinander und das Gefühl von Progression ist zwar da, aber auch nicht so richtig motivierend.

Der dümmliche Hauptcharakter ging mir anfangs gehörig auf den Senkel. Überhaupt war es extrem unglaubwürdig, wie zuerst alle Charaktere ihr Schicksal als Opfer einfach angenommen haben und demgegenüber auch nicht besonders emotional gestimmt waren. Das ändert sich im Verlauf der Handlung zwar – und ist auch ein Kernthema des Spiels –, entschuldigt den Anfang aber nicht.
Hier und da gab es schon ein paar nette Szenen. Besonders gefallen hat mir, wie der Hauptcharakter zu den Eltern von Hina zurückkehrt, um ihnen vom (durch ihn mitverschuldeten) Tod ihrer Tochter zu erzählen. Das war schon recht emotional und schön umgesetzt.
Überhaupt ist das Spiel – gerade für ein Mana-Spiel – extrem cutscenelastig. Oft kann man kaum ein paar Schritte gehen, bevor die nächste Szenen startet, und einige Teile des Spiels bestehen über eine Stunde oder mehr fast zur aus Szenen ohne Gameplay dazwischen.
Die Charaktere sind sonst in Ordnung. Ich mag generell die varationsreichen Designs und dass die Figuren (sowie NPCs) oft Tieren nachempfunden sind. Das gibt der Welt einen charmanten und fantasievollen Touch. Von der Persönlichkeit sind die Figuren aber sehr stereotypisch und so ein richtig organisches Miteinander kommt nicht auf, auch wenn sich hier und da durchaus Mühe bei der Ausgestaltung gegeben wurde.

tl;dr: Visions of Mana ist sympathisch und klassisch und charmant. Es ist extrem hübsch, klingt großartig und kann in seinen besten Momenten sogar ein wenig rührend sein – zumeist ist es aber ziemlich austauschbar und vor allem spielerisch seicht und reizlos mit einer viel zu großen Welt, die wenig bieten kann.
Spielzeit: 20:15h
Wertung: 7/10
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