Sword & Fairy 7 – Together forever (PS4)
Im letzten Jahr hatte ich mal Sword and Fairy 6 angespielt, das mich spontan aber nicht zum Weiterspielen motiviert hat. Eher durch Zufall habe ich dann bei Netgames (tolle Anlaufstelle auch für exotischeres Zeug) diesen Nachfolger gesehen, der auf mich qualitativ deutlich besser wirkte bzw. nach einem soliden, qualitativ guten Spiel aussah.
Meine Erfahrungen mit Spielen aus dem chinesischsprachigen Raum sind bisher nicht üppig, ich habe bisher lediglich Xuan-Yuan Sword – The Gate of Firmament und Xuan-Yuan 7 durchgespielt, die ich beide unterhaltsam, aber nicht zu 100% klasse fand. In beiden spielte es mit Sicherheit eine größere Rolle, dass die Übersetzung höchstens zweckmäßig ist und so inhaltlich nicht alles rüberkam.
In Sword & Fairy 7 merkt man das auch wieder – die Übersetzung kommt offensichtlich nicht aus einem Übersetzer, denn dafür sind zu viele Rechtschreibfehler drin, leider ist sie trotzdem nicht gut. Man versteht alles recht gut, mal abgesehen von einer Art primitivem Rätsel, bei dem ich ewig herumgesucht habe und das Gefühl hatte, dass mir eine entscheidende Info fehlte, ich habe mich aber einige Mal gefragt, wie bestimmte Szenen wohl rüberkommen würden, wenn die Übersetzung richtig gut wäre.
Die Handlung des Spiels ist durchaus nett und ich mochte auch die Charaktere, alles ist voll Anspielungen aus der chinesischen Mythologie und generell mal anders, als man es z.B. aus Japan kennt. Die Handlung wird an vielen Stellen auch gut präsentiert, an anderen hatte ich wiederum das Gefühl, dass Szenen viel zu schnell abgehandelt wurden. Dann gibt es noch wichtige Szenen, in denen die Charaktere nur bewegungslos herumstehen (man kann sie in der Zeit auch nicht steuern, obwohl es so aussieht) und noch ein paar Dialogzeilen über den Bildschirm laufen. Hier wurde leider viel Potenzial für eine richtig tolle Präsentation der Geschichte und weitere Charakterisierung verschenkt. Die Truppe ist nämlich ansonsten gut und ich mochte vor allem Yue Qingshu (und ihr gefiedertes Anhängsel). Ich hatte den Eindruck, dass die Szenen zwischen den Charakteren im späteren Spielverlauf etwas umfangreicher und auch besser gemacht waren. Generell gibt es kleine, in die große Rahmenhandlung eingebundene Nebenhandlungsstränge, die ich dann doch durchaus spannend fand.
An anderen Stellen klappt das mit der Präsentation noch eine ganze Ecke besser: Die Umgebungen bestehen häufig aus Schläuchen bzw. sind nicht wahnsinnig komplex, sehen aber super aus. Vor allem die Städte sehen total unterschiedlich aus und sind wirklich schön anzusehen. Auch die Farbgestaltung fand ich hier sehr gut sowie diverse Details, auf die man geachtet hat und durch die die Umgebungen lebendig wirken. Dadurch, dass man springen kann, bleibt man glücklicherweise auch nicht an jeder Ecke hängen, sondern kann die Orte recht fix erkunden. Die NPCs tragen überwiegend mit Infos einiges zur Hintergrundgeschichte des Spiels bei.
Außerdem gibt es natürlich mal wieder mehr oder weniger belanglose Nebenmissionen. Ich fand sie hier ok, weil sie nicht so lange dauern und habe einige mitgenommen. Kann man mal machen, aber es geht auch besser. Ich habe sie eher als Vorwand genommen, um immer mal wieder die bisher gesehen Orte nochmal zu besuchen. Außerdem levelt man dadurch sehr schön, da es ordentlich EXP gibt.
Man reist übrigens zwischen den Orten über eine Karte hin- und her, was ich normalerweise nicht besonders mag, weil dadurch weniger das Gefühl einer Reise aufkommt. Da man aber sowieso überall hinfliegt, passte es auch irgendwie und hat mich immerhin nicht gestört. Leider kam es beim Wechseln zwischen den Orten immer mal wieder zu Abstürzen. Diese waren nicht schlimm, da das Spiel regelmäßig automatisch speichert, aber als ich ganz am Schluss den Endgegner nochmal besiegen musste, weil das Spiel nach dem Abspann nochmal abschmieren musste (danach kam noch eien Szene), fand ich dann doch doof. Ansonsten gab es zum Glück keine weiteren, technischen Probleme.
Das Kampfsystem war dann auch noch so eine Sache: Es spielt sich flüssig, macht auch etwas Laune und man levelt ganz gut, was ich generell mag. Leider ist das KS auch irgendwie austauschbar und man hat es schon in zig anderen Spielen gesehen, in denen es auch schon austauschbar war. Man greift eben in Echtzeit an und kann dann noch Spezialangriffe nutzen … ja. Ich fand das KS nicht schlimm, aber irgendwie uninspiriert und dadurch auch ein wenig langweilig – hier ist man wohl auf Nummer sicher gegangen und wollte nichts Interessanteres ausprobieren.
Was mir richtig gut gefallen hat, ist die Musik. Sie bietet einige vielfältige Stücke, es werden klassische Instrumente aus dem chinesischen Raum genutzt und es gibt eine große Bandbereit von Stücken, die entweder ziemlich aufregend oder einfach ruhig und schön sind. Ich glaube, es gab kein Stück, das mir nicht gefallen hat, dafür aber immer wieder welche, die mir positiv aufgefallen sind. Sehr schön ist auch, dass man im umfangreichen Nachschlagewerk im Menü weitere Infos dazu bekommt, was die Entwickler sich bei der jeweiligen Musik gedacht haben. Vom Niveau her fand ich das hier ziemlich weit oben.
Insgesamt hat mich Sword & Fairy 7 positiv überrrascht und ich werde mir auch eine Fortsetzung ansehen. Es gibt schon ein paar Dinge daran zu bemängeln, aber generell wirkt das Gesamtpaket qualitativ gut. Ich finde es vor allem toll, dass solche Titel mal ihren Weg nach Europa finden.
Kurz und knapp:
+ sehr gute Musik
+ schöne, farbenfrohe und vielfältige Präsentation
+ sympathische Charaktere und überwiegend unterhaltsame Handlung
- regelmäßige Abstürze
- höchstens zweckmäßiges Kampfsystem
- an einigen Stellen verbesserungswürdige Dramatik sowie Drehbuch
Spielzeit: 20,5 Std.
Insgesamt: 7,5/10