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Like a Dragon: Ishin ist seit letzter Woche durch.

Ein paar Eindrücke:
- Obwohl das Setting ein anderes ist, ist es doch sehr nah an den anderen Spielen dieser Zeit dran, vor allem Yakuza 0. Das gilt für die Kampfstile, die Sidequests, die Minispiele und vieles anderes. Entsprechend ist das Frische-Gefühl, dass ich mir erhofft hatte, etwas schwächer ausgefallen und ich hatte relativ wenig Lust, mich viel mit Nebencontent auseinanderzusetzen.
- Es gibt aber durchaus ein paar neue Minispiele und Nebenbeschäftigungen. Ich fand den rudimentären Farming-Anteil recht spaßig und habe auch zwei, drei Stündchen damit verbracht.
- Von den Sidestorys habe ich ca. ein Drittel erledigt. Einige waren wirklich unterhaltsam – vor allem die, die auf spezielle Ereignisse in der Zeit und reale Figuren anspielen. Die mit Natsume Soseki fand ich recht lustig, aber vor allem die mit Commodore Perry (hier „Pony“) hatte es mir angetan. Ich denke, viele Spieler werden diese Quests gar nicht raffen, wenn sie den kulturellen/geschichtlichen Hintergrund nicht haben. Wenn man den aber hat, sind sie umso köstlicher.
- Leider sind eine Menge der Quests aber viel zu redselig. Gerade die, wo es im Kern nur darum geht, einen Haufen von Rowdys zu verprügeln, können imo mit weit weniger Text auskommen. Der ist eh austauschbar.
- Und überhaupt: Das Spiel hat viiiiiel Content, weshalb man den wirklich guten eventuell gar nicht findet. Weniger ist mehr, würde ich sagen, und wünsche mir für Yakuza 6.5 auch, dass es sich hier aufs Wesentliche, d.h. die Highlights, beschränkt, statt unbedingt 100h Spielzeit bieten zu wollen.
- Es tut gut, mal wieder ein japanisches Spiel mit richtig kinoreifen Zwischensequenzen zu spielen.
- That being said, die Story hat mich nicht sonderlich abgeholt. Es gab gute Momente, aber vieles läuft einfach zu sehr nach Muster ab. Irgendwann habe ich nur noch geseufzt, wenn wieder irgendein Typ mit seiner „Hahaha, I played you“-Enthüllung ankam. Das Problem ist, dass nicht nur die Wendungen selbst oft vorhersehbar sind, sondern sogar die Präsentation. Es gab so viele Szenen, wo ich genau wusste, mit welchem Gesichtsausdruck und welcher Stimmlage ein Charakter auf etwas reagieren würde – und das hat dem Ganzen ehrlich gesagt viel vom Zauber genommen. Das heißt nicht, dass ich die Geschichte durchgehend langweilig fand. Gerade die cineastische Präsentation konnte mich doch recht gut bei Laune halten. Aber unterm Strich gab es für mich kein richtiges Highlight, das über die müden Twists und das hohe Maß an Suspension of Disbelief hätte wegtäuschen können. Nach dem siebzehnten Verrat oder tragischen Tod ist der Impact leider auch nicht mehr wirklich vorhanden.
- Hinzu kommt noch, dass man eigentlich keine neuen Figuren hat. Ja, sie haben andere Namen und Backstorys, doch die Gesichter, Stimmen und Persönlichkeiten der Figuren sind exakt wie in der Hauptserie. Ich weiß nicht, ob das Fanservice oder Sparmaßnahme war – vielleicht beides –, aber ich fand es eher störend. Gerade Kiryu ist imo auf Dauer ein ziemlich langweiliger Charakter und hier bekam man in der Hinsicht leider nichts Neues geboten. Da freue ich mich eher auf die Teile, in denen man noch andere Charaktere spielt.
- Lustigerweise haben sie einige Figuren fürs Remaster/Remake von Ishin neu gecastet mit Charakteren aus Yakuza 7. Hat eine Weile gedauert, bis ich das gecheckt hab, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte.
- Das Kampfsystem bietet viel Breite, aber wenig Tiefe. Alle normalen Kämpfe spielen sich eigentlich gleich, die Bosskämpfe werden auch erst etwas interessanter, wenn man ein paar Skills freigespielt hat, mit denen man besser auf deren Aktionen reagieren kann. Hier hat man nun wirklich ein waschechtes RPG-System mit EXP, aber das spiegelt sich leider gar nicht bei den Gegnern wider, wo man Vielfalt vergeblich sucht. Ich habe primär mit dem Pistolen-Stil gespielt – da konnte man meistens einfach aus der Entfernung auf die Gegner schießen und fertig. War nicht aufregend, aber zumindest schmerzlos.
- Die deutsche Lokalisierung ist echt gelungen – war positiv überrascht. Sprachlich stilsicher, dem Setting angemessen und oft sehr kreativ. Wortwitze wurden gut übertragen, gelegentlich gab’s auch ein paar lustige neue. Kann man definitiv super auf Deutsch spielen.
tl;dr: Ich hatte gehofft, es zündet ein bisschen mehr bei mir. Unterm Strich hatte ich schon Spaß mit dem Spiel, vor allem mit einigen der absurderen Sidequests, aber es war dann doch wieder zu viel vom Selben in allen Bereichen. Vor allem die Story konnte mich weniger bei der Stange halten als erhofft.
Spielzeit: 23:20h
Wertung: 6,5/10
Geändert von Narcissu (20.03.2023 um 20:14 Uhr)
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