Abend, Tasuva.

Ich habe neulich Skolios durchgespielt und mein LP dazu beendet. Ich glaube es waren am Ende so 4 Parts aka eine Stunde. Es könnte allerdings sein, dass ich die Videos und das dazugehörige längere Review, das ich jetzt demnächst verfassen werde wenn ich mir ein paar Gedanken gemacht habe, erst Richtung Oktober, vielleicht sogar um Halloween rum veröffentliche. Daher nur hier ein paar ganz Auszüge.

Ich empfinde Skolios als durchaus gutes und unbedingt empfehlenswertes Maker-Horrorspiel. Ich liebe Horrorfilme genau wie Maker-Horrorspiele, und von beidem gibt es zunehmend wenig. Unter diesem Gesichtspunkt kann man Skolios auch nur begrüßen.
Während ich einige Aspekte deines Werkes äußerst gelungen und auch über das Spielgenre hinweg vorbildlich finde - Grafik, optische Effekte, perspektivische Ideen, Soundtrack - gibt es ebenso viele Aspekte, die mir mangelhaft, enttäuschend oder frustrierend erschienen. Mein größtes Problem mit Skolios sind Handlung und Dialoge, weil mir diese persönlich ganz erheblich mutlos, vorhersehbar und altbacken erschienen. Deine Vorlagen waren ja bekannt, jedoch empfand ich, dass du dich zu sehr an diesen bedient hast. Wenn wir von Werken wie Taut sprechen, würde ich stellenweise sogar von Plagiaten sprechen, wenn das auch weniger die Handlung sondern mehr Maps / Grafiken betrifft. Es ist im größten Verlauf kaum eine Sache passiert die mich überrascht hat oder die man nicht vorher schon zwölf Dutzend mal so und ähnlich in anderen Medien gesehen hätte, und die Art der Präsentation der Handlung und der wichtigen Themen die du behandeln möchtest empfand ich auch alles andere als gelungen. Teilweise habe ich minütlich Sachen vorhergesagt die gleich passieren werden, wie etwa verschwindende NPCs, und ich weiß nicht ob man da nicht anders hätte erzählen können.

Das Andere was mich letztendlich eher enttäuscht als wirklich gestört hat ist das selbe Problem, das auch dein Werk Sieben schon hatte - Ich hatte mir damals ein LP von TrueMG angesehen, der dein zufallsbasiertes Horrorspiel durchwandert und sich dabei ständig gefragt hatte, ob der Zufall ihm einfach nur sehr hold war - Nein, du hattest einfach kaum Gruselmomente eingebaut.

Skolios ist über seine beinahe gesamte Lauflänge all atmosphere and mystery. Es fällt mir schwer, es als Horrorspiel zu beschreiben, weil es in seinen Räumlichkeiten, Settings, Situationen und von dir extrem-kreativ geschaffenen Effekten (Rollstuhl-Schatten, Panoramafenster, Sideview-Schacht, Leitern, Cafe-Lichter, Perspektivwechsel, ...) so unglaublich viele Möglichkeiten für gruselige Momente, intelligent-verdiente Schockeffekte, Horror, etwas Außergewöhnliches gegeben hätte und du diese Möglichkeit kein einziges Mal nutzt. Oder nur sehr selten gegen Ende mal. Stattdessen passiert... nichts. Und man wartet als Spieler, und wartet, und wartet, aber mehr wird es nicht. Der Ansatz mag hier sicher gewesen sein, dass es in Skolios mehr um Atmosphäre und Stimmung als um plumpe Jumpscares geht, aber in meinen Augen gibt es da eine Menge Grauzone und Skolios hat in meinen Augen einfach leider viel zu wenig geleistet. Es sind ehrlich-verstörende und unheimliche Momente dabei, aber allen voran habe ich das enorme Potential bedauert, das in meiner Wahrnehmung nicht genutzt wurde. Das Ganze wird umso deutlicher, weil Skolios voll ist von backtracking und Umherirren, was durch fehlende, im Jahre 2022 wirklich absolut verpflichtende Komfortfunktionen wie eine Karte, klare Aufgabenstellungen, eine zumutbare Laufgeschwindigkeit(Hallo speeedhack), mitnehmbare Notizen, und einigem mehr. Diese Doppelwege hätte man dann mit Scares, Effekten o. Ä. anreichern können. Stattdessen... nichts.

Das Gameplay ist so eine Sache. Abgesehen von den Komfortfunktionen fand ich Rätsel, Minispiele und Gegner genau so oft richtig gut designed wie anstrengend. Auch hier war das Problem oft die unklare Aufgabenstellung. Diesbezüglich ist auch zu sagen, dass deine Komplettlösung bei manchen Rätseln und Aufgaben keine große Hilfe war. Du schreibst bei einem Rätsel z.b., dass es mehrere Lösungen gibt, benennst dann aber keine davon. Dann kannst du die Lösung auch gleich weglassen. Wenn du bei dem Walktrhrough schreibst, dass wenn X und Y erfüllt sind man auf das Dach kann, du dann aber nicht darauf eingehst, wie man auf besagtes Dach kommt, fühle ich als Spieler mich veralbert. Genau so oft war ich aber positiv überrascht, wie übersichtlich und machbar deine Rätsel sogar für einen Denk-Muffel wie mich waren, und ich muss auch sagen, dass das LP deines Spiels mich perfekt zusammenfasst: Es ist sicherlich 7-8 mal im LP passiert, dass ich mich über etwas minutenlang aufrege und dem Spiel mangelnde Spielerfreundlichkeit vorwerfe, weil ich nicht weiß wie es weitergeht, nur um 2 Minuten(!!) später festzustellen, dass die Lösung vor meiner Nase war und ich nur nicht aufgepasst habe. Ju, typisch ich. Das mag insgesamt also auch meinen Eindruck zum Gameplay verzerrt haben und vor dem Review werde ich mir da alles nochmal ganz genau ansehen, also nimm das bitte nicht zu genau. Die Perspektivwechsel waren im übrigen eine Idee, die ich nett fand. Für 10 Minuten. Danach hat mich die Umsetzung mit jeder Minute mehr in den Wahnsinn getrieben und ich bin froh zu lesen, dass du das auch nicht wieder machen würdest.

Um zum Schluss aber nochmal ein paar weitere gute Dinge aufzuzählen. Ich muss abermals betonen, wie erfrischend ich einige visuelle Ideen empfand. Laternen. Modellbahn. Der fantastisch-umgesetzte Regen.(Hab ich so gut noch nie in einem makerspiel gesehen.) Endraum.

Das Ende, also wirklich das Ende vom Ende, mit dem letzten Satz, wenn man, du weißt schon, ein bestimmtes Gebäude verlässt, hat mir unerwarteterweise eine Gänsehaut bereitet und ich empfand das in seiner forcierten Kürze und schmucklosen Präsentation so gut auf den Punkt gebracht, dass das den Handlungseindruck für mich - Nur mit zwei kleinen, effektiv eingesetzten Worten in einer Textbox - nochmal merklich hochgezogen hat. Ich fand das Ende dementsprechend trotzt der für mich ernüchternden Handlung perfekt, und als ich gesehen habe, was du mit einer bestimmten Reflektion gemacht hast, hab ich mich wie ein kleines Kind gefreut. Bravouröser Effekt, Hammer.

Du merkst es schon, mein Eindruck ist stark durchmischt und am Ende wird es möglicherweise - ohne mich bereits mit allen Aspekten beschäftigt oder diese ausreichend reflektiert zu haben - auf ein 6/10 hinauslaufen, also überdurchschnittlich, vielleicht aber auch ein 7/10. Ja, wohl eher 7/10. Aber mal sehen. Zwischenfazit für mich, Empfehlung vor allem, wenn man eben auf Makerhorror steht und da alles mitnehmen möchte. Und vor allem wenn man anders als ich die Silent Hill-Reihe mag.

Danke für deine Arbeit mit Skolios und bis dahin.