Xuan-Yuan Sword 7 (PS4)
Xuan-Yuan Sword, die seit vielen Jahren fortgesetzte RPG-Reihe aus Taiwan, die dort wohl ein großes Ding, hier aber so gut wie unbekannt ist…
Ich bin ja 2019 durch Nayutas Empfehlung auf „The Gate of Firmament“ aufmerksam geworden, das mir gut gefallen hat und mal etwas anderes war – klar, dass ich auch den siebten Teil spielen wollte. Und nachdem jetzt immerhin zwei Spiele auch auf Englisch erschienen sind, kann man wohl hoffen, dass hier noch mehr kommt, vor allem, wenn die Nachfrage stimmt und von den Entwicklern wahrgenommen wird. Im Abspann des Spiels werden ja einige Szenen aus älteren Teilen der Reihe gezeigt, die interessant aussehen, nur leider scheint es davon noch nicht einmal Fanübersetzungen oder ein Skript zum Nachleen zu geben.
Xuan-Yuan Sword 7 ist deutlich anders als „The Gate of Firmament“; das beginnt schon damit, dass es eine realistischere Graphik hat und weniger bunt ist bzw. nach Fantasy aussieht. Das war nach „Gate“ eine Überraschung und ich kann nicht sagen, dass ich entweder den einen oder den anderen Ansatz vorziehe, beides funktioniert.
Xuan Yuan 7 hat ein Action-Kampfsystem, bei dem Kämpfe direkt in der Umgebung stattfinden und das nicht wahnsinnig komplex ist. Man hat einen normalen und einen starken Angriff sowie Spezialangriffe und die Möglichkeit, seine beiden Mitstreiterinnen ebenfalls einen solchen ausführen zu lassen. Dann gibt es noch „Martial Arts“, bei denen ich aber erst gegen Ende kapiert habe, dass man sie erst, nachdem man sie schon kennt, weiter lernen muss, damit man hier etwas über die angegebene Taste einsetzen kann (vorher ist die Technik aber schon mit dem „starken Angriff“ verschmolzen). Keine Ahnung, ob ich die Erklärung übersehen habe oder ob es sie nicht bzw. zu knapp gab. Die Kämpfe sind solide und machen an sich Spaß, sind aber auch, was den reinen Ablauf angeht, sehr simpel und nichts, was man nicht schon gesehen hätte. Zusammen mit der Erkundung der Dungeons funktionieren die Kämpfe aber. Die Dungeons selbst sind auch ok, manchmal recht schlauchig und zwischendurch gibt es mal ein Rätsel. Ansonsten gibt es die Möglichkeit, Gegenstände selbst herzustellen und Waffen zu verbessern, was ganz ok funktioniert (manches besser, manches schlechter).
Gut gefallen haben mir die Charaktere im Spiel. Taishi Zhao und Xiang sind sympathisch und tragen die Handlung gut mit; Hong hat mir richtig gefallen und Jipeng ist ein gut umgesetztes, amüsantes Maskottchen. Es gibt noch eine Handvoll weiterer Charaktere, die auch recht gut umgesetzt wurden, aber im Vergleich zu den o.g. etwas untergehen. Die Charaktere haben ausreichend Persönlichkeit, die z.B. im Rahmen von optionalen Gesprächen an Lagerfeuern weiter ausgebaut wird und halten sich auch nicht mit gelegentlichen Kommentaren zurück. Ich mochte ja auch schon die Charaktere im Vorgänger, und hier sind sie ebenfalls wieder gelungen.
Bei der Handlung bin ich etwas zwiespältig, denn sie ist einerseits interessant und einige Szenen wurden gut gemacht, andererseits wird sie sehr schnell abgehandelt und wirkt manchmal nicht vollständig. Letzteres haben die Entwickler wohl selbst gemerkt, dass sie per Patch einen Epilog nachgeliefert haben, der zumindest einen wichtigen Charakter etwas weiter beleuchtet. Das ist schade, denn die Handlung bietet an sich viel Stoff für ordentliches Drama und viele Wendungen – politisch tut sich hier viel, es gibt einiges zur Gesellschaft in diesem Zeitraum der chinesischen Geschichte und all das durchzogen mit Mythen und Sagen und guten Ideen. Präsentiert wird an einigen Stellen gut – vor allem die Einstiegssequenz fand ich richtig packend.
In „Gate“, das ja eher eine Fantasy-Geschichte erzählt, wurde das gut gemacht, weil man sich darin ordentlich Zeit genommen hat, um die Geschichte zu erzählen. Hier hatte ich zwischendurch öfter den Gedanken, dass ich gerne mehr erfahren hätte, aber offensichtlich Zeit und Ressourcen nicht gereicht haben, um mehr zu erzählen. Das Spiel wirkt an diesen Stellen so, als musste es schnell fertig werden, was wirklich schade ist. Auch mit den NPCs hätte ich gerne mehr geredet und auch die Nebenmissionen waren im Vorgänger vielfältiger und (teils) interessanter. Wobei ich sagen muss, dass ich glaube, in der ersten Spielhälfte einige Missionen übersehen zu haben, da ich nach blauen Pfeilen Ausschau gehalten habe und die Dörfer nicht gerade dazu animieren, sich weiter dort umzusehen.
Das Gefühl, dass Zeit fehlte, hatte ich auch beim Erkunden der Welt, denn, wie oben ja schon gesagt, die Dörfer sind uninteressant, man nutzt sie nur, um zum nächsten Ort zu kommen, und die Spieldauer ist im Vergleich zu „Gate“ auch sehr, sehr knapp.
Ich kann jetzt nicht mal sagen, dass ich das alles blöd fand, sondern eher schade. Hier wäre sehr viel möglich gewesen und man sieht das Potential auch an vielen Stellen. Alles ab dem Luban-Dungeon fühlte sich für mich z.B. viel weniger gehetzt an und hat mir auch mehr Spaß gemacht.
Was mir übrigens sehr positiv aufgefallen ist, ist, dass das Spiel herrlich und auffallend unsexistisch ist. Es gibt keine sexualisiert dargestellten Charaktere, keine dummen Sprüche und Hong ist eine Heldin, die wirklich mal etwas kann, bei Gelegenheit sich selbst und auch noch die Taishis rettet und auch noch einiges zu sagen hat. Mir hat sie sehr gefallen. Aber auch der Rest stimmt und zeigt gut, wie man ohne Rollenklischees und sonstigen Müll auskommt. Ist das was Kulturelles? Keine Ahnung, aber es gelingt hier deutlich besser als in zig japanischen RPGs zusammen. Spiele brauchen mehr Hongs (oder auch Xiangs)!
Ich habe mir übrigens den Patch heruntergeladen, da dadurch der Epilog nachgeliefert wurde und habe gemerkt, dass sich von Version 1.0 zu 1.20 manche Dinge getan haben. U.a. wird die Ausdauerleiste im Kampf entschärft, die mich vorher genervt hat, die sie ständig leer war. Die Kämpfe wurden dadurch leichter, aber Endgegner fand ich dafür dann knackiger. Es wurden außerdem zwei optionale Gegner hinzugefügt, die ich ganz nett fand. Nicht nachvollziehen konnte ich, wieso die Möglichkeit, bereits gelesene Dialogzeilen wegzuklicken, entfernt wurde (später ging es nur noch bei solchen, die man schon gesehen hatte). Den Epilog fand ich leider nicht weltbewegend, weil man dafür bekannte Dungeons nochmal durchlaufen muss und es auch noch in einem Dungeon das dicke Problem gab, dass man eine Felsspalte nicht durchqueren und somit nicht weitergehen konnte. Glücklicherweise half es, das Dungeon statt von Süden von Norden, aus einem anderen Dungeon heraus, zu betreten, so dass ich den Epilog beenden konnte.
Gut gefallen hat mir aber die Musik, die nicht sehr vielfältig ist (es gibt weniger Stücke als im Vorgänger), dafür aber sehr hörbar. Ich mag ja diese Mischung aus traditioneller Musik und einem ordentlichen „Wumms“. Durch den Patch hat man übrigens auch die Musik während des Startbildschirms ausgewechselt … wieso auch immer, denn beide Stücke sind gut.
Auch graphisch macht Xuan Yuan 7 einen soliden, guten Eindruck. Manche Gegenden sehen wirklich gut aus, die Dungeons sind dagegen sehr gemischt und sehen manchmal gut, manchmal zweckmäßig aus.
Die Übersetzung ist besser als im Vorgänger, aber immer noch fehlerbehaftet.
Insgesamt hat mich Xuan-Yuan Sword 7 gut unterhalten, auch wenn es an vielen Stellen Optimierungsbedarf gibt. Neben den Stellen, die nur so wirken, als wären sie „halb da“, gibt es aber immer wieder Spielelemente, die schön sind und Lust auf mehr machen. Weitere Spiele dieser Reihe würde ich mir jedenfalls ansehen, auch wenn ich den Vorgänger in einigen Belangen als besser und vollständiger wirkend empfand.
Spielzeit: 13 Std.
Insgesamt: 6,5/10