Um mal zwei der Kommentare aufzugreifen.

@Master
Ich würde hier zwischen (mindestens) zwei Ansätzen hinter den Spielfiguren unterscheiden. Es gibt Spielfiguren, die einfach nur Spielfiguren sind und es gibt Spielfiguren, die Ideale der Spieler repräsentieren sollen. Bei (humanoiden) Tieren, nur entfernt menschenähnlichen Lebewesen oder Gegenständen gehe ich davon aus, dass ihr Design - zumindest nicht beabsichtigt - keine speziellen Vorlieben ansprechen soll. Anders sieht es aus, wenn die Figur auf Idealvorstellungen beruht, die den Spieler selbst betreffen. Das Design männlicher Actionspiel-Helden soll ja lange Zeit ziemlich ähnlich gewesen sein und auch ihre Persönlichkeiten sollen häufig auf beliebten Mustern basieren, vor allem denen, die betont maskulin sind. Die Persönlichkeit des Doomguys finden zum Beispiel viele Spieler cool (andere sagen, sie wäre der Inbegriff toxischer Maskulinität.) Und neben den auf sich selbst bezogenen Idealvorstellungen gibt es natürlich auch die, die sich auf das bevorzugte Geschlecht beziehen. Heldinnen basieren ziemlich häufig auf gängigen Schönheitsidealen, haben Persönlichkeiten, die bei der männlichen Zielgruppe beliebt sind und tragen nicht selten betont aufreizende Kleidung, obwohl sie meistens keine exhibitionistische Veranlagung haben. Da stimme ich poetBLUE zu.

@poetBLUE
Ich sehe das ähnlich wie du, störe mich aber etwas am Begriff "male gaze", weil er, wie alle Schlagworte, den Sachverhalt mMn missverständlich und vereinfacht wiedergibt. Alle Geschlechter haben Schönheitsideale und empfinden sexuelle Anziehung. Ich denke nicht, dass die Darstellung der weiblichen Figuren alleine auf eine männliche Veranlagung zurückgeführt werden kann, was der Begriff für mich irgendwie impliziert (ohne dass ich sagen will, dass du das implizieren willst). Ich weiß nicht, ob es im europäischen und amerikanischen Raum überhaupt nennenswerte Spiele gibt, die sich primär an Spielerinnen richten, aber im asiatischen Raum gibt es sie und dort werden die männlichen Figuren oft ähnlich konzipiert wie weiter westlich die weiblichen.

Im Kern steckt hinter dem Wort "male gaze" in diesem Fall ja, dass weiblichen Figuren attraktiv und sexy sein "müssen", weil die Spieler Frauen nur so akzeptieren würden und sonst unzufrieden wären. Zumindest sollen die Hersteller es so sehen. Ob das tatsächlich so ist, ist eine andere Frage.

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Ich selbst hab auch meine Vorlieben. Ich mag das eine lieber als das andere. Doch ich kann mich an kein Design erinnern, bei dem ich jemals dachte: Darüber muss ich mich jetzt ärgern und das Spiel würde ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Es sein denn, es wäre menschenverachtend. Bestimmte Persönlichkeitstypen wären für mich ein Ausschlusskriterium, aber das Aussehen der Figur? Eher nicht. Ich bin da ziemlich flexibel. Ich mag den Doomguy, obwohl mir die Problematik hinter der Figur bewusst ist, aber ich mag auch feminine Männer. Mir gefällt 2B, obwohl mir die Problematik hinter dem Design bewusst ist (und die Kleidung passt ja wirklich überhaupt nicht zur Figur), aber ich würde auch eine Heldin mögen, die nicht den Schönheitsidealen entspricht.

Mir hat übrigens Aloys herber Charme gefallen und ich finde, dass sie auch auf dem neuen Bild attraktiv aussieht. Die Frisur lässt ihre Gesichtszüge vielleicht etwas runder wirken und wenn es nicht an der Frisur liegt, dann ist es auch egal. Ich wundere mich manchmal, über was sich alles beklagt wird.