-
Drachentöter
Pathfinder: Wrath of the Righteous - Enhanced Edition

Nach über 100h habe ich nun den Epilog hinter mir und kann Owlcat Games für dieses Spiel nur danken. Ich habe gelacht, geschwitzt, geflucht und geschmunzelt, aber am Ende mit einem wehmütigen Lächeln das Spiel beendet. Pathfinder 2 ist ein hervorragendes Spiel geworden, dass mich von Anfang bis zum Schluss auf einem hohen Niveau unterhalten hat, was andere Genrevertreter selten geschafft haben. Zuletzt war das bei mir bei Divinity 2 der Fall und das ist Jahre her. Was dieses Spiel aber so gut macht, was nicht und was es insbesondere von seinem ebenfalls sehr guten Vorgänger Kingmaker unterscheidet, möchte ich hier in ein paar Worten für euch zusammenfassen.
Der größte Unterschied zu Kingmaker ist natürlich die Story. Diesmal eine richtige Gut gegen Böse Geschichte, Menschheit gegen Dämonen, eine echte Weltenretter-Story halt. Und auch wenn das sehr generisch klingt, die Geschichte ist sehr facettenreich und auch tiefgründig. Zum einen liegt das an der sehr gut ausgearbeiteten Lore. In jedem wichtigen Dialog fallen Namen, Orte, Ereignisse, usw. Es gibt unterschiedliche Welten, Völker die man trifft, man erfährt viel über die einzelnen Götter, Dämonenherrscher, die History dieser Welten, wie entstehen Engeln und Dämonen usw. Ich könnte das ewig ausführen, aber ihr seht, dass die Lore dahinter viel hermacht und dem Spiel seine eigene Identität gibt. Mit den Tooltips in den Dialogen kommt man auch sehr gut mit, es wird auch nicht so kompliziert dahergeredet wie es zB in Pillars of Eternity der Fall ist. Überhaupt merkt man den Dialogen und Texten einen guten Qualitätssprung nach vorne an, hier haben die Dev nach Kingmaker echte Fortschritte gemacht. Teilweise war ich sogar sehr verblüfft, wie gut manche Passagen geschrieben waren. Wer auch immer da bei Owlcat dafür verantwortlich ist, hat ein echtes Talent dafür. Und was die Geschichte auch noch von Kingmaker abhebt, ist der epische Faktor. Hier gehts wirklich um die Rettung der Welt und das merkt man. Man wird konfrontiert mit großweltlichen Ereignissen, man trifft auf Mächte, die man sich als Sterblicher nicht vorstellen kann, hier bekommt man eine richtig gute und epische Geschichte präsentiert. Ergänzt wird das meiner Meinung nach noch mit zwei weiteren Pros: Die Antagonisten sind deutlich glaubwürdiger geschrieben und nachvollziehbarer in dem was sie tun. Und was mich persönlich gefreut hat: Die Gefährten sind großteils besser als in Kingmaker. Das liegt zum einen an der großen und besseren Auswahl (es gibt echt viele!), und zum einen an den Persönlichkeiten. Sei es die Gefährtenquests oder nur das normale Alltags-Quatschen mit ihnen, es sind durch die Bank viele dabei, die ich gerne mochte. Ein Beispiel: Arueshalae, eine Succubus, die sich von ihrem Dämonendasein und dem Bösen verabschieden möchte, und echte Liebe erfahren will und euch sogar in ihre ersten Träume mitnimmt. Klingt das nicht faszinierend? Oder Nenio, der Gelehrten, hinter der so viel steckt, was man aber auf dem ersten Blick nicht sieht. Und was habe ich gelacht mit ihr. 
Vom Gameplay gibts natürlich nicht viel Neues, außer viel Feintunig und Erweiterung vom Altbekannten (mehr Klassen, Reittiere usw.). Wirklich neu sind aber die Legendenpfade, womit man seinen Main deutlich mehr ausbauen kann, was sogar Einfluss auf die Story hat. Ein echt geniales Feature, das ebenfalls viel zu einem erneuten Wiederspielen animiert. Neu ist der Rundenmodus, den es nun von Anfang an gibt. Obwohl ich ein großer Fan davon bin, muss ich sagen, dass ich den Echtzeitmodus ebenfalls oft genutzt habe. Es gibt Abschnitte, wo extrem viel gekämpft wird und meist nur gegen einfach Mobs (speziell bei den Belagerungen). Kann nur empfehlen, hier den Echtzeitmodus einzuschalten, da man sonst grau und alt wird. Gut fand ich auch, dass man diese massenhaften Copy-Paste Maps aus Kingmaker nicht mehr so stark benutzte, auch die 0815 Dörfer fielen weg. Es gibt diesmal individuellere Dörfer und sogar mehr als eine große Stadt. Wo ich leider nicht viel zu erzählen habe, ist der Kreuzzugmodus - dem Äquivalent zum Königreichmodus aus Kingmaker. Ich habe diesen nämlich zu früh auf automatisch gestellt und leider kann man diesen nicht zurück auf manuell umstellen. Selbst mit Savefile-Editierung schafft man es nie ganz. Der Grund war dieses idiotische Minispiel, wo man mit seinen Armeen gegen andere Armeen kämpft. Das funktioniert ähnlich wie in den Heroes Might of Magic Spielen, falls diese jemand kennt - nur halt sehr abgespeckter. Und dieses Minispiel ist der pure Graus, macht null Spaß, ist nur unfair und langweilig. Was viele im Internet empfehlen und das sehe ich auch so: Nutzt die Mod Combat Relief, die automatisch die Kämpfe gewinnt und spielt den restlichen Kreuzzugmodus wie gewünscht manuell. Den kompletten Kreuzzug zu deaktivieren, nimmt nämlich bisschen was von der Handlung und auch das Secret Ending wird einem so verschlossen. Ich hab das leider zu spät erkannt.
Technisch legt das Spiel eine Schippe drauf. Die Optik hat zwar nicht einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht, ist aber dezent besser. Was aber wirklich hervorragend ist, ist dieser tolle Soundtrack von Pawel Perepelica. Wenn man z.B durch die Dämonenstadt Aluschinyrra marschiert und dem Stadt-Theme lauscht, ist das nur pures Glücksgefühl. Und apropos Dämonenstadt: Schon lange nicht mehr eine so toll designte und atmosphärische Stadt in einem Oldschool-RPG gesehen, dagegen sehen Neketaka aus PoF2 oder Arx aus DO2 alt aus.
Leider und jetzt kommt mein größer Kritikpunkt überhaupt: Das Spiel hat noch Bugs und das trotz ein Jahr Release auf dem Buckel und Enhanced Edition. Das Basisspiel funktioniert problemlos, es gibt bis auf Textfehler und kleine Bugs im Kampfsystem nichts Nennenswertes. Aber, dass ich alle drei DLCs nicht starten kann, ist ein Witz. Egal ob als Standalone vom Hauptmenü aus oder direkt in der Mainkampagne, ich kann keine der drei zocken. Neuinstallationen haben nicht geholfen, sogar die neuste Version nicht. Downgrades habe ich nicht probiert, das war mir zu blöd. Ich werde daher den DLCs bei meinem zweiten Durchlauf irgendwann mal eine Chance geben. Dass es einen geben wird, ist ziemlich sicher. Allein wegen Season Pass 2, der nochmal drei DLCs bringt und außerdem wegen dem hohen Wiederspielwert. Meinen ersten Durchlauf habe ich mit einem bösen Char beendet, und mit böse mein ich richtig böse. Entscheidungen, wo ich Gefährten habe sterben lasse, Romanzen mit Dämonenherrscherinnen, die Welt ins Chaos gestürzt usw. Auch ein Lob an die Devs, dass diesmal Böse wirklich böse ist (mit all ihren Konsequenzen und Folgen) und nicht wie in Kingmaker etwas halbgares war. Schade, dass es keine Gesinnungs-Enden gibt.
Im Großen und Ganzen ist P2 ein tolles Spiel geworden, das ich sehr genossen habe. Die Story war gut, die Gefährten sogar noch besser und das Gameplay typisch Pen-&-Paper im modernen Gewand. Dass ich die drei DLCs nicht spielen konnte und auch den Kreuzzugmodus, trübt zwar mein Gesamtergebnis, aber dafür freue mich umso mehr auf einen erneuten Durchlauf irgendwann mal im nächsten Jahr. Wer den Vorgänger schon mochte oder Fan von solchen Spielen ist, dem kann ich das Spiel nur wärmstens empfehlen. Auch blutigen Neueinsteiger, denn P2 bietet ein sehr gutes Tutorial, wo vieles verständlich erklärt wird.
Geändert von Rusk (01.11.2022 um 13:53 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln