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  1. #22
    Spiel
    Spielzeit 10 Stunden mit Endings A, B, D und E auf Fear & Hunger.
    Dank einer Menge Trial & Error dürfte die richtige Spielzeit aber bei circa 30 Stunden liegen.
    Story Zur Story kann ich gar nicht soviel sagen da die eigentlichen Ereignisse des Spiels extrem simpel sind. Jeder Charakter hat zwar eine umfangreiche Hintergrundgeschichte, die wird einem aber nicht gezeigt sondern nur als Infodump präsentiert der darüber entscheidet mit welchen Fähigkeiten man startet. So kann einer von denen zum Beispiel seine Schwester hinterrücks in einem Duell ermorden und anschließend als Ghoul wiederbeleben, wodurch er Nekromantie erlernt.

    Jeder der Charaktere begibt sich aber irgendwann zum furchterregend Dungeon von Fear & Hunger um einen Mann namens Le'garde zu finden, der irgendwo in dessen Tiefen eingesperrt wurde. Vorher ist es auch nicht möglich das Dungeon zu verlassen, da eine dichte Nebelbank auf magische Art und Weise den Ausgang versperrt.

    Das was das Spiel zwischendrin an Story zu bieten hat vermittelt hauptsächlich Lore über die Welt, vor allem deren tote und neue Götter. Ab und zu trifft man außerdem weitere Menschen die es aus unterschiedlichen Gründen in dieses Dungeon verschlagen hat. Manche von denen kann man rekrutieren, anderen das Leben retten, aber wenn man sich an manchen Stellen zu viel Zeit lässt, dann sind einige von denen nur noch als Leichen anzutreffen.

    Bei den meisten Einwohnern des Dungeons handelt es sich aber um groteske Monster die einen auf grausamste Art und Weise massakrieren können (und dies in ein paar einzigartigen Todesszenen auch tatsächlich tun, wie ein Echsenmensch der einem die Haut vom Leib reißt). Einige von denen sind außerdem anatomisch korrekt, auch wenn sie laut Beschreibung nur einen Stinger zwischen den Beinen hängen haben Und es gibt auch einen Sexkult! Das Spiel lässt sich also ganz gut als Dark Souls mit mehr Gore und Sex, aber einer kleineren Location, beschreiben. Laut einem Interview mit dem Entwickler wurde das Setting darüber hinaus von Silent Hill, Hellraiser, Amnesia, Nethack und Berserk inspiriert.

    Eine Sache die ich zur Story noch sagen sollte wäre aber, dass sie ab einem gewissen Punkt sehr ziellos wirkt und man selber schauen muss was der Rest des Spiels noch zu bieten hat. Muss man praktisch gesehen nicht machen, dann wäre das Spiel aber circa 6 Stunden kürzer.
    Charaktere Zu den Charakteren kann ich auch nicht so viel sagen weil man mit Ausnahme ihrer Hintergrundgeschichte so gut wie nichts über sie lernt. Obwohl man die anderen Protagonisten ebenfalls rekrutieren kann, gibt es außerdem nur wenige Gespräche in denen man mehr über sie erfahren kann. Und sobald sie einmal rekrutiert wurden, reagieren sie nur auf sehr wenige Ereignisse. Selbst wenn man sie opfert lassen die Charaktere das kommentarlos über sich ergehen, sogar an der Stelle an der man einen von ihnen auf grausame Art und Weise foltern und ermorden muss um einen Boss zu spawnen.

    Ansonsten könnte ich noch sagen, dass es Charaktere gibt die offensichtlich besser sind als andere. Ein Mädchen, das man direkt am Anfang retten kann, dürfte zum Beispiel einer der schwächsten Charaktere sein, zumindest aus physischer Sicht. Sie musste nämlich 8 von 10 Stunden mit einem verfluchten Messer rumlaufen obwohl ich ein komplettes Arsenal an Waffen mit mir rumgeschleppt habe.

    Meine anderen Partymitglieder konnten wesentlich häufiger ihre Waffen wechseln und haben somit 4x soviel Schaden angerichtet, ohne Crits. Mit Magie hätte das sicher anders ausgesehen, aber da kommt man leider nicht so ohne weiteres ran, vor allem nicht mit NPCs.
    Gameplay Das Gameplay ist auf jeden Fall der wichtigste Aspekt von Fear & Hunger, aber gleichzeitig etwas über das so gut wie nichts erklärt wird. Oberflächlich gesehen ist es zwar ein typisches RPG-Maker Spiel mit einem rundenbasierten Kampfsystem, aber es gibt trotzdem einiges das man erst lernen bzw. mittels Trial & Error in Erfahrung bringen muss. Allen voran was die ganzen Statuseffekte bedeuten und wie man die heilen kann. Letzteres wird allerdings dadurch erschwert, dass die Beschreibungen vieler Items absolut nichts über deren Effekt aussagen. So zum Beispiel „Ein rotes Kraut mit einem neutralen Geruch“ oder „Mönche aus dem Osten haben dieses Buch geschrieben“. Da bleibt einem also nur übrig einen Speicherpunkt (ein Bett) aufzusuchen und alles durchzuprobieren.

    Was allerdings einfacher klingt als es tatsächlich ist. Solange auch nur ein einziger Gegner übrig ist muss man nämlich eine Münze werfen um zu schauen ob man tatsächlich speichern kann, oder aus dem Schlaf gerissen und attackiert wird. Was bei meinem allerersten Durchgang dazu geführt hat, dass ich direkt verreckt bin Aufgrund eines Bugs hat mich diesem System allerdings mehr genervt als vom Entwickler geplant war. Das Spiel hat nämlich irgendwann gedacht, dass auf jeder Map noch ein Monster übrig war, wodurch ich immer und überall Münzen werfen und teilweise bis zu fünf Speicherversuche unternehmen musste, was vor allem deswegen nervig war, weil ich jedes Mal die Map verlassen musste bevor ich einen weiteren Versuch unternehmen konnte.

    Von daher würde ich davon abraten auf der ersten Map (deren Bett erst freigesprengt werden muss) zu speichern. Der Bug dürfte nämlich dort ausgelöst worden sein, weil das die einzige Stelle ist wo beim Scheitern tatsächlich ein Monster erschien … ein toter Fleischklops der mich gar nicht angreifen konnte. Laut Wiki soll es allerdings nur drei Speicherpunkte geben die tatsächlich sicher sind. Ich wurde bei den andern aber nie von irgendwas attackiert, auch wenn ich stets eine Warnung über Killing Intent erhalte habe. Und ich kann dummerweise nicht bei den Steam Diskussionen nachschauen weil das Spiel hierzulande blockiert wurde und nur über itch.io erworben werden kann.

    Aber zurück zu den Items. Es gibt auch ein paar bei denen man sich entweder denken kann wofür die sind (vor allem Nahrungsmittel), oder bei denen der Effekt tatsächlich dabei steht, wie bei einem Trank der Vergiftungen heilt. Bei Schriftrollen, mit denen man neue Skills erlernen kann, steht ebenfalls dabei was die einem beibringen. Was der entsprechende Skill tatsächlich bewirkt, sieht man allerdings erst wenn man ihn erlernt hat. Da wäre Speichern also trotzdem sinnvoll. Oder ein Besuch des Fear & Hunger Wikis.

    Neben Schriftrollen kann man Fähigkeiten auch an einem Hexen Tisch erlernen. Dafür benötigt man allerdings gegnerische Seelen, die man nur mit Seelensteinen sammeln kann, und der Protagonist ist der einzige der auf diese Weise Fähigkeiten erlernen kann. Seelen werden allerdings auch dazu verwendet Waffen zu verfluchen, was deren Schaden erhöht und ansonsten keinerlei negative Effekte mit sich bringt. Bei bestimmten Bossmonstern bekommt man außerdem keine Seelen für den Hexen Tisch, sondern Accessoires die teilweise sehr gute Effekte mit sich bringen, wie eine freie Runde nach jeder Angriffsphase. Man muss sich also gut überlegen wie man die Seelensteine nutzen will. Vor allem weil sie, wie so gut wie alles was das Spiel an Loot zu bieten hat, extrem vom RNG abhängig sind. Genauer gesagt von Doppel RNG.

    Bei den meisten Truhen oder Bücherregalen muss man nämlich eine Münze werfen um zu entscheiden ob man was gutes, was schlechtes, oder schlichtweg gar nichts erhält. Danach wird mittels Loot Table per Zufall entschieden was man tatsächlich bekommt, wodurch selbst guter Loot nutzlos sein kann. So habe ich selbst mit guten Würfen viele Ausrüstungsgegenstände erhalten die ich entweder bereits besaß, oder die schlichtweg schlechter waren als das was ich bereits hatte. Und das ist vor allem deswegen problematisch, weil Fear & Hunger kein Level-System besitzt. Mit Seelen kann man zwar Skills erlernen, darüber hinaus wird die Stärke der Gruppe aber fast 100%-ig vom Zufall entschieden.

    Ein paar Items befinden sich in jedem Durchgang zwar an exakt der selben Stelle, ob man da rankommt ist aber eine andere Sache. Eine der stärksten Waffen setzt zum Beispiel voraus, dass man zuerst ein mächtiges Monster spawnt und es dann auch noch besiegt, was aufgrund dessen One-Hit Kills nicht so einfach ist. Eine andere Waffe, die einfach so in der Gegend „rumliegt“, führt außerdem direkt zu einem Game Over wenn man ein bestimmtes Item nicht besitzt, welches nur per RNG erhalten werden kann. Dass einem dieser Gegenstand an dieser Stelle helfen kann, wird einem aber natürlich nirgends gesagt.

    Der RNG kann aber auch bei den wichtigsten Mechaniken des Spiels ein Problem darstellen: Furcht und Hunger. Wenn die Charaktere hungrig sind werden sie über mehrere Phasen hinweg schwächer (Max HP sinken, Angriffskraft ebenso und irgendwann können sie nur noch über den Boden kriechen und werden sogar blind), bis sie schlussendlich krepieren. Je höher ihre Furcht (beziehungsweise je niedriger der Mind Wert), desto weniger Schaden richtigen sie an, müssen aber gleichzeitig mehr einstecken, und sobald der Wert auf 0 sinkt verwandelt sich ihre ursprüngliche Phobie in eine Pantophobie, in eine Furcht vor allem. Sprich sie dürften danach noch schneller den Verstand verlieren.

    Partymitglieder verlassen außerdem mindestens einmal die Gruppe wenn der Wahnsinn Überhand nimmt. Keine Ahnung ob die sich irgendwann erholen, ansonsten muss man aber ein Item verschwenden um die wieder rekrutieren zu können. Das ist allerdings auch die einzige Möglichkeit Partymitglieder loszuwerden ohne sie umbringen zu müssen. Partymitglieder auszutauschen ist anderweitig nämlich nicht möglich, was ich zumindest an einer Stelle echt beschissen fand.

    Furcht und Hunger müssen jedenfalls ordentlich gemanaged werden, was unter anderem davon abhängt ob man überhaupt die nötigen Items für erhält. Ich hatte zwar irgendwann eine Phase erreicht an der ich mir keine wirklichen Sorgen mehr drum machen musste, aber auch nur weil ich bestimmte Items und Fähigkeiten besaß die beide Systeme unter bestimmten Umständen aushebeln können.

    Der Mind Wert wird allerdings auch für die meisten Zauber benötigt, wodurch man die nicht einfach so spammen kann. Ist vor allem bei Heilzaubern blöd, da ich ansonsten einiges an Zeit gespart hätte. Die habe ich allerdings erst gegen Ende des Spiels erlernt, wodurch ich die nur in den letzten zwei Leveln des Dungeons einsetzen konnte. Ich hatte einen davon zwar viele Stunden vorher schon mal, bin dann aber verreckt und habe den dank RNG kein zweites Mal erhalten.

    Diese Abhängigkeit vom RNG kann außerdem dazu führen, dass selbst simple Statusveränderungen einen dazu zwingen einen Spielstand zu laden. Wenn man sich Infektionen einfängt, was zum Beispiel passieren kann wenn man einfach nur über ein Brett mit einem rostigen Nagel läuft, dann verreckt der Charakter nämlich relativ schnell. Man könnte zwar die infizierten Gliedmaße abtrennen, aber dann kann man irgendwann keine Waffen oder Schilde mehr halten und irgendwann auch nicht mehr laufen. Das mag von der Atmosphäre her zwar gut zum Spiel passen, ich hätte so aber nie weitergespielt, zumal es scheinbar nur zwei Wege gibt Gliedmaße wiederherzustellen. Als Soulslike bei dem man tatsächlich respawnen kann, hätte es mir vermutlich besser gefallen. Dann hätte ich immerhin selbst verkrüppelt noch das Dungeon erforschen und dessen Gefahren auskundschaften können anstatt direkt neu zu laden.

    Man kann übrigens auch bei Kämpfen Gliedmaße verlieren. Oder direkt Game Over gehen wenn man einen Münzwurf verkackt. Deswegen sind die meisten Kämpfe aber so designt, dass man selber die Gliedmaße der Gegner abtrennen kann. Ohne Hände können die immerhin keine Waffen benutzen. Da muss man also lernen worauf man sich als erstes fokussieren sollte um so wenig Schaden wie möglich zu erleiden.

    Es ist allerdings auch möglich mit Gegnern zur reden. Ist in vielen Fällen komplett nutzlos, wird manchmal aber benötigt um Items zu erhalten oder gar um neue Partymitglieder zu rekrutieren. Das habe ich an einer Stelle aber komplett verkackt, weil es in keinster Weise offensichtlich war dass ich einen bestimmten Gegner hätte rekrutieren können. Vor allem weil man den treffen kann lange bevor man die Bedingungen erfüllt hat die nötig sind um den zu rekrutieren. Und da ich weggerannt bin, war es mir nicht möglich den Kampf ein zweites Mal zu starten.

    Fear & Hunger ist aber durchaus interessant. Teilweise sehr frustrierend und viel zu sehr von RNG abhängig, aber es macht auch irgendwie süchtig. Viele Features habe ich außerdem überhaupt nicht erwähnt, weil dieser Text schon lang genug ist und ich nicht alles vorwegnehmen will. Mehr als den Fear & Hunger Schwierigkeitsgrad werde ich mir außerdem nicht antun. Der nächste Schwierigkeitsgrad soll zwar neue Überraschungen parat halten, aber ich habe schon mehr als genug Zeit in das Spiel investiert. Und Hard werde ich mir trotz neuer Endings erst recht nicht antun. Warum? Weil man da nicht speichern kann!
    Präsentation Die Präsentation des Spiels unterstreicht die Atmosphäre in vielerlei Hinsicht. Es hängen Leichen in den Gängen rum, an anderen Stellen wurden sie zu wahren Fleischbergen gestapelt, die Monsterdesigns sind grotesk, an einigen Stellen ist der Boden mit Blut nur so zugekleistert, es gibt Stellen an denen die eigene Neugier mit einem Game Over oder einer Falle belohnt wird aus der man nicht mehr rauskommt, etc... In dieser Hinsicht habe ich also so gut wie nichts zu bemängeln.

    Das einzige Manko wären ein paar wenige Stellen an denen das Spiel ordentlich laggt obwohl weder Monster, andere NPCs noch irgendwelche coolen Effekte zu sehen waren.
    Musik Ich würde zwar nicht behaupten dass die Musik von Fear & Hunger irgendwie erinnerungswürdig ist, zumal sie an vielen Stellen sehr minimalistisch ist, sie passt aber gut zur düsteren, bedrohlichen und manchmal mysteriösen Atmosphäre des Spiels. Vor allem in den letzten beiden Leveln, wo es so klingt als ob irgendwer im Rhythmus eines Herzschlags auf Trommeln einschlägt während im Hintergrund ab und zu Monster zu hören sind. Bei Bosskämpfen kommt außerdem ein Song zum Einsatz der einem quasi direkt ins Gesicht schreit „You're fucked!
    Fazit Fear & Hunger ist von der Atmosphäre her ein richtiges gutes Spiel, verlässt sich beim Gameplay aber zu sehr auf RNG, da sowohl Loot, tödliche Angriffe, speichern, sowie diverse Fallen von einem Münzwurf entschieden werden. Wer tatsächlich das Ende erreichen will, sollte also eine gewisse Frustrationstoleranz besitzen. Da es bereits ein Sequel gibt, werde ich mir das irgendwann aber auch noch anschauen.
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    Wertung

    Geändert von ~Jack~ (14.05.2023 um 14:44 Uhr)

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