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Mein Yu-Gi-Oh!-Nostalgiemarathon geht weiter und nach Forbidden Memories habe ich mir nun Yu-Gi-Oh! Die heiligen Karten für GBA vorgenommen.
Das Spiel ist meines Wissens nach der erste Serientitel mit einer RPG-artigen Struktur: Man kann sich frei über die Maps bewegen, mit Leuten sprechen, in Läden einkaufen und die Stadt erkunden.
In den Spielen gewinnt man nicht nur Karten, sondern auch Spielerlevel und Deckpunkte. Der Spielerlevel legt fest, welche Karten man überhaupt ins Deck aufnehmen kann. Jede Karte hat zudem fixe Kosten, deren Summe (von 40 Karten) die Deckkapazität nicht überschreiten darf.
Anders gesagt: Zu Beginn ist man auf schwache, billige Karten beschränkt. Je mehr man spielt, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich einem. Ich mag das System deshalb recht gerne, weil man durchgängig das Gefühl von Fortschritt hat. Bei genug anderen Spielen geht es ja nur um die gewonnenen Karten nach dem Kampf – wenn die Mist sind, war der Kampf quasi „umsonst“.
Die heiligen Karten könnte man also wirklich als TCG-RPG-Hybrid bezeichnen, weshalb ich es auch fürs Bingo zählen lassen werde.



Storymäßig bildet es fast 1:1 den Battle-City-Arc des Animes ab, sprich: Man muss gegen prominente Spieler spielen, um sich fürs Turnier zu qualifizieren. Nebenbei taucht eine sinistre Bande auf und macht Stress. Keine super innovative Handlung – und sie wird auch sehr kurz und bündig erzählt.
Spielerisch handelt es sich um eine vereinfachte Version des TCG. Effektmonster gibt es im Gegensatz zu Forbidden Memories zwar, sie sind aber die Minderheit und haben keine Effekte, die automatisch triggern. Das entschlackt das Spiel aber zugleich, weshalb Duelle deutlich zügiger sind als in den Spielen, die die richtigen Regeln abbilden.
Neu ist das Elementarsystem: Jede Karte hat ein Element und somit auch eine Elementarschwäche. Kämpft man gegen eine Karte mit elementarem Vorteil, wird die eigene Karte kampflos zerstört. Das System ist stumpf, aber weicht die einseitige Stärkedynamik etwas auf, wo nur die höchsten ATK zählen. So etwas hättte Forbidden Memories gebrauchen können. (Wobei es so ein System ja gab, es war nur schwerer zu durchschauen und viiiiel abgeschwächter.)
Vom Schwierigkeitsgrad ist das Spiel gemäßigt. Man wird aber trotzdem einige Spiele verlieren – und damit auch Karten. Zu Beginn jedes Kampfes wählt man nämlich (wahlweise) eine Karte als Einsatz – und erhält im Fall eines Sieges eine etwa gleichwertige Karte zurück. Ein nettes System, das im Restkontext aber eher sinnlos ist, denn:
Man kann sich im Laden fast alle erdenklichen Karten kaufen. Geld hat man zu Hauf und selbst ikonische Story-Karten kriegt man hinterhergeworfen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die durch Kämpfe gewonnenen Karten kaum einen praktischen Wert haben.



Das Balancing im Spiel ist übrigens auch ziemlich broken: Während Monsterkarten relativ viele Deckpunkte aufbrauchen, sind selbst die mächtigsten Zauber- und Fallenkarten oft sehr günstig. Wenn man nicht grinden will, ist es also ratsam, im späteren Spielverlauf vermehrt darauf zu setzen. So habe ich auch die letzten Kämpfe mit Leichtigkeit gewonnen.
Ansonsten noch hervorzuheben:
- das Spieltempo ist schnell, es gibt Null Lade- und Wartezeiten, selbst Speichern geht instant
- die Umgebungsgrafiken wirken eher langweilig (aber nicht hässlich), aber es ist interessant, die Charaktere als Pixel-Sprites zu sehen
- die Portraits (Oberkörper), die man in den Dialogen sieht, sind hingegen für GBA-Verhältnisse sehr hübsch.
Ach ja, und das Spiel ist nur so 5-7 Stunden lang. Einerseits angenehm kurz, aber andererseits rutscht man gefühlt direkt vom Prolog ins Finale und das tatsächliche Entscheidungsturnier ist ziemlich antiklimaktisch.



tl;dr: Ganz interessante Kombination von RPG- und TCG-Mechaniken in einem kurzweiligen, aber recht lieblosen Drumherum. Kann man gut wegspielen, aber ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.
Spielzeit: 5:30h (geschätzt)
Wertung: 5/10
Habe mich gerade ein wenig zu Reschef der Zerstörer eingelesen und oh boy, das klingt nach einem weit schlimmeren Grindfest als selbst Forbidden Memories. 
Quasi die Antithese zu Die heiligen Karten: Bockschwer, unfair und durch massiven Grundzwang deutlich länger.
Allerdings gibt es einen Fanpatch, der viele dieser Makel behebt. Vielleicht gebe ich dem Spiel also doch eine Chance. Zumindest den Anfang werde ich aber ohne Patch anspielen.
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