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  1. #1
    Prinzipiell stimmt es natürlich, dass jede Entscheidung eine Aussage ist. Selbst wenn man eine Entscheidung rein für sich (bzw. das Game, woran man arbeitet), in Isolation, trifft, dann hat das mindestens so eine Aussage, dass man sich nicht von Meinungen anderer beeinflussen lassen will. Ich halte es aber tatsächlich für sehr relevant, was die Intention hinter der Entscheidung / Aussage war, unabhängig vom Endeffekt. Hatte da ja letztens den einen TED Talk von Jon Ronson, "How One Tweet Can Ruin Your Life" verlinkt, und - ohne jetzt speziell jemanden angreifen zu wollen - halte ich die Reaktionen der Leute auf ihren Tweet für fucking retarded. War ihr Tweet schlecht formuliert? Vielleicht, aber ich finde die Intention hier so viel relevanter als die teilweise dummen Interpretationen, die die Menschen daraus ziehen.

    So, um zu Videospielen zurück zu rudern, und bei Fromsoft zu bleiben: Viele beschuldigen die Entwickler ja, dass ihnen "die Zeit von Spielern egal ist", weil sie keinen Easy Mode einbauen - was absurd ist, wenn die Entwickler genau das Gegenteil behaupten und es auch verargumentieren, wieso sie es so sehen. Man kann darüber streiten, wie erfolgreich sie in dieser Ambition sind, klar. Und hier ist ein wenig die Frage, wie man die Aussage der Entwickler deutet: ich würde behaupten, dass sie die Entscheidung nur auf ihr Spiel zutreffend finden, unabhängig davon, ob es weitere (spielgesellschaftliche) Auswirkungen hat.

    Ist FromSoft nun für ihre teilweise demente Spielerschaft verantwortlich? Jetzt kann man natürlich mit Namen wie "Prepare to Die"-Edition oder dem ganzen Werbekonzept von Dark Souls 2 kommen. Es ist nicht klar, wie sehr die Entwickler dahinter standen und wie sehr es Bandai Namco war. Natürlich tippe ich auf letzteres, da nach den eigenen Aussagen der Entwickler bei der Reihe die Schwierigkeit nicht das Ziel war, sondern eine immersive, dichte Spielerfahrung zu erstellen und die Spieler das Gefühl zu geben, dass sie eine Herausforderung bewältigt haben. Also ja, ich sehe die Marketing Abteilung hier als Wurzel des Übels an. Ich frage mich auch immer, wie sehr eigentlich Nintendo und Sega damals in dem Console War investiert waren (also über Market Share hinaus, versteht sich^^), und inwiefern es einfach nur gutes Marketing war. Und Marketing ist ja ein übles Gebiet, wo es eigentlich nur um Manipulation geht *g*

    Also, insgesamt denke ich nicht, dass FromSoft irgendeine besondere Verantwortung der Spielebranche gegenüber hat. Ich verstehe natürlich Dein Argument mit "größeres Megaphon -> mehr Verantwortung", aber ist es nicht gerade diese Sache, die dazu führt, dass man immer vorsichtiger sein muss mit Aussagen? Weil es sehr leicht falsch verstanden / interpretiert werden kann? Damit komme ich zu

    Zitat Zitat von Cipo
    Deshalb gehen die Fans ja auch jedes Mal den Baum hoch; da geht es kein bisschen um die Schwierigkeit von Videospielen, sondern um Selbstbild und Identität. Deshalb trauen sich so viele große (und kleine) Spiele auch gar nicht mehr an die sehr realen Konsequenzen eines ernstes, entschiedenen Designs, das zu seinen Aussagen steht, sondern flüchten sich in Schwammigkeit und Verschleierung (Ubisoft ...) oder Meta-Ironie, um jeder Kritik vorwegzugreifen.
    Das ist aber eine zweischneidige Sache. Klar, die Fanboys scheißen einem vor die Tür, sobald man mal was anderes macht als sie erwarten (z.B. Zanki Zero, weil es so anders ist als Danganronpa, oder als Ninja Theory diesen mittelmäßigen Multiplayer Shooter statt eines weiteren, mittelmäßigen narrativen Action Adventures designed hat). Ich sehe hier aber auch alle anderen, die eigentlich ein immer schwammigeres Spieldesign loben, als ein großes Problem. Klunky beschreibt es mit den "QoL" Features schon sehr gut, die immer gefordert werden, aber häufig nicht simples QoL sind. "Inventarmanagement ist nervig, baut doch zur QoL ein unbegrenztes Inventar ein!"; dabei wird missachtet, dass begrenztes Inventar eine Designentscheidung ist. Ähnliches gilt für Features wie Minimap (da hab ich mich in Code Vein kurz drüber ausgelassen), immer speichern können, Teleportfunktionen, etc.. Alles Dinge, die viele sicherlich in ihren Games begrüßen und am Ende zu einer "Mittelmäßigkeit" führen, weil alles zu einem schwammigen Brei wird. Man muss sich als Spieldesigner halt gewiss sein, dass jede Designentscheidung den Spielerkreis beeinflusst und Leute ein- sowie ausschließt. Dass Leute, die ausgeschlossen werden, dann immer gleich so tun, als wäre es ein großer Affront gegen sie ist mindestens genauso ein Problem wie die rabid fanbases, die komplett austicken.

    Also ja, ich sehe hier nicht nur die hardcore Fans als das Problem, sondern auch die allgemeine Spielerschaft. Vielleicht auch die Einstellung, bei der jede Sache, die einem nicht passt, gleich als Angriff auf einen selbst gewertet wird.

    PS: Entschuldige bitte, dass ich Deine Nazi Metaphern ignoriere

  2. #2
    Ja, genug Nazivergleiche für einen Thread.

    Zitat Zitat von Sylverthas
    Also ja, ich sehe hier nicht nur die hardcore Fans als das Problem, sondern auch die allgemeine Spielerschaft. Vielleicht auch die Einstellung, bei der jede Sache, die einem nicht passt, gleich als Angriff auf einen selbst gewertet wird.
    Hm, ich würde beide nicht wirklich als das große Problem sehen, und ich finde beides auch sehr ... ähnlich. In meinen Augen ist das eher was Systemisches: Es wird ja von ALLEN Seiten bestärkt, dass man sich bitte über seine Vorlieben und Lieblingsmedien identifiziert, und das bestärkt sowohl das Ausschließen anderer als auch das Ausgeschlossenfühlen – und in Erweiterung auch die heftigen Reaktionen auf Designentscheidungen.

    Man braucht hier praktisch einen Mittelweg, der auf den ersten Blick paradox wirken kann: Man muss verinnerlichen (und Leuten beibringen), dass Medien ein Teil unserer Realität sind und damit eine Wirkung haben. Zur selben Zeit muss aber klar sein, dass wir uns nicht nur über Produkte definieren können oder sollten, und vor allem, dass es für das Miteinander – für das wir uns ja überhaupt erst mit irgendwas identifizieren! – gar keine Produkte braucht, dass diese Produkte praktisch nur ein Vehikel sind, über das wir uns verbinden können ... ein MEDIUM sozusagen!

    tl;dr – Videospiele und ihre Schwierigkeitsgrade sollte man ernst nehmen, aber nicht zu wichtig.

    Das ist auch ein guter Punkt, um noch mal kurz zur Intention zurückzukommen, denn ja, die ist natürlich total wichtig, zumindest wenn man weg von Firmen hin zu den Personen geht, die dahinterstecken. Das kann man aber meistens ganz gut trennen, und ich finde, das wird inzwischen auch immer häufiger gemacht, oder zumindest wird es angeprangert, wenn es schiefgeht. Weil, CD Project runtermachen wegen Cyberpunk ist moralisch zweifelsohne einwandfrei (), aber das persönlich zu machen und auf die Mitarbeiter loszugehen, ist natürlich ebenso zweifelsohne sehr, sehr dumm.

    Es gibt da aber auch schwierigere Fälle – Stichwort JK Rowling, oder die Mini-Kontroversen, die es regelmäßig um so 1-Mann-Indie-Produktionen gibt, oder sogar das Einschießen auf gewisse CEOs, wie Jim Sterling das bspw. gerne mal tut. Weil, jedes systemische Problem läuft natürlich am Ende des Tages auf Menschen hinaus, so gut die Intention auch war. Und irgendwann kommt der Punkt, an dem man Menschen verändern und dafür wahrscheinlich auch mal angreifen muss. Aber ich denke, wir sind uns einig, dass es auch an dieser Stelle wieder ein "zu viel" und ein "zu dumm" geben kann.

    Weil uns als SZENE halt immer noch nicht so richtig klar ist, wie wir wirklich mit unserem Hobby, unserem Fandom und unserem Diskurs umgehen sollten.
    Und deshalb reden wir ja am Ende des Tages auch drüber, denke ich. ^^


    Zitat Zitat von Klunky
    Bei Helltaker erschien mir die Entscheidung die Rätsel - die sich jederzeit nachschlagen lassen - optional zu gestalten, um sich voll und ganz auf die Demon-Waifus zu konzentrieren, suspekt wenn das Spiel einen dafür am Ende doch durch einen Flaschenhals schickt, der den Spieler tatsächlich am voranschreiten hindern könnte, weil nun statt Planung, plötzlich auch Geschick in der Ausführung abgefragt wurde. Ich finde La Cipollas Interpretation irgendwo interessant, ich finde jedoch dass der "Roadblock" als bewusste Entscheidung nicht stark genug hervorgehoben wurde. Daher gehe ich davon aus dass der Macher selbst gar nicht groß darüber nachgedacht hat.
    In dem Sinne ist das definitiv ein gutes Argument! Mir ist die Intention halt egal, weil die Wirkung für mich trotzdem einwandfrei funktioniert hat, aber das ändert nichts am Argument selbst.

  3. #3
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Man muss verinnerlichen (und Leuten beibringen), dass Medien ein Teil unserer Realität sind und damit eine Wirkung haben. Zur selben Zeit muss aber klar sein, dass wir uns nicht nur über Produkte definieren können oder sollten, und vor allem, dass es für das Miteinander – für das wir uns ja überhaupt erst mit irgendwas identifizieren! – gar keine Produkte braucht, dass diese Produkte praktisch nur ein Vehikel sind, über das wir uns verbinden können ... ein MEDIUM sozusagen!
    Ja, komplett unterschrieben, schön gesagt. Beide Punkte finde ich witzig, weil die (ok, jetzt kommt ne riesige Tangente zur Anime Community, kann gerne ignoriert werden *g*) momentan in der aktuellen Anime Season beobachtbar sind. Wer in entsprechenden Foren ein wenig mitliest weiß, dass Redo of Healer derzeit heiß umstritten ist, und da liest man zur Verteidigung sehr oft das Argument, dass es ja "nur Fiktion" sei - was natürlich stimmt, aber komplett abzustreiten, dass Medien / Kunst allgemein Auswirkungen auf die Realität hat, ist doch schon arg klein. Auf der anderen Seite hat man nun die letzte Season von Attack on Titan, und viele schreiben wirklich so, als würde ihre komplette Identität von dieser Serie abhängen und sind regelrecht wütend darüber, wenn jemand die Serie nicht als den heiligen Gral ansieht.

    Hier ist definitiv ein Mittelweg gesünder, den ich leider selber öfter nicht gehe. Bei mir ist es klar Neon Genesis Evangelion und FFVII, welche ich als welche der für mich prägendsten Medien ansehe und da bin ich ehrlich - es ist schwer für mich, da den gesunden Mittelweg zu finden (wie man bei meinem Meltdown zum FFVII Remake sehen konnte, was ich natürlich komplett objektiv für Scheiße befunden habe - WIE KÖNNT IHR DAS ALLE NUR NICHT SEHEN?!!!!!!).


    Bei den Intentionen stimme ich Dir zu. Jim Sterling hat es ja im Prinzip zu seinem Beruf gemacht, bestimmte Menschen direkt anzuprangern, die ihm nicht passen - was am Ende sicher effektiver ist, als einfach nur eine große, gesichtslose Company runterzumachen. Ich finde es nicht immer gerechtfertigt, was er tut und wie verbissern er dabei ist, aber es ist Teil seiner Persona und diese ist zumindest konsequent. Und häufig sind es ja auch die einzelnen Menschen, die dumme Aussagen tätigen (siehe J.K. Rowling), die Companies selber haben ja so viele Anwälte, dass da selten was rauskommt, was nicht komplett reingewaschen und aussagelos ist. Aber das sind dann natürlich auch Versatzstücke, die man nutzen kann, um Intentionen zu hinterfragen. Aber ja, hier sehe ich auch den gesunden Mittelweg, denn jeder sagt mal was Dummes und jeder hat sicher auch mal online was Dummes geschrieben. Davon sind Leute mit einem großen Sprachrohr selbstverständlich nicht ausgeschlossen und da wird dann gern jede Aussage (in Zukunft und auch Vergangenheit) "in bad faith" ausgelegt. Soll keine Verteidigung für beispielsweise Rowling sein, aber zumindest ne Erinnerung, dass man die Heugabeln auch irgendwann mal wieder weglegen kann, wenn nichts mehr vorfällt^^

    Zitat Zitat
    Weil uns als SZENE halt immer noch nicht so richtig klar ist, wie wir wirklich mit unserem Hobby, unserem Fandom und unserem Diskurs umgehen sollten.
    Und deshalb reden wir ja am Ende des Tages auch drüber, denke ich. ^^
    Das finde ich spannend. Ich hatte ja immer gedacht, dass der Diskurs über Medien hinweg recht ähnlich ist. Siehst Du da ganz konkrete Unterschiede bei Filmen und Spielen? Also welche, die über die Elemente hinausgehen, die das andere Medium nicht hat: da wären bei Spielen natürlich das Gameplay, was ein Element ist, was Filme einfach nicht haben. Während bei Filmen sicherlich Schauspieler ein größeres Element sind, aber da gibts ja bei Games auch mittlerweile schon genug Bestrebungen.

    Ich frage mich, ob bei Spielen die Interessen diverser sind, obwohl eigentlich eine kleinere Community angesprochen wird - immerhin gibt es Leute, die Spiele nur wegen des Gameplays oder auch nur wegen der Story erleben wollen (wie man aktuell bei den Trails Spiele gut sieht, die ja für einige anscheinend *nicht* durch das Gameplay bestechen). Daher gehen Diskussionen auch mal gerne aneinander vorbei. Und jemanden zu finden, der nen Film gerade wegen der Kameratechnik besonders mag, ist halt schon viel härter Nische als jemanden, der die Kamera in nem Videospiel nicht mag (ok, zugegeben, das war jetzt ein adhoc Beispiel, nicht sicher ob das in irgendeiner Weise stichhaltig ist - vielleicht wäre ein Vergleich mit FPS angebrachter? *g*).

    Was ich sehe, ist, dass sich die Diskussion über Videospiele häufig eher rudimentär verhält - "macht ein Spiel Spaß?", "ist die Story gut?", "sind die Charaktere gut?", etc. (wobei es das bei Filmen ja auch gibt, "just enjoy the dumb fun", etc.). Alles sicherlich Elemente, aber für die letzten beiden werden in der Regel Methoden verwendet, die man auch direkt auf Bücher / Filme anwenden kann, und für das erstere wird ein Spiel häufig einfach als... naja, "Spiel" angesehen (ja, das Wort ist hier schon irgendwo problematisch). Daher ist es dann recht einfach, bei z.B. Zanki Zero auf die einzelnen Gameplay Elemente sowie Story, Charaktere isoliert zu schauen und zu sagen "das ist nicht gut / scheiße", wenn das Spiel (aus meiner Sicht) tatsächlich versucht, hier eine Symbiose von verschiedensten Elementen zu erzeugen. Die man dann nicht unbedingt mehr mit isolierten Tools analysieren kann. Auf der anderen Seite des Zauns hat man dann natürlich die vielen J-RPGs, die Story und Gameplay komplett voneinander trennen - das Trope des "Tode passieren nur in Cutscenes" ist nicht umsonst entstanden. Insbesondere, weil es ja häufig so ist, dass die Party mit Atombomben in Kämpfen beschossen wird, aber in einer Cutscene ein Nadelstich dann reicht, um jemanden umzubringen

  4. #4
    Hm, ich finde schon, dass gerade der Film-Diskurs ... erwachsener ist, im neutralsten Sinne, also schon weitergedacht, weil er einfach schon so viel älter ist und das Medium nicht ganz so viele Kehrtwenden an verschiedensten Punkten durchmacht. Videospiel-Reviews haben ja bspw. erst vor zwanzig Jahren angefangen, mit einer gewissen Regelmäßigkeit von technischen Bewertungen für einzelne Bestandteile hin zum Gesamtbild zu gehen, und oft tun sie es immer noch nicht. Klar gibt es auch bei Filmen immer wieder neue Themen und Unsicherheiten, wie bspw. die "Fandom-Frage" im Nerd-Space, aber bei Videospielen fehlen uns häufig schon die absoluten Grundlagen, über die man sich irgendwie einig sein kann.

    Du könntest aber recht haben, dass das Ganze weniger eine Frage des Diskurses und mehr eine Frage des Mediums ist. Es hat halt gleich mehrere Ebenen der Varianz, die Filme technisch und faktisch nicht haben, und da macht es schon Sinn, dass man auch variabler darüber spricht.

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