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  1. #21
    Heute: Das "Unter-dem-Meer"-Double-Feature

    Ghost Whale
    Marke: Crow & Pebble
    Warum ich es ausgewählt habe: Wie ganz am Anfang angesprochen, habe ich eine Schwäche für Meeresdüfte. Sie passen nicht unbedingt zu mir, aber ich mag sie, falls das Sinn ergibt. Deswegen hatte ich noch (mindestens) zwei weitere aquatische Düfte in die Auswahl genommen. Genny hat bei der Zusammenstellung offensichtlich Spaß gehabt und beide zusammen in ein Tütchen gepackt. Down where it's wetter, down where it's better!

    Duftnoten: Stürmische Seeluft, Muskatellersalbei, schwarzer Pfeffer, grüner Jasmintee, Zedernholz

    Wonach es riechen soll: Kapitän Ahab blickt aufs Meer hinaus und verflucht diesen verdammten Wal.
    Wonach es riecht: Unmittelbare Reaktion: ??? Da ist nichts? Wo ist der Wal? Was ist hier los? Drei Sekunden später: OH SHIT DA IST DER WAL.
    Und der Wal hittet wie ein Truck. Es ist wirklich das Moby Dick-Erlebnis. Für einen kurzen, schrecklichen Moment rieche ich Petroleum, bevor eine Duftkerze auf Speed bedrohlich näher kommt. Nach dieser etwa zehnsekündigen Achterbahnfahrt bleibt der Duft halbwegs stabil. Er hat die Intensität und das Charisma einer Yankee Candle Ocean Air-Fünfdochtkerze. Ich würde ihn dennoch nicht als "frisch" beschreiben, eher würzig und dunkel. Der Pfeffer macht aus dem Standard-Männerduft einen Standard-Männerduft mit Pfeffer. Ghost Whale riecht an Genny seemeilenweit besser als an mir.

    Haltbarkeit: Ewiglich, wie der Ozean.
    Kopfschmerzfaktor: Als würde Moby Dick dir persönlich den Kopf abbeißen.

    Genereller Vibe: Kapitän Ahab (männlich) blickt maskulin aufs Meer hinaus und verflucht wie ein echter Mann diesen verdammten Wal.
    Abschließende Gedanken: Ich halte mich eigentlich damit zurück, Parfum in die männlich/weiblich-Dichotomie einzusortieren, aber Siren und Ghost Whale scheinen mir wirklich wie eine feminine und eine maskuline Interpretation desselben Dufts. Beide sind theoretisch unisex tragbar, aber wenn sie nebeneinanderstehen, kann ich mich dieses Eindrucks nicht erwehren.

    Gesamtnote: 3
    Siren
    Marke: DarkTales
    Warum ich es ausgewählt habe: Die Gothic-Parfums gingen alle in ungefähr dieselbe Richtung und ich wollte von Dark Tales auch etwas testen, was eine komplett andere Duftfamilie abdeckt.

    Kopfnoten: Moringa, Blauer Lotus, Limette.
    Herznoten: Muskatellersalbei, Ingwerlilie, Ylang-Ylang.
    Basisnoten: Vetiver, Patchouli, Seegras.

    Wonach es riechen soll: Eine ätherische Geschichte über die ewige Faszination des Meeres, die verlockend und poetisch ist, ohne sich auf banale Klischees über Sirenen zu verlassen. Klaro.
    Wonach es riecht: Das Siren-Duftöl ist grün auf der Haut und das lenkt mich für einen Moment so ab, dass die Algen mich umschlingen und auf den Grund des Sees ziehen. Dort unten ist das Wasser durchsetzt von Seegras und verrottenden Blüten, die mir die Sicht versperren. Ähnlich wie Libertine (my love) hat Siren einen sexy Vibe, wie bei einer Meermenschenorgie. Die Limette ist erstaunlich präsent und gibt der Veranstaltung einen interessanten Mojito-Vibe. Die Frische bekämpft den Dark-Tales-üblichen Modergeruch sehr elegant. Aus den Augenwinkeln (Nasenwinkeln?) nehme ich manchmal dennoch die Alge wahr, und da könnte ich drauf verzichten tbh.

    Haltbarkeit: Ich kann ihn drei Stunden später noch direkt auf der Haut riechen, aber er ist von Anfang an sehr schwach.
    Kopfschmerzfaktor: Wie üblich bei Dark Tales ist der Duft zart, elegant und migränefreundlich.

    Genereller Vibe: Meerwesen werden in entsprechenden Kunstwerken häufig mit mehreren sekundären Geschlechtsteilen dargestellt mit mit diesem Duft hätte ich kein Problem, diesem biologischen Fakt auf den Grund zu gehen.
    Abschließende Gedanken: Es ist kein Wunder, dass Siren bereits ausverkauft ist. Der Duft wird in der neuen Dark-Tales-Iteration zurückkommen, aber in einer modifizierten Version. Schade, ich werde meine kleine Samplerflasche sehr wertschätzen - auch wenn unsere RP-Seefahrtstage wohl vorbei sind.

    Gesamtnote: 2
    Geändert von Caro (19.12.2023 um 04:55 Uhr)

  2. #22
    Ambilux
    Marke: Marlou
    Geschichte: Die Tatsache, dass wir von Marlou bisher verschont geblieben sind, ist ein mittleres Wunder. Die Marke hat ihre... ehm... Identität darin gefunden, sich von Körperflüssigkeiten inspirieren zu lassen. Bekannt geworden durch eine beinahe poetische Review auf TikTok, war das Samplerset zeitweilig ausverkauft. Und das, obwohl die Düfte definitiv nicht massentauglich sind. Jeder Tag, jedes neue Tütchen brachte den Nervenkitzel mit sich: Wird heute der Tag sein, an dem ich nach Sperma riechen muss?
    Warum ich es ausgewählt habe: Von Marlou habe ich alle vier Düfte. Mit Ambilux starten wir direkt am tiefen Ende: Es ist tatsächlich der Sperma-Duft. Wer dabei bereits angewidert die Nase rümpft, sollte vielleicht nicht weiterlesen, ich werde explizit in meiner Beschreibung.

    Duftnoten: KÜMMEL - COSTUS (BIBERGEIL) - HELICHRYSUM

    Wonach es riechen soll: Körpergeruch: Realistisch, aber imperfekt. Die verschwitzten Strumpfhosen einer Ballerina, der Geruch von versteckten Körperfalten, das überhitzte Schlafzimmer nach dem Sex im Sommer.
    Wonach es riecht: Zunächst eine Klarstellung: Die Düfte von Marlou sind als Kunstwerk zu verstehen. Sie sind nicht dafür gedacht, morgens vor dem Büro aufgetupft zu werden und einen als Everyday-Scent zu begleiten.
    Ambilux ist nicht angenehm. Er ist nicht sexy, sondern die Realität beim Sex. Ich habe den ganzen Monat lang darüber gememet, dass ich ja bald nach Sperma riechen muss, aber wirklich dran geglaubt habe ich nicht. Doch. Ambilux hat eine eindeutige Spermanote. Spezifisch älteres, wenig flüssiges Sperma, wenn man dehydriert ist und einige Tage keine Ejakulation hatte. Dazu kommt pointiert der Schweiß. Weniger frischer Schweiß, sondern der Geruch seiner Jacke, wenn Genny nach einem Tag mit drei Laufanlagen nach Hause kommt. Irgendwie vertraut und nostalgisch.

    Haltbarkeit: Technisch irrelevent, weil man ihn nicht lange tragen kann. Ich habs nicht länger als eine Stunde ausgehalten.
    Kopfschmerzfaktor: Weniger durch die Duftnoten, mehr durch den Effekt.

    Genereller Vibe: Ein Deepthroat, bei dem die Hoden aufs Gesicht klatschen und man beinahe daran erstickt. Unangenehm, aber eigentlich ganz geil.
    Abschließende Gedanken: Es ist schwer, Ambilux eine klare Note zu geben, weil er nicht mit den anderen Parfums vergleichbar ist und sein will. Marlou erreicht sein Ziel, Körpergeruch zu imitieren – aber ich stelle den zweiten Teil des Mission Statements infrage. Das besagt: This implies the acceptance and even ownership of faults, of imperfections inherent to that living object which is never wholly clean. Ja, der Körper ist nie ganz sauber, Sex ist nie ganz sauber, das Leben ist nie ganz sauber. Aber Ambilux lehnt sich so weit in den "schmutzigen" Aspekt hinein, dass es obszön wird. Das ist mehr als "imperfektionen akzeptieren", das ist ausgewachsene Salophilie. Das ist die Motivation dahinter, getragene Slips und Socken zu kaufen.
    Und das ist okay, aber halt nicht der Standard für alle Menschen.

    Gesamtnote: ohne Bewertung
    Geändert von Caro (19.12.2023 um 04:55 Uhr)

  3. #23
    Old Library
    Marke: Dark Tales
    Warum ich es ausgewählt habe: Ich habe richtig Bock auf einen guten Papierduft. Nachdem ich von Replica Whispers in the Library maßlos enttäuscht wurde (das ist halt so ein Parfum, und hat nichts mit dem Dark Academia-Vibe einer alten Bibliothek zu tun), schien mir Old Library wie ein guter Kandidat für einen weiteren Versuch.
    (Anmerkung: Von jetzt an fliegen wir blind: Dark Tales hat heute seinen Shop geschlossen und die Webseite genuket. Ich muss also zusammenpuzzlen, was ich finden kann.)

    Duftnoten: Zedernholz, Vanille, Vetiver, peruanisches Balsamholz, Basilikum, Rosenholz, Bergamotte

    Wonach es riechen soll:Eine Kloster-Bibliothek voller dunkler Geheimnisse, versteckter Passagen und verschwiegener Mönche.
    Wonach es riecht: Als ich an der Uni im Zentrum für Qualitätsanalyse gearbeitet habe, musste ich einmal runter in den Keller, ins Archiv. Das Gebäude war nicht alt, mehr so ein Zweckbau aus den 90ern, aber der Keller war trotzdem klamm und duster. Und da hats genauso gerochen.
    Ja, Old Library hat definitiv etwas Altes, Staubiges an sich. Ob es eine Bibliothek ist, kann ich nicht sagen. Wenn es eine ist, dann weniger Oxford oder Yale, sondern Lüdenscheid oder Oschatz. Es ist auch wieder merkwürdig feucht im Abgang. Das Basilikum ist erstaunlich präsent und ich habe keine Ahnung, was es hier verloren hat. Aber die grüne Note in Kombination mit dem Moder erzeugt einen Schimmelgeruch, der es in sich hat. Einziger Trost ist die Vanille, die mit der Zeit immer präsenter wird und die schlimmsten Aspekte abfedert.

    Haltbarkeit: Viel zu lange, viel zu stark. Bei Old Library fängt Dark Tales plötzlich an, Sillage zu entwickeln.
    Kopfschmerzfaktor: Das ist der erste Duft von Dark Tales, der stark genug ist und scheisse genug riecht, also ja.

    Genereller Vibe: Vermoderte Pappkartons im tiefsten Keller der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg in der schlesischen Oberlausitz
    Abschließende Gedanken: Dark Tales hat die Nuancen von Moder wirklich drauf. Jeder Duft (minus Libertine) hatte bisher diesen verwesenden Charakter, auf seine individuelle Art und Weise. Ich habe Old Library zum Einkaufen im Supermarkt getragen und es war mir unangenehm, wie ich gerochen habe. Das könnte der Duft von Dark Tales sein, den ich bisher am schlechtesten finde. Und natürlich ist das eine der wenigen Sorten, die nach Wiedereröffnung unverändert zurückkommt. Warum auch immer.

    Gesamtnote: 5
    Geändert von Caro (18.12.2023 um 18:33 Uhr)

  4. #24
    Seafoam
    Marke: AzurasAlchemyLab
    Warum ich es ausgewählt habe: In der Theorie klingen die Duftnoten gut. That's kinda it.

    Duftnoten: Kräuter-Tonikum, Orangenblüte, aquatische Noten

    Wonach es riechen soll: Weißer Meerschaum, das Rauschen des Meeres, ein Strandspaziergang
    Wonach es riecht: Der Duft in der Flasche ist wunderbar! Wie ein Cocktail mit Tonic Water und einer Gurkenscheibe am Rand. Nur leider beschreibe ich nicht den Duft in der Flasche. Aufgetragen riecht es schlicht nach Axe Bodywash. Dem grünen. Viel mehr kann ich gar nicht sagen. Gehe in den dm und schnupper an einer Männerduschgelflasche, der Effekt ist etwa derselbe. Es hält natürlich länger auf der Haut und verliert mit der Zeit an Schärfe.

    Haltbarkeit: Meh.
    Kopfschmerzfaktor: Dezent. Wenn ich permanant dran riechen müsste, wäre es schon unangenehm.

    Genereller Vibe: Männer-Duschgel (derogatory)
    Abschließende Gedanken: Seafoam war eigentlich schon am Donnerstag im Adventskalender, aber ich konnte mich bisher nicht durchringen, meine Review für ihn zu schreiben. Zu nichtssagend ist der Duft, zu langweilig. Vielleicht würde ich ihn besser finden, wenn ich vorher nicht Siren probiert hätte. Er ist nicht schlecht, aber schrecklich basic. Und das ist fast schlimmer als Moder und Sperma.

    Gesamtnote: 3+
    Artimitia
    Marke: Onyrico
    Warum ich es ausgewählt habe: Mir haben noch X Euro zum Mindestbestellwert bei dem Pröbchen-Onlineshop gefehlt. Zu Onyrico habe ich nichts gefunden, nichtmal eine Webseite. Einziges Alleinstellungsmerkmal sind die Flakons, die mit Verschlusskappen aus Halbedelsteinen verziert sind. Artimitia ist angeblich inspiriert von Artemisia Gentileschi, einer italienischen Malerin des 17. Jahrhunderts, bekannt durch das Frauenpower-Barock-Gemälde Judith und Holofernes. Das ist genau mein Vibe und ich hatte die vage Hoffnung, endlich meinen düsteren Hexenmeisterinnen-Duft zu fnden.

    Kopfnote: Frischer Ingwer, Mandarine
    Herznote: Orangenblüten, Ingwerblüte, karamellisierter Zucker
    Basisnote: kandierter Ingwer, Vanille, weißer Moschus

    Wonach es riechen soll: Eine einsame Malerin in ihrer Werkstatt, die an ihrem Meisterwerk arbeitet.
    Wonach es riecht: Ich hatte mich seelisch und moralisch bereits auf eine Ingwerbombe ála Celestial Fox eingestellt, aber da kommt einfach nichts. Es riecht nach Vanille und Moschus, Moschus und Vanille. Weich, cremig und kuschelig, wie ein beiger Cashmere-Pullover. Angenehm, ja, aber ein absoluter Standard-Duft. Mit der Zeit und ganz viel gutem Willen riecht die Vanile ein bisschen würzig. Aber von den drei (!) unterschiedlichen Ingwernoten in jeder Phase des Duftes ist nichts wahrnehmbar. Das ist auch eine Leistung.

    Haltbarkeit: Guter Parfum-Standard. Stark genug für den "Oh, was tragen Sie denn?"-Faktor.
    Kopfschmerzfaktor: Vanilletypisch.

    Genereller Vibe: Eine (für ihre Zeit) mächtige Frau wird in einem weichen Wollpullover gezwängt und gefragt, wie sie denn Karriere und Kinder unter einen Hut bringt.
    Abschließende Gedanken: Artemisia Gentileschi hatte ein beeindruckendes, ein tragisches Leben. Wenn ich mir ihre Gemälde anschaue, denke ich an Wut und Rache und Energie und kraftvolle Weiblichkeit. Ich weiß nicht, wie ich es finde, ihr einen Duft zu widmen, den ich in der Form auch im Douglas kaufen kann, und zwar für ein Zehntel des Preises. Es riecht gut, aber es riecht halt nicht 215-Euro-für-100-Milliliter-gut.

    Gesamtnote: 2-
    Geändert von Caro (18.12.2023 um 02:55 Uhr)

  5. #25
    Gelsomini di Capri
    Marke: Carthusia
    Warum ich es ausgewählt habe: Carthusia macht extrem italienische/mediterrane Parfums, inspiriert von der Insel Capri, ihren Zitronenhainen, blühenden Jasminbüschen und den freundlichen Menschen, die frisch gebrühten Tee an der Promenade trinken. Ich war noch auf der Suche nach eine netten Zitronenduft und das klang wie ein guter Match – ich wusste leider nicht, dass "Gelsomini" eine Jasminsorte beschreibt.

    Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Mandarine
    Herznote: Jasmin, Ginster, Orangenblüte, Ylang-Ylang
    Basisnote: Kashmirholz, Vanille, Amber, Moschus

    Wonach es riechen soll: Die Jasminblüte auf Capri im Jahr 1380, zum Besuch von Königin Johanna I. von Anjou
    Wonach es riecht: Die Jasminblüte steht als Star im Vordergrund und ist ganz klar der Fokus des Parfums. Es gibt den schönen Begriff "fotorealistisch", um eine realitätsnahe Abbildung eines Duftes zu beschreiben, und das trifft es perfekt. Es riecht, als würde man an einem üppigen Jasminbusch vorbeigehen. Laut Duftpyramide sollte da eigentlich 'ne Menge los sein, aber außer den Blüten ist auf meiner Haut wenig wahrnehmbar. Der Duft ist leicht, sommerlich und elegant, keine Blumenbombe wie andere White-Flower-Variationen, die ich schon kenne.

    Haltbarkeit: Ist sommerlich hinfortgetänzelt, bevor es ernst werden kann.
    Kopfschmerzfaktor: Nur, wenn man Hardcore-Probleme mit Blumendüften hat.

    Genereller Vibe: Eine Wanderung im Sommer auf der Insel Capri, hoch zur Villa Lysis, um die Aussicht zu genießen.
    Abschließende Gedanken: Ein netter Duft. Sehr tragbar, sehr alltagstauglich, und absolut nicht mein Ding. Ich muss ihn auf meiner Verschenk-Bingo-Karte nur noch jemandem zuteilen...

    Gesamtnote: 2+

    Corpalium
    Marke: Marlou
    Warum ich es ausgewählt habe: Corpalium soll der tragbarste der vier Marlou-Düfte sein, und der einzige ohne unmittelbare menschliche Assoziation. Stattdessen greift Corpalium auf die Gerüche der Tierwelt zurück und versucht ... Equine Sensuality abzubilden. Pferdehafte Sinnlichkeit. Let's go.
    Duftnoten: BOCKSHORNKLEE - GUAJAC-HOLZ - CASTOREUM

    Wonach es riechen soll: Der Moment beim Betreten des Stalls, in dem ein preisgekröntes Rennpferd steht.
    Wonach es riecht: Im unmittelbaren Kontrast zu Ambilux riecht Corpalium schonmal nicht scheisse. Es ist wieder ein herausfordernder Duft, aber deutlich weniger provokant. Mehrere Eindrücke ströhmen auf mich ein: Stroh, das lange in der Sonne lag, eine unangezündete Zigarre, herbes Lederputzzeug. Es verwirrt mich, dass Tabak keine der ausgezeichneten Noten ist, weil dieser Geruch für mich klar identifizierbar über allem liegt. Dazu kommt eine scharfe Note, fast ein bisschen minzig, aber ohne die Frische. Es riecht wie im Zigarrenraum eines fancy Hotels, und im späteren Verlauf dominieren die holzigen Noten auf eine angenehme Art.
    Insgesamt erstaunlich harmonisch und tatsächlich tragbar. Natürlich nicht an mir, aber an einem älteren Mann, der Anzug trägt, seine Kinder liebt, schnelle Autos fährt und ein Gespür für teure Dinge hat. Nein, nicht dem, Kaia, dem anderen.

    Haltbarkeit: Ziemlich okay, und die Transformation zur Basisnote hin macht den Duft tendenziell noch angenehmer.
    Kopfschmerzfaktor: Gering.

    Genereller Vibe: Das Büro eines Mafia-Bosses/Immobilieninvestors/Waisenhausbesitzers. Die Vorhänge sind zugezogen, nur das Glimmen einer Zigarre erhellt den Raum, und im Hintergrund schnurrt ein Jaguar auf seinem Strohbett.
    Abschließende Gedanken: Corpalium hat mich positiv überrascht. Ich habe mich vorhin noch drüber lustig gemacht, aber jetzt weiß ich, was sie mit "Equine Sensuality" meinen. Es ist ein sinnlicher Duft, aber auf unerwartete Weise. Das Spiel mit Texturen und Materialien, die man in Parfum nicht erwarten würde, ist interessant. Ich hätte gern Sex mit der Person, die diesen Duft tragen kann.

    Gesamtnote: ohne Bewertung

  6. #26
    Opus 2 - Dose of Rose
    Marke: L'Atelier Parfum
    Warum ich es ausgewählt habe: Habe ich nicht! Dieser Duft war anscheinend als kostenloses Pröbchen bei meiner Bestellung bei La Schiller dabei und Genny hat ihn einfach in eins der Tütchen geworfen. Ich war gerade genauso verwirrt wie ihr, als ich ihn herausgefischt habe.

    Kopfnote: Safran, Kardamom, Schwarze Johannisbeere
    Herznote: Rosenblätter, Nelke
    Basisnote: Papyrus, Leder

    Wonach es riechen soll: Zerstoßene Rosenblüten und Gewürze in einem Lederbeutel auf dem Mittelaltermarkt.
    Wonach es riecht: Die wärmste, pinkeste, saftigste Rose. Ich bin ein bisschen schockverliebt. Der Duft ist STARK, aber es ist ein klassisches Parfum, da ist das zu erwarten. Es ist mehr die Idee einer Rose, kein authentischer Rosenduft wie in Luck of the Roses. Dieses Parfum ist überhaupt nicht grün, sondern warm, dunkel und ein bisschen herb. Wahrscheinlich ist das die Ledernote, über die sich andere Reviews beschweren? Die Gewürze kommen erst später voll durch, aber ergänzen den Reigen auf wunderbare Art.
    Es ist nahe an Byredos Rose of No Mans Land und meiner geliebten Lady Vengeance, aber erwachsener, würziger, dunkler. Eine gute Option für den Winter.

    Haltbarkeit: Mindestens vier Stunden. Es ist 4:30, ich gehe gleich ins Bett, und die Rose umschmeichelt mein Handgelenk noch immer.
    Kopfschmerzfaktor: Für mich nicht, aber Genny hat mich böse angeschaut.

    Genereller Vibe: Wenn Afi die Femme Fatale-Route einschlägt und ein Dark Magic-Powercouple mit Mikha bildet.
    Abschließende Gedanken: Ich weiß schon, dass Genny und Kaia diesen Duft nicht mögen werden. Aber Dose of Rose ist genau die Art von pinker Rose, die ich als meinen Signature Scent verstehe. Sehr Dark-Femme-Black-Lady-coded. OH GOTT, ES IST LITERALLY BLACK ROSE. Kein Wunder, dass ich den Duft so gerne mag.

    Gesamtnote: 1

    Forest Witch
    Marke: Dark Tales
    Warum ich es ausgewählt habe: Es ist so weit: Der letzte Duft von Dark Tales ist gekommen. Forest Witch war der Bestseller der Marke und wird 2024 in veränderter Form zurückkehren (als "Fern Valley"). Ich habe heute die Mail mit dem Duft-Line-up für nächstes Jahr bekommen: Das Thema ist "Barock & Blut" und mein gierigen kleinen Waschbärenhände zucken bereits. Ich lerne ja bekanntlich nie aus meinen Fehlern.
    Duftnoten: Eichenmoos - Bergamotte - Neroli

    Wonach es riechen soll: Eine olfaktorische Reise in den Schoß von Mutter Erde, graduell absteigend ins Herz eines verwuchterten Waldes.
    Wonach es riecht: Ohohoho, lese ich da etwa die Hauptbestandteile von Chypre in den Duftnoten? Meine wohlwollende Nase trifft direkt auf die etwas deplatziert wirkende Bergamotte und ihr bitteres Zitrusaroma. Darunter ist ein weiches Bett aus Moos und Farnen, ein angenehm grüner, frischer Duft. Aber auch nicht zu frisch, wir sind immernoch im Gothgirl-Territorium! Die Bergamotte hält sich erstaunlich lange, aber nach einer guten Stunde verzieht sie sich und hinterlässt eine angenehme Mischung aus nasser Erde, Morgentau, Waldgeruch und etwas Warmen, Heimeligen. Keine Modernote, obwohl es so offensichtlich wäre!

    Haltbarkeit: Wenn ich drin bade, vielleicht.
    Kopfschmerzfaktor: Ich rieche es nur, wenn ich meine Nase direkt gegen meinen Arm presse, also eher nein.

    Genereller Vibe: Ein Spaziergang durch das moosige Unterholz an einem kühlen Frühlingsmorgen, und man hat eine Zitrusfrucht dabei.
    Abschließende Gedanken: Überraschenderweise ist Forest Witch genau der Zitrusduft, den ich mir gestern noch herbeigewünscht habe. Die Kombination aus Moos und Bergamotte ist ein Gewinner für mich und bestärkt mich darin, mehr Experimente in Richtung Chypre zu unternehmen. Einziges Manko ist die miserable Performance.

    Gesamtnote: 1-

  7. #27
    Cherry Bomb
    Marke: AzurasAlchemyLab
    Warum ich es ausgewählt habe: Ich mag Gurkendüfte, ich mag Kirschdüfte, ich mag Wassermelonendüfte, ich mag das Lied 'Cherry Bomb' von den Runaways, what's not to love?

    Duftnoten: Kirsche, Gurke, Wassermelone

    Wonach es riechen soll: Eine frische Kaltschale mit Kirschgeschmack. Moment, wissen die anwesenden Wessis überhaupt, was eine Kaltschale ist? idk. idc.
    Wonach es riecht: Ich öffne das Fläschen und mache einen kleinen Tanz durch mein Büro. Es riecht so gut! Frisch, saftig, wie gute Skincare, mit diesem Gurken-Wasser-Wellness-Vibe, den ich persönlich liebe. Keine klebrige Süßigkeiten-Kirsche, sondern eine luftige, elegante Angelegenheit. Ihr seht schon, ich beschreibe sehr ausführlich den Duft in der Flasche. Nach dem Auftragen wird's nämlich leider scheisse. Meine warme Haut nimmt dem Duft komplett die Leichtigkeit und manövriert ihn ins Duftkerzen-Territorium. Es riecht 1:1 wie Yankee Candle Black Cherry. Und das ist nicht *schlecht*, aber leider nicht das, was ich mir gewünscht habe.

    Haltbarkeit: Wenig berauschend, ist bei den Duftnoten auch nicht überraschend. Fruchtige Elemente haben keine lange Halbwertszeit.
    Kopfschmerzfaktor: Vielleicht liegts an meiner generellen Disposition, aber ich bekomme davon Kopfschmerzen.

    Genereller Vibe: Eine ballernde Kirsch-Duftkerze, die man sich im Sommer auf dem Balkon anzündet.
    Abschließende Gedanken: Azura hat ein unheimlich gutes Gespür dafür, gut riechende Parfums zu machen, die beim Kontakt mit (meiner) Haut komplett abschmieren. Im Flakon riecht es grandios! Dare I say: Den Duft im Flakon finde ich fast besser als Lost Cherry. Keine Ahnung, ob das so eine Hautchemie-Situation ist, aber wir werden es herausfinden.

    Gesamtnote: 3

  8. #28

    Silent Soul
    Marke: Crow & Pebble
    Warum ich es ausgewählt habe: Um ehrlich zu sein: Keine Ahnung. Es ist sogar auf der Liste, die ich handverlesen habe, kein Teil eines festen Test-Sets. Wahrscheinlich habe ich das Wort "Gossamer" gelesen und mich verliebt, ich stehe auf so poetischen Quatsch. Ich hatte wohl vage Hoffnungen an spooky Ghost-Vibes?

    Duftnoten: zarte Seidenblumen, blassgrauer Moschus, rosa und schwarzer Pfeffer, Muskatellersalbei und Thymian

    Wonach es riechen soll: Der Geist einer lange verlorenen Seele, der unsichtbar und vergessen durch die Wälder streift
    Wonach es riecht: Ich werde es nicht beschönigen: Der erste Moment war rough. Ich war drauf und dran, ihn im Bad gemeinsam mit Trickster abzuspülen. Aber dann habe ich nochmal dran gerochen und es war vom einen auf den anderen Moment wunderschön? Richtig merkwürdig.
    Der Pfeffer ist anfangs recht präsent, aber nicht auf die "Oh-Shit-Ich-Muss-Niesen!"-Art, sondern wie wenn Genny Pfefferkörner anröstet, bevor er sie im Mörser zermahlt. Darunter ist ein wunderschön weicher-cremiger Duft, wie eine warme Umarmung. Durch den Pfeffer und die Kräuterigkeit seiert er aber nicht so unmotiviert vor sich hin wie andere Variationen dieser Duftfamilie. Schön! Merkwürdig, aber schön!

    Haltbarkeit: Die üblichen zwei, drei Stunden.
    Kopfschmerzfaktor: Also, ich hatte Kopfschmerzen, aber das hatte einen anderen Grund (siehe unten)

    Genereller Vibe: Ein gut eingecremter, wohlerzogener Geist einer adligen jungen Dame, die gegen 1887 an Schwindsucht verstorben ist.
    Abschließende Gedanken: Mit dem Pfeffergeruch muss man viben können, aber dann geht das Parfum voll klar. Ich habe den Abend über immer wieder an meinem rechten Arm gerochen, weil es ein sehr angenehmer Duft ist. Nach mehrmaligen Tests glaube ich, dass der komische Effekt am Anfang wirklich der Pfeffer ist, der sich aber sehr, sehr schnell angenehm wandelt.

    Gesamtnote: 2

    Trickster
    Marke: Crow & Pebble
    Warum ich es ausgewählt habe: Oh mein Gott, wir sind endlich am Ende angekommen. Das ist der letzte Duft von C&P im Adventskalender. Ich glaube, ich mag die verwendeten Inhaltsstoffe der Marke nicht gerne, weil ich alle Parfums bis auf wenige Ausnahmen (Prismatic Crow) sehr langweilig und unterkomplex empfand. Aber whatever. Es hat Spaß gemacht, viele Düfte waren ein bisschen wild und out there, und Trickster ist die Krönung dieser Kategorie: Ein Tomaten-Parfum.

    Duftnoten: Eine verspielte Mischung aus Tomatenblättern, Tabak, Neroli, Melone, Eichenmoos und Moschus, abgerundet durch einen Hauch von Grapefruit.

    Wonach es riechen soll: Eine Reihe von Tomatenpflanzen im Hochsommer, wenn die Blätter kräftig duften.
    Wonach es riecht: Oh nein. Nicht nochmal. Es ist Zeldas Revenge, die Rückkehr des Pissegeruchs. Alles andere ist eigentlich fast egal, während ich ins Bad laufe und die Bahnhofsunterführung von meinem Arm abkratze. Ich bekomme einen beiläufigen Whiff einer Tomatenpflanze, bin kurz beeindruckt über den Realismus der Duftnote, dann wieder überwältigt vom Uringestank.
    In den Momenten, in denen ich das Problem ausblenden kann, riecht es grün, wie eine Mischung aus Wiese und Gewächshaus. Ganz nett eigentlich. Der Tabak hilft der Gesamtsituation leider gar nicht. Marlou will wenigstens nach Mensch riechen.

    Haltbarkeit: Nach doppeltem Schrubben mit Seife ist der Geruch immernoch da und begleitet mich die folgenden Stunden. Eine gerechte Strafe für meine Hubris, I guess.
    Kopfschmerzfaktor: Nicht direkt vom Duft, eher von den Begleitumständen.

    Genereller Vibe: Jemand hat ins Tomatenfeld gepisst.
    Abschließende Gedanken: Ich schwöre bei meiner Makerehre: Es ist ein Zufall, dass der erste und letzte Duft von Crow and Pebble die Marke umschließen wie ein goldgelbes Pisseband. Eingehendes Studium der Zutatenlisten lassen mich auf Blue Musk als Übeltäter schließen, das ist die einzige Duftnote, die beide gemeinsam haben. Jetzt bleibt nur noch die Frage: Was mache ich damit?

    Gesamtnote: 5
    Geändert von Caro (21.12.2023 um 18:30 Uhr)

  9. #29
    Dear Empathy
    Marke: equality.
    Warum ich es ausgewählt habe: Wie bereits erwähnt, bin ich kein Fan von der männlich/weiblich-Trennung in der Parfümerie. dear empathy soll ein wahrer Unisex-Duft sein, kein schnell umgewidmeter Brandingunfall (looking at you, JhaG Ego Stratis!), wo man den Gender-Sticker noch schnell abgeknibbelt hat. Die Texte der Marke machen mich ein bisschen aggressiv, aber die Duftnoten klingen cool (Grünes Gras!) und ich brauche noch einen Signature-Duft für mein enby-OC.

    Kopfnote: Kamille, Lavendel, Grünes Gras
    Herznote: Elemi (Balsamharz), Bulgarisches Rosenöl, Osmanthus
    Basisnote: Amyrisholz, Zedernholz, Labdanum

    Wonach es riechen soll: Von der offiziellen Webseite kopiert, Kommafehler und alles: dear empathy“ personifiziert eine uns angeborene, gar grundlegende Fähigkeit des Fühlens, welche uns, in einer Welt aus Ungewissheit, Schnelllebigkeit, digitaler Allmacht und Ungerechtigkeit, verloren gegangen zu seien scheint.dear empathy verkörpert die Empathie in uns und stellt klare, handgeschriebene Worte an die Fähigkeit des Einfühlens und Mitfühlens. dear empathy, nimmt uns mit auf eine Sinnesreise tief in unser Wesen und hilft uns, uns selbst zu verlernen und den Menschen in uns wieder zu entdecken.
    (Hey, equality., hey, Lukas Görlitz aus Stadtoldendorf, wenn ihr das lest, ich bin Texterin und Corporate Ghostwriterin! Diese Produktbeschreibung tut mir in meiner kleinen Seele weh. Book me, pls @ carolin@sextexterin.de)

    Wonach es riecht: Der Auftakt ist kräuterig, aber auf eine positive Art. Die Kamille kann ich riechen, den Lavendel weniger (gut für den Kaia-Coin!) Das frische Gras durfte auf der Wiese bleiben, es riecht schlicht wie Natur, nicht wie Schnittgrün. Was ich an Unisex-Düften so mag: Sie klammern sich nicht an "übliche" Duftnoten, die dem einen oder anderen Geschlecht zugewiesen sind. dear empathy ist jetzt nicht komplett out there, aber durchaus ungewöhnlich. Irgendwie grün und würzig, aber gleichzeitig mit einer gewissen Frische gesegnet. Später riecht es 1:1 wie das Luxus-Hotel in den Dolomiten, in dem Genny und ich unsere Hochzeitsreise verbracht haben. Holz x Alpenluft x Spa-Bereich x Raumduft für 400 Euro.
    Haltbarkeit: Beachtlich: Ich bin nach 5 Stunden Tragezeit ins Bett gegangen und konnte zufrieden in Urlaubsstimmung einschlafen.
    Kopfschmerzfaktor: Für mich nicht.

    Genereller Vibe: Ich stehe mit ausgebreiteten Armen auf einer östereichischen Alm und singe mir die Seele aus dem Leib, während sich die Kamera um mich dreht.
    Abschließende Gedanken: Ich versuche mir immer, den Duft an x verschiedenen Menschen vorzustellen, die sich in meinem Umfeld bewegen. Und dear empathy funktioniert bei so ziemlich allen. Bravo!

    Gesamtnote: 1-

  10. #30
    Carnicure
    Marke: Marlou
    Warum ich es ausgewählt habe: Zibetkatzen kacken nicht nur Gourmetkaffee (Kopi-Luwak), sie produzieren auch Civet. Das Sekret stinkt ganz schrecklich, bis man es verdünnt und es eine ledrige, moschusartige Qualität gewinnt, die vor allem in orientalischen Parfums viel Gebrauch findet. Im Jahr 2024 müssen wir zum Glück keine Perianaldrüsen mehr auskratzen, es gibt künstliches Civet. Außerdem will niemand mehr wie eine rallige Baumkatze riechen. Also, außer mir.

    Duftnoten: CIVET - VEILCHEN - PATCHOULI

    Wonach es riechen soll: Das Fell einer Rassekatze, die in Wallung ist und ihre aufgestaute Aggression bei der Fellpflege rauslässt.
    Wonach es riecht: Carnicure soll "Animalismus pur" verkörpern und den Bogen schlagen zwischen menschlicher und tierischer Hornyness. Die bereits angesprochene Tiktok-Review beschreibe eine "spuckeartige Qualität" in den Kopfnoten, und die kann ich tatsächlich irgendwo sehen/riechen. Man könnte es als "Körperlichkeit" beschreiben, auch wenn das ein abstraktes Konzept ist.
    Wenn ich mein Gesicht in das Fell von Rakan, meinem Kater, drücke, riecht es ähnlich. (Wenn ich mein Gesicht in Rengars Fell drücken würde, würde es dagegen nach Blut riechen. Meinem Blut.). Für Marlou-Verhältnisse ist Carnicure erstaunlich dezent, aber das macht ihn nicht tragbarer. Es riecht schon bissi nach Pumakäfig. Blumig, aber nicht süß-duftend, sondern schwer und verlockend. Darunter liegt eine warme, sexy Patchoulinote, die ich persönlich sehr mag.

    Haltbarkeit: Überdurchschnittlich gut.
    Kopfschmerzfaktor: Überraschend gering.

    Genereller Vibe: Das hintere Ende einer Sexparty, wenn sich alle Düfte miteinander vermischt haben und über allem die Pheromone geistern.
    Abschließende Gedanken: Genny war ja ein großer Fan vom Pferdestallduft Corpalium. Ich dagegen habe Carnicure ins Herz geschlossen. Patchouli ist halt auch mein Vibe. Es könnte ein guter Sexparty-Duft sein, wenn man sich seiner Sache sehr sicher ist (und das bin ich üblicherweise). Es riecht interessant, und das ist mir wichtiger, als gut zu riechen.

    Gesamtnote: ohne Bewertung

    Poudrextase
    Marke: Marlou
    Warum ich es ausgewählt habe: Poudrextase ist der andere Sexduft von Marlou. Das helle, verführerische Gegenstück zur animalischen Bumsparty von Ambilux. Und vor allem: Es ist der letzte Duft in meinem Adventskalender.
    Duftnoten: REISPUDER - ROSE - TONKABOHNE - CIVET

    Wonach es riechen soll: Die Haut eines neugeborenen Babys, und gleichzeitig irgendwie "intimate scents"? Marlou, wtf are you on?
    Wonach es riecht: Es ist Ambilux light. Jan hat eine gewisse Asiamarktigkeit herausgerochen, Kaia die Haut/Pflegeprodukte von alten Menschen. Ich kann beiden Recht geben. Also, sowieso immer, aber auch bei diesen Eindrücken. Die Rose ist vor allem während der zweiten Stunde sehr dominant. Der asiatische Einschlag hängt für mich an dem leicht "kartonigen" Duft, den man oft in Sonderpostenläden, kleinen Kiosken oder eben Asiamärkten hat. Etwas muffig, aber nicht unangenehm.
    Tonkabohne als Duft riecht man oft in Verbindung zu Vanille und es ist auch dieselbe Nachbarschaft, aber etwas kratziger. Es ist ein erwachsener Duft, der gut zu einer älteren Person passen würde. Keine Ahnung was die offizielle Duftbeschreibung von wegen "scalp and newborn skin" meint. Wahrscheinlich den shock value.

    Haltbarkeit: Nicht so gut wie die anderen Marlous, aber ich weiß nicht, ob das schlecht ist.
    Kopfschmerzfaktor: Ebenfalls geringer als bei seinen Geschwistern.

    Genereller Vibe: Das Boudoir einer gealterten Diva, die nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt hat.
    Abschließende Gedanken: Rap, rap, rap, that's a wrap! Vielen Dank fürs Lesen und Begleiten und Hype sein, für die lieben Kommentare hier und auf anderen Plattformen und im echten Leben. Es war eine gute Idee, meine Gedanken und Eindrücke hier zu sammeln, um eine Erinnerung und ein Nachschlagewerk zu haben. Wennn ich demnächst Zeit habe, schreibe ich ein Fazit. Love ya <3

    Gesamtnote: ohne Bewertung

  11. #31
    Marke: Caro
    Warum ich es ausgewählt habe: Einziger Effort-Thread des Jahres
    Duftnoten: Steamdeck-Exhaust-Fumes

    Wonach es riechen soll: Limo-Challenge und die Mischung aus Caro leidet und Caro schreibt gute Worte
    Wonach es riecht: Mein Konto, welches nun etwas weniger Euros hat

    Haltbarkeit: Leider viel zu kurz
    Kopfschmerzfaktor: Null (außer bei Videospielforumlesern)

    Genereller Vibe: Guter Thread
    Abschließende Gedanken: Thread des Jahres eigentlich, mit Abstand

    Gesamtnote: 1

  12. #32
    Glückwunsch zur abgeschlossenen Challenge.
    Ich persönlich kann ja mit Parfüm (und anderen Duftwassern) nichts anfangen, daher hält sich meine Fachkenntnis zum Thema in Grenzen, war aber trotzdem unterhaltsam zu lesen .

  13. #33
    War auf jeden Fall amüsant mitzulesen. Vor allem hat es sich ein bisschen nach Achterbahn, Experimentiererei ... und eventuell auch bisschen Reue bei den Düften gelesen, die nicht ganz so angenehm gerochen haben. Die Vibe-Rubrik war besonders cool.

    Gerne mehr davon!

  14. #34
    Mein Thread 2023 ♥

  15. #35
    Zitat Zitat von mir am 19.12.2023, einer unschuldigeren Zeit
    Ich habe heute die Mail mit dem Duft-Line-up von Dark Tales für nächstes Jahr bekommen: Das Thema ist "Barock & Blut" und mein gierigen kleinen Waschbärenhände zucken bereits. Ich lerne ja bekanntlich nie aus meinen Fehlern.
    Jeden Tag lauerte ich vor meinem Newsletter-Postfach, händereibend ob der baldigen Ankunft der Pre-Order-Benachrichtigung für das Dark Tales-Sortiment 2024. Ja, es gibt Pre-Orders für Parfüm, und ja, ich bin die Art von Loser, die noch Pre-Orders macht. Aber statt einer Sporttasche aus Plastik oder einem Digital-Download-Code für das OST bekommt man... 10 % Rabatt, I guess? Ungeachtete dessen bin ich wie ein Dämon über den passwortgeschützten, newsletterexklusiven Bereich der Dark Tales-Webseite hereingebrochen und habe wild kicherend Dinge in den Warenkorb geschmissen. Immerhin hatte ich genug Vernunft, nicht das komplette neue Sortiment blind zu kaufen, nachdem ich nur von den wenigsten Düften aus meiner ersten Bestellung wirklich begeistert war. Libertine, my love, ist natürlich die strahlende Ausnahme, und Siren hat mir beim letzten RP-Abend die Beschreibung des Pirates-of-the-Caribbean-Wildwasser-Fahrgeschäfts erleichtert. Wohlwissend um meine Abneigung den modrigen Nuancen gegenüber habe ich 5 der 16 neuen Parfums ausgewählt, weil sie vielversprechend klingen:

    Zitat Zitat
    Aurora Borealis
    Radiant and floral, capturing the eternal beauty of the Northern Lights. [Light/Floral]

    Venetian Carnival
    Dried fruits, dates, figs, dessert wine evolving into nectar, delicate spices, golden woods. [Floral/Gourmand]

    Fern Valley
    Deep green and ozonic. A photographic scent of a fern valley after the rain with a touch of petrichor. [Green/Sylvan]

    1001
    Sweet fruits, dates, figs, sun-dried sand and gorgeous black musk, softened by tender cashmere. [Moderate-Oriental/Gourmand]

    Powdered Peruke
    Very sweet and dark syrupy scent (like nearly caramelised brown sugar), powdery to an extreme with a gorgeous warm and soft dry-down, unlike anything you’ve experienced before. [Gourmand/Powdery]
    Die neue Duftpalette hat mich wahnsinnig angelächelt, weil es so ein bescheuertes und grandioses Konzept ist. Man bekommt eine Palette mit 12 kleinen Parfümtöpfchen mit jeweils einer oder zwei Noten, aus denen man sich sein individuelles Parfum zusammenmischen kann. Aber ich bin stark geblieben: Ich mache das ja nicht, um meinen Signature Scent zu finden (den habe ich schon, Korres Black Sugar x Juliette has a gun Lady Vengeance), sondern um möglichst viele, möglichst spannende Duftnoten auszuprobieren und zu sammeln. Und um euch alle an dieser wunderbaren Reise teilhaben zu lassen, wenn ich schon keine JRPG-Challenge mache!

    Was ich sagen will: See you ~Mitte März!

  16. #36
    Meine extrem dumme Obsession mit Juliette has a Gun
    Zitat Zitat von von mir vor ein paar Monaten
    Kurzer Exkurs zu meiner Lieblings-Parfummarke: Juliette has a gun. Romano Ricci ist ein Nepo-Baby aus einer bekannten französischen Mode-Dynastie und Urenkel von blablabla. Er wollte cool und jung sein und Rock'n'Roll-Parfums machen, aber so wirklich gut funktioniert hat das nicht. Seine eigene Brand, Juliette has a Gun, dümpelte seit 2005 unmotiviert vor sich hin. Der Erfolg kam erst mit Not a Perfume, einem "Duft", der ausschließlich aus Cetalox® besteht. (Wobei mittlerweile rausgekommen ist, dass die Schlingel da noch andere Sachen reingemischt haben). Niemand mag Cetalox®, weil es ein rein chemisches Machwerk ist, das natürliches Ambra (aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen) nachahmt. Es riecht nach nichts, aber dafür dolle. Schwer zu erklären. Manche nennen es "Your skin, but better". Aber es ist ein ziemlich billiger und allgegenwärtiger Bestandteil der modernen Parfumerie. Der Marketingstunt gelang jedoch und seitdem hangelt sich JhaG mit Cetalox® + X durchs halbtote Leben. Mein Lieblingsduft ist Lady Vengeance (Cetalox® + Rose), aber mit Pear Inc. (Cetalox® + Birne) verbinde ich wunderbare Erinnerungen an unsere Hochzeitsreise nach Italien. Ode to Dullness (Cetalox® + Hautcréme) klingt auch ganz gut.

    Juliette has a gun ist der Byder der französischen Parfumhäuser und unironisch mein Lieblingshersteller.
    Bei einem kurzen Blick in meine Parfum-Excelliste habe ich festgestellt, dass ich, Stand heute, 17 Düfte von JhaG mein Eigen nenne – von 22, die seit 2010 auf den Markt gekommen sind. Ja, ich habe auch keine Argumente. Zu meiner Verteidigung: Die meisten Düfte in meinem Besitz sind 2ml-Testgrößen, und manche davon habe ich mir in einer Düsseldorfer Luxus-Parfumerie kostenlos erschnorrt. Die meisten sind aus den 30-Euro-Testsets, die unerklärlicherweise alle paar Monate an meiner Türschwelle auftauchen. Was ich sagen will: Ich bin delulu, aber nicht ganz so schlimm, wie ich es sein könnte.

    Juliette has a gun ist eine völlig normale Parfümeriemarke, die in den USA überall im Sephora rumsteht. In good ole' Germany ist es ein bisschen schwieriger, da ran zu kommen, aber nicht so absurd kompliziert wie bei, idk, Phlur oder so (das musste ich bei einem überaus vertrauensunwürdigen Restpostenshop aus der tschechischen Republik bestellen und ich war ernsthaft überrascht, dass deren Testset tatsächlich bei mir angekommen ist und nicht z.B. ein abgetrennter Pferdekopf.)

    Um mein Wissen zu teilen und an die nächste Generation weiterzugeben (und vor allem um eine praktische Übersicht zu gewinnen), habe ich beschlossen, meine ultimative Juliette has a Gun-Review zu schreiben und euch alle mit meinen Meinungen zu belästigen. Wenn irgendjemand also aus einem unerklärlichen Grund Interesse an einem Deep Dive in die Welt von Cetalox, Ambroxan und ISO-E-Super hat: I've got you covered!

    ⬜💎🗨️ Not a Perfume
    Cetalox®

    Ah, Not a Perfume. So ein herrlich bescheuertes Konzept. Kaum ein anderes... Parfum? spaltet die Geister der Online-Fragrance-Forenteilnehmer:innen so entschieden wie Juliettes zweifelhafter Claim to Fame. Manche sagen, es riecht nach Superkleber, andere riechen gar nichts, und ein paar Auserwählte haben den "Your skin, but better"-Effekt. Ich gehöre zu letzterer Gruppe, aber das ist kein Verdient meiner Supernase, sondern schlicht ein genetischer Vorteil. Das Duftmolekül interagiert mit der Hautchemie und erzeugt einen individuellen Geruch, der (bei mir) schlicht, unaufdringlich und sauber riecht. Ich bekomme erstaunlich oft Komplimente, wenn ich NaP trage oder mit einem anderen Duft layere. Dafür kann ich keinen Koriander schmecken.

    Energie: Kennt ihr noch diese Pheromon-Parfums, die angeblich unterbewusst das bevorzugte Geschlecht verführen und regelrecht zum Beischlaf zwingen? Das, aber in einer Office-Umgebung, und statt Sex gibt's eine Gehaltserhöhung.

    Note: 2

    ⬜⬜💎💎🗨️🗨️ Not a Perfume Superdose
    Cetalox® + Cetalox®

    Wer Not a Perfume nicht riechen kann, riecht hier noch mehr nichts. Also, riecht mehr vom weniger? Es ist halt schlicht eine höhere Konzentration von Cetalox, und bei manchen Leuten führt das zum Eureka-Moment. Bei mir ist er länger haltbar als die normale Variante, und das wars.

    Energie: Die leidensfähige Chefsekretärin eines vielbeschäftigten Aufsichtsratsmitglieds, die mit dem Hintergrund verschmelzen möchte. Wenn du versuchst, ihre Gesichtszüge zu visualisieren fällt dir auf, dass du dich nicht an sie erinnern kannst.

    Note: 2+

    ⬜🍐💧 Pear Inc.
    Birne + Cetalox®

    Ich bin Pear Inc. gegenüber maßlos voreingenommen, weil ich diesen Duft auf unseren Flitterwochen in Italien dabeihatte und ausschließlich positive Emotionen mit ihm verbinde. Er kommt Not A Perfume konzeptionell am nächsten, verbindet einen sehr hohen Anteil synthetischer Duftstoffe mit einem Hauch von sanfter Fruchtigkeit durch die Birne. Er ist kaum wahrnehmbar, sondern mehr ein leichter, sommerlicher Schleier. Und ziemlich beständig! Selbst nach einer Wanderung zur Cascate Nardis war er noch auf meiner Haut, als ich danach in den Pool gesprungen bin. Bilde ich mir zumindest ein.

    Energie: Ein luxuriöser Hotelflur in den Alpen mit dickem, dunkelgrauem Teppich, der jeden Schritt abfedert. Links geht die Treppe runter in den Wellnessbereich, wo frisches Obstwasser neben dem römischen Dampfbad wartet. Geradeaus liegt das geschmackvoll mit Naturmaterialien eingerichtete Zimmer, wo jeden Tag saftige Äpfel und Birnen bereitgestellt werden. Life's good.

    Note: 1

    🌹❄️⛓️ Lady Vengeance
    Rose + Cetalox®

    My love, always. Weiblich, ohne erdrückend zu sein. Nicht übertrieben rosig oder blumig, sondern, Überraschung, synthetisch. Der Name ist lächerlich deplatziert, zahnloser kann eine Rose nicht sein. Perfekt als Alltagsduft, aber ich würde nicht im Traum auf die Idee kommen, das als sexy oder vampy oder horny zu beschreiben. Lady Vengeance lebt an einem ganz merkwürdigen Ort: Er ballert nicht, aber leise ist der Duft auch nicht. Starke Duftnoten, gute Sillage, aber er ist nicht aufdringlich. Trotz der recht einfachen Komposition hat er seine eigene Identität, im Gegensatz zu Pear Inc., der eigentlich nur NaP plus Birne ist. Ich greife immer zu ihm, wenn mich nichts anderes begeistern kann.

    Fun Fact: Lady Vengeance ist von niemand anderem als Francis Kurkdjian designt worden, und ich spüre den Vibe. Er wäre auch bei MFK nicht ganz fehl am Platze. Bisschen platzhirschiger vielleicht, aber wir waren ja alle mal jung und fake. (Sidenote: Francis Kurkdjian hat auch Green Tea (Elizabeth Arden) und Miss Dior und etwa hunderttausend andere Parfum-Staples kreiiert? Sick.)

    Energie: Du musst einkaufen/zur Gruppentherapie/Communitytreffen organisieren, aber fühlst dich nur zu 80 % angeknippst. Lady Vengeance krempelt nicht das Leben um, aber sorgt wenigstens für 82 %. Vielleicht sogar 83.

    Note: 1

    ⛱️🧂🥥 Vanilla Vibes
    Vanille... und überraschenderweise kein Cetalox®

    Ein "klassischer" Vanilleduft von JhaG, und laut Duftpyramide komplett frei von synthetischen Duftstoffen. Irgendwie, vielleicht durch Osmose, kommt aber trotzdem die chemische DNA durch, hier charakterisiert durch einen Sonnenmilch-Akkord. Genauer: Sonnenmilch in der Geschmacksrichtung Vanille. Leicht und luftig, sehr sommerlich. Dank Fleur de Sel umschiffen wir den langweiligen Standard, Vanilla Vibes hat einen sehr angenehmen und uniquen Charakter. Es ist, gottlob, keine Vanillebombe, die Kopfschmerzen verursacht. Salzig, meerig, wie ein Tag am Strand. Oder besser noch, der Heimweg hinterher. Das Chillen auf dem Balkon mit Blick auf die Poolbar.

    Energie: Eine Strandbar aus weißem Holz, im Hintergrund dudelt das Radio und die salzige Meeresluft legt sich auf die Haut. Du hast dich gerade nochmal mit Sonnenschutz eingecremt, während du den coolen Surferdudes beim Wellenreiten zuschaust.

    Note: 2

    🍳☀️🧍 Sunny Side Up
    Vanille, aber diesmal + Cetalox®

    So, wie ich mit einen Vanilleduft von JhaG vorstellen würde: Synthetisch, aber nicht auf die schlechte Weise. Sillage und Haltbarkeit dürftig, aber das ist bei einem Vanilleparfum eine positive, bemerkenswerte Eigenschaft. Was diese Eier-Konnotation soll (Der Flakon ist weiß mit einer eiergelbgelben Kappe, dazu der Name), erschließt sich mir nicht. Manche Reviews sprechen von einem Eierlikör-Geruch, das schreibe ich jedoch marketingverursachten Delusions zu. Für mich tanzt er das 08/15-Sandelholz-Vanille-Moschus-Ballett, aber vollständig synthetisch und deswegen ein bisschen weird, und ich mag weird, aber hier dominiert die kuschelige Belanglosigkeit.

    Energie: Tropische Wochen bei IKEA. Ein weißes Billi-Regal mit Vanilledeo. Blasse Charakterlosigkeit mit dem Charme einer pfälzischen Steuerfachangestellten. Tut niemandem weh, aber sehr viel mehr auch nicht.

    Note: 3

    🧁🍓🔥 mmmh...
    Kuchen und überraschenderweise kein Cetalox®

    mmmmh... und Lipstick Fever waren die zum Scheitern verurteilten Versuche, sich von der Cetalox®-DNA zu lösen und zwei Gourmand-Düfte auf den Markt zu bringen. Gourmand beschreibt zum Anbeißen süße Essens-Aromen, in diesem Fall Himbeervanille, Tonka und Zuckerblümchen. Es hat ein bisschen Kinderparfum-Energie, und sowohl Genny als auch Kaia hassen diesen Duft mit inniger Hingabe. Ich mag die Verspieltheit, ich mag den schwülstigen, kandierten Drydown. Da ist Patchouli im Spiel, und zwar auch ordentlich viel. Haltbarkeitslevel: Orgie. Die Vanille riecht man auch noch am Morgen danach, und wahrscheinlich sogar nach einer ausgiebigen Dusche.

    Energie: Deine dreijährige Nichte möchte gerne Himbeertorte backen und wälzt sich im Vanillezucker, als du kurz nicht hinschaust. Danach hast du noch einen One-Night-Stand und keine Gelegenheit, vorher zu duschen. Der Duft begleitet beide Aktivitäten mit gleichbleibendem Enthusiasmus.

    Note: 3+

    ✨👠💄 Lipstick Fever
    Lippenstift und überraschenderweise kein Cetalox®

    Lipstick Fever ist der Duft, mit dem ich mich in Juliette has a Gun verliebt habe. Was ist unsere erste Idee, wenn wir uns von unserem wohlerprobtem Cetalox®-Quatsch wegbewegen? Wir machen einen Duft, der wie Lippenstift riecht! 10/10 Idee, no notes. Es ist so ein absurder Take, dass man diese Marke nur lieben kann. Für die uneingeweihten Videospielforumsuser: Lippenstift hat einen sehr charakteristischen Duft, speziell ältere und teurere Fabrikate riechen nach Iris, Vanille und Beeren. Natürlich hat jede Marke ihren eigenen Duft, aber JhaG hat es irgendwie geschafft, die Lippenstift-Assoziation fotorealistisch zu treffen. Ich quietsche jedes Mal vergnügt, wenn ich daran rieche. Es ist so dumm. Es ist so grandios.

    Energie: Du schraubst einen brandneuen MAC-Lippenstift auf, die Oberfläche glänzt noch, das Logo ist noch eingeprägt. Das erste Mal, dass du mehr als 3 Euro für ein Make-up-Produkt ausgegeben hast und du bereust keinen Cent.

    Note: 2+

    🍋🍸🧊 Moscow Mule
    Limette + Cetalox®

    Diese Review muss ich aus dem Gedächtnis schreiben. Denn mein Tester von Moscow Mule ist schon seit Jahren leer. Dieses Schicksal ist selten in meinem Drachenhort, und endet üblicherweise im Kauf der Vollgröße. Dass ich das noch nicht getan habe, hat vor allem was mit dem cringy Namen zu tun. Je mehr ich drüber reflektiere, desto weniger fällt mir ein Grund ein, denn: Moscow Mule ist ein wunderbar frischer, unaufdringlicher Zitrusduft mit Limette, Bergamotte, Ingwer. Unisex, sogar! Absolut keine Reinigungsmittelvibes, was bei Zitrusdüften schnell passieren kann. Mehr so hausgemachte Limettenlimo beim Vietnamesen. Ich verbinde ausschließlich gute Erinnerungen mit diesem Duft und oh gott ich werde ihn bald kaufen, oder?

    Energie: Ein Nachmittag am Pool, aber kein Freibad-Kinderplanschbecken, sondern in einem teuren, exklusiven Spa, wo es Gurken-Ingwerwasser und Nüsschen und getrocknete Früchte gibt. Und alkoholfreie Cocktails. Mit Limettenscheibe.

    Note: 1

    🧔🐺🌵 Ego Stratis
    Vager Männerduft + Cetalox®

    Wir hatten lange keine Marketing-Kontroverse, oder? Im Jahre der Herrin 2022 sind Unisex-Düfte jetzt kein Thema mehr, welches die Parfumwelt in große Aufruhr versetzt. Das waren sie eigentlich spätestens seit 1611 nicht mehr. JhaG sieht das anders und hat die komplette Werbekampagne für Ego Stratis um dieses hanebüchene Konzept herumgestaltet: Ein... a...a.a...aquatischer Duft.... für... Frauen..? Eh, nein, für Männer UND FRAUEN? Aber das ist doch ein Männerduft!! Und den sollen FRAUEN(!) tragen?? Verrückt. Schaut sie euch an, diese quirky Nischenparfumerie, immer am Puls der Zeit!

    Also. Ego Stratis riecht nicht schrecklich. Aber es riecht halt wie jedes 08/15-Männerparfum. Aquatische Noten, Neroli, Zedernholz, yadda yadda. Genderbent ist da wirklich gar nichts. Ich bilde mir eine feinere Süße ein als bei Axe Grün, aber der Hauch Fruchtigkeit (Blaubeere?) wird sofort vom Moschusochsen erschlagen. Für die Erlaubnis, als Frau einen Männerduft zu tragen, muss man bei JhaG ganz schön blechen.

    Energie: Axe-Duschgel, but make it High-Fashion.

    Note: 3-

    🍂🌒🧿Another Oud
    Norlimbanol™ + Cetalox®

    Ohhh, Romano hat einen zweiten Reagenzstoff in seinem Chemiekasten gefunden! Ich kichere über meinen guten Witz, als ich den (sehr dürftigen) Testdiffusor auf meinen Arm ausrichte. Ein Sprühstoß, und meine Pupillen vergrößern sich. Oh. Oh.

    Oud ist eine spezielle Duftnote, die sich aus holzigen, rauchigen Akkorden zusammensetzt. Tendenziell eher in der Männerparfumerie zu finden, sehr beliebt bei arabischen Parfums. Zusammen mit dem Norlimbanol, einem ebenfalls holzigen Duftmolekül, entsteht ein sehr runder, angenehmer, warmer Duft. Er hat eine distinkte medizinische Note, und ich stehe da MEGA drauf, aber ich kann mir vorstellen, dass das kontrovers ist. DAS ist doch mal ein Unisex-Duft! Viel androgyner als was auch immer Ego Stratis versucht hat. Ich will den ganzen Tag meine Nase randrücken, so geil ist das. Ups, jetzt ist der aus Versehen in Gennys Regel gelandet, wie konnte das nur passieren?

    Energie: Der selbstbewussteste Mann beim Gangbang.

    Note: 1

    👔🚿🧼 Musc Invisible
    Baumwolle und überraschenderweise kein Cetalox®

    Mh, unsichtbar ist hier gar nicht. Es ist der penetranteste Saubere-Wäsche-Geruch diesseits vom Speefuchs. Der unsichtbare Elon riecht gewaschener als meine Wäsche. Seifig, leicht stechend, sAnFt, SaUbEr, nAtÜrLiCh, GePfLeGt, all die Buzzwords. Harte Duftkerzenvibes, spezifisch Clean Cotton von Yankee Candle. Lacht mich aus, aber mir fehlt das Cetalox. Dieser Duft hat einfach gar keine Identität. Die Reviews auf Parfumo freuen sich alle darüber, dass das ja so untypisch für die Platzhirsch-Synthetik-Chemiepanschen-Knarren-Julia ist, endlich mal keine Cateloxbombe. Ja, und deswegen isser halt scheisse?? Wer zarte Natürlichkeit will, soll halt zu elizabeth Arden gehen oder sich im Moos wälzen oder so.

    Energie: Eine gute, deutsche Hausfrau (m/w/d), die ihre frisch gestärkten, blütenweißen Bettlaken auf einer Almwiese aufhängt und sich danach von Meister Proper bumsen lässt.

    Note: 4

    🌺🌼🌴 Lust for Sun
    Sonnencreme + Cetalox®

    Ich muss nicht erwähnen, wie gut JhaG das Konzept "Nivea Sonnenmilch LSF 50" umsetzt, aber der erste Schnüffler beamt mich direkt in eine Bettenburg in Can Picafort ca. 1996. Auftrag erfüllt. Es ist der Sommerduft der Sommerdüfte, und vielleicht bin ich bescheuert, aber ich rieche sogar das Panthenol für den Sonnenbrand danach. Nach dem milchigen Auftakt wird der Duft brutal-brachial floral mit Ylang-Ylang, Monoï, Gardenie und allen anderen Blumen, die man in einem gut sortierten Allergien-Fachgeschäft findet. Wenn *ich* Kopfschmerzen kriege, will das was heißen.

    Energie: Eine höchst angetrunkene und fragwürdig volljährige Teenagerin auf der Tanzfläche der lokalen Dorf-Diskothek zum SummerJam mit DJ HouseKasper, wo der Wodka-Energy noch 1,50 Euro kostet und alle um sie herum mit unerklärlichen Kopfschmerzen nach Hause gehen.

    Note: 3

    🫧☁️➿ Ode to Dullness
    Hautcreme + Cetalox®

    JhaG war 2023 anscheinend in seiner Nivea-Era, denn Ode to Dullness ist inspiriert vom cremigen Nichts der besten Hautpflegesalbe für alle, die Kaufmanns Kindercreme nicht kennen. Also, nicht dass es so riechen würde wie Nivea (wir wollen ja nicht verklagt werden), es ist mehr so ein schwammiger Hautcreme-Vibe. Generelle Pflegeproduktigkeit. Er erzeugt keine große Duftwolke, aber ich habe mich im neueröffneten Supermarkt selbst gerochen und war jedes Mal angenehm angetan. Weich, angenehm, sauber, unspektakulär. Er soll die bequeme Ödnis des täglichen Lebens abbilden und ja, kann ich unterschreiben. Muss ja nichts Schlechtes sein.

    Energie: Du beißt einer sich extrem langsam bewegenden Dame im Supermarkt, die genau vor dir stehenbleibt um ihren Einkaufszettel zu studieren, beinahe den Kopf ab, aber dann umschmeichelt dich eine Duftwolke und dir fällt ein, dass es nicht so deep ist.

    Note: 2-

    🍑✨👄 Magnolia Bliss
    Ihrkommtniedrauf + Cetalox®

    Nach so vielen tragischen Versuchen, irgendwas anderes mit der DNA von Juliette has a Gun anzufangen, ist Magnolia Bliss eine willkommene Rückkehr zu den Wurzeln. Es ist dumb fun, künstlich bis übermorgen, bisschen kindisch, blumig und fruchtig und synthetisch und federleicht. Die blumige Magnolie steht gar nicht so sehr im Vordergrund, ich nehme vorrangig die pfirsich-/mirabellen-/aprikosenartige Marmeladenhaftigkeit wahr. Orange Cat Behaviour, aber als Parfum. Genausoviele Hirnzellen, auch.

    Energie: Pfirsichringe meets Nagellackentferner.

    Note: 1-

    🍒❌🤡Juliette
    Kirsche + Cetalox®

    Laut Marketingmaterial soll Juliette die Krönung von 15 Jahren Parfumeriekunst sein, das ultimative Statement der Marke, ihre Identität auf den Punkt bringen, ein ikonischer Duft für alle Zeiten. Ironischerweise ist Juliette völlig frei von der JhaG-DNA. Was soll diese spießige Ernsthaftigkeit in meiner Synthetikbomben-Byder-Marke? Sind wir hier bei Maison Francis Kurkdjian oder was? Confident Complexity my ass. Ich will Lost Cherry, aber in dumm! Mh, okay, das ist schon Lost Cherry. Aber ich dachte, JhaG hätte, wie jedes sich selbst respektierende Parfumhaus vor etwa vier Jahren, endlich seine eigene Kirschkaugummivariation rausgebracht. Aber ich wurde bitter enttäuscht. Oder eher, pfeffrig enttäuscht. Juliette ist merkwürdig dark und edgy, der Pfeffer erstaunlich dominant. Die Kirsche verzieht sich zügig, sie ist hier ja auch nur aus Marketingzwecken, bevor Cashmeran, Jasmin und Cetalox unterkomplex ihrem Lebensabend entgegendämmern. Langweilig.

    Energie: Keine.

    Note: 3-
    Geändert von Caro (19.04.2024 um 17:34 Uhr)

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