Moin, Tasuva. Ich wollte ja schon seit längerem mein Feedback zu Skolios dalassen, doch ich wollte damit eigentlich noch warten, bis ich es komplett durch gespielt habe, um auch hinsichtlich der Story noch mehr Kontext zu haben. Jedoch muss ich leider zugeben, dass ich immer noch nicht am Ende angekommen bin, wobei ich schon mehrere Male gedacht habe, dass ich schon sehr nah dran war und ich das Gefühl hab, schon recht lange zu spielen. Vorallem weil auch hinsichtlich der Story vieles schon offenbart wurde. Ich habe aber den Eindruck, dass ich jetzt im letzten Abschnitt des Spiels bin, wo nochmal alles crazy und noch verstörender wird, als es ohnehin schon davor war. Ich muss auch zugeben, dass ich das Spiel nicht in einem Stück spielen konnte, sondern immer wieder sporadisch an einigen Abenden zocken konnte, weil ich selbst als selbstständiger Freiberufler und ebenfalls Dever, der aktuell an zwei Projekten arbeitet, kaum Zeit habe kontinuierlich zu zocken. Um daher mein schlechtes Gewissen etwas zu erleichtern, werde ich dennoch ein allumfassendes Feedback zu Skolios mal endlich dalassen ^^ Ich bereue es im Nachhinein auch etwas, dass ich nicht doch eher ein Feedback-Video aufgenommen habe zwecks Details und so... Aber gut, nun ist es jetzt einfach so.

Generell hat mir Skolios sehr gut gefallen. Ganz besonders sticht die melancholische, bedrückende und isolierte Atmosphäre hervor, die ich mega gut umgesetzt fand und die mir mitsamt der sehr guten Soundkulisse sehr große Silent Hill-Vibes gegeben hat. Vorallem in den Save Rooms merkt man das deutlich. Das Gameplay ist ruhig und rudimentär, was natürlich Sinn macht für ein entschleunigtes und story-getriebenes Spiel. Der Fokus lag ganz klar auf Story, Charaktere und Stimmung. Alles wirkt in sich solide, der Schauplatz ist gut gewählt und bewirkt eine unheimliche Atmosphäre, die ständig mitschwingt. Das marode und heruntergekommene Ambiente wirkt ebenfalls sehr gut und wurde mMn optisch gut und durchdacht umgesetzt.


Was mir zudem sehr gefallen hat, war die Tatsache, dass sich das Spiel je nach Spielart etwas verändert. Geht man bspw. zuerst einen anderen Weg, öffnet sich woanders ein anderer Raum, der zuvor verschlossen geblieben wäre, wenn man sich am Anfang anders entschieden hätte. Auch Zwischensequenzen waren anders oder neu, was mir bei meinem zweiten Anlauf aufgefallen war, wo ich erst dachte, dass es ein neuer Zusatz im Spiel war, weil ich die neue Version ausprobiert habe ^^ Diese strukturellen Details verleihen Skolios mehr Tiefgang und natürlich Wiederspielwert und machen das Spiel dadurch individuell pro Spielgang, was eine gewisse Lebendigkeit hervorbringt, die ich heutzutage selbst in vielen Triple A-Spielen vermisse. Es wirkt also einfach nicht stumpf umgesetzt und diese Liebe zum Detail schätze ich wirklich sehr. Zudem schafft es Skolios, dir als Spieler ständig einen Film im Kopf abspielen zu lassen, weil es gekonnt viele Dinge andeutet oder unkommentiert in den Raum wirft, die erstmal viele Fragen aufwerfen, es aber im gesamten Spiel Spaß macht, diese Puzzleteile Stück für Stück zusammenzusetzen, bis das Ganze einen Sinn ergibt. Leider hab ich zwar noch nicht zuende gespielt, deswegen fehlt mir noch etwas, aber insgesamt hab ich schon einen großen Überblick über die Geschehnisse bekommen. Wobei ich aber auch denke, dass man Skolios mehrmals zocken müsste, um wirklich alles zu 100% zu verstehen, weil wie gesagt, sich Abläufe sowie Sequenzen je nach Spielart ändern bzw. neue hinzukommen.

Die Rätsel im Spiel sind schlicht und einfach gehalten. Für mich stellten sie jetzt keine große Herausforderung dar, was ich etwas schade fand ^^ Manchmal weiß man nicht direkt, wo es weitergeht und man ist meistens dazu gezwungen, nochmals alles abzuklappern, aber im Großen und Ganzen kam ich problemlos voran. Wenn man halt die klassischen Horror-Adventures von damals gezockt hat, weiß man eben, wie eine solche Art von Spiel funktioniert bzw. dass man Texte nicht einfach skippen oder man nicht durch das Gebiet durch rushen sollte. Was mich jedoch etwas gestört und auch den Spielfluss mMn gestört hat, war die Tatsache, dass man vor einigen Kreaturen zwar wegrennen, aber man ein Fingerakrobat auf der Tastatur sein muss, um nicht Game Over zu gehen. Meistens hab ich eine Millisekunde zu spät reagiert, bin weggerannt, das Monster klebte mir regelrecht am Arsch und wenn dann halt die einzige Tür oder Leiter ungünstig positioniert ist, wodurch man gezwungen ist, die Richtung zu wechseln, hat man halt keine Chance gehabt, vorallem weil der Verfolger gleich schnell oder sogar schneller als Cora agierte. Zumindest an den Stellen war es immer etwas ungünstig, was mich frustriert hat, weil man sofort Game Over ging. Vllt wäre eine kleine Mechanik ja ganz praktisch, wenn Cora die Chance bekommt, einmalig auszuweichen oder das Vieh in irgndeiner Weise zurückzustoßen. So gesehen fand ich die Verfolgungsjagden auch etwas plump in Szene gesetzt und zum Teil auch random, wo hingegen die Passagen mit dem Schleichen und der Umgehung von Feinden recht gut und spannend umgesetzt war.

Wie anfangs erwähnt, ist Skolios in seinem Gameplay eher rudimentär und schlicht. Ich persönlich hätte mir noch ein bisschen mehr Gameplay gewünscht, was das Spiel noch etwas mehr individueller gemacht hätte.

Auch die Rätsel hatten zu wenig impact. Hintergrundgeschichten wurden zwar durch Zeitungsartikel, Rückblenden u.ä. erzählt, aber es hätte nicht geschadet, noch mehr unheimliche Hintergrundgeschichten über den alten Bahnhof und seine Belegschaft zu erzählen, weil mich das echt interessiert hätte, was da in der Vergangenheit noch stattgefunden hätte. So ähnlich wie in Silent Hill 2, wenn man im Toluca Prison ist und die gruseligen Artikel über die Little Baroness oder über das Gefängnis an sich findet.

Ist auf jeden Fall Meckern auf hohem Niveau und ein sehr subjektives Empfinden meinerseits, aber ich glaube, insgesamt hätte es dem Spiel noch etwas mehr Substanz und Immersion gegeben. Als positives Merkmal empfand ich den Perspektivwechsel in einigen Bereichen des Spiels. Damit entfalten die Maps nochmal viel mehr Details und Blickwinkel. Dass sich einige daran stören bzw. verwirrend fanden, kann ich persönlich absolut nicht nachvollziehen. Ich fand so eine Idee in Maker-Spielen schon immer nice, weswegen ich genau solche Perspektivwechsel auch damals in mein Projekt einbauen wollte, ich es jedoch durch den zu hohen Aufwand damals bleiben ließ. Deswegen find ichs cool, dass du diese Idee für Skolios so umsetzen konntest. Das macht so gesehen Skolios bis dato einzigartig. Jedoch hätte ich mir erhofft, dass man mit den anderen Perspektiven noch mehr gemacht hätte in Bezug auf Rätsel usw. Das hat hier insgesamt doch etwas gefehlt.

Ebenfalls sehr gut fand ich die Einarbeitung des Themas in Bezug auf Skoliose. Egal, ob man verwachsene Knochenfragmente erhält, man Rollstühle in den düsteren Gängen findet oder Diaprojektor sieht, wo man ein Dia mit schiefer Wirbelsäule gerade rücken muss - solche Details, die die ganze Zeit über präsent sind und den Bezug zum Kernthema herstellen, find ich klasse.

Die Kreaturen hingegen fand ich absolut top und hatten ihren eigenen unheimlichen Charme. Manchmal hab ich mich dabei erwischt, dass mir so manches Design nen Schauer verpasst hat. Zumindest was die Bilder gezeigt haben und mitsamt der Geräuschkulisse wurde der Unbehaglichkeitsfaktor dadurch nochmal verstärkt. Doch leider muss ich sagen, dass ich mich bis jetzt nie wirklich richtig gegruselt habe. Das liegt aber auch daran, dass ich höchstwahrscheinlich abgestumpft bin, was das betrifft. Jedoch hinsichtlich von Skolios fehlte da noch das Tiefgreifende. Der Horror war mMn zu oberflächlich, zu "schüchtern" und zögerlich. Ich hätte mir mehr Anspannung gewünscht. Die Panik im Nacken, die einen stets begleitet, wenn man durch den Bahnhof streift und nicht weiß, was als nächstes hinter der einen Ecke auf einen lauert. Leider wurde der Grusel durch stille und lange Laufpassagen ein bisschen abgeschwächt, was ich etwas schade fand. Aber wie auch im oberen Absatz erwähnt, ist das alles rein subjektiv. Der Sound im Spiel ist richtig gut, bloß einige SE-Sounds waren mir persönlich zu schlecht abgemischt. Manchmal recht laut und ein paar mit Rauschen unterlegt. Das fand ich etwas schade, weil sonst der Rest der Musik ziemlich gut und passend umgesetzt wurde.

Das Worldbuilding ist, wie gesagt, echt super und ich hab da nix auszusetzen. Die Musik ist super gewählt und die Präsentation, die immer mal wieder durch Bilder in Zwischenszenen erzählt wird, ist sowieso mein Fall - das geht immer klar Was mir zudem auch sehr gefiel, war der Einsatz von Licht und Schatten. Dunkle Korridore, die nur zum Teil mit spärlichem Licht ausgeleuchtet waren. Jede Map wirkte durchdacht, wurde realistisch eingeräumt und sah optisch fantastisch aus. Cora als Protagonistin find ich symphatisch und nachvollziehbar. Ihre helfende Art gegenüber den Kindern treibt sie weiter an, den Horror zu bestehen. Jedoch wirkte sie mir stellenweise ein bisschen zu "cool" auf die gegenwärtigen Situationen. Ein ängstlicher Zusammenbruch oder eine Panikattacke hätte ihr mMn etwas gut getan. So schien sie mir manche Situationen einfach belanglos hinzunehmen. Zumindest war mein erster Eindruck, wenn ich kurz zurückblicke. Jetzt bin ich ja in dieser abgefuckten Zwischenwelt angelangt. Ich bin gespannt, wie sich das dann alles am Ende auflösen wird.

Zusammenfassend kann ich dieses kleine Maker-Horrorspiel echt empfehlen. Ich würde sogar behaupten, dass es eins mit der stärkeren Vertreter im ernstzunhemenden Horrorbereich ist. Anime-Horror wie Ib oder Mad Father zähl ich jetzt mal nicht mit dazu. Da es hier im deutschsprachigen Raum ernste Maker-Horrorspiele eher schwer haben, hoffe ich, dass du mit dem englischen Release mehr Erfolge einfahren kannst, Tasu. Ich würde mir es für dich und das Projekt echt wünschen, weil ich gesehen und gemerkt habe, wie viel Zeit, Herzblut und Anstrengungen du in Skolios investiert hast. Auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg mit dem Projekt. Ich wäre zudem nicht abgeneigt, eines Tages evtl. mal ein Remake oder eine Fortsetzung mit komplett selbst erstellter Grafik umzusetzen. Da ich ja kein Glück mit Taut habe/hatte, muss Skolios eben dafür herhalten :P Jedenfalls hätte ich Bock drauf, falls das irgendwann mal klappen sollte ^^

~Stitch