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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Lord Winklebottom Investigates



    Dieses Point & Click Adventure mit albernen Tiere in menschlicher Kleidung, die auf einer abgelegenen Insel in einem Anwesen in Sherlock-Holmes-Manier einen Mordfall aufklären, hat mich schon lange angelacht. Ich meine, eine Giraffe in Anzug als Hauptermittler??? Das reicht schon fast allein als Argument. Deshalb habe ich das Spiel in der letzten ~Woche mit Lynx durchgespielt.

    An sich ist es ein sehr klassisches Point & Click. Man sucht die Umgebung ab, interagiert mit Leuten (d.h. Tieren) und kombiniert im Inventar Dinge.

    Ein paar Dinge machen Lord Winklebottom aber besonders:
    • die Tiere: Alle Figuren im Spiel sind Tiere, die jedoch (bis auf Ausnahmen) auf zwei Beinen gehen und sich wie Menschen kleiden und verhalten. Daumen hoch auch für die Charaktermodelle.
    • die Sprache: Die Figuren sprechen in feinstem Bri’ish English („chap“, „ghastly“) und ganz gemäß ihrer Stereotypen – und es ist großartig. Die Figuren werden sehr durch ihre Sprache charakterisiert. Sprachlich ist es absolut treffsicher und ein Hochgenuss. Hinzu kommt eine sehr gelungene Vollvertonung.
    • der Sinn für Humor: Das Spiel nimmt auch in seiner Absurdität durchgehend ernst. Dieser trockene Humor ist genau meins. Eine Giraffe mit Taucherhelm, die von einem Forschungs-U-Boot aus mit einer Krake mit Zylinder kommuniziert? Genial!



    Während die meisten Rätsel relativ schnell zu lösen und zumindest halbwegs intuitiv sind, gab es doch ein paar Stellen im Spiel, wo ich zunächst nicht weiterwusste. Manchmal gibt das Spiel eine sehr spezifische Lösung vor, obwohl andere Ansätze genauso logisch wären, und manchmal sind die Dinge, die man im Inventar kombinieren muss, etwas weit hergeholt.

    Das sind aber kleine Kritikpunkte – die meiste Zeit über hat alles gestimmt und Spaß gemacht.



    Eine schöne Überraschung übrigens: Zum Ende des Spiels wird das humorvolle Setting mit den Tieren sogar von der Handlung ein wenig erklärt: Die menschliche Kultur ist untergegangen und in Vergessenheit geraten, doch die Tiere haben über Jahrtausende diese Kultur nachgebildet. Das war ein schöner Twist, der auch prima zum Tongue-in-Cheek-Humor des Spiels passt.

    Ansonsten spielt man es eher nicht für die Geschichte oder den Mordfall selbst. Beides ist nämlich relative Standardkost und nicht sehr ambitioniert – Spaß macht es aber trotzdem.

    Ach ja: Leider nutzt es auch auf Konsole selbst für Menüs eine Cursorsteuerung. Man sollte es also lieber am PC spielen.



    tl;dr: Lord Winklebottom ist ein wunderbar skurriler Point-and-Click-Krimi im klassischen Stil, der durch die albernen Tiere, die herrliche Sprache, den trockenen Humor und die Absurdität des Ganzen punktet. Der Mordfall selbst ist ziemliche Standardkost, doch die gewaltige Menge an Charme macht das Spiel absolut spielenswert.

    Spielzeit: 05:15h
    Wertung: 7,5/10


  2. #2
    Heavy Rain


    Heavy Rain ist ein Spiel, das ich schon lange kenne, aber nie wirklich wusste, was es überhaupt ist. Was wohl daran liegt, dass ich vor Jahren nur mal den Anfang gespielt hatte und bis auf die Prämisse nie viel Konkretes darüber erfahren habe.

    Weil Lynx es sehr gerne mag und ich auch nach wie vor dran interessiert war, habe ich es vor Kurzem durchgespielt. Hier ein paar ungeordnete Gedanken:

    • Es ist beeindruckend, wie lebendig sich die Welt des Spiels anfühlt, obwohl Heavy Rain von 2010 ist. Gerade die belebten Orte wie das Polizeibüro oder die Bahnhofshalle mit zig NPCs waren da definitiv weit ihrer Zeit voraus.
    • Auch die Menge und Qualität des Motion Capturing ist für die Zeit extrem beeindruckend, auch wenn gerade grafisch auch beim Remaster doch auffällt, dass es schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
    • Die Vertonung schwankt so zwischen „ziemlich gut“ und „na ja“ oft hatte ich das Gefühl, dass zwar fähige Sprecher am Werk waren, die Betonung aber nicht immer gut auf die Mimik und Gestik zugeschnitten war.
    • Das Spiel schafft es extrem gut, Spannung zu erzeugen, und zwar effektiver, als ich es bisher in Videospielen erlebt habe.
    • Das ist einerseits cool, aber dafür setzt das Spiel auch sehr viel auf Extremsituationen, die in der Menge schon in Richtung Torture Porn gehen (vor allem bei Ethan und den Prüfungen), und das ist eigentlich etwas, was ich als narratives Element gar nicht leiden kann.
    • Maßgeblich zur Spannung tragen die Quick Time Events (QTE) bei, die wirklich in jeder erdenklichen Situation en masse eingesetzt werden und auf dem Schwierigkeitsgrad „Normal“ fand ich sie tatsächlich durchgehend herausfordernd vom Timing und der Bedienung.
    • Das liegt leider aber auch daran, dass sie nicht durchgehend intuitiv sind. Ich fand die Steuerung anfangs gewöhnungsbedürftig und auch später habe ich immer wieder Flüchtigkeitsfehler gemacht. Besonders schlimm waren aber die Kommandos, wo man den Controller neigen oder schütteln musste ich hatte den Dreh bis zum Ende nicht komplett raus und vermute auch, dass ggf. der PS5-Controller anders darauf reagiert als der der PS3/PS4.
    • Dementsprechend gab es auch immer wieder frustrierende Momente, wo ich nicht das Gefühl hatte, wirklich etwas für mein Versagen zu können. Auch die haben natürlich zur Spannung beigetragen.
    • Andererseits ist das Spiel in seinen Konsequenzen auch nicht drakonisch brutal und lässt eine gewisse Menge an Fehlern zu, weshalb bei mir am Ende auch alle spielbaren Charaktere minus dem Killer überlebt haben.
    • Konsequenzen sind allgemein jedoch groß geschrieben und es ist sehr cool, dass es kein Game Over gibt, sondern alle Entscheidungen Auswirkungen haben oft gravierende. Das muss in der Implementierung extrem aufwändig gewesen sein.
    • Heavy Rain ist trotz dem narrativen Fokus sehr ein Spiel und auch wenn die spielerischen Elemente gut mit der Story verzahnt sind, ist es doch in der Ausgestaltung der Handlung gerade mit den Prüfungen doch sehr gamey.
    • Die Handlung selbst, obgleich mitreißend inszeniert, ist auch ziemlich klassisch bis klischeehaft und hat durchaus etwas Pulpiges.
    • Größte Schwäche sind imo die Figuren, die über ihre Rollen hinaus erstaunlich profillos sind. Madison scheint einzig für Ethan zu existieren und Jayden fühlt sich ziemlich austauschbar aus bis zum Ende hat er keine großen Stakes in der Story. Und Ethan … ist da, um zu leiden und dem Spieler zum Spielen zu motivieren. Shelby mochte ich von Anfang an am liebsten.
    • In der Auflösung spielt das Spiel unfair, denn auch wenn es viele Andeutungen gibt, dass Shelby der Origami-Mörder ist, findet der Mord am Schreibmaschinentypen offscreen statt, während man Shelby spielt (!!!) was ein absolutes No-Go ist. Für mich war es kein Dealbreaker, aber es ist schon ziemlich schlechtes Writing. Als ich mit Lynx die ganzen Infos noch mal durchgegangen bin, war ziemlich klar, dass man ansonsten durchaus gut hätte auf den Mörder kommen können. Wobei ich kein Detektivenheimer bin, also ich vermutlich eher nicht
    • Die musikalische Inszenierung fand ich ziemlich gelungen das Hauptthema hat etwas Ominöses, Melancholisches und wann immer diese Stimmung herrschte, ist mir das Spiel am nächsten gegangen. Am liebsten mochte ich vermutlich auch das erste Drittel, wo die Stimmung auch schon gedrückt war, aber Ethan sich nicht von Extremsituation zu Extremsituation begeben musste als noch Zeit zum Durchatmen war, denn davon gibt es später fast keine.
    • Mein Ende war übrigens: Shelby stirbt, Ethan und Shaun überleben und wohnen danach zusammen, Madison ist nicht mit Ethan zusammen, Jayden überlebt auch


    tl;dr: Heavy Rain ist ein mitreißendes narratives Erlebnis, das technisch seiner Zeit neue Maßstäbe gesetzt hat und Gameplay sehr effektiv mit der Story verbindet auch wenn die QTEs keineswegs immer gut sind. Die Handlung ist jedoch ziemlich pulpig und setzt etwas arg viel auf den Shock Value. Man sollte sich also lieber auf die Achterbahnfahrt einlassen, ohne zu viel auf die Feinheiten zu achten.

    Oder abstrakter: Heavy Rain ist effektiv, aber definitiv nicht elegant dabei – was je nach Person Hit or Miss sein kann. Bei mir war es irgendwas dazwischen.

    Spielzeit: 09:30h
    Wertung: 7/10


  3. #3
    Visions of Mana



    Fast 20 (!) Jahre ist es her, seit der letzte neue Hauptteil der Mana-Serie mit Dawn of Mana erschien. Es überrascht nach den ganzen Remakes und Handyspielen der letzten Zeit nicht, dass wir Visions of Mana bekommen haben – aber nach der Neuausrichtung von Square Enix können wir da auch von Glück sprechen, denn ich glaube nicht, dass das heute noch abgesegnet werden würde.

    Anyway, Visions of Mana ist ein Mana-Spiel nicht unähnlich Trials of Mana (dem Remake) und auch ganz eindeutig Mana – es ist aber auch eindeutig moderner. Und das ist nicht nur gut. Es ist vor allem auch erheblich umfangreicher als alle bisherigen Mana-Spiele.

    Serientypisch ist das Spiel allgemein seicht. Die Handlung ist klassisch, nicht besonders originell oder tief und das Gameplay ist eher anspruchslos und nicht allzu komplex.



    Direkt fällt auf: Das Spiel ist unglaublich hübsch. Die satten, bunten Farben gepaart mit den tollen Panoramen und den charmanten Fachwerkhäusern, Windmühlen usw. sind einfach ein Hingucker.

    Hinzu kommt eine große Anzahl an völlig unterschiedlichen Locations, die oft auch durchaus fantasievoll gestaltet – vom Herbstwald über die Bibliothek bis hin zur Wasserstadt ist viel Auswahl dabei, und jeder einzelne Ort ist wunderschön.

    Die Welt ist aber auch sehr groß, und die Größe wird ihr zum Verhängnis. Man streift durch die schönen Setpieces, die bis auf generische Schätze, Trashloot und Monster nichts zu bieten haben. Die Erkundung fühlt sich eher an wie eine notdürftige Beschäftigungstheorie und greift nicht besonders gut mit den RPG-Mechaniken ineinander. Auch in dieser Hinsicht ist das Spiel sehr seicht. Klar, ein paar austauschbare Collectibles sorgen auch immer für einen winzigen Dopaminschub – aber sonderlich belohnend fühlt sich das nicht an.



    Die Kämpfe habe ich nach einer Weile auf „Beginner“ umgestellt, dem leichtesten Schwierigkeitsgrad. Im Allgemeinen fühlen sie sich deutlich behäbiger an als z.B. bei einem Ys. Man reagiert nicht so wirklich auf die Gegner, sondern spammt nur seine Moves.
    Durch das Klassensystem sind hier zwar durchaus einige Synergien möglich und erst mit der Zeit entfaltet sich das System etwas mehr. Ich hatte aber bis zum Ende nicht das Gefühl, dass es so richtig gezündet hat, und daher war es mir auch recht, mich hirnlos, aber flott auf niedrigem Schwierigkeitsgrad durch die Gegner zu prügeln.

    Ein Problem mit dem Klassensystem ist imo, dass jede Klasse für sich steht, die Skills aber komplett linear freigeschaltet werden und man bei der persönlichen Ausgestaltung kaum Spielraum hat. Auch hat man keinen Vorteil dadurch, mehrere Klassen zu leveln.

    Durch die Ability Seeds kann man die Figuren zwar mit neuen Skills und Statuswerte-Boosts ausstatten. Tatsächlich habe ich aber gar nicht so viel mit Skills gearbeitet und die Boosts waren vor allem anfangs zu klein, um einen wirklichen Unterschied zu merken.

    Die RPG-Elemente sind also vorhanden, aber alle reichlich unausgegoren. Die verschiedenen Gameplay-Elemente des Spiels (Kämpfe, Erkundung, Schätze, Klassensystem) greifen einfach nicht gut genug ineinander und das Gefühl von Progression ist zwar da, aber auch nicht so richtig motivierend.



    Der dümmliche Hauptcharakter ging mir anfangs gehörig auf den Senkel. Überhaupt war es extrem unglaubwürdig, wie zuerst alle Charaktere ihr Schicksal als Opfer einfach angenommen haben und demgegenüber auch nicht besonders emotional gestimmt waren. Das ändert sich im Verlauf der Handlung zwar – und ist auch ein Kernthema des Spiels –, entschuldigt den Anfang aber nicht.

    Hier und da gab es schon ein paar nette Szenen. Besonders gefallen hat mir, wie der Hauptcharakter zu den Eltern von Hina zurückkehrt, um ihnen vom (durch ihn mitverschuldeten) Tod ihrer Tochter zu erzählen. Das war schon recht emotional und schön umgesetzt.

    Überhaupt ist das Spiel – gerade für ein Mana-Spiel – extrem cutscenelastig. Oft kann man kaum ein paar Schritte gehen, bevor die nächste Szenen startet, und einige Teile des Spiels bestehen über eine Stunde oder mehr fast zur aus Szenen ohne Gameplay dazwischen.

    Die Charaktere sind sonst in Ordnung. Ich mag generell die varationsreichen Designs und dass die Figuren (sowie NPCs) oft Tieren nachempfunden sind. Das gibt der Welt einen charmanten und fantasievollen Touch. Von der Persönlichkeit sind die Figuren aber sehr stereotypisch und so ein richtig organisches Miteinander kommt nicht auf, auch wenn sich hier und da durchaus Mühe bei der Ausgestaltung gegeben wurde.



    tl;dr: Visions of Mana ist sympathisch und klassisch und charmant. Es ist extrem hübsch, klingt großartig und kann in seinen besten Momenten sogar ein wenig rührend sein – zumeist ist es aber ziemlich austauschbar und vor allem spielerisch seicht und reizlos mit einer viel zu großen Welt, die wenig bieten kann.

    Spielzeit: 20:15h
    Wertung: 7/10


  4. #4
    Faszinierendes Review. Es bestätigt irgendwie alles, was ich von dem Spiel erwartet habe, und bringt mich keinen Schritt weiter in der Frage, ob ich es irgendwann spielen werde. Allerdings ist die Auswahl an Screenshots schon wirklich, wirklich schön ...


    Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
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