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The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom

[Diesen Bericht hätte ich eigentlich schon vor 6 Monaten schreiben sollen, aber irgendwie konnte ich mich erst jetzt dazu durchringen.]
Im Mai kam ein kleines Indie-Spiel namens The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom heraus, das vermutlich kaum jemand kennt.
Durch die Empfehlung von Freunden habe ich es mir in einer Laune auch gekauft, obwohl ich werde Action-Adventures noch Open-World-Spielen besonders viel abgewinnen kann. Neugierig war ich trotzdem – gerade weil ich Breath of the Wild nie gespielt hatte.
Und was soll ich sagen? Ich hatte sehr lange sehr viel Spaß am Spiel. Es verkörpert perfekt dieses Sense of Wonder, das der Erkundung im Spiel einen großen Teil seines Reizes gibt. Das Spiel ist riesig, geradezu vollgestopft mit Dingen.
Zugleich ist die Erkundung auch voller Gefahren. Jeder kleine Gegner kann einen anfangs umbringen, die großen sogar meist onehitten. Das hat sich bei mir übrigens auch nach 20-30 Stunden kaum geändert.
Es gibt so viele schöne kleine Details zu entdecken. Beispielsweise gibt es manchmal Sternschnuppenschauer. Und schaut man in den Himmel, sieht man manchmal, dass tatsächlich Sternschnuppen zu Boden fallen. Wenn man sie schnell genug findet, kann man sie in Form eines Items aufsammeln.
Generell ist die Erkundung im Spiel ziemlich belohnend. Man findet wirklich allerlei Zeug und das meiste davon kann man auch irgendwie verwerten. Tears of the Kingdom ist in vielerlei Hinsicht schon fast ein RPG – nur halt ohne Schadenszahlen überm Kopf.
That being said: Nach 40 Stunden war die Luft dann doch irgendwie raus. Das ist viel Zeit und ich bin beeindruckt, dass mich das Spiel so lange bei der Stange halten konnte. Irgendwann hat der Zauber dann aber nachgelassen, was an diversen Gründen lag:
- Die Story fand ich zu keiner Zeit sonderlich interessant (es ist halt Zelda) und auch die Atmosphäre kommt imo nicht an „dichter“ gestrikte Teile wie Majora’s Mask heran. Die Cutscenes haben sich außerdem nach jedem der großen Dungeons mit minimalen Variationen wiederholt. Ja, das World Building ist nett, aber ich bin auch nicht so in der Zelda-Lore drin, dass ich die Feinheiten groß wertschätzen würde. Darüber hinaus bin ich auch kein Fan davon, dass die Serie dieselben Orte (wenn auch in ganz neuer Form) immer wiederverwenden muss.
- Events beginnen sich zu wiederholen. Gegner, Bosse, Höhlen und Tempel verlieren den Reiz des Unbekannten. Ja, das ist in einem Spiel dieser Größenordnung nicht zu vermeiden. Es ist ein generelles Problem von Open-World-Spielen mit realistisch proportionierten Welten. Irgendwann setzt Monotonie ein.
- Man lernt, welche Items sich lohnen, und folglich verliert „Trash Loot“ seinen Reiz. Zwar kann man alles irgendwie verwenden, auch oft auf coole und kreative Weise. Aber man findet halt irgendwann heraus, was effizient ist und was eher ein Gimmick.
- Die Welt ist riesig und alles kostet Zeit. Viel Zeit. Jede kleine Popelquest erfordert lange Laufwege und/oder Schnellreise. Das dauert lange. Die Ladezeiten sind für ein solches Spiel erträglich, aber die Schnellreisepunkte sind sparsam gesetzt, sodass man oft Minuten braucht, um von A nach B zu kommen. Zugleich gibt es keine wirklich schnelle Möglichkeit der Fortbewegung – und die, die es theoretisch wären (z.B. die Zonit-Flieger), sind immer nur kurzzeitig nutzbar. Ich habe beispielsweise zwei Stunden gebraucht, um den weißen Drachen (also Zelda mit dem Master-Schwert) wiederzufinden, nachdem ich ihn einmal verloren hatte.
- Die Hauptdungeons sind nicht schlecht, aber weniger spaßig als das Erkunden der Welt. Den Kram in der Unterwelt gegen Ende fand ich sogar relativ lästig, also alles vorm und bis zum letzten Boss.
- Die Steuerung ist umständlich bis unintuitiv. Bei der Komplexität des Spiels ist das vermutlich nicht vermeidbar gewesen, aber die Menüführung hat mich bis zum Ende etwas irritiert (z.B. der Wechsel zwischen Waffen, Items und Rüstungen). Vor allem aber das Zusammenbauen von Objekten, wo man alle drei Dimensionen nutzen muss, ist ziemlich klunky und auch einfach nicht wirklich für eine Controllersteuerung gemacht. Wenn man dann auch noch Joycon-Drift hat (wie halt bei jeder zweiten Switch), kann das Ganze sogar recht frustrierend werden.
- Rüstungsupgrades sind ziemlich wichtig, aber auch extrem leicht zu übersehen. So ein zentrales Spielelement sollte imo nicht hinter einer (relativ langen) Reihe von Sidequests versteckt sein. Ich war aus dem Grund das ganze Spiel über sehr anfällig für Angriffe und habe entsprechend vorsichtig gespielt (meist mit dem Bogen auf Distanz). Das hat sich im letzten Kampf gerächt, wo man plötzlich gezwungen ist, „fortgeschrittenere“ Elemente wie Blocken und Konter zu benutzen, die ich nie geübt hatte. Das war imo kein konsequentes Spieldesign und deshalb habe ich den letzten Kampf auch nie beendet – ich hätte halt noch mal rausgemusst, um mich mehrere Stunden vorzubereiten, nur um den ganzen langen Weg zum Boss dann zu backtracken. Darauf hatte ich nach über 60 Stunden dann wirklich keine Lust mehr.
Unterm Strich ist es durchaus ein gutes Spiel – in vielen Aspekten ist es wirklich gut. Aber da es im Internet ohnehin in erster Linie mit Lobhudelei überschüttet wird, habe ich mich hier mal auf die Kritikpunkte konzentriert. Die basieren sicherlich teils auf meinem persönlichen Spielegeschmack, fallen aber teils bei der einhellig positiven Betrachtung des Spiels vor allem von Seiten der Presse etwas zu sehr unter den Tisch.
Auch dass die typischen Kritikpunkte an Open-World-Spielen nicht für Zelda gelten würden, finde ich absolut nicht. Ja, TotK bietet sicherlich mehr Abwechslung und ein organischeres Spieldesign als die meisten Spiele in dieser Sparte. Aber auch hier wiederholt sich vieles und wird lästig. Es gibt zwar keine expliziten Questmarker, aber Nebenaufgaben verkommen trotzdem zu Arbeit. Denn auch wenn viele einzeln gelungen sind, können sie in der Masse eben doch sehr monoton und vor allem langatmig werden.
Ich bin froh, es gespielt zu haben, und hatte definitiv einige der schönsten Spielstunden des Jahres damit. Die ersten ~20 Stunden in Hyrule waren richtig toll. Gegen Ende habe ich mich dann aber doch etwas durchgequält, die Luft war irgendwann halt einfach raus. Meiner Meinung nach ist Tears of the Kingdom auch kein Spiel, das man durchspielen muss – ich kann jeden verstehen, der einfach 30-40 Stunden in der Welt versinkt und es dann zur Seite legt.
Spielzeit: 67:00h
Wertung: 7,5/10
Geändert von Narcissu (16.12.2023 um 17:52 Uhr)
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