-
Drachentöter
Baldur's Gate 3 (PC)
Ich machs kurz: Das Spiel ist wirklich geil. Es macht absolut viel richtig und mein Spielspaß war so hoch wie lange nicht mehr in einem Spiel. Die Geschichte, ihre Begleiter, die Spielwelt, das Kampfsystem, die Musik, die Optik etc. es harmoniert alles so gut miteinander, sodass man sich regelrecht darin verlieren kann. Ich habe mit meinen 130h ein gutes Ende gehabt und als Romanze hatte ich Karlach genommen. Karlach ist sowieso der beste Companion des gesamten Spiels, was für eine gute Seele das Mädchen.
Trotz ihrer harten Schale hat sie auch eine süße und witzige Art, die perfekt zu ihr passt. Nicht umsonst scheint sie der Lieblingsbegleiter der BG3 Community zu sein, wenn ich mir so die Resonanzen im weiten Internet durchlese. Dass aber ihre Begleiterquest sehr schwach ist, trübt das Gesamtbild. Dataminer haben in den Codes viele Szenen mit ihr gefunden, die anscheinend der Schere zum Opfer gefallen sind. Man hat zwar ihr Epilog mit Patch 2 erweitert, ich hoffe dennoch, dass da in Zukunft nachgebessert hat. Das hat sie sich nämlich verdient.
Aber reden wir auch kurz über die Dinge, die mir eher nicht so gefallen haben. Ich vermeide jegliche Art von Spoiler, andernfalls warne ich kurz davor und packe sie in den Insp-Tag. Die Technik hat bei mir voll gepasst, von Performance-Schwierigkeiten zb. in Akt 3 oder gravierenden Bugs war ich komplett verschont. Das Spiel lief butterweich und es gab keine Abstürze etc. Hier und da mal ein kleiner Rechtschreibfehler, oder Flackern in der Grafik. Mein nervigster Bug war, dass sich ein wichtiger Char nach einem Dialog nicht zu einem bestimmten Ort bewegte, doch aufgrund der großen Freiheit im Spiel, gibt es fast für jeden Bug einen ingame-Workaroud. Ich konnte den Bug mit einem Zauberspruch beheben, irgendwie wieder voll irre.
Was mir absolut nicht gefallen hat, ist der Epilog. Ich spoilere hier nix Konkretes, sondern nur Allgemeines aber zur Sicherheit trotzdem in den Insp-Tag, damit niemand enttäuscht wird. Der Epilog (ich hab das beste gute Ende) ist fürn Arsch. Also nicht das Ende, sondern das was danach kommt. Da versenkt man satte 130h in einem Spiel, voller Emotionen, Wendungen und die Begleiter wachsen einem regelrecht ans Herz, weil sie so gutschrieben sind und dann werden die am Ende keines Moment gewürdigt. Schattenherz sagte bei mir nur einen dummen Spruch und das wars. Was passierte mit ihr danach, was tat sie, wie ergings ihr? Hier hat Larian so viel Potenzial verschenkt. Ist ihnen das Geld oder die Zeit ausgegangen? Ich weiß es nicht, aber es ist dem Spiel und den Begleiter nicht würdig. Oder was ist aus den Fraktionen geworden, was passierte mit der Stadt Baldurs Gate selbst? Fragen über Fragen, alle unbeantwortet. Pathfinder 1 hat es viel besser gemacht, da hat Linzi in ihrem Tagebuch jedem einige Sätze gewidmet und man wurde nicht einfach so aus dem Spiel geworfen.
Apropos: Ist das Spiel besser als Divinity OS 2? Keine Frage, Divinity ist auch ein extrem gutes Spiel (es war mein GotY 2017), aber BG 3 ist in allen Aspekten besser. So ehrlich muss man sein. Die Begleiter sind besser geschrieben und facettenreicher, die Spielwelt größer und schöner, und die Geschichte erst. Ich meine in welchem Rollenspiel gibt es keine wirklichen Nebenquests? Alle "Nebenquests" in BG3 sind Quests, die mit der Hauptstory verwoben sind. Man muss sie nicht machen, aber wer sie macht, erlebt die Hauptstory leicht anders. Rettet ein kleines unscheinbares Mädchen in Akt 1 und euer Spielverlauf in Akt 3 sieht bereits anders aus. Was man hier geleistet hat, wird einem erst zu Ende bewusst und ist unfassbar. Sowas erlebt man nur selten in Videospielen. Ich hoffe stark, dass BG3 der Spieleindustrie so richtig in den Arsch getreten hat, denn so werden Spiele gemacht. Einzig das Kampfsystem ist in Divinity 2 zugänglicher, aber das liegt an dem D&D Regelwerk in BG3. Wer damit keine Erfahrung hat, ist zu Beginn etwas überfordert, leider schafft es auch ein BG 3 nicht dieses Regelwerk Neulingen zu erklären. Es bleibt einem nicht erspart das Internet zu Rate zu ziehen, falls man es wirklich beherrschen will.
Abschließend noch etwas zur Gamepad-Steuerung. Ich habe Akt 1 komplett mit dem Controller gespielt, ab Akt 2 bin ich dann auf Tastatur und Maus umgestiegen, weil es dann zu umständlich wurde. Und mit umständlich meine ich die Kämpfe, denn mit jedem Levelaufstieg und stärkeren Feinden, werden auch die Kämpfe komplexer. Mit Controller dauern viele Dinge länger und insbesondere die Kreismenüs sind im späteren Spielverlauf ein Graus. Speziell in den Bosskämpfen kommt es auf alles an, was man in petto hat - da kann schon mal was mit der Controller-UI untergehen. Mit T+M ging alles viel flotter, man hat hier alles sofort im Blick, muss nicht ewig suchen und kann auf alle Aspekte reagieren. In Akt 3 versuchte ich es wieder mit dem Controller, aber keine Chance - ich war bereits zu gewöhnt an die T+M Steuerung. Das Gamepad ist vor allem in der Erkundung der Spielwelt sehr komfortabel und bringt ein bessere Immersionserlebnis, da man seinen Char direkt steuert. Hoffentlich bessert sich das mit neuen Patches, denke aber nicht, dass Larian die gesamte Controller-Steuerung über den Kopf wirft. In Divinity 2 hat sie mir besser gefallen, aber es ist auch weniger komplex als ein BG 3. Trotzdem werde ich meinen zweiten Durchlauf konsequent mit dem Controller durchziehen, denn es ist einfach ein anderes Gefühl, ein solches Spiel auf einen großen Fernseher mit einer guten Anlage zu erleben. Vermeidet es also wie ich zu mischen, ist ein gut gemeinter Rat. 
Was ich mir trotz der Lobeshymen noch wünsche? Eine bessere Inventarverwaltung, eine bessere Controller-UI im Kampf, dann meinen Kritikpunkt in meinem Spoilertag oben, eine besser erweiterte Begleiterquest für Karlach, deutsche Sprachausgabe (dafür gibt es bei diesem Budget keine Ausrede!) und ein ingame Glossar/Lexikon zur Lore. Besonderes letztes wäre cool, um sich mehr auf die Spielwelt einlassen zu können, spez. für D&D Neulinge. Und für mich sehr persönlich: Bringt bessere Händler ins Spiel (die auch öfters ihr Sortiment updaten, wie in Divinity 2). Kaum ein Händler bietet gute Ausrüstung, alle verkaufen fast das gleiche und es lohnt sich nie, die 0815-Standausrüstungen zu kaufen.
Fazit: Das Spiel ist wirklich herausragend und für mich mein GotY 2023. Larian haben hier ein echtes Meisterwerk abgeliefert und sich in allen Begangen gg. Divinity OS 2 gesteigert, was ja schon ein super Spiel war. BG 3 ist nicht wirklich innovativ oder ein technisches Grafikwunder - aber es macht so viel richtig. Larian hat es einfach verstanden, was die Spieler wollen, und man sieht deren Ehrgeiz und Liebe zum Medium Spiel deutlich an. Hier gibts keine Mikrotransaktionen, keine unnötigen Füllinhalte oder künstliche Spielstreckung. In jedem Detail von BG 3 steckt so viel Liebe drin, man kann hier nur den Hut ziehen und sich verneigen. Ja, das Spiel hat noch seine Macken und technischen Holprigkeiten, aber Larian sitzt nicht wie Bethesda dumm da und wartet auf gutes Wetter. Sie bringen weiterhin konstant Patches und Verbesserungen, wo ein Spiel wie Starfield nicht mal nach 2 Monaten seinen lang erwarteten HDR-Patch bekommen hat. Ich hoffe und ich bin da aller guter Zuversicht, dass BG 3 bei den Game Awards alles abstaubt, was es zu holen gibt. Diesen Schlag in die Fresse haben sie sich die geldgierigen Spielestudios und Publisher verdient. Ich kann mir kaum vorstellen, was die Belgier nach BG3 entwickeln werden, denn die Messlatte ist so hoch gesetzt, wie noch nie zuvor. Egal ob es ein Divinity OS 3 wird oder sogar ein BG 4 (was ich nicht glaube), ich freue mich tierisch darauf. Bis es aber so weit ist, werde ich nächstes Jahr die GotY/Definitive Edition von BG3, nochmal durchspielen - diesmal den bösen Spielverlauf mit Dark Urge (und Mods!). Minthara ich komme …
Geändert von Rusk (22.11.2023 um 17:17 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln