Sohoho, das letzte Spiel meiner Challenge ist durch! Nächstes Jahr ändere ich meinen Modus, dass ich vielleicht nicht immer so früh fertig werde.
Wie auch immer, das Beste kommt offenbar wirklich immer zum Schluss, denn Raging Loop hat mir wirklich gut gefallen. Nach dem Durchspielen schaltet man einen "Revelation Modus" frei, in dem man das komplette Spiel nochmals mit zusätzlichen Szenen und teils aus der Sicht anderer Charaktere, erleben kann (zum Glück natürlich mit der Möglichkeit, die schon gesehenen Szenen zu skippen). Damit bin ich komplett durch, ich habe auch alle Endings gesehen (inkl. der Hidden Endings, die eher lustig angehaucht sind) und mir fehlen jetzt nur noch zwei der Side-Stories, die man ebenfalls nach dem Durchspielen lesen kann, und die beleuchten, wie es einigen Charakteren nach all den Ereignissen aus dem Spiel weiterhin ergeht. Also ja, es gibt viel Inhalt, aber ich denke morgen bin ich dann komplett fertig.

Spiel: Raging Loop (NSW)
Dauer: 23:00 (bis zum True Ending - mit dem Revelation Mode und den Side Stories kommen bis zur Komplettierung ca. 8 Stunden dazu)
Durchgespielt am: 05.09.2023
Blogpost (natürlich voller Spoiler, allerdings mehr zum Ablauf als zur Auflösung)

Raging Loop ist eine Mystery Visual Novel mit den gerngesehenen Elementen der "Zeitreise" und parallelen Handlungssträngen, um es mal ganz allgemein zu formulieren. Die Mechanik, die es etwas hervorstechen lässt, ist das "Werwolfs-Spiel", das fest in die Geschichte verankert ist. Der Hauptcharakter der Geschichte, Haruaki Fusaishi, landet also in einem abgeschiedenen Dorf und wird nach einer Weile quasi dazu gezwungen, unter den Dorfbewohnern die Wölfe, die sich eingeschlichen haben sollen, zu entlarven. Schnell stellt sich heraus, dass sich dieses sogenannte "Feast of the Yomi-Purge" ständig wiederholt, aber unser Protagonist hat im Gegensatz zu allen anderen Charakteren die Fähigkeit, sich an alle vorangegangenen Loops zu erinnern, und versucht so, aus dieser Spirale auszubrechen.
Ich habe das absichtlich jetzt sehr kurz angebunden beschrieben, weil natürlich viele Kleinigkeiten hier gleich mal ein Spoiler sein können. Zur Geschichte sei nur so viel gesagt: Die einzelnen Werwolfsrunden sind abwechslungsreich, sehr spannend und steigern sich dramaturgisch immer mehr. Sie sind definitiv das Herztstück des Spiels. Gegen Ende hin ändert sich jedoch die allgemeine Richtung des Mysteriums schon relativ drastisch, was vielleicht nicht jedem gefallen könnte. Mir persönlich konnte aber wirklich nichts mehr mein Spielerlebnis verderben, auch wenn einem im Hauptspiel (also ohne Revelation Mode) dann auch noch einige Dinge vorenthalten werden. Man weiß aber durch die Linearität des Spiels (das große Flowchart täuscht, der Weg da durch ist ziemlich klar vorbestimmt) wenigstens, dass dies so intendiert war - teilweise aus dramaturgischen Gründen, teilweise vielleicht auch, um die Walls of Text im ersten Durchgang nicht noch mehr aufzublähen, und teilweise dann auch noch, weil die Charaktere manche Dinge einfach niemals herausfinden, wie es im echten Leben eben auch manchmal ist. ;P
Wie auch immer, besonders begeistert war ich von den Charakteren. Angefangen beim Hauptcharakter, der deutlich mehr ist als der neutrale, passive Protagonist in einem quasi Death-Game, bis wirklich zum letzten der Hauptakteure in dieser Geschichte, haben alle Personen relativ vielschichtige Persönlichkeiten. Zumindest fühlt es sich so an, denn in unterschiedlichen "Werwolfsrunden" haben sie auch unterschiedliche Rollen, und verhalten sich dementsprechend ein bisschen anders, ohne aber ihren Kern zu verlieren. Und durch die vielen unterschiedlichen Dinge, die immer wieder über den Verlauf von ein paar Tagen passieren, werden diese Charaktere auch in so viele Situationen gesteckt, dass man sie in ihren schlechtesten, aber auch in ihren besten Momenten kennenlernen darf. Außerdem ist der ganze Cast im Vergleich zu anderen Spielen dieses Genres, ziemlich abwechslungsreich, zum Beispiel mit einer uralten Frau, die alle Traditionen rigoros verfolgt, einem verbohrten Mann in den 50igern, der schon ein Feast überlebt hat, oder einer Witwe mit einer umfassenden Backstory bezüglich ihrer zwei so unterschiedlichen Söhne. Was ich damit sagen will: Es ist keine Gruppe von Teenagern und keine Gruppe von überaus hübschen, talentierten Menschen, sondern eine Mischung aus wirklichen Menschen mit Ecken und Kanten. Ich habe alle wirklich sehr, sehr ins Herz geschlossen, selbst die, bei denen ich das nie gedacht hätte. Naja, außer Spoiler natürlich.
Am Ende gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung von mir, vor allem für Leute, die das Genre mögen. Ich denke gerade die Werwolfsrunden würden wirklich jedem Spaß machen, die Charaktere sicher auch, und mit dem Ende muss jeder selbst klar kommen.
Ich habe dieses Jahr bisher kein Spiel, auch außerhalb der Challenge, bisher so hoch bewertet wie dieses hier.

Wertung: 9/10



Bingo:

Naja ich würde sagen, ganz klar falsches Genre.^^

Ansonsten habe ich mit Shadowrun: Dragonfall angefangen, aber ich bin noch nicht besonders weit. Und ich schätze, ein weiteres mittellanges RPG danach kann ich dieses Jahr vielleicht sogar noch reinquetschen! \o/