Rakuen mochte ich wirklich sehr gerne, aber nicht uneingeschränkt in allen Aspekten.

Erst einmal finde ich die Prämisse sehr schön – also einerseits, dass man einen kleinen Jungen im Krankenhaus spielt und die anderen Patienten dort nach und nach kennenlernt. Aber vor allem auch die Rolle der Mutter, durch die das ganze noch einmal viel rührender wird. Beides sind in Videospielen relativ unverbrauchte Elemente und vor allem auch in dieser Kombination.

Was mir an Rakuen am besten gefallen hat, ist die Kombination der recht traurigen Prämisse mit den fantastischen Elementen. Man kommt recht früh in eine Parallelwelt mit niedlichen Wesen (den Leebles), die für sich sehr niedlich und lebendig ist, aber zugleich auch ein Spiegel der persönlichen Geschichten der Krankenhausbewohner.

Als ich das erste Mal im Dorf ankam und die Musik dort gehört habe, habe ich mich direkt verliebt. Dieses charmant-humorvolle war ein toller Kontrast zu den traurigeren Themen des Spiels – und die hat es auch gebraucht.

Ebenfalls sehr gelungen fand ich die Verzahnung der Handlung mit wahren Ereignissen: Zunächst gibt es nur Andeutungen, aber nach und nach stellt sich heraus, dass alles mit der Dreifachkatastrophe in Fukushima 2011 in Verbindung steht. Die Inszenierung diesbezüglich hat mir größtenteils sehr gut gefallen, weil sie einerseits teilweise recht subtil geschieht (der Spieler muss sich einige Dinge selbst zusammenreimen und abgesehen von Städtenamen wie „Sendai“ wird das Ereignis nie direkt angesprochen). Man bekommt aber auch verschiedene Blickwinkel mit und es wird nicht wie in den westlichen Medien auf die Katastrophe des Atomreaktors reduziert. Gerade als jemand mit persönlicher Verbindung zu dem Thema hat mich das sehr gefreut.

Etwas gemischter stehe ich der dramatischen Inszenierung der Schicksäler der Krankenhausbewohner gegenüber: Ich mochte einige Geschichten mehr als andere, vor allem die, wo bodenständige menschliche Beziehungen und Emotionen im Vordergrund standen. Ich fand es allerdings etwas zu viel des Guten, dass alle Geschichte mit dem Tod der jeweiligen Figur enden. In dem Sinne fand ich den „Bären“ in der Darstellung nicht ganz so elegant. Die Lieder von Laura Shigihara sind natürlich sehr schön, aber so ein Montage-Video eines rührenden/tragischen Endes mit jeweils einem eigenen Song war mir dann auf Dauer doch etwas zu dick aufgetragen für meinen Geschmack. (Disclaimer: Ich bin auch kein riesiger Musical-Fan bzw. vor allem nicht von Musical-Einlagen in Werken, die sonst kein Musical sind, wie z.B. in Disneyfilmen üblich).

Das Ende, als die Beziehung zwischen Mutter und Junge in den Vordergrund rückte, fand ich dann wieder ziemlich bewegend bewegend. Es gab auch sehr starke Verbindungen von Handlung und Musik, als z.B. die Stimme der Mutter plötzlich bricht, als sie das Lied singt. Das hat es auf jeden Fall noch mal intensiver gemacht. Zum Ende hin ging die Handlung dann relativ plötzlich zu Ende und das Ende selbst war natürlich auch sehr tragisch-schön – besonders hervorzuheben das Ending-Lied Jump, das mein Favorit im Spiel ist (und das ich auch davor schon kannte – es wurde ja auch nicht für das Spiel geschrieben).

Unterm Strich war es ein wirklich schönes und rührendes Spiel mit ein paar Abzügen in der B-Note bei den „Sidestorys“ und sicher eines meiner Highlights dieses Jahr.

Spielzeit: 7:10
Wertung: 8/10

Fast noch mehr freue ich mich auf Mr. Saitou, einem kleinen Spin-off im gleichen Universum, das mich von der Prämisse schon unheimlich anspricht. Der Trailer trifft genau meinen Nerv, fast mehr als Rakuen selbst: