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Mirokurator

NEO: The World Ends With You
NEO: TWEWY ist ein Action-JRPG und der Nachfolger von The World Ends With You. Ein überaus stylisches Teenager-Team gerät in ein Death Game, in dem es darum geht, sich in der parallelen Totenwelt des modernen Shibuya mit anderen Teams und ihren Psy-Kräften zu messen. Und okay, meine Eindrücke dieses Spiels zusammenzufassen, ist ein WIRKLICH schwieriges Ding! Ich gehe daher einfach mal ein paar relativ unsortierte Gedanken durch, weil ich davon gerade sowieso eine Menge habe. ^^
"Ist dieses Spiel für mich?"
Dieses Spiel wurde definitiv für Fans von The World Ends With You gemacht! Gerade am Anfang bemüht es sich zwar auch, neuen Spielern einen Zugang zu bieten (neue Hauptfiguren!), aber spätestens im letzten Drittel dürfte man ohne Vorwissen ziemlich verloren sein, zumal es ganz in Kingdom-Hearts-Manier auch noch irgendwelche obskuren Story-Ereignisse aus Remakes etc. einbindet. Aber der Fan Service ist hervorragend. Wer die alten Charaktere mochte, kommt definitiv auf seine Kosten, und ich fand das Spiel sogar echt gut abgeschlossen, für ALLE Charaktere! ^__^
Glücklicherweise ist der Final Mix von TWEWY (also Teil 1) immer noch sehr gut spielbar und ein total spannendes Erlebnis: Ich verstehe zwar jeden, der große Probleme mit gewissen Aspekten hat, etwa der sehr motorischen Steuerung oder dem ganzen veralteten 2000s-Stil, aber ich kenne NIEMANDEN, der die Erfahrung bereut. =D Alternativ gibt es einen gut gemachten Anime, der das erste Spiel in nur 12 Folgen adaptiert und nach einem Exposition-Dump-lastigen Start ziemlich gut werden soll!
Konzept oder nicht Konzept! Das ist hier die Frage.
The World Ends With you (also Teil 1
) ist eins der wenigen JRPGs, die ein DICHTES Konzept haben, das konstant durchgezogen wird! Ohne viel zu spoilern: Da geht es um zwischenmenschliche Verbindung und Vertrauen und die Mauern zwischen uns, und sooooo viel in dem Spiel passt dazu. Es ist wunderschön und etwas absolut Besonderes, gerade mit so einem perfekten Ending.
NEO dagegen ... spielt mit ein paar Konzepten herum, I guess. Es profitiert ehrlich gesagt mehr von der Konzeptarbeit des ersten Teils, verwässert diese aber auch ein bisschen. Bei TWEWY bspw. ist innerhalb der ersten 5 Minuten klar, was das Hauptproblem der Hauptfigur ist, und damit auch, worum es in diesem Spiel geht. In NEO: TWEWY war ich mir unsicher, um was es geht, bis das Spiel es irgendwann zur Halbzeit laut ausgesprochen hat. Und selbst dann überlegt man noch, ob wir nur über "FRIENDSHIP!" reden oder ob es spezifischere Unterthemen wie die Unsicherheit im Umgang mit anderen erkundet.
All das macht das Spiel nicht schlecht, aber es wirkt halt deutlich weniger rund; und das war eine große Stärke des Vorgängers.
Neues Gameplay
Im ersten Spiel wurde ja eifrig gerubbelt, geschrubbt und gewedelt, und generell einfach jeder mögliche Touchscreen auf die Probe gestellt. In NEO dagegen liegen die Psy-Kräfte nur noch auf unterschiedlichen Knöpfen, und so wird höchstens überprüft, ob die Hände groß genug sind, um die Tat zu vollbringen und dem Controller den Rest zu geben. (Oder geht es doch mehr um die Technik als um die Größe ...?)
Mir jedenfalls gefällt das Ganze etwas besser als die motorische Steuerung, aber es verliert auch einen ungewöhnlichen Reiz, den der erste Teil absolut für sich verbuchen konnte. Und es wird auch einen TACKEN langweiliger, repetitiver, der Unmenge an sammelbaren Psy-Buttons zum Trotz. Dafür wird es aber auch chilliger, für faule Spieler wie mich.
Hin und wieder gibt es ein paar "Rätsel", aber die sind eigentlich immer Selbstläufer oder werden vom Spiel selbst gelöst.
Das ganze restliche, WILDE Charaktersystem des ersten Teils bleibt klugerweise bestehen, mit trendy Essensbuden als essentielle Stat-Booster, Klamottenlabels als Equipment und ziemlich gut durchdachten Grundmechanismen für Grinding und Collectibles. Das macht alles immer noch eine Menge Spaß, und viele andere Spiele könnten sich eine Scheibe davon abschneiden!

Paaaaacing und Story
NEO hat ein weirdes, WEIRDES Pacing! Es beginnt mit einer guten Exposition ... und dann wird bis zum dritten Drittel des Spiels eigentlich nur noch herumgelümmelt. Das macht zwar schon Spaß, durch die Charaktere und das Gameplay, aber im letzten Drittel finden wortwörtlich a) die allermeisten Enthüllungen und Twists, b) alle zentralen Charaktergeschichten und c) so ziemlich die gesamte HAUPTSTORY statt?! What the fuck ... Es funktioniert im Gesamtbild zwar schon irgendwie, aber es hat meine Motivation öfters auf die Probe gestellt. Nicht zuletzt, weil der Vorgänger dem – ebenfalls reichlich weirden, aber spannenderen! – Pacing eines mehrfach explodierenden Motorrads folgt.
Das Ende der Handlung fühlt sich diesmal klischeehafter, mehr trope-y als im ersten Teil an. Es hat absolute Höhepunkte, etwa einen bestimmten Spaziergang, aber insgesamt habe ich mich hier einfach zu oft an hundert andere JRPGs und Animes erinnert.
Die Figuren
Jetzt aber ... HUI!
Beginnen wir kurz mit dem Kritikpunkt, dass die Charakterschwächen der beiden Haupttypen eigentlich erst in der zweiten Hälfte thematisiert werden, und dass sie sich solange etwas blass anfühlen.
Aber dann möchte ich etwas swoonen: Das Gesamtraster ist PHÄNOMENAL sympathisch! Das Spiel schafft es mit der Zeit erfolgreich, zwischen Manga-esquer Übertreibung und subtilerer Charakterisierung zu pendeln. Nagi ist SO ein toller Charakter, trotz ihrer weirden Einführung, Shoka ist ... woah!? (Ich will an dieser Stelle nicht zu viel spoilern.) Die ganzen alten Charaktere machen richtig Spaß und die Schurken kriegen gegen Ende fast alle eine unerwartete Tiefe, gerade in ihren Zwischenmenschlichkeiten untereinander. Disclaimer allerdings: Ich habe das Gefühl, dieser ganze Eindruck ist besonders subjektiv, weil mich so herzige Gesamtcasts immer gut kriegen.
Und ganz wichtig: Ich vermute, die hervorragende englische Übersetzung trägt hier eine große Verantwortung. Man merkt nämlich im Vergleich zur japanischen Dub schon, dass viel (zumindest für uns "Westler") greifbare Charakterisierung ergänzt wurde, wie auch schon im ersten Teil. Alleine schon Nagis Sprache, ey ...
Vorbildlich!
Ich denke auch, ich werde nur für die Figuren noch mal in den zusätzlichen Postgame Content schauen. =]
Jugend! Japan! Cringe 20XX!
TWEWY ist immer noch 100% japanische Jugendkultur (as written by grown-ass men), und das ist einfach endgeil. =D Man darf es nicht zu ernst nehmen, weil ein gewisser Level an Cringe immer mitschwingen wird, aber mir macht es einfach Spaß. Harajuku als neue Gegend unterstreicht das noch mal, die ganzen fucking Tribals des ersten Teils sind jetzt einen Tacken subtiler eingebunden und das Fashion Game hat noch mal ordentlich aufgelevelt. Man schaue sich einfach nur mal den Hauptcast an?! Warum Pins in dieser Stadt so wichtig sind, hat mir aber immer noch niemand beantwortet.
Dasselbe gilt weiterhin für die Musik, die absolut cool und außerdem manchmal "cool" ist. Es gibt aber nicht mehr so ulkige Höhepunkte/Tiefpunkte wie das "Is it angel? Is it demon?"-Lied aus dem ersten Teil ... 
Ein Vergleich: Die Persona-Spiele sind stylischer, echter, sogar ein wenig gediegener, aber TWEWY ist lauter, wilder und wahrscheinlich ein bis zwei Jahre jünger in seiner jugendlichen Mentalität. xD Muss man mögen!
Oh, und ich habe noch nieeeee erlebt, dass Smartphones so ... realistisch in ein JRPG eingebunden sind? xD Zumindest habe ich vor NEO nie erlebt, wie jemand während eines Dialogs irgendwelche Fremdwörter googelt und total dreist Chat-Gespräche mit anderen anfängt. XD
Die Switch-Version ist grottig ...
... was schade ist, weil es ein gutes Spiel wäre, um auf der Couch zu liegen ... was blöd ist, weil der Pro-Controller deutlich besser für diese Steuerung wäre ... was egal ist, weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte mal so nervige Ladezeiten erlebt habe; nicht unbedingt durch ihre Länge, aber durch ihre Konstanz. In diesem Fall lieber PS4 oder PC, vermute ich!
Fazit
Beim Spielen von NEO: TWEWY war ich öfter mal ein wenig gelangweilt oder genervt, und objektiv gesehen hat es nicht nur ernsthafte konzeptionelle Schwächen, sondern baut auch im Vergleich mit dem Vorgänger an Einzigartigkeit ab. Emotional allerdings, im Gesamtbild, mochte ich das Spiel als schöne, spaßige Erfahrung mit liebenswürdigen Charakteren total gern! Und im Vergleich mit anderen JRPG-Reihen ist es immer noch einzigartig AS FUCK.
Also ja, eine recht subjektive Empfehlung für alle TWEWY-Fans. Und allen anderen empfehle ich, TWEWY-Fans zu werden! 8D Man darf nur kein Problem damit haben, sich alt zu fühlen ...

Diesmal wieder kein Achievement, aber wir näheren uns mit großen Schritten dem gefürchteten Backlog 22'! =] Dementsprechend ist demnächst Life is Strange: True Colors dran, vielleicht am langen Wochenende. Und nach diesen drei großen Brechern jetzt, die ich auch noch mehr oder weniger parallel gespielt habe, ist es definitiv an der Zeit für ein paar kleinere Spiele.
Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
Jetzt für 2€ auf Steam, werft mal einen Blick drauf! =D
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