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Ich bin nun durch mit Voice of Cards: The Forsaken Maiden und mein Endeindruck ist – surprise, surprise – wieder nicht sehr positiv.

Insgesamt habe ich gemischte Gefühle, was das Spiel angeht. Ich mochte prinzipiell die Aufteilung des Spiels (4 separate Kapitel mit wechselnder Side-Party + Finale). Die Dungeons waren etwas interaktiver, was auch nett war, und auf der Weltkarte über zahlreiche Events zu stolpern war nach wie vor cool.
Ein Downgrade zum Vorgänger ist, dass der Humor deutlich zurückgefahren wurde. Die absurden Momente wurden eher gegen Anime-Klischees ausgetauscht, was kein guter Trade-off ist. Darüber hinaus wurde das ohnehin schon geringe Mikromanagement deutlich dadurch zurückgefahren, dass die halbe Party fixe Level und fixe Ausrüstung hat.
Zufallskämpfe gibt es immer noch genausoviele. Mit dem High-Speed-Modus fand ich das aber noch erträglich. Die einzelnen Kapitel waren von der Länge angenehm und die Dungeons insgesamt nicht zu ausufernd.

Insgesamt enttäuschend war die Story. Was als stereotypische „Auserwähltes Mädchen muss sich opfern und ihr Dorf retten“ beginnt, wird in jedem Kapitel etwas anders aufgezogen. Jedes Kapitel hat eine andere Dynamik zwischen der Maid und ihrem Beschützer bzw. ihrer Beschützerin und die Geschichten haben fast alle einen dunklen Twist.
So stellt sich heraus, dass eins der Mädchen in einer "Fabrik" en masse hergestellt wird und gar kein Unikat ist und in anderen Fällen gibt es keine Happy Ends und die Maids und/oder Begleiter sterben oder ihre Inseln gehen unter.
An sich so weit ganz nett, aber die Twists vieler Storys sind einfach derart dämlich erzählt, dass man an manchen Stellen echt den Kopf schüttern muss. In einer Geschichte geht es um einen Jungen, der die Rolle der Maid einnimmt – als Ersatz für seine Mutter. Eigentlich dürfen Männer diese Rolle nicht übernehmen und deshalb akzeptiert ihn sein Dorf auch nicht richtig. Die Geschichte wird damit aufgelöst, dass er bzw. sie doch ein Mädchen ist. Das wird am Ende ganz beiläufig erwähnt, es gab bis dahin weder Hinweise darauf, noch einen Grund, es zu verheimlichen. Das ist total antiklimaktisch und eine furchtbare Auflösung, wenn man bedenkt, dass das sich das halbe Drama in dem Kapitel darum drehte.
Die Forsaken Maiden, also die Protagonistin, wird sowohl vom Dorf als auch von ihrem Vater wie Dreck behandelt. Da wird am Ende enthüllt, dass die Dorfbewohner und ihr Vater sie nur so sehr geliebt haben, dass sie nicht wollten, dass sie sich opfert – und in logischer Konsequenz (???) so arschig zu ihr waren, dass sie dadurch ein schweres Trauma erlittern und sogar ihre Stimme verloren hat. Bei solch dummen Twists, die dann auch noch als rührselig verkauft werden, muss ich mir echt an den Kopf packen.
Das gesamte Drama im Spiel leidet leider unter solchen Punkten. Am Ende läuft es dann auf ein „Die Kraft der Liebe/Freundschaft siegt immer“ hinaus – mit einem bittersüßen Ende, wo man sich für Freunde, Familie oder Liebe entscheiden muss (ich habe die Freunde gewählt). Insgesamt war das nach dem gestrafften Vorgänger dann doch etwas zu aufgebläht. Im Vergleich zu konventionellen RPGs ist das Spiel zwar nicht super lang, aber sicher 1,5-2x so lang wie der Vorgänger.
tl;dr: Paar Schritte vor, paar Schritte zurück.

Was ich mir für einen dritten Teil wünschen würde: Ein Spiel, das deutlich mehr auf Erkundung setzt und offener gestaltet ist. Die richtige Atmosphäre durch die Tabletop-Aufmachung samt Events ist gegeben und ich kann mir vorstellen, dass man damit ziemlich coole Sachen machen kann. Das wäre zwar ein krasser Richtungswechsel zu den streng linearen ersten beiden Teilen. Man müsste dann natürlich auch das Gameplay offener gestalten (mehr Customization/Mikromanagement). Aber ich sehe da ehrlich gesagt das größte Potenzial für diese Art von Spiel – und ehrlich gesagt auch eine Marktlücke. Denn unter den JRPGs gibt es echt nur wenige Spiele, die einen einfach mal machen lassen. Ich denke, auch so was ließe sich mit einem begrenzten Budget realisieren, aber ich denke, die Entwickler wollen lieber bei ihrem Fokus auf die Story und klassische, anspruchslose RPG-Mechaniken bleiben.
Wertung: 5/10
Spielzeit: ca. 16:30h (vermutlich effektiv eher so 12 – glaube der Spielzeitzähler läuft im Turbo-Modus auch schneller)
Speaking of Turbo: Den fand ich übrigens so genau richtig. Kämpfe und Fortbewegung wirken nicht gerusht, aber auch nicht zu langsam. Eine gute Balance, denke ich.
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