Auch wenn ich das im Wesentlichen ähnlich sehe, finde ich, muss man die persönliche Präferenz schon einbeziehen. Rumgehampel, Humor und Memes machen ein Video nicht inhärent schlechter. Ich fange jetzt nicht dem ermüdenden 'Vox populi vox Dei'-Geschwafel an, aber es gibt eine große Zielgruppe für derlei Videos – Du und ich gehören wohl einfach nicht dazu.
Ich würde aber soweit gehen, dass ein gewisser Grad der Selbstinszenierung notwendig ist, um auf YouTube zu bestehen. Denn die stärkste Marke, die man dort bedient, ist man selbst. Wie man diese Marke formt, bleibt einem zu weiten Teilen selbst überlassen.
Und das bringt mich zu Deinem Video, Yoraiko, wozu ich Dir hier in aller Freundschaft gerne noch ein paar Worte da lassen möchte.
Die größte Herausforderung sehe ich in der Inkonsistenz der Botschaft. Daher fällt es auch so schwer, die Überspitzung als solche abzukaufen. Was Du nämlich im Grunde vorlegt hast, ist ein Video mit "Die (für mich) enttäuschendsten Makerspiele". Das ist ein fantastisches Thema! Denn es gibt Dir Raum, über Deine Erwartungen zu sprechen, über nicht eingehaltene Versprechungen und die damit einhergehende Enttäuschung.
Stattdessen wählst Du ein anderes Framing: "Kotztüte raus", "Die ranzigsten Makerspiele", "die schissigste Schandscheiße". Klar, wenn man sich mit Deinem Œuvre beschäftigt, ist beißender Sarkasmus und besonders polemisch vorgetragene Kritik ein immer gern genutztes Stilmittel. Steht Yoraiko drauf, ist Yoraiko drin.
Allerdings finde ich, ein grundlegender Respekt vor der Leistung anderer sollte auch bei kritischer Betrachtung mitschwingen. Denn ich bin (wie Du) der Überzeugung, dass Kritik wichtig, ja, notwendig ist – auch und gerade in der Makerszene. In dem man ein Spiel veröffentlicht, gibt man es auch der Kritik preis. Aber der Ton macht die Musik und aus den vielen Misstönen eine interessante Erkenntnis destillieren zu müssen, ist anstrengend.
Denn mit solchen Videos schwächst Du Deine Position als Kritiker. Anstatt Deine oft sehr plausiblen und treffenden Beobachtungen in einer Form darzubieten, die aufklärt, informiert und zum Nachdenken anregt, klatscht Du ein mit viel Polemik vorgetragenes Basta-Schwarzweiß-Urteil drunter. Das unterteilt Deine Zuschauerschaft per Definition schon in zwei Lager: Es bestärkt die Leute, die es genau so sehen – und verprellt eben die anderen. Das kann nicht Ziel von Kritik (und auch nicht von Satire) sein, denn da bewegt sich nichts.
Ich stimme Dir zu, auch Lob funktioniert dann am besten, wenn es fundiert ist. Ich sehe allerdings die Doppelmoral weniger darin, ein künstlich positives Video unbedenklicher zu finden als ein künstlich negatives, als einem Spiel "beschämt-banale Witze mit der humoristischen Feinfühligkeit eines Betonhammers" vorzuwerfen und dann – bei aller Liebe – im Video genau das dann 18 Minuten lang zu zelebrieren.
Du hast eine Meinung, die gehört werden sollte. Durch die kontroverse Methode, wie Du sie äußerst, verliert sie meiner Ansicht nach an Wirkung.