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  1. #20
    Die Square-Enix-Challenge #5: Octopath Traveler II



    Angefangen hatte ich es schon im Februar, doch damals nur vier Stunden gespielt. Nun habe ich den sechs Tagen den Rest in Windeseile durchgezogen, denn eines muss gesagt werden: Das Spiel hat durch die flotten Kämpfe und die offene Welt inkl. zig optionaler Dungeons einen riesigen Suchtfaktor.

    Gerade an den ersten Tagen habe ich 10+ Stunden am Tag gespielt und konnte mich kaum davon lösen. Das Kampfsystem ist eine konsequente Weiterentwicklung des Systems aus Bravely Default und das Brechen der Gegner durch Schwächen gestaltet die Kämpfe zumindest anfangs hinreichend abwechslungsreich.

    Die Story hingegen schwank so zwischen „ganz nett“, „langweilig“ und „Euer Ernst?“ Großer Vorteil ist die Abwechslung: Alle acht Storylines sind ziemlich unterschiedlich von der Idee und vom Grundton. Zwischen Handelsreise (Partitio), Detektivplot (Temeneos), Rachegeschichte (Osvald/Throné) und einer klassischem RPG-Helden-Ding (Hikari) war echt vieles dabei.



    That being said: Die Storys sind einfach nicht besonders gut. Einerseits sind sie fast alle sehr vorhersehbar. Andererseits sind sie auch echt nicht gut geschrieben – immer wieder gibt es absolut dämliche Plottwists oder Momente, die die Glaubwürdigkeit doch etwas arg strapazieren (den Regen in einem ganzen Gebiet vergiften, indem man über einem fucking LAGERFEUER giftige Substanzen verbrennt?) Stellenweise war es einfach nur sehr naiv, stellenweise aber auch ernsthaft bescheuert.

    Das Beste war das Finale, wo plötzlich rauskommt, dass alle Charaktere, die bis dahin bedingungslos gute nice guys™ schlechthin waren, das einfach alles nur gespielt haben und in echt tiefböse sind
    Gott, war das DUMM.

    Generell sind die Antagonisten das schwächste Glied der Kette, denn das sind fast ausnahmslose eindimensionale Karikaturen, die einfach nur deshalb böse sind, weil der Plot das braucht.

    Hin und wieder gab’s schon nette Momente, aber unterm Strich ist keine der Storys mehr als nur okay – und die Charaktere sind halt mangels Interaktion miteinander auch ziemlich flach.

    Die Wegekreuzungen haben da kaum Abhilfe geschafft, wirklich signifikante Interaktion gab es da nicht, und die Gruppengespräche im Menü sind reine Plaudereien. Das Gefühl eines Miteinanders kommt zu keiner Zeit auf.

    Genervt hat mich auch, dass das Schema fast aller Kapitel gleich ist: Story, Dungeon, Bosskampf. Ich glaube, in nur einem Kapitel insgesamt kämpft man gar nicht. Warum hält man so an diesem vorhersehbaren Schema fest, wenn die Storys selbst doch viel Spielraum für Variation hätten?

    In der ersten Hälfte des Spiels habe ich primär die Welt erkundet, was mir riesigen Spaß gemacht habe. Die Storys habe ich dann zu 75% geballt vorm Ende gemacht und das hat das Pacing enorm runtergezogen. Das größte Problem an Octopath Traveller ist das namensgebende Konzept – denn das ganze Drumherum ist wirklich gut.



    Hier mal ein paar Aspekte, die ich am Gameplay mag:
    • Die Welt ist wirklich OFFEN, man kann schon zu Beginn in Endgame-Gebiete mit Gegnern auf Level 40+.
    • Die Kämpfe sind flott, Ladezeiten kaum vorhanden.
    • Das Jobsystem mit Haupt- und Nebenjob gibt jedem Charakter ein gutes Fundament, sodass sie nicht bloß austauschbar sind, erlaubt aber ein motivierendes Maß an Customization.
      Bosse sind tatsächlich relativ fordernd, wenn man nicht überlevelt ist – was ich natürlich immer war, denn:
    • Es macht riesigen Spaß, sich ein Setup zu überlegen, mit dem man normale Kämpfe möglichst schnell bestreiten kann. Bei mir war’s der Erfinder, der mir im späteren Verlauf quasi alle Kämpfe in der ersten Runde gewonnen hat – man den richtigen Accessoires und passiven Fähigkeiten, die mir zu Kampfbeginn Erstschlag, mehr BP, volle Latenz und mehr Schaden bei voller HP geben. So wurde Partitio bei mir regelrecht zur Schnetzelmaschine
    • Man findet überall Krams, der zumindest anfangs auch größtenteils nützlich ist. Dadurch dass Charaktere mehrere Waffen tragen können, freut man sich auch über die Auswahl. Erkundung ist im Allgemeinen belohnend, die Dungeons haben angenehme Längen.
    • Als ich dachte, ich hätte schon alles erkundet, habe ich plötzlich das Schiff bekommen und es gab NOCH MEHR zu entdecken. Stark!
    • Die individuellen Map-Fähigkeiten der Charaktere belohnen es, Städte zu erkunden und später zurückzukehren. Besonders Stehlen ist nützlich und man kann jede Menge extrem wertvolles Zeugs klauen. Die Kopplung der Erfolgschance ans Charakterlevel ist zusätzlich motivierend.
    • Bisweilen nette Sidequests, die klugen Einsatz dieser Fähigkeiten verlangen.
    • Seltene Gegner, yay!
    • Coole und bisweilen fordernde optionale Bosse in Dungeons und auf See.

    Ein paar negative Punkte:
    • Durch die offene Welt findet man im späteren Verlauf hauptsächlich Schrott, da man schon gutes Equipment hat.
    • Die Zufallskampfrate kann zwar auf ein angenehmes Maß reduziert werden, aber gerade beim Besuch alter Gebiete hätte ich sie gerne ganz ausgestellt.
    • Es gibt ein bisschen ZU viel von allem. Gerade dass man in jeder Stadt mit zig NPCs auf diverse Weise agieren kann, ist schon etwas überwältigend - und anstrengend, wenn man Completionist ist.
    • Man kann im Kampf selten nützliche Dinge stehlen.
    • Aufbau der Story-Kapitel ist immer gleich.
    • Bisweilen ist das Spiel sehr geschwätzig.




    Mein Hauptcharakter war Partitio, meine Hauptparty Partitio, Hikari, Castti und Throné. Von den Storys mochte ich Paritio, Ochette und Temenos am liebsten, Agnea habe ich größtenteils geskippt.

    Story-Ranking:
    1. Partitio (man führt quasi die fucking industrielle Revolution herbei )
    2. Ochette (unspektakulär, aber sehr naiv-sympathisch mit gänzlich anderen Vibes als die anderen)
    3. Temenos (bester Charakter, Detektivplot eher so lala)
    4. Throné (etwas düsterer mit nettem Noir-Flair und coolem, aber arschdummen Twist am Ende)
    5. Castti (tragischer Grundton, aber Castti ist schon sehr Mary Sue)
    6. Hikari (08/15-Heldengeschichte)
    7. Osvald (relativ düsterer Racheplot mit FMA-Anleihen, aber einem absolut dummen Antagonisten)

    Agnea werte ich nicht, da ich wegen Ermüdungserscheinungen kurz vorm Ende das meiste bei ihr geskippt habe.

    Die Musik war top – für mich kein absoluter Banger-Soundtrack, aber Yasunori Nishiki wird seinem Ruf definitiv gerecht. Schade, dass in der Story Musik nur sparsam zum Einsatz kam.

    Und die Optik mag ich an sich ganz gern, aber es kommen mir VIEL zu viele Effekte für ein Pixelspiel zum Einsatz. Die ständige Unschärfe und der übermäßige Einsatz an Licht- und Partikeleffekten harmonieren imo nicht mit dem Rest. Ich mag es liebe „crisp and clean“. Großes Lob allerdings für die Charakterportraits und die krassen Sprites der Bosse.

    Ach ja, die deutsche Lokalisierung ist übrigens 1A. Sprachlich auf einem wirklich guten Niveau, und das durchgängig. Dazu auch an einigen Stellen schön kreativ. Daumen hoch dafür



    tl;dr: Ich hatte eine Menge Spaß an Octopath Traveller II – spielerisch ist es ein Hochgenuss. Leider kann die Story da nicht mithalten, denn die ist nicht nur bemerkenswert mittelmäßig, sondern zieht das ansonsten gute Pacing arg runter. Ich will daher bitte kein Octopath Traveller III, sondern ein Spiel mit einer ähnlich offenen und coolen Welt, aber einer fokussierteren Story und einem stärkeren Gruppengefühl.

    Spielzeit: 44:45h
    Wertung: 7,5/10


    Challenge-Status: 5/12
    Geändert von Narcissu (16.12.2023 um 11:10 Uhr)


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