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Moderator Diaboli

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Blue Reflection – Second Light (PS4)
Das erste Blue Reflection hat mir vor ein paar Jahren recht gut gefallen – es ist zwar kurz und enthält leider auch klischeehaften Mist, sprach mich aber wegen seiner Sailor-Moon-Thematik irgendwie an. Nicht, dass ich mich wahnsinnig dafür interessieren würde, aber für ein RPG klang es immerhin nett und noch nicht zu ausgelutscht. „Second Light“ ist die Fortsetzung, die dieses Spiel nicht brauchte – nicht, weil SL schlecht wäre, aber abgesehen davon, dass Charaktere aus dem ersten Spiel hier auftauchen und dessen Handlung minimal zusammengefasst wiedergegeben wird, hat die Handlung der Fortsetzung kaum etwas damit zu tun.
Das wusste ich noch nicht, als ich mit dem Spiel angefangen habe und muss sagen, dass ich die Grundprämisse der Handlung ganz ok fand. Leider entwickelt sich die Handlung nicht so mysteriös, wie sie es hätte tun können, sondern bleibt überwiegend banal bzw. läuft nach demselben Schema ab: In jedem Kapitel taucht ein neuer Charakter auf, der sich an nichts erinnert, dann erkundet man eine Welt, die durch die Gefühle dieses Charakters erschaffen wurde und dann geht es wieder von vorne los. Handlungstechnisch hat mich SL jedenfalls nicht umgehauen, denn die Handlung ist zu jeder Zeit vorhersehbar und plätschert ziemlich vor sich hin. Die Charaktere gefielen mir dagegen besser und sind, obwohl einige von ihnen etwas dümmlich sind (das muss bei Teeniecharakteren wohl so sein, denken japanische Entwickler), überwiegend sympathisch. Am besten gefiel mir Reina, die zuerst etwas grantig wirkt (noch so ein Klischee), sich aber hinterher gut entwickelt. Ao, die Protagonistin, ist manchmal etwas doof und verplant, aber auf eine witzige Art. Manche Charaktere waren mir auch eher egal, aber es gab keinen, den ich total unerträglich fand. Die Chemie in der Truppe ist irgendwie ganz nett und hier wurde es sogar mal geschafft, eine lesbische Beziehung so einzubauen, dass sie nicht so wirkt, als hätten die Entwickler hier ihre feuchten Träume loswerden wollen. Blöd fand ich aber die sog. „Dates“, die letztendlich banale Szenen zwischen Ao und den anderen Charakteren sind. Die ersten fand ich noch ok und zur Charakterisierung brauchbar, aber es dauerte nicht lange, dass ich so mit diesen Szenen zugeworfen wurde, dass ich sie nur noch weggedrückt habe. Es war echt nicht mehr zu ertragen, wenn es sogar mit weggdrückten Dialogen gut eine Stunde dauerte, bis ich mal wieder eine neue „Date“-Phase abhaken konnte. Und so viel Gehalt hatten diese Szenen eben auch nicht. Die Dialoge fand ich ansonsten aber in Ordnung und manchmal auch witzig. Schade fand ich, dass in ein Spiel, das wegen der Zusammenstellung seiner Truppe auch gerade Teenager anziehen könnte, wieder toxische Schönheitsideale unreflektiert eingebaut wurden (z.B. die Aufforderung an Ao, mal nicht so viel zu essen oder Diät zu machen). Ziemlich misslungen, wenn man mich fragt.
Das Kampfsystem fand ich im Vorgänger besser, aber schlecht ist es nicht. Ich fand es nur etwas langsam und teilweise repetitiv, wobei ich das Prinzip, dass man durch höhere Kombos stärker wird, immerhin etwas originell fand. Im späteren Spielverlauf bekommt man Charaktere, die noch deutlich nützlicher sind, womit die Kämpfe etwas schneller rum sind. Ich hatte hinterher hauptsächlich Hiori (guter Angriff), Shiho (gute Heilerin) und eben Ao (keine Ahnung, ob man die loswerden konnte) in der Gruppe und Reina als Unterstützung. Insgesamt war das KS ok, aber ich könnte spontan zig Kampfsysteme aufzählen, die sich spaßiger und dynamischer spielen.
Die Dungeons fand ich auch ok. Was ihnen zugute kommt, ist, dass das übergreifende Design des Spiels nett ist: Alles sieht sehr hell und pastellig aus und ist definitiv nicht schlecht anzuschauen. Die Dungeons haben jeweils unterschiedliche Themen, die damit auch gut umgesetzt wurden. Darüber hinaus sind sie aber nichts als Umgebungen, in denen eben Gegner herumlaufen und man zwischendurch mal irgendwo durchkriechen muss. Das funktioniert irgendwie und man bekommt auch ein paar schöne Umgebunge zu sehen, aber ich vermisse bei so etwas ja immer Rätsel, und wenn sie noch so primitiv sind. Was mir nicht gefallen hat, war, dass man diese Dungeons auch später nochmal durchlatschen musste, um Gegenstände für Nebenmissionen zu finden und dabei immer wieder von mittlerweile zu schwachen Gegnern angegriffen wurde. Die Nebenmissionen sind leider auch nicht wahnsinnig toll. Ich müsste wahrscheinlich sogar alle erledigt haben (abgesehen von denen nach Beendigung des Spiels) und es ging, aber gut gestaltet waren sie nicht. Vor allem die Schleichmissionen hätte man sich sparen können.
Musikalisch fand ich das Spiel solide, aber nicht sehr vielfältig und an der Graphik gibt es echt nichts zu Meckern. Nur so Animationen sind, wie bei NIS üblich, wieder sehr steif, so dass sich die Charaktere meistens einfach gegenübersehen.
Insgesamt fand ich Second Light recht unterhaltsam und es ist ja auch deutlich länger als der Vorgänger. Die Charaktere sind sympathisch, alles sieht nett aus und weiß zu unterhalten, aber manches in diesem Spiel ist einfach durchschnittlich. Mir ist aufgefallen, dass ich oben oft „ok“ geschrieben habe, aber das ist wohl auch eine passende Beschreibung dieses Spiels.
Spielzeit: 25,5 Std.
Insgesamt: 7/10
Geändert von Winyett Grayanus (06.02.2024 um 09:49 Uhr)
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