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  1. #1

    Yakuza: Like a Dragon - das Final Fantasy, auf das ich mehr als 15 Jahre gewartet hab

    Bevor ich beginne: Wie nennt man es, wenn statt eines Threads ein Account wiederbelebt wird? Wie nennt man Totenbeschwörer, die sich selbst wiedererwecken?
    Ernsthaft, mir will gerade nichts einfallen... Na gut, vielleicht finden wir noch ein Wort dafür.

    *ähem*

    Da ich frisch aus der Gruft komme, ist es vielleicht ganz sinnvoll, ein kurzes Vorwort zu schreiben. Ich liebe ja Vorworte! Sie stellen sicher, dass alle Beteiligten auf gleichem Stand sind, und damit spart man sich viel Missverständnisse.

    Vorwort:
    Ich bin gewissermaßen mit Final Fantasy aufgewachsen. Gerade ins Teeniealter gekommen, und bezüglich Videospielen mit kaum mehr vertraut als Super Mario und Mega Man, war Final Fantasy VII wie eine neue Welt. Ich möchte schon fast von Offenbarung sprechen, weil es für mich neu definiert hat, was Videospiele sein können. Natürlich hängt dieser Schock wesentlich damit zusammen, dass ich wahnsinnig naiv war und keine Ahnung von all dem hatte, was davor war. Das war 1997/98, und ohne Internetzugang, null Sprachkenntnisse und null Kontakte hatte ich jetzt auch nicht wirklich die Möglichkeit, mich groß zu informieren.
    Jedenfalls war FFVII so unglaublich atemberaubend, dass ich mich zum Release (dem PAL-Release...) auf Teil VIII stürtzte, dann auf IX, und ab da habe ich auch nach und nach die älteren Teile gespielt, und jedem neuen Teil entgegengefiebert. Wer mag, kann in diesem Forum gerne die ganzen Beitrage rauswühlen, die in Anzahl und Umfang ausreichend belegen sollten, was für eine große Leidenschaft Final Fantasy für mich war. Und für einige Jahre hatte mich das damalige Squaresoft (heute Square-Enix) auch nicht enttäuscht. Erstmals gemischte Gefühle (vielleicht auch erst im Nachhinein) hatte ich erst mit Final Fantasy X, wobei ich bis XII auch immer noch den Spielen viel abgewinnen konnte.

    Das änderte sich mit Final Fantasy XIII. In aller Fairness möchte ich einräumen, dass es deutlich schlechtere Spiele gibt als Final Fantasy XIII, in jeder Auslegung des Wortes. Es gibt Spiele, die nahezu unspielbar verbugt sind, deren artistische Ausgestaltung noch viel liebloser ist, und es gibt sogar Spiele bei denen die Geschichte noch dünner und einfallsloser gestrickt ist und sogar noch schlechter erzählt wird (es gibt schließlich auch noch Final Fantasy XV). Dessen ungeachtet, war Final Fantasy XIII für mich eine riesige Enttäuschung, über die ich... ja, doch schon hinweg gekommen bin, aber es ist für mich bis heute so ein love-to-hate-it Ding. Nicht zuletzt deshalb, weil ich damals zur E3 2006 super aufgeregt war, was sich Square damals für Ziele steckte für den nächsten Teil (die fast allesamt aufgegeben wurden), und es dauerte knapp 4 Jahre, bis ein Spiel herauskam, das an... ich nenn's mal "Dürftigkeit" für mich neue Maßstäbe setzte.

    Seither bin ich irgendwie mit Final Fantasy durch. Square hatte auch seinen Teil dazu beigetragen. Der nächste Teil war Final Fantasy XIV Online, was mich als MMORPG schon nicht besonders interessierte, und was so dermaßen volle Kanone in den Sand gesetzt wurde, dass sie kurz nach dem Release die Accountgebühren eingestellt haben um das Spiel nochmal komplett neu zu entwickeln als A Realm Reborn. Dann kam Final Fantasy XV, das eigentlich mal 2006 als Final Fantasy Versus XIII angekündigt wurde, dann 2011 mit nem echt coolen Trailer noch mega gehyped wurde, dann wieder von der Bildfläche verschwand, dann 2013 als Final Fantasy XV angekündigt wurde, dann 2016 rauskam, und dann mit einem vorzeitig gecancelten DLC-Programm unbefriedigend zum Ende ging...

    Ich könnte jetzt sehr viel über Final Fantasy XV sagen (und werde das möglicherweise irgendwann auch noch machen), aber in der Kurzfassung: yikes!

    Vorwort: Ende.

    Ich habe vor ein paar Wochen Yakuza: Like a Dragon beendet. Zwar noch nicht mit Platin-Trophäe, aber möglicherweise gehe ich das auch noch an. Das Spiel war per PS+ verfügbar, ich hatte Gutes darüber gehört und dachte mir "Warum eigentlich nicht?". Ich hatte bis dahin keine Ahnung von Yakuza, und nie einen Teil der Reihe gespielt. Ich kann fairerweise nicht sagen, wie gut oder schlecht das Spiel innerhalb der Yakuza-Reihe ist, aber soweit ich weiß, war Like A Dragon der erste Teil, der als RPG umgesetzt wurde, und möglicherweise auch nicht der letzte.

    Mini-Spoilers: Bei Like a Dragon geht es um einen jungen Typen, Ichiban Kasuga, der zwar ein Yakuza (japanischer Gangster) ist, aber in erster Linie ein Held sein möchte, wie in einem Dragon Quest Spiel (ernsthaft, genau diese Referenz findet sich im Spiel). Ihm ist es wichtiger, sich der Wertschätzung und Anerkennung seines Ziehvaters als würdig zu erweisen, und Menschen zu helfen, als auf dicke Hose zu machen, und so geht er als junger Mann ins Gefängnis für einen Mord, den er nicht begangen hat, allein aus Dankbarkeit für das, was andere für ihn getan haben. Als er jedoch mit 40 Jahren aus dem Gefängnis kommt, wird er nicht mehr angeschaut, und findet sich kurz darauf in der Gosse Yokohamas wieder, wo er statt gegen Slimes und Drackys gegen aggressive Obdachlose und Kleinkriminelle mit einem Baseballschläger kämpft. Spoilers:Ende.

    Like a Dragon besticht durch eine dichte, mitreißende Geschichte, einen sympathischen Hauptcharakter, der erfrischender Weise jenseits der 25 ist, einen netten Support-Cast, eine gute Prise Humor, ein solides, wenngleich etwas altbackenes Kampfsystem, ein etwas unausgereiftes Jobsystem, einen in Teilen recht coolen Soundtrack und eine Welt (genauer, einen Stadtteil), bei der das Erkunden Spaß macht, inklusive Minigames und gelegentlichem Geplänkel zwischen den Charakteren. Und von ein paar Details abgesehen ist es das, was Final Fantasy früher war.

    Das ganze Spiel hindurch hatte ich keinen einizgen Moment, bei dem ich keine Lust mehr hatte. Ich wollte wissen wie es weitergeht, ich wollte Jobs ausprobieren, ich wollte sogar Gegenstände suchen und sammeln für Waffenupgrades. Immer wieder kam es vor, das mich etwas überrascht hatte. Und ohne was verraten zu wollen: Die Story und die Charaktere haben mich mehr als ein Mal richtig bewegt, und nachdem der Abspann gelaufen ist, brauchte ich erstmal einen Moment, um nochmal in die Realität zurückzukommen.

    Yakuza: Like A Dragon ist nach Gameplayaspekten kein unglaublich gutes RPG, soviel sollte gesagt sein. Es ist ordentlich, solide, aber in Teilen noch etwas unausgereift, was für mich verschmerzbar ist, wo es anscheinend Segas erster Versuch in diese Richtung war.
    Aber am Ende ist es ein Spiel gewesen, auf das ich, wie der Titel des Threads auch verrät, seit 2006 gewartet habe: Es geht nicht um die Rettung der Welt, aber die Geschichte ist fesselnd. Der Protagonist ist kein Model, aber dafür extrem herzlich. Die Kämpfe sind keine schwerkrafttrotzenden Choreographien, aber sie machen Laune. Die Minigames sind teilweise gar nicht mal so unfrustrierend, aber sie sind trotzdem spaßig. Und nichts und niemand verlangt von einem, 200 Blitzen auszuweichen oder ein haarsträubend beknacktes Chocobo-Rennen mit 0,0 Sekunden abzuschließen. Und das war noch aus der guten alten Zeit, als Square sich überhaupt die Mühe machte, eche Minigames einzubauen.

    Gute Charaktere, eine mitreißende Story, eine schicke Welt zum Erkunden, viele Sidequests, viele Minigames, und ein Kampf- und Jobsystem, das trotz seiner Schlichtheit motivierend genug ist. Ein paar ziemlich heftige Difficulty Spikes sorgen sogar dafür, dass man nicht dem Eindruck verfällt, es wäre ZU einfach.

    All das sind Dinge, die Final Fantasy seit 2006 (und für manche sogar noch länger) nicht auf die Reihe gekriegt hat. Ich dachte zwischenzeitlich wirklich, dass ich vielleicht einfach nicht mehr viel mit JRPGs anfangen kann. Ich dachte, ich habe einfach ein Alter erreicht, in dem mich andere Sachen mehr interessieren, und bestimmte Mechaniken und Aspekte eines Videospiels für mich nicht mehr diese Relevanz haben.

    Aber dann habe ich Persona 5 gespielt, was ich auch extrem gut fand. Aber Persona ist eben Persona. Shin Megami Tensei ist bekannt für seine Traditionen, genauso wie auch Dragon Quest. Man weiß ungefähr, was man bekommt, wobei Persona 5 schon deutlich über das erwartbare Maß hinausgeschossen ist. Ich mein, dem Spiel verdanke ich ein ziemlich gutes Rezept für ein japanisches Curry. Mir fällt kein anderes Videospiel ein, aus dem ich mal etwas nachgekocht hätte.
    Und jetzt habe ich Yakuza: Like a Dragon gespielt, das einerseits zwar sehr typisch, sehr klassisch ist, aber unterm Strich etwas abliefert, das ich nach all den Jahren nicht mehr in der Weise erwartet hätte. In all seiner japanischen Eigenheit und erfrischenden Menschlichkeit ist es ein Spiel, das bewegt. Es ist ein Spiel über Underdogs, Leute die am Boden angekommen sind und trotzdem den Mut finden, nochmal von vorne anzufangen. Und in vielerlei Hinsicht folgt es genau dem Spirit, den man von JRPGs erwarten darf, nur eben in einer Gestaltung, die den Trends der letzten X Jahre in der Szene komplett widerspricht.

    Ich habe tatsächlich kaum Ahnung, wie Final Fantasy XVI werden wird. Mehr als ein oder zwei Trailer habe ich nicht gesehen, keine Interviews gelesen. Ich weiß nicht, ob und wann ich es spielen werde. Ich erwarte auch nicht unbedingt, dass es Y:LAD in diesen Designaspekten das Wasser reichen können wird, oder überhaupt sich daran messen möchte. Was nicht weiter schlimm ist. Es kann trotzdem ein gutes Spiel sein, und trotz der etwas unglücklich verlaufenen persönlichen Geschichte mit der Serie würde es mich wirklich freuen, wenn Square es nochmal schaffen könnte, einen echten Hit mit der Serie zu landen.

    Aber an diesem Punkt wollte, musste ich dies eine loswerden: ein gutes JRPG (definitorische Streitpunkte mal außen vor) ist kein Ding der Unmöglichkeit, auch abseits der Anime-Sparte. Y:LAD wird sich grafisch wahrscheinlich (ich sage wahrscheinlich, weil ich auf solche Details keinen so großen Wert lege und es deswegen nicht gut beurteilen kann) nicht mit modernen Final Fantasy teilen messen können. Aber im Gegenzug sind es so viele Kleinigkeiten, die sonst für das Genre typische, mitunter absurde Überschwenglichkeit, die bei dem Spiel nicht weggespart wurden. All die Dinge, die bei FF seit über 15 Jahren bestenfalls alibi-mäßig zu finden waren und inzwischen womöglich keine Priorität mehr haben.

    Square-Enix wird selbst wissen, was genau eigentlich ein Final Fantasy ist und was nicht. Ich kann da nur einen Standpunkt vertreten, der vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist. Natürlich wird es auch hier Personen geben, die mir da widersprechend wollen werden. Auch das ist ok. Ich möchte hier kein Urteil abgeben. Aber Yakzua: Like a Dragon ist ein RPG, das ich mir von Square-Enix gewünscht hätte. Ich habe es mir viele, viele, viele Jahre gewünscht. Ich bin froh, dass es noch solche Spiele gibt und geben kann. Auch wenn ich es schade finde, dass sie nicht mehr Final Fantasy heißen.



    Besten Dank für's Lesen und eine wunderbare Osterzeit allen! Wenn es irgendeinen Punkt gibt, bei dem noch Diskussionsbedarf herrscht, werde ich die Tage nochmal vorbeischauen und auf alles eingehen, was irgendwie noch offen geblieben ist. Zumindest nehme ich es mir mal vor.

  2. #2
    Storyweise kann ich dir zustimmen, besonders wenn man schon etwas älter ist wirkt die Ü40 Party erfrischend (und Adachi ist sogar 59) mich hat die Story ebenfalls von Anfang an abgeholt und kommt bis dahin mit seinem engen Pacing auch selten zum stehen. Es ist aber auch ein Faktor wo mir aufgefallen ist dass ich die meiste Zeit in Yakuza: Like a Dragon nur dann genieße, wenn ich mich in den Minispielen austobe oder Cutscenes sehe. Das RPG-System ist schnell und anfangs noch kurzweilig, hat viele bekloppte Animationen, kann aber nicht ewig darüber hinwegtäuschen wie belanglos es eigentlich ist.

    Ich hatte das Spiel dieses und vergangenes Jahr noch mal zum 2. Mal gespielt, mit Freunden jeden 2. Wochenendabend und auch da zeigt sich die Publikumsqualität des Spiels, die Kasuga und seine Party waren ungeheuer symphatisch, meine Freunden hatten richtig Bock auf die Story und auch die Minispiele wussten zu unterhalten, doch je länger das Spiel ging, desto zäher wurde es. Es gibt zwar nicht viele, aber durchaus gegen Ende hin vemehrt Punkt wo die Story zum stehen kommt für öde Grindsessions oder dem langweiligsten Dungeoncrawling was man sich so vorstellen kann. Ich glaube nach dem Liumang Chapter, muss man durch so eine dröge ewig gleich aussehende Kanalisation wo man einen Kampf nach den anderen bestreiten muss, super langatmig wie anspruchslos.
    Später dann kommt es aufeinmal zu einem plötzlichen Anstieg der Gegnerlevel und dann schaltet einem das Spiel eine 25 stöckige Arena oder so frei, wo man ebenfalls die ganze Zeit kämpfen soll bis das Level hoch genug ist. Wenn man meint, man hätte endlich das Schlimmste hinter sich, muss man kurz vor Ende wo man den Milienium Tower erklimmt (ebenfalls unfassbar dröger Enddungeon) wieder durch eine Kanalisation, wo man dann im Prinzip nur noch gezielt Steinzeit-Hobos jagt, weil nur die wirklich signifikant genug EXP geben um im Endkampf gewappnet zu sein. (btw hat der Dungeon überall Barrieren, die man mit einem Vorarbeiter beseitigen muss, was ich nicht gewusst habe, weil ich beim letzten Mal Kasuga automatisch zum Vorarbeiter gemacht habe, nur er als Vorarbeiter kann die Barrieren beseitigen und dafür muss man mit ihm nur einmal hin und zurück switchen, was total bescheuert ist)


    Das haben wir gemacht und waren dann so 2-3 Level über den Endboss, wo so mancher später Kampf nur durch den Fakt dass Kasuga nicht zu Boden gehen darf durchaus zu einem Game Over mal geführt hat, war der mit dem paar Leveln Unterschied plötzlich total lachhaft. Mal davon ab dass es mit den Dutzend Heilitems eh keine Ressourcenschlachten geben kann (und daher das Spiel einem wirklich nur durch cheap shots von schnellen Gegnern erwischen kann) und wir dann eher froh waren dass es recht schnell & unkompliziert vorbei ging.

    Also ja ich liebe die Story, aber das RPG dahinter empfinde ich als stümperhaft und wenn man daran keine Verbesserungen unternimmt oder es wenigstens ordentlich balanced, glaube ich wäre die Serie als Action-Titel besser dran. Ich denke der einzige Vorteil daran war dass man mehr das Gefühl für die Party bekommen hat, auch wenn Kasuga sichtlich im Vordergrund stand. Wenn ein RPG sich größtenteils auf Eventkämpfe nach Cutscenes verlassen muss (worüber ich dann auch froh war), weil die paar Dungeons die es besitzt nichts bieten können, merkt man dass ihnen nicht wirklich Ideen gekommen sind die RPG-Elemente vielfältiger in die Spielwelt zu integrieren.
    Das ist super Schade denn vom anfänglichen Enthusiasmus ist am Ende leider nicht mehr viel übrig geblieben und das passt auch sehr gut, weil ich glaube storytechnisch fand ich die ersten Kapitel vor am stärksten, wo man noch ne Gruppe aus Hobos gespielt hat, die quasi D&D Szenarien in der Großstadt nachgespielt haben, diese Ziellosigkeit passt vielleicht weil ich zu dem Zeitpunkt selbst noch nciht wusste wie sich das Spiel entwickelt und ich normalerweise jedem RPG ne gewisse Schonfrist anrechne wo sich die Systeme entwickeln können, leider wurde ich in der Hinsicht enttäuscht.

    Dennoch ein schönes Schmierentheater mit dem Bösewicht am Ende, bei Yakuza weiß man nie so recht ob man lachen oder (herzlich) weinen soll. Mein Herz findet es rührend, aber mein Hirn komplett bescheuert
    Geändert von Klunky (06.04.2023 um 11:07 Uhr)
    Spiele durchgespielt - Jahresreviews: 2021, 2022, 2023

    Sega Mega Drive Challenge 2020+2021

    JRPG-Challenges: Klunky's JRPG Challenge 2018 feat. Superman 64

    Gamingblog: Ulterior_Audience

  3. #3
    Klingt wie mein Erlebnis mit triangle strategy…

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