Ich habe jetzt doch noch Nehrim gespielt weil ich demnächst auch noch das Enderal Buch lesen will, aber 45 Stunden später kann ich nur sagen: ich würde es niemandem empfehlen, weder vor noch nach Enderal, aus vielerlei Gründen. Unter anderem weil ich die Steam Fassung überhaupt nicht zum laufen bekommen habe da meine Tastatur bei der Charakter-Erstellung nicht funktionieren wollte
- Die Oblivon Engine läuft auf modernen Systemen richtig schlecht, selbst wenn man viele Settings runterschraubt oder deaktiviert und Mods für bessere Performance installiert. Das einzige was da eventuell helfen könnte wäre richtig gute Single Core Performance, aber dafür ist mein System zu alt. Nehrim scheint aber auch schlecht optimiert zu sein, weswegen einige Gebiete stark ruckeln können und die Oberwelt nie wirklich flüssig läuft. Es ist außerdem recht instabil, sprich ich musste Dutzende Abstürze ertragen.
- Es gibt keinerlei besondere Skills weswegen ich als Krieger gegen Ende immer noch genauso stumpf auf die Gegner eingeschlagen habe wie am Anfang. Magie habe ich zwar auch erlernt, aber da man die umständlich durch Verwendung trainieren muss, konnte ich mich nie vollends drauf verlassen. Nicht mal nachdem ich das Skill Level Tempo massiv hochgemoddet habe. Da helfen auch die Skill Punkte die man pro Level erhält nicht viel.
- Das Balancing ist grauenhaft und zwingt einen indirekt dazu viele Stunden mit Grinding zu verschwenden. Aber selbst danach fühlte ich mich nie wirklich mächtig da viele Gegner einen mit wenigen Schlägen umbringen können. Deswegen habe ich an einer Stelle einen Quest NPC der mich heilen konnte ausgenutzt um erstmal alle Dungeons im Osten Nehrims abzuarbeiten bevor ich mit der Story weitermache.
- Man muss diese Dungeons außerdem abarbeiten da es bei Händlern so gut wie keine nützliche Ausrüstung gibt. Erst im letzten Dungeon habe ich innerhalb der Story mal was gutes bekommen. Es ist nur blöd dass sowohl Waffen als auch Ausrüstung viel zu schnell kaputt gehen und man die somit ständig reparieren muss.
- Im Gegensatz zum Enderal gibt es keine einzige interessante Sidequest.
- Interessante Charaktere sucht man leider ebenfalls vergeblich da alle wichtigen Charaktere nur wenig zu sagen haben. Nichtsdestotrotz gibt es eine Art Romanze ... mit einem Charakter der das ganze Spiel über nur ein Gesprächsthema besitzt ... und mit dem man so gut wie nie unterwegs ist.
- Die Story hat zwar Potenzial, ist aber extrem unterentwickelt und kommt eigentlich erst gegen Ende wirklich in "Fahrt". Und das führt leider dazu dass all die Charaktere von denen ich dachte dass die wichtig wären (da ich von denen in Enderal erfahren hatte) nur ein- oder zweimal auftauchen und somit beinahe irrelevant wirken obwohl sie der Auslöser für die komplette Story sind.
- Die Story ist teilweise sehr unlogisch konstruiert. Wie beim Plan in eine Festung einzudringen um die Wachen zu vergiften, woraufhin man aber erst mal alle Zutaten fürs Gift in der Festung zusammenklauen muss. Und danach muss man sich tief in die Wüste begeben um eventuell Hilfe für den nächsten Schritt des Plans zu bekommen, obwohl man meinen sollte dass es sinnvoller gewesen wäre das zu arrangieren bevor man die Wachen vergiftet. Schon weil das Gift die nicht umbringen sondern nur als temporäre Ablenkung dienen soll. Das Kapitel in dem das passiert wirkte außerdem wie nutzloser Filler da es nichts zu irgendwas beiträgt.
- Man merkt leider dass die Entwickler keine Pläne für zukünftige Spiele hatten und für Enderal einiges geretconned haben, darunter die Tatsache dass die Story von Nehrim vor 1000 Jahren ins Rollen gebracht wurde, obwohl es laut Enderal vielleicht 30 waren. Da gibt es zwar irgendeine Notiz über Raum-Zeit-Verzerrungen, aber das macht diesen Retcon nicht besser. Die eigentliche Story des Spiels passt aber auch nicht wirklich zu dem was man in Enderal erfährt. Und Magie funktioniert laut Enderal auch komplett anders als in Nehrim. Ich habe außerdem erfahren dass das Enderal Buch ebenfalls einiges retconned um die Welt glaubhafter zu gestalten...
- Die deutsche Sprachausgabe (Englisch gibt es leider nicht) ist zwar nicht grauenhaft, wirkt teilweise aber sehr steif und emotionslos. Und es mag sicherlich Geschmackssache sein, aber ich finde die Aussprache diverser Namen einfach nur furchtbar. Die klangen in Enderal viel besser.
Der einzige Aspekt in dem Nehrim seinen Nachfolger theoretisch überbietet ist die Spielwelt, welche viel mehr Dörfer und Städte zu bieten hat und somit viel lebendiger wirkt als in Enderal. Das Problem ist nur: das ist alles nutzloses Set Dressing da 99% aller NPCs nichts zu sagen haben ... außer dass sie nichts zu sagen haben!!! Abgesehen von den Händlern kann man es sich also sparen mit irgendwem zu reden, wenn er nicht gerade für die Story oder eine Sidequest relevant ist, was nur sehr selten der Fall ist. Mich durch Nehrim zu quälen war aber zumindest nicht komplett nutzlos, da es mir einige Features von Oblivion gezeigt hat die ich direkt rausmodden werde, wenn ich mich irgendwann nochmal ranwagen sollteIch habe das vor Jahren zwar schonmal gespielt, aber irgendwann die Lust dran verloren. Und die Mods die ich aktuell installiert habe sorgen aus unbekannten Gründen innerhalb weniger Minuten für einen Crash obwohl ich eigentlich alle Konflikte geregelt habe.