Stranger of Paradise (PS4)
+ wenn man reingefunden hat, wirklich unterhaltsames Job-System
+ unterschiedliche Gebiete und Gegner, die teils unterschiedliche Herangehensweisen erfordern
+ zig, sich unterschiedlich, aber meist gut spielende Rollen
- lächerlich-schreckliche, unsympathische Charaktere mit gerade mal einem Gesichtsausdruck
- damit verbunden eine obskure, unspannende Handlung
- keine Spielzeit-Anzeige
- umständliche Menüs, v.a. das Inventar
Was hab ich über Stranger of Paradise schon gelästert – angefangen beim Hauptcharakter, der so eine richtig toxisch-maskuline Fresse hatte, bis hin zu den Dialogen in den Trailern. Ich hab irgendwo geschrieben, dass ich das hier vielleicht mal spielen würde, wenn ich es für einen Zehner auf dem Wühltisch kriege – und das habe ich auch gemacht (es war ein Zwanziger, aber Schwamm drüber).
Mein erster Eindruck war auch wirklich nicht gut, denn das Spiel beginnt mit einem der peinlichsten Intros der Videospielgeschichte, in dem die „Helden“ von einem König (war ja wieder klar) auf eine Mission geschickt werden. Das bekommt man eingebettet in schreckliche Dialoge und die Charaktere ziehen die ganze Zeit eine Fresse und sind dabei so unsympathisch-unfreundlich, dass man ihnen in selbige schlagen möchte. Vor allem der Hauptcharakter ist echt ätzend. Die Synchronisation macht es dann auch nicht besser.
Ich überspringe also mal schnell die optionalen Gespräche auf der Karte (Spoiler: Sie sind schlecht) und verschwinde im Dungeon … uuuund kriege den ersten Absturz. Boah, geht gar nicht, aus mit dem Scheiß.
1,2 Spiele später habe ich SoP dann doch nochmal eingeworfen, auch wenn ich nicht mehr genau weiß, was mich da geritten hat, und den ersten Dungeon gespielt, der mich mittelprächtig unterhalten hat. Zu der Zeit fühlte sich alles noch sehr limitiert an, denn man hat nur zwei Jobs, die beide eher so gehen. Ich war hinterher aber froh, dass ich noch weitergespielt habe, denn nach dem ersten Dungeon passierte etwas, womit ich nicht mehr gerechnet habe: Durch zusätzliche Jobs wird das Kampfsystem deutlich flüssiger und vielseitiger und das Aufleveln der Jobs (wodurch man wiederum neue freischaltet) begann mir Spaß zu machen. Toll fand ich, dass alle Jobs sich mehr oder weniger unterschiedlich spielen, aber nur wenige dabei sind, die zu spielen keinen Spaß macht.
Dazu kam, dass die Gegenden, die man sieht, sich genug unterscheiden und die Gegner auch immer mal wieder andere sind, dass keine Langeweile aufkam.
Wenn ich so überlege, ist das hier wahrscheinlich das für mich am besten umgesetzte Job-System der letzten Jahre.
Nervig fand ich die Menüs, die total durcheinander und überladen sind. Allein mal sein Inventar aufzuräumen, wenn es voll ist (hinterher dauert das leider nicht mehr lange) ist echt eine Fleißaufgabe, auf die ich hätte verzichten können.
Leider musste man sich zwischendurch auch noch die Handlung des Spiels und die Charaktere gönnen und hieran ist wirklich alles falsch. Ernsthaft: Schlimmer geht es nicht. Die Charaktere haben genau einen Gesichtsausdruck, sind arrogant-unfreundlich, haben übergriffige Sprüche drauf, darüber hinaus aber keinerlei Persönlichkeit. Geht echt gar nicht.
Die Handlung taugt auch nicht viel, wobei ich immerhin die letzte Sequenz als „Auflösung“ der Eingangssequenz ganz witzig fand. Ich mache so etwas ja nicht, aber die Handlung dieses Spiels ist eine der wenigen, bei denen ich es verstehen kann, wenn man die einfach wegdrückt.
Davon ab: Spielerisch ist Stranger of Paradise gar nicht übel, man muss nur über Handlung und Präsentation hinwegsehen können. Hätte ich jedenfalls nicht erwartet.
Spielzeit: ca. 26 Std.
Insgesamt: 7/10