☑ #6: Hatoful Boyfriend beenden (alle Routen)
Ich habe gestern Hatoful Boyfriend abgeschlossen – und zwar mit dem BBL-Ende samt Epilog und somit alle Routen gespielt.
Das war meine erste Visual Novel seit so einigen Jahren.
Erste Eindrücke:
Das Spiel parodiert typische Dating-Sim-/VN-Stereotypen sehr amüsant. Einige der Charaktere, wie Okosan oder Rokuya, sind so absurd überzeichnet, dass die normaleren Charaktere schon fast langweilig wirken.
Das Spiel ist herrlich absurd. Die Grundidee einer Tauben-Akademie, an der man als einziger Mensch unterwegs ist, ist schön bescheuert genug, aber nur die Spitze des Eisbergs. Dass die Protagonistin in einer Höhle wohnt, was niemand hinterfragt, ist auch klasse. Gab noch viele andere absurde Momente, die sich wunderbar ernst nehmen und mich dadurch zum Schmunzeln gebracht haben.
Die englische Textfassung ist wirklich erstklassig! Das Niveau wird nicht das ganze Spiel hindurch gehalten, aber generell fühlt es sich absolut nicht wie eine Übersetzung an. Bis ich nachgeschaut hatte, dachte ich deshalb auch, es wäre eine englische VN, die japanische VNs parodiert. Aber scheinbar war da wirklich bloß jemand mit sehr viel Spaß an der Sprache am Werk, denn die Dialoge sind sprachlich sehr kreativ übersetzt worden und fließen gut.
Trotz allem schafft es Hatoful Boyfriend trotzdem, den Reiz von Dating Sims ganz gut auszuspielen. Jede Route ist zwar nur recht kurz und die Enden leider oft sehr abrupt, aber das VN-Feeling ist definitiv da.
schöne, VN-typische Musik, hat mich ein bisschen nostalgisch gemacht
Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, was ich am Medium nicht mag:
Prinzipiell mochte ich in Dating Sims noch nie, dass es immer "Alles oder nichts heißt", sprich, wenn man sich nicht auf einen Charakter versteift und eine Romanze forciert, bekommt man ein schlechtes Ende (oft schon mittendrin). Finde ich von der Aussage fragwürdig.
Auch das Konzept von "Routen" selbst mag ich eigentlich nicht, wenn es darauf hinausläuft, dass man es alle spielen muss, um zum wahren Kern des Spiels vorzudringen. Das ist ja auch so ein VN-Ding. Aber für mich nimmt das den Entscheidungen selbst das Gewicht, weil man aus Gameplay-Sicht eh schon weiß, dass man sich Savestates anlegt und x-mal durch das Spiel skippt, um die fehlenden Szenen/Routen zu triggern. Das nimmt mir die Immersion. Fühlt sich dann eher nach Abarbeiten einer Checklist an bzw. eine All-you-can-eat, bei dem man alle Charaktere einmal romanced. Was es für mich gleich viel unromantischer macht. Nicht, dass Hatoful Boyfried so furchtbar romantisch gewesen wäre. Deshalb konnte ich es hier vermutlich besser ertragen als bei VNs, wo jede Route Stunden geht.
Meine erste Route war übrigens das Happy End für Azami (also kein Ende für den Spieler), danach die mit dem Lehrer.
Highlights waren unter anderem das wahre Ende von Okosan (BILD) und generell die Momente alle Routen, die so richtig absurd geworden sind.
Nun zum BBL-Ende:
Hui, also ich hab ja mit einigem gerechnet, gerade nach dem Ende von Shuu / Dr. Iwamine. Aber dass man hier quasi ein komplett anderes Spiel aus der Perspektive von anderen Charakteren spielt, um den Mord der Spielfigur aufzudecken, das habe ich nicht kommen sehen. Auf der anderen Seite muss ich das Spiel auch dafür respektieren, dass es aus der absurden Tauben-Prämisse plötzlich einen extrem dramatischen, wendungsreichen SciFi-Murder-Mystery-Weltverschwörungsplot aufbaut. Die Ideen werden ja nicht nur oberflächlich angerissen, sondern bekommt richtig Lore. In die dann auch noch fast alle Charaktere irgendwie mit einfließen.
Am Ende wird man quasi mit Plot Twists nur noch zugeworfen. Ich muss zugeben, dass ich Richtung Finale dann doch etwas ungeduldig wurde, als jeder Charakter noch mal tragische Flashbacks bekommen hat. Und wäre die VN nicht vom Konzept eh so absurd, hätte ich bei dem ganzen Enthüllungen und dem Drama gegen Ende wohl eher die Augen verdreht. Aber im Kontext des Spiels gesehen war das dann doch ziemlich beeindruckend. Emotional hat es mich jetzt nicht unbedingt so stark mitgenommen, ich hatte da einfach keine große Bindung zu den Figuren. Aber war trotzdem cool!
Spielzeit: 8h (oder so, gibt ja keinen Zähler) Wertung: 🕊️/10
Anhang:
Obwohl mir das Spiel gefallen hat, bin ich nicht sicher, ob das Visual Novels mit einem klassischen Routen-Aufbau inkl. "True End" es tun. War eigentlich schon früher eher ein Fan von Kinetic Novels, sprich, VNs ohne Entscheidungsmöglichkeiten und Routen. Für eine Dating Sim oder Murder Mystery natürlich nicht praktikabel. Aber das sind ja bekanntlich auch eh nicht so meine Genres. ^^ Ich bin mal gespannt, wie mir das bei 999 gefallen wird bzw. wie gründlich ich das spielen werde. Ich weiß ja fast gar nichts über das Spiel.