Vor einigen Jahren hatte ich zum Release viel Freude an Dragon Quest Builders – tatsächlich habe ich glaube ich kein anderes 40h-Spiel so schnell durchgespielt (3 Tage). Die Formel aus Erkundung und Bauen hatte hohen Suchtfaktor.
Dragon Quest Builders II ist von allem noch ein bisschen mehr. Eine größere Welt, eine längere Story, viel mehr Freiheit beim Bauen, mehr Rezepte, mehr Features, mehr Abwechslung. Laut vielen das eindeutige überlegene Spiel.
Eines allerdings zieht das Spiel erheblich runter, und das ist seine geschwätzige Natur. Die Dragon-Quest-Serie ist traditionell bekannt für charmante Dialoge und eine kreative Lokalisierung. Damit kann auch Builders punkten. Allerdings ist es hier eindeutig zu viel des Guten: Das Spiel ist extrem textlastig und jede kleine Entwicklung, jede Nebenaufgabe wird so umfassend kommentiert, dass der Spielfluss ständig ausgebremst wird.
Ich habe letztlich sicher ca. 2/3 der Dialoge des Spiels weggeklickt – und das ist eigentlich schade. Die Lokalisierung ist ein Feuerwerk der Kreativität (habe auf Englisch gespielt; auf Deutsch aber sicher ebenso). Dutzende verschiedener Sprachticks und Dialekte wurden verwendet. Die wilderen Varianten schmälern die Lesbarkeit aber beträchtlich, sodass bei den ohnehin schon langen Dialogen noch mehr Geduld gefragt ist.
Ich bin nicht prinzipiell ein Gegner dialoglastiger Spiele. Aber wenn diese hauptsächlich Geplänkel sind wie hier, dann habe ich irgendwann genug davon. Besonders in einem „Gameplay-Spiel“. Ich kritisiere also nicht die Qualität der Dialoge, sondern dass sie das Spiel extrem ausbremsen.
Dragon Quest Builders II ist abwechslungsreich und lang: Es gibt vier Welten mit je eigenen Schwerpunkten und Handlungen, die alle eine ganz eigene Atmosphäre haben:
grüne Insel mit Schwerpunkt auf Farming und Revitalisierung
Wüsteninsel mit Schwerpunkt auf Bergbau
Schneeinsel mit Schwerpunkt auf Krieg
karge Endzeitwelt vor dem letzten Kampf
Außerdem eine Hub-Welt, an die man immer wieder zurückkehrt, wo der Schwerpunkt auf Terraforming liegt. In Zwischenepisoden gibt es noch eine Gefängniswelt und außerdem eine Reihe prozedural generierter, optionaler kleiner Inseln.
Mit einer Gesamtspielzeit von ca. 60 Stunden ist jedes einzelne Kapitel quasi ein eigenes kleines Spiel. Ich saß an der ersten Insel beispielsweise sicher so 15 Stunden. Dass mich das Spiel trotz der Länge bei der Stange halten konnte, spricht für sich, denke ich.
Die RPG-Elemente sind wie im Vorgänger rudimentär. Man bekommt EXP, levelt auf, wird ein bisschen stärker und lernt neue Rezepte. Die Kämpfe selbst sind aber minimalistische Actionkämpfe und bieten kaum Tiefe. Für ein solches Spiel tun sie aber das, was sie sollen. Besonders die Kämpfe gegen starke optionale Monster können dann doch halbwegs aufregend sein.
Man baut noch deutlich mehr als im Vorgänger und eine Reihe von Komfortfunktionen ermöglichen Spielern, die gerne ihre eigene Welt ausgestalten, extrem viele Möglichkeiten. Mit einer unglaublichen Fülle an Boden- und Wandtiles, Einrichtungsgegenständen und vielem mehr kann man sich hier wirklich austoben.
Neu ist ein Feature, bei den große Storygebäude automatisch von den NPCs gebaut werde, wenn man ihnen das Material zur Verfügung stellt. Dieses Feature ist auch dringend notwendig, denn einige Gebäude sind so gigantisch, dass es enorm viel Arbeit wäre, die 3D-Baupläne Stein für Stein nachzubauen.
Das Story-Bauen hat allerdings einen großen Designfehler, der sich durchs ganze Spiel zieht: Größere Bauprojekte sind meist in etliche kleine Quests unterteilt. Oft erledigt man aber intuitiv mehrere Schritte auf einmal. Die Questgeber behandeln einen aber immer so, als stünde man noch am Anfang. Das fällt auch dann auf, wenn einen die Story an Orte schickt, die man schon längst erkundet hat, weil einem die Welten ja schon von Anfang an offen stehen.
Die Story selbst ist das, was man vom Spiel erwarten würde, allerdings mit einem kleinen Twist, der besonders für langjährige DQ-Fans: Während der erste Teil an das schlechte Ende von Dragon Quest I anknüpfte, hat man in Dragon Quest II sogar den Antagonisten im Team. Was genau es damit auf sich hat, will ich nicht spoilern.
Fazit: Unterm Strich hatte ich definitiv viel Freude mit Dragon Quest Builders II. Das Spiel ist groß, bunt, kreativ, abwechslungsreich und vollgestopft mit coolen und lustigen Features. Leider hält sich das Spiel in entscheidenden Aspekten selbst zurück. Wäre es ein bisschen weniger redselig und von der Erkundung noch ein bisschen offener, hätte es mir noch bedeutend mehr Spaß gemacht.
Dennoch gibt’s eine große Empfehlung von mir. Ist definitiv ein Spiel, in das viel Liebe geflossen ist und das jede Menge Abwechslung bietet.