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  1. #11
    Metaphor: ReFantazio


    Metaphor hat es mir nicht einfach gemacht. Da mich schon Persona 5 narrativ enttäuscht hatte, war ich schon vorher skeptisch. Ich hatte aber gehofft, dass das neue Setting den erhofften frischen Wind bringt.

    Insgesamt war ich dann doch etwas ernüchtert, von anderen Aspekten jedoch recht angetan. In keinem Aspekt außer dem Kampf- und Jobsystem konnte mich Metaphor jedoch so richtig überzeugen.

    Hier ein paar ungeordnete Eindrücke:
    – Die Welt mit ihren verschiedenen Völkern ist cool und hat oft eine ganz eigene Stimmung – das Worldbuilding hat mir insgesamt gefallen.
    – Größtes Highlight für mich war das Reiseflair, das aufkommt, wenn man sich mit dem Gauntlet Runner über die Weltkarte bewegt und der Erzähler seinen Text redet.
    – Es ist cool, dass man die Reise inkl. nächtlicher Rast miterlebt und in diesen Momenten kommt ein schönes Gruppengefühl auf.
    – Das Rassismus-Thema wird unglaublich fett aufgetragen und ist in seiner Darstellung bedauerlicherweise total unnuanciert und läuft nur auf die üblichen Klischees hinaus.



    Generell ist das ganze Storytelling unglaublich naiv – es hat sich alles sehr nach „Shōnen-Tropes × Küchentischphilosophie“ angefühlt und mich damit oft ziemlich frustriert.
    – Was schade ist, denn viele der Themen sind an sich spannend und hätten Potenzial gehabt.
    – Die gesamte Party und alle Social Links sind alles einfach nur gute Personen, die moralisch einwandfrei denken und lediglich Opfer der Welt sind – aber wenn die Welt so schlimm sind, wieso kann es bei den Charakteren nicht auch mehr Nuance geben, z.B. die Auseinandersetzung mit eigenen Vorurteilen? Im Spiel wird nur gaaanz kurz nebenbei Heismeys Abneigung für die Paripus thematisiert, aber auch nie wirklich genauer aufgegriffen? Genau das hätte die Party doch vielschichtiger gemacht.



    – Dass der Hauptcharakter zur diskriminiertesten aller Rassen gehört, merkt man im Spiel selbst kaum, was sehr unglaubwürdig macht.
    Louis als Antagonist hätte auch echt Potenzial gehabt, verkommt aber am Ende wie erwartet zum Anime-Villain mit fadenscheinigen Argumenten für sein Verhalten, weil es ja ein Kampf Gut gegen Böse sein muss, der sich für die Spieler befriedigend anfühlt –_– Statt dass man hier mal verschiedene Ideale über Regierungsführung gegeneinander ausspielt, was sich bei dem Thema total angeboten hätte.
    – Generell geht es im Spiel sehr viel darum, wie ein Land regiert werden soll, und es ist arg frustrierend, dass das Spiel darauf überhaupt keine Antworten gibt außer „Diskriminierung ist scheiße“, „Louis ist ein Arsch“ und „gemeinsam schaffen wir das“ – das meine ich mit naiv. Man hätte so viel aus dem Thema machen können, aber stattdessen bleibt es absolut oberflächlich.



    Das Jobsystem bockt! Die Auswahl an Klassen ist super und durch die schnellen Level Ups kann man relativ viele davon intensiv durchprobieren.
    – Die Verzahnung der Social Links mit dem Gameplay ist wesentlich besser als in Persona und die Boni machen hier tatsächlich einen riesigen Unterschied.
    – Das Korsett der begrenzten Zeit hat dem Spiel imo mehr geschadet – im Endeffekt hat man eh genug Zeit für alles, aber permanent das Gefühl, effizient handeln zu müssen. In Persona mit dem Schuljahr als Rahmen hat es gepasst, in Metaphor wirkt es eher notdürftig in die Handlung integriert.
    – Das Dungeondesign ist allgemein besser als in Persona 5, visuell sind vor allem die optionalen Dungeons aber reizlos und repetitiv. Die Hauptdungeons haben mir ziemlich gut gefallen, auch von der Größe.
    – Das Kampfsystem ist ein leicht modifiziertes SMT und hat mir viel Spaß gemacht. Es ist gut, dass es hier keine All-Out Attacks gibt und der Fokus stattdessen mehr auf Teamangriffen liegt.
    – Doof allerdings ist, dass man fast gezwungen wird, alle Gegner aus dem Hinterhalt anzugreifen, da alles andere so viel ineffizienter ist. Wird man selbst attackiert, heißt es im schlimmsten Fall nach einer Runde Game Over, während ein normaler Kampf so viel mehr MP kostet, dass man das verhindern will.
    – Accessoires mit ihren zahlreichen Effekten machen Spaß – auch dass man dadurch Skills für den Kampf bekommt, die aber durch den höheren MP-Verbrauch ihren Preis haben – gut gelöst!
    für das Feature mit der Purification und Appraisal bei Ausrüstungsgegenständen



    – Die Social Links fand ich größtenteils eher schwach bis mittelmäßig. Wieder einmal gibt es keine Interaktion mit den Leuten abseits von Dialogoptionen, bei denen man mal wieder kaum was beiträgt, aber wieder mal vergöttert wird – bin echt kein Fan von diesem billigen Wish Fulfillment. Yakuza hat das z.B. echt besser gelöst in 7+8.
    – Heismey und Maria fand ich noch am besten. In vielen wurden interessante Themen behandelt, aber eben wieder auf die gleiche naiv-oberflächliche Art, die schnelles Melodrama provoziert, aber absolut bequem und simplifizierend in der Erzählweise ist.
    – Schade, dass der Hauptcharaker zwar vertont ist, aber wieder absolut keine Persönlichkeit hat und reiner Self-Insert ist.
    Präsentation ist – wie bei Persona – mal wieder sehr mau. Die meisten Szenen sind statisch, die Figuren bewegen sich kaum und es gibt wenig Gestik, weil fast alles über Dialoge im Visual-Novel-Stil läuft. Die Porträts sind zwar nett, aber trotzdem wären ein paar mehr richtige Cutscenes schön gewesen.
    – Und selbst die, die es gibt, machen cinematisch wenig her. Meist ziemlich langweilige Kameraführung – die Inszenierung ist generell einfach nicht besonders gut, da hat Atlus einfach kein besonders talentiertes Team für bzw. setzt da auch keine Prioritäten. Schade.
    – Musik war allgemein gelungen, gab aber auch weniger Banger? Generell sehr cool, dass sich Meguro mal an was Orchestralem versucht und vor allem die Männerchöre sorgen auch für eine ganz eigene Identität, die sich von anderen Fantasy-RPGs abgrenzt und dem Spiel viel gibt. Unterm Strich gibt’s aber auch nicht so viel, was ich mir außerhalb des Spiels anhören würde, denke ich. Bisweilen auch erstaunlich nervige oder repetitive Stücke – teils sogar in Cutscenes.
    – Das UI-Design ist stylish, aber oft umständlich; gerade der Startscreen jedes neuen Tages ist viel zu lang.
    – Auch an anderen Stellen hätte es flotter gehen sollen, z.B. dass man sich in den Pauseräumen in Dungeons immer durch dieselben Dialoge klicken muss, statt dass man einfach speichern kann.
    – Die Spielwelt mit ihrer Lore und Atmosphäre und schönen Locations hat mir gut gefallen.



    tl;dr: Ich habe sehr gemischte Gefühle, was Metaphor angeht. Narrativ war es – wie Persona 5 – viel zu naiv für die komplexen Themen, die es behandeln will. Das Reisegefühl ist dafür klasse und das World Building (auch atmosphärisch) sehr gelungen. Das neue Jobsystem und die Kämpfe im allgemeinen haben mir sehr gut gefallen und das Dungeondesign ist auch deutlich besser als in Persona 5. Unterm Strich überwiegt aber die Enttäuschung über die Präsentation und Erzählung – das war mal wieder viel verschenktes Potenzial.


    Spielzeit: 58:10h
    Wertung: 7/10
    Geändert von Narcissu (26.11.2024 um 12:01 Uhr)


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