Das halte ich für sehr wichtig! Ich weiß, dass ich in meiner Studienzeit tatsächlich eine Unmenge an Games durchgezockt habe, meist eher wie Fast Food und das Ziel war eher, das nächste Game reinlegen zu können. Und was mir aufgefallen ist: Ich kann mich an viel von dem Müll, den ich in meinen Studienzeiten gespielt habe, kaum erinnern. Modernes Gamedesign leitet einen dazu auch an: Es gibt für alles einfache Checklisten, die einem auch ganz genau sagen, was man so erledigen kann und die FOMO (die ich bei einigen Spielern sogar als Gaming-Paranoia einstufen würde) hat zu einem schrecklichen Gamedesign geführt, IMO. Ich habe letztens Light Fairytale - Chapter 1 gespielt, und das Game hat sogar eine Prozentanzeige, wie viel man derzeit geschafft hat (und wie viel vom optionalen). Sowas ist doch einfach eine Katastrophe und sorgt dafür, dass sich das Spiel eher wie Arbeit anfühlt!
Ich will das mit dem "wenig pro Tag" spielen von Klunky noch mal ansetzen. Zanki Zero ist mein Spiel des Jahres geworden, und das Spiel habe ich definitiv nicht in langen Sessions am Stück gespielt. Tatsächlich habe ich es sogar über einen sehr langen Zeitraum (glaube so 5 Monate oder mehr?) durchgespielt. Sowas kann auch dazu führen, dass man ein Spiel fast schon wie einen kleinen Wegbegleiter im eigenen Leben ansieht, wenn man zurückblickt und sieht, wann man es angefangen hat und wo man da gerade war. Es gibt auch manchen Sachen Luft, sich zu entfalten, was bei langen Sessions vielleicht nicht vorkommt. Ist natürlich alles total subjektiv und abhängig vom Spielertyp können hier verschiedene Sachen zielführender sein.
Für Dich scheint es auch wichtig zu sein, dass Du etwas aus Spielen rausbekommst. Das wirst Du bei den meisten J-RPGs wohl eher nicht in der Geschichte finden (hat Winy in ihrem Thread ja auch gut gesagt). Wobei ich denke, dass Videospiele als Kombination von verschiedenen Elementen nicht immer unbedingt auf ihre Einzelteile reduziert werden sollten - aber J-RPGs tun sich halt historisch schon sehr schwer, die Ludonarrative (ja Klunky, das Unwort *g*) effizient umzusetzen. Es gibt aber Ausnahmen (und hier ist wohl die Frage, ob man mit J-RPG wirklich Sachen meint, die aus Japan kommen, oder die an japanische RPGs angelehnt sind), wie beispielsweise Undertale oder Omori. Ich bin ja immer beeindruckt, wenn man in einem J-RPG Elemente findet, die einen wirklich kurz fragend zurücklassen.
Und das ist am Ende tatsächlich mein Anspruch, wenn ich Spiele spiele, die ich wirklich mag: Ich möchte danach noch drüber nachdenken und spekulieren können. Quasi raus aus der "Fast Food" Einstellung, hin zu einem tieferen Umgang mit der Geschichte und Mechaniken. Was ich auch probiere in meinem Thread ein wenig zu machen, aber da fehlt noch ne Menge und die Beiträge werden auch immer elendig lang *g*
Als Beispiel, weil Klunky Tales of Symphonia anspricht: Viele Spieler mögen Colette absolut nicht, weil sie ja das unschuldige, tollpatschige Mädchen ist. Es gibt zwar einige Skits, die aufzeigen, dass mehr hinter ihr steckt, aber für mich war eine Frage besonders interessant: Wieso kämpft sie eigentlich mit Wurfchakrams und wieso ist jemand mit dieser Charakterisierung eigentlich der Dieb der Gruppe? Ja, am Ende ist so eine Auseinandersetzung natürlich nur Selbstzweck, damit wird man kein höheres Ziel erreichen (vielleicht war es nur ein Jux von den Entwicklern?), aber ich mag das Erforschen von (für mich) interessanten Themen. So ganz im Stile "Wissen muss keinen offensichtlichen Nutzen bringen" (vielleicht ist das aber auch ne Mathematiker-Sache *g*). Daher ist auch die Souls Reihe (und Spiele, die es ähnlich machen) so reizvoll, weil man sich viel tiefer mit der Materie auseinandersetzen kann.
Aber eh, manchmal mag ichs auch, einfach nur cool Monster zu klatschen, sonst wäre ich wohl durch Scarlet Nexus nicht zweimal durchgekommen
Und manchmal macht es auch Spaß, etwas durchzuspielen, was einem gar nicht so~ gut gefällt, um dann die katartische Entladung beim Lästern darüber mitzumachen (ok, das ist schon special interest *g*)
Und aus diesen Faktoren nehme ich es dann gerne in Kauf, einfach im Jahr weniger Spiele zu spielen. Dieses zum Beispiel nur 12 Stück, davon zwar einige längere, aber dennoch nicht zu viel. Ich schalte auch die Schwierigkeit häufig höher als früher, einfach um mehr aus dem Game rauszubekommen. Mein Backlog wächst stetig, und wie Cipo ist mir auch klar, dass ich das nie in meinem Leben mehr alles spielen kann, was ich möchte (hell, es gibt immer noch Spiele aus der SNES Zeit, die ich offen habe und interessant sind^^°). Ich denke, der Schritt, sich selber klar zu machen, was man eigentlich aus dem Hobby holen will, ist wichtig.
Und hey - wenn Du am Ende zum Schluss kommst, dass Du nicht mehr viel aus J-RPGs bekommst, gibt es noch Unmengen an anderen Genres. Gerade moderne LN Tropes ziehen ja auch in J-RPGs ein, und ich kann Dich da schon verstehen, wieso es Dir die Motivation verdirbt. Und wenn auch andere Genres nichts sind - es gibt so viel Entertainment heutzutage. Will Dich natürlich nicht davon abbringen, weiter Videospielen zu fröhnen (weil ich es durchaus für ein lohnenswertes Hobby halte), aber manchmal entfremdet man sich einfach. Und wer weiß, sowas muss ja auch kein "Abschied" für immer sein - vielleicht brauchst Du einfach ne wirkliche Auszeit, um wieder mit frischeren Augen und ungezwungener an alles zu gehen?
edit: Btw. ich liebe es, dass alle drei Beiträge nach Deinem, Narcissu, so einen Interventionscharakter haben![]()