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Thema: Chainsaw Man (und andere Fujimoto-Sachen)

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  1. #12
    Nach dem ersten Part von Chainsaw Man war ich erstmal recht ernüchtert, weil ich das Ende – gelinde gesagt – schwach fand. Witzigerweise nicht unähnlich zu dem gerushten high concept Ending von Fire Punch. Vielleicht hat Fujimoto immer tolle Ideen, aber kann diese in einem großen Kontext nicht zu Ende bringen. Zumindest würde ich das daraus schließen, dass seine Kurzgeschichten die er zwischen Part 1 und 2 von CSM geschrieben hat (insbesondere Look Back und Sayonara Eri), großartig sind, vor allem was subtile Charakterinteraktionen angeht. Da muss mit wenig Raum auf den Punkt kommen. Vielleicht ist er auch einfach gelangweilt von den Geschichten und will schnell was altes beenden um was neues anzufangen?

    Wie dem auch sei, Part 2 ist bisher (Kapitel 128) stark und kombiniert seine dramaturgischen Erfahrungen aus den Kurzgeschichten mit Action aus CSM. Bei den Charakterinteraktionen merkt man, wie viel mehr Wert gelegt wird auf die nuancierte Mimik / Gestik, die eine seiner Stärken sind – ohne dass die lauten und lustigen In-Your-Face-Momente komplett fehlen.
    Man kann viel von Part 2 zerlegen: Wie es thematisch im Vergleich zu Part 1 ist, was es mit den Parallelen in der Handlung zu Part 1 auf sich hat, wie Denji und Asa als Hauptcharaktere zusammenpassen, was Asas Charakter ist und wie bisherige Kämpfe diesen beleuchten, wie es die Wahrnehmung von Denji / CSM verändert, weil man ihn von außen betrachtet, usw. Es gibt eine Unmenge an absolut spannenden Themen hier. Die tatsächliche Diskussion scheint sich aber oft darum zu drehen, ob es genug Chainsaw Man in Chainsaw Man Part 2 gibt. Wie überraschend, dass ein Battle Shounen Publikum sich das uninteressanteste Thema aussucht. Ich stimme Cipos Ausführungen oben (Charaktere versus Kämpfen in CSM) komplett zu, würde sogar so weit gehen und das Material als nur nominalen Battle Shounen zu bezeichnen, besonders Part 2. Dass er Part 2 so radikal ändern konnte hat sicher auch was damit zu tun, dass er nun Clout hat und Leute ihm den "benefit of the doubt" geben.

    Zu dem von Cipo ergänze ich noch, dass die Kämpfe in Part 1 auch oftmals emotional langweilig sind. In vielen Kämpfen ist außer "verteidigen / überleben" kein weiterer Anreiz am Kampf. Ausnahmen sind hier Bomb Devil und Aki. Den Endkampf könnte man mit hinzuzählen, will ich aber nicht, weil da so viel vom emotionalen Eindruck ins Wasser fiel (wie Cipo schon erläutert hat). Gleichzeitig haben die Antagonisten das Ziel, sein Herz zu bekommen – was sehr linear ist. In gewisser Weise passt das zu Denji als Charakter, der sich ohnehin schwer emotional verwickeln lässt und recht stumpf ist. Vielleicht war es für Fujimoto tatsächlich nicht möglich, aus Denji als Protagonist mehr rauszuholen als grobe Konzepte (Romanze hat er mit Reze / Makima, Freundschaft mit Aki).
    In Part 2 haben die meisten Kämpfe bisher einen direkten emotionalen Bezug zu Asa. Von der Klassensprecherin am Anfang, über ihre Freundin, der Plan im Aquarium und ganz besonders der Falling Devil, der direkt darauf abzielt, dass Asa ein Angstbündel ist - alles eine Sache, die dazu beiträgt, dass ihr Leben so rundum scheiße ist. Das gibt ihnen einen stärkeren Kick, auch wenn sie bisher von der Inszenierung nicht an Spitzen von Part 1 ranreichen.

    Asa ist wenig überraschend ein nuancierterer Hauptcharakter als Denji. Ohne ihre Perspektive würden einem fast alle Details zu ihr entgehen, sie ist ziemlich introvertiert. Part 1 um Denji kann man sich durchaus aus einer anderen Perspektive vorstellen, ohne das zu viel verlorengeht – auch wenn er einige (wichtige!) introspektive Momente hat. Seine Aktionen sind aber oft relevanter als seine Gedanken.
    Dadurch ergänzen sich die beiden aber wunderbar in den Szenen, die sie haben und ihre Unterschiede (und Parallelen!) sind schon faszinierend. An manchen Stellen hat Denji sogar einen guten Rat für sie parat, denn er hat schon einiges durchgemacht. Witzig an der Perspektive auf Denji ist auch, dass es ihn mystiöser macht, als er es eigentlich wert ist zu sein *g*

    Interessant ist hierbei, dass Fujimoto mit Asa wieder einen sozial auffälligen Hauptcharakter geschrieben hat. Bei Denji sehr klar aus fehlender Sozialisierung, bei Asa durch eine, sagen wir mal, "schwere / fehlgeleitete" Sozialisierung.
    Asa hat eine Menge an Trauma angesammelt über die Jahre. Sie kommt mit sozialen Konzepten nicht klar, ihr ist Nähe fremd. Sie hat Probleme mit Menschen umzugehen, weiß nicht, wie sie sich verhalten soll und kann sich auch nicht in andere hineinversetzen (das Aquarium, Alter). Sie kommt mit Planänderungen schwer zurecht (das Aquarium, Alter). Sie ist leichtgläubig (sie glaubt sofort, dass der Typ aus dem Club Chainsaw Man ist, wegen der Strippe), aber geht auf Distanz/wird skeptisch wenn Leute ihr zu nahekommen (als Denji ihr sagt, er seie Chainsaw Man; generell auch der Abstand der beiden auf den Dates).
    Ich denke, dass sie autistisch sein könnte.
    Ein Eindruck, der noch mal durch die Detailversessenheit bei ihrer Schilderung der Fische im Aquarium und ihre Tollpatschigkeit (Grobmotorik) verstärkt wird.
    Im Gegensatz zu Denji ist Asa ein durchweg depressiver Charakter. Sie kommt nicht gut mit Menschen klar, aber wenn sie auf sich alleine angewiesen ist läuft viel schief (z.B. Mutter und Katze). Das mündet dann in ihren Selbstmordgedanken, weswegen der Falling Devil perfekt ist als ihr Gegenspieler in diesem Arc und Denji perfekt ist sie mit seinem puren Bullshit ("SEX!") abzulenken.

    Dann noch ein Punkt zu Nayuta (nicht unser User ): Genau wie Denji am Anfang von CSM hat Asa auch (gefühlt) keine Kontrolle über ihr Leben. Beide natürlich aus komplett verschiedenen Gründen. In gewisser Weise macht das Nayuta wieder zu einem perfekten Gegenpol. Nayuta spielt mit dem Aulöschen von Asas Erinnerungen auch direkt in eines ihrer Traumata: Dass sie keine Verbindungen zu Menschen aufbauen kann und von ihnen im Stich gelassen wird.
    Ein Punkt, in dem sich Asa von Denji unterscheidet, der zwar ähnliche Erfahrungen gemacht hat ("alle Frauen in meinem Leben hintergehen mich"), aber den das nicht abhält es immer weiter zu versuchen.
    Übrigens sind "Verbindungen zu Menschen" eine weitere Gemeinsamkeit, denn Denji hat da ebenfalls schwere Probleme.

    Ich mag die Richtung, die man nach dem Ende von Part 1 genommen hat. Nebenbei ist der Falling Devil ja auch ein primal Devil (btw. ziemlich cool, dass Fujimoto das als eine der Urängste rausholt und dann als Koch visualisiert xD), was ein Konzept aus der Mitte von Part 1 aufgreift. Spannend wird auch noch, was es mit Nayuta auf sich hat und ob das Fressen von Makima irgendeinen weiteren Effekt hatte. Von Fami und den Reitern der Apokalypse muss man gar nicht erst anfangen, was hier überhaupt der Plan ist. Viele bewegliche Stücke, die alle sehr integral um Asa/Yoru rum positioniert wurden.

    Geändert von Sylverthas (07.05.2023 um 13:04 Uhr)

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