The Diofield Chronicle (PS4)
+ mal eine Abwechslung zum ausgelutschten Action-KS
+ stimmige Musik
- eintöniger Spielverlauf
- überwiegend billig wirkende Präsentation
- uninteressante Geschichte und Charaktere
The Diofield Chronicle kann sich augenscheinlich dadurch von sonstigen modernen Ost-RPGs abheben, dass Kämpfe mittels eines Echtzeitstrategie-Systems ablaufen, man wählt seine Charaktere und den Gegner, den sie angreifen sollen, also aus und der Charakter greift hin und greift von selbst an, während man noch Spezialangriffe auswählen kann. Das ist mal etwas anderes als ein typisches Haudrau-Action-KS, hat mich aber nicht komplett überzeugen können. Von der vermeintlichen Innovation, die manche Spiele-Magazine hier anpreisen, sehe ich nichts, sondern eher Ähnlichkeiten zu FFXII (v.a. Revenant Wings), Growlanser oder auch Tears to Tiara auf dem PC.
Man merkt ziemlich schnell, dass Diofield qualitativ höchstens zum Mittelfeld gehört und dass die Entwickler offensichtlich auch keine großen Visionen hatten. Das Kampfsystem bleibt recht oberflächlich und wird schnell langweilig, weil man immer wieder dieselben Missionen erhält („töte xy“, „verteidige xy“) und der Nutzen der Charaktere total unterschiedlich ist. Die Heiler sind noch ganz brauchbar, die Bogenschützen dagegen so gut wie nicht, weil sie kaum Schaden verursachen und Andrias‘ Kombination aus Shadow Step + Assassination ist so stark, dass man sich allein damit durch das komplette Spiel schnetzeln kann. Das habe ich auch gemacht, nachdem ich gemerkt habe, dass die Kämpfe anfangen, mich zu langweilen. Die Gegner sehen auch alle gleich aus und auch die Umgebungen der Missionen unterscheiden sich nicht großartig.
Gut gefallen hat mir, dass man die Geschwindigkeit der Missionen anpassen kann und dass diese sich dann relativ zügig spielen; das wiederum hat mir dann auch teilweise Spaß gemacht.
Die Handlung des Spiels ist leider uninspiriert und höchstens zweckmäßig. Es ist eine politische Handlung, wogegen ich überhaupt nichts habe, nur wird sie so oberflächlich und unaufgeregt erzählt, dass sie mich überhaupt nicht mitreißen konnte. Gestreckt wird die Handlung durch Nebenmissionen, die ich zumindest am Anfang machen und auch mal wiederholen musste, um meinen Level einigermaßen auf dem Niveau der Gegner zu halten. Hinterher wurde es dann viel leichter, was aber sicher auch daran lag, dass ich herausgefunden hatte, wie man das KS überlisten kann. Ähem.
Die Charaktere bewegen sich zwischen unsympathisch und uninteressant, wobei die meisten davon einfach nicht ausreichend charaktersisiert werden. Manche Szenen, die interessant hätten werden können, werden total schnell abgehandelt, so dass es mir letztendlich auch wieder egal war, was da passiert ist. Und da passieren wirklich Dinge, die einem nicht egal sein sollten, würden sie denn gut präsentiert werden.
Schade finde ich dann aber doch, dass die Entwickler anscheinend eine bestimmte Idee hatten, was sie da erzählen wollten, was man dann am Ende sieht, es aber einfach nicht geschafft haben, Hinweise richtig einzustreuen. Ich sags mal so: Der eigentlich seriös klingende Erzähler gehört zu der unzuverlässigen Art, was ich, als ich es dann gemerkt habe, gut fand. Man sieht an einigen Stellen, dass die Entwickler versucht haben, Hinweise einzustreuen, nur hat das irgendwie nicht richtig geklappt. Schade, denn die Idee war ganz nett (mehr schreibe ich jetzt spoilerfrei aber nicht). Nicht so schön fand ich, dass offensichtlich erwartet wird, dass man die Einträge in der Bibliothek liest, die weiterführende Infos geben, die so während der Erzählung gar nicht rüberkommen. Mensch, Leute, besorgt euch gute Schreiberlinge für eure Handlung.
Ansonsten läuft das Spielprinzip eben immer gleich ab und hat ab ca. 10 Stunden definitiv angefangen, mich zu langweilen.
Es hilft auch nicht, dass das Spiel von der Präsentation her billig aussieht. Ich mag es überhaupt nicht, wenn motzend über Spiele gesagt wird, sie hätten eine PS2-Graphik, als wäre diese Konsole irgendetwas schlechtes (es sind ja gaaaar nicht einige der besten Ost-RPGs darauf erschienen). Diofield sieht aber einfach billig und nicht zeitgemäß aus, so, als wäre nicht ansatzweise Arbeit in das Aussehen des Spiels gesteckt worden. Die Charaktere sind z.B. ein ganz schlechter Witz (ok, ihre Portraits wiederum sehen ganz gut aus). Auch die Umgebungen sind komplett steril und langweilig und Synchronisation und Dialoge wirken gestelzt. Ich muss aber einschränken, dass ich z.B. die Weltkarte, die letztendlich eine Projektion auf dem Tisch der Gruppe ist, nett fand. Auch die Musik ist stimmig, hat mir wirklich zu großen Teilen gefallen.
Diofield kam im letzten Jahr raus, als die von SE anscheinend so eine Billigspiel-Aktion gestartet haben – zwischen den Perlen Valkyrie Elysium, Star Ocean 6 und dem hier konnte man sich ja kaum entscheiden.Ich habe die Spiele letztendlich alle gekauft und bin nur mit SO noch nicht ganz durch; man merkt leider bei allen Spielen, dass sie offensichtlich nicht als hochqualitativer Titel gedacht waren. Für zwischendurch war das ok, ich war aber froh, dass Diofield nicht länger als 19 Stunden gedauert hat. Es ist schön, mal zu sehen, dass auch noch RPGs abseits der üblichen Kampfsysteme erscheinen und aus der Handlung hätte man einiges machen können. Aber wahrscheinlich hat letztendlich Geld gefehlt, wer weiß.
Spielzeit: 19 Std.
Insgesamt: 5,5/10