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Mirokurator
Dankeschön! 
Und gut zu wissen, dass man beizeiten nicht der Einzige ist, dem es so geht ... xD' Normale Aufbauspiele können mich erfahrungsgemäß tatsächlich noch weniger fesseln, wobei ich auch vermute, dass ich da nur die richtigen finden muss. Tropico 4 bspw. hängt seit Ewigkeiten in meinen Favoriten, vielleicht sollte ich es nächstes Jahr mal mit in die Challenge aufnehmen. ^^
Spider-Man
Nachdem ich Star Wars Episode IX: The Rise of Skywalker im Kino gesehen habe, war ich so wütend (übrigens das zweite Mal nach Batman v Superman
), dass es in meinem Kopf irgendwie "Klick" gemacht hat: Mittelmäßigkeit, allzu stumpfe Marktforschungsorientierung und "abgeschliffene Kanten" sind für große Produktionen eine sliiiiippery slope, die ernsthaft INS DESASTER führen kann ... ist natürlich klar, aber ich mit meiner Lala-Haltung war ein Teil dieser Entwicklung! T_T Seitdem verteidige ich bspw. nicht mehr den sehr dummen, aber leidlich unterhaltsamen Thor 2: The Dark World, auch wenn er bei weitem kein Star Wars IX ist. Große, teure Produktion können sich nämlich leisten, besser zu sein, und wenn sie es nicht sind, ist das einfach schlecht.
Spider-Man für die PS4 wiederum ist weder Star Wars IX noch Thor 2, aber es existiert sehr firm in einem frustrierenden Dauerzustand von, kA, 70% Konzeptualität und und kreativem Mut, mit einem allgegenwärtigen Beigeschmack von anstrengenden Konventionen. Das Spiel könnte viel besser sein, und dass es trotzdem immer noch sehr gut ist, macht das Ganze für mich überhaupt erst so frustrierend.
Was ich damit sagen will: Das Folgende ist Kritik auf hohem Niveau. ^^
Starten wir mit dem Gesamtkonzept. Nimmt man Spider-Man als Action-Story-Dump à la Discharted, würde es wahrscheinlich ziemlich gut funktionieren. Die Open World allerdings reibt sich für mich stark mit dieser Idee, und zwar obwohl ich noch nie in einem Medium ein SO gutes Gefühl für New York City bekommen und eine MENGE Spaß mit dem Seilschwingen gehabt habe. =O Dabei sind die Ideen gar nicht schlecht: Peters Rucksäcke etwa verteilen kleine Background-Bits, die sich später in der Story auszahlen, die Challenges des Taskmasters und Black Cats Wimmelbilder sind ganz cool ins Universum eingebunden, das Sightseeing ist groooßartig in so einer coolen Sandbox und selbst die Verbrechen fand ich teilweise ganz cool ... aber es ist VIEL ZU VIEL, zu LAME und vieeel zu offensichtlich darauf fokussiert, billige Spielzeit zu erzeugen. Ich denke, man könnte JEDE Kategorie von Collectible um die Hälfte reduzieren, und es würde das Spiel massiv besser machen, was schon ein ziemliches Armutszeugnis ist. Wenn man die Energie stattdessen sogar noch benutzen würde, um die Nebenmissionen cooler zu machen (Wo sind die Superschurken?) und die halbierten Collectibles mit mehr Hintergrund zu versehen, wäre es vielleicht sogar ein richtig gutes Open-World-Spiel. Wie so oft sollten die Entwickler einen dringenden Blick auf die Yakuza-Reihe werfen. So habe ich halt vieles weggelassen, aber es hat sich selbst dann noch komisch angefühlt. Und das blöde ist: Wenn man einmal solche Erwartungen von Spielzeit-Bloat füttert, muss man sie wahrscheinlich auch in den nächsten Teilen erfüllen.
Ich habe gesagt, die Story funktioniert, und dabei bleibe ich auch. Die letzten zwei, drei Stunden waren ernsthaft Wahnsinn! Aber gerade in der ersten Hälfte hatte das Spiel für mich ein seltsames Problem mit dem Tonfall: Soll es edgy & dark oder dorky & funny sein? Wenn ich mit Miles über einen ziellosen Massenmord schleiche, passt das für mich bspw. nicht zum ständigen Quippen und Comic-esquen des restlichen Spiels. Warum kriege ich, wenn ich mit Mary Jane einen falschen Schritt mache, eine regelrechte "Oh, sie stirbt gerade ... oder Schlimmeres!"-Sequenz? Mir wäre sogar ein halbernstes "Moment, so kann das nicht passiert sein!" lieber gewesen. Welche Richtung das Spiel nimmt, ist mir dabei relativ egal, und auch Mr Negative als Schurke im Fokus bietet sich für beide Extreme an, aber ich hätte hier lieber eine klare Entscheidung gesehen. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht auch mal ernst werden kann (gehört bei Spider-Man dazu!), aber es gibt einen MASSIVEN Unterschied zwischen "ernst" und "betont düster". So hat Spider-Man halt diesen unangenehmen Beigeschmack von tonaler Samey-ness und Beliebigkeit, den auch Marvel-Filme gerne mal fahren. Entscheidet euch, Leute!

Dasselbe gilt für das "neue" Universum des Spiels und die damit einhergehende Optik und ihren Pseudo-Realismus, der hin und wieder mal in den Uncanny Valley stolpert. Ich meine, das Gesamtbild funktioniert, aber es lebt nun mal in einem realen Kontext, in dem die letzten zwanzig Jahre drei+ verschiedene Live-Action-Universen mit sich gebracht haben. Das hier ist vom Feeling her ein viertes Standard-Filmuniversum, aber optisch etwas ... lamer als die anderen? Und inhaltlich ist es auch nur ein uninspiriertes Mix-and-Match? Die Schurken bspw. sind allesamt ihr laaaaaangweiligst-mögliche Interpretation. Was ist das für eine Entscheidung, gerade für ein Medium, in dem man ALLES machen könnte?! Ich will nicht die Standard-Variante, ich will eine IDEE, die mich umhaut, oder zumindest ein besser begründetes Konzept, das durchgezogen wird, selbst wenn ich es subjektiv nicht mag (vgl. etwa Spectacular Spider-Man). Ein Teil von mir vermutet, die wollten eigentlich irgendein Film-Universum benutzen, durften es aber nicht. Ein anderer Teil weiß, dass Spider-Man natürlich ein Kinder-Franchise ist, und dass sich Kinder und Jugendliche nicht seit zwanzig Jahren mit Spider-Man beschäftigen ... ^_~ Geht also klar, sie wollten ein bodenständiges Spider-Man, das trotzdem auch die Casual-Film-Fans glücklich macht; ich bin hier also nicht die Hauptzielgruppe. Schade es ist trotzdem.
Der Witz ist, dass ich diese Lala-Einstellung selbst im verdammt guten Gameplay spüre: Ich meine, warum macht Spider-Man plötzlich so viel Stealth? Es ist zwar cool gemacht, aber wäre das nicht DIE passende Neuerung für Miles Morales gewesen? Warum sehen die Animationen und die Inszenierung WAHNsinnig nach Spider-Man aus, während sich die Mechanismen dahinter mehr nach Batman und jedem anderen Action-Spiel mit zwanzig verschiedenen Tasten-Kombos anfühlen? Warum verprügele ich huuuuuunderte namenlose Goons? Ich will diesen Punkt nicht überstrapazieren, weil ich es nicht als gänzlich unpassend darstellen will, und weil es am Ende wirklich gut funktioniert; das "mehr ausweichen als aushalten" bspw. ist schon richtig klasse für Spider-Man. Aber es gibt halt auch immer wieder Punkte, die offensichtlich eher auf die Konventionen zurückgehen, und das nervt mich.
Mehr lustig als alles andere: Man merkt dem Spiel lächerlich-deutlich an, dass es vor den großen Black-Lives-Matter-Protesten entwickelt wurde ...
Also, es ist auch generell ein sehr weißes Spiel, aber heute würde man die Polizei wohl nicht mehr so darstellen ... xD' Überhaupt könnte man eine tolle Diskussion darüber führen, welche Rolle es in den ideologischen Grundfesten des Superhelden-Genres einnimmt (Peters Zitat aus dem erschreckend ehrlichen Endkampf: "I want this EVEN MORE!"), aber das ist dann eher was für den Stammtisch, nicht für das Forum. ^_~
Insgesamt fühle ich bei Spider-Man einfach kein Gesamtkunstwerk, sondern eine starke Lizenz, eine gut erzählte Standard-Story und eine Menge guter Ideen, um diese Story routiniert in spaßiges Gameplay und eine nette Open World zu übersetzen, ohne dass diese Einzelpunkte wirklich konstant ineinandergreifen. Das macht auch mir Spaß, und für 20 Stunden Story und ein bisschen Kram oben drauf bleibe ich auch dabei, aber es hat mich selten wirklich mitgerissen, mich nie so wirklich mitfiebern lassen, endlich weiterzuspielen! Es wird definitiv keins meiner Lieblingsspiele werden, und das ist nicht nur schade, weil ich ein Riesen-Spider-Man-Fan bin, sondern vor allem auch deshalb, weil es hier definitiv drin gewesen wäre. Schade.
2,5 von 11 Superschurken haben wir noch nicht prominent in einem Realfilm gesehen. Der Arc des Endgegners dagegen stammt fast 1:1 aus Spider-Man 2, wtf? xD
4 von 4 verpasste Verabredungen ... Sie haben also ernsthaft verstanden, was Spider-Man ausmacht!
Platz 1 von 3 auf der prominenten Rangliste "Wie sage ich 'With great power comes great responsibility!', ohne es wirklich auszusprechen?"! Well done!
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