South Park - The Stick of Truth (PS3)
Das hier hatte ich vor einigen Jahren mal gekauft, weil es günstig und ein Rollenspiel war; einen Bezug zu oder gar Interesse an dieser Serie hatte ich jedoch nie … und das hat sich nicht geändert.
Ich war dann doch recht überrascht davon, dass SP ein wirklich vollwertiges RPG mit immerhin brauchbarem, rundenbasierten Kampfsystem ist. Man hat nur seinen eigenen Charakter und einenen weiteren, der andauernd abkratzt, und ansonsten verläuft sehr viel so, wie man es aus anderen RPGs auch kennt: Angriff, Spezialangriff, Magie, hinterher gibt’s Erfahrungspunkte. Ich fand die Kämpfe gerade am Anfang eher eintönig, weil sich Angriffsmuster oft wiederholen und man auch nicht viele Möglichkeiten hat, was man im Kampf tun will. Hinterher wird es dann aber deutlich besser, wenn man u.a. seinen Waffen Erweiterungen unterschieben kann, die die Kämpfe entscheidend beeinflussen. Ich fand es ganz lustig, mal herumzuprobieren, was man alles machen kann, muss aber sagen, dass die Kombination Chakram + brennen + bluten + Angriffsplus echt dafür sorgt, dass sich das Spiel beinahe von allein spielt. Das ist dann doch etwas viel. Die Steuerung fand ich, wenn man für Angriffe etwas bestimmtes machen musste, manchmal etwas umständlich.
Dass man nur einen weiteren Charakter in seiner „Gruppe“ hat, fand ich zuerst etwas schade, finde aber, dass das gut umgesetzt wurde – u.a. dadurch, dass man am Anfang jedes Zuges zusätzlich Gegenstände benutzen kann, hat man auch gegen größere Gruppen nicht das Gefühl, „unterbesetzt“ zu sein.
Und na ja, Magie nutzt man, indem man furzt, was ich aber selten genutzt habe, da o.g. einfach schon zu stark war.
Normalerweise fange ich diese Texte häufig damit an, dass ich erst etwas zur Handlung eines Spiels schreibe, v.a. dann, wenn sie mir gefallen hat. Nachdem ich gerade oben was über Magie geschrieben habe, passt das jetzt wohl gut, um meiner Irritation mal Ausdruck zu verleihen. Zugegeben: Ich wusste nicht viel über South Park, wenn man davon absieht, dass wohl in jeder Folge Kenny abkratzt (?) und hatte anfangs eher erwartet, dass das Spiel Rollenspiele ein wenig verarschen wird, was es ja auch macht. Diesen Anteil an der Handlung fand ich amüsant: Vor allem am Anfang, wenn man als neues Kind in die Stadt kommt und sich den Rollenspiel-Nerds anschließt, werden einige RPG-Klischees schön auf die Schippe genommen. Das fängt bei den Charakterklassen an (eine davon ist „Jude“, was ich zuerst witzig fand, bis ich nur leider gemerkt habe, dass die Klasse letztendlich egal ist) und endet bei Szenen, in denen die „Guten“ das Schloss des bösen Buhmanns stürmen wollen, was dadurch unterbrochen wird, dass der „Bösewicht“ von seinen Eltern ins Bett geschickt wird.
Im späteren Spielverlauf wird es dann selber klischeehaft und man muss gegen Nazizombies kämpfen. Na, ja. Ich meine mal gehört zu haben, dass das auch so ein South-Park-Ding ist, allerdings hat das einen ziemlichen Bart.
Richtig merkwürdig wurde es aber an den Stellen, an denen es sich die Macher des Spiels anscheinend zum Ziel gesetzt hatten, zu schocken und Tabus zu brechen. Mit echt allen Mitteln. Was haben wir denn da … Vergewaltigung nach Entführung durch Aliens mit Analsonde (anscheinend in allen Fassungen außer der US zensiert; ich fand den Zensurbildschirm plus Kommentar, den ich bei Tube gesehen habe, witziger), ständiges Gerede über Furzen und Kacken, Witze über Kacke, sprechende Kackwürste … das reicht sicher an Beispielen. Und während der Szene, in der man einem schwulen Charakter in den Darm kriecht, um eine Bombe zu entschärfen und allerlei als Sexspielzeug zweckentfremdete Sachen findet, war ich froh, dass gerade keine Gefahr bestand, dass irgendwer in den Raum kommt. Auch das Monsterbaby aus der Abtreibungsklinik war irgendwie einfach nur merkwürdig (und hat mich als Gegner dazu gebracht, oben beschriebene Taktik zu entdecken, aber das ist ein anderes Thema).
Ich weiß ja nicht – gibt es Leute, die über so etwas lachen? Mir war das irgendwie zu krass-pubertär, zu erzwungen darauf aus, derb zu sein und schlichtweg nicht lustig.
Spielerisch kann man sich South Park aber ansonsten mal antun, denn neben den – nicht ganz überwältigenden Kämpfen – bietet es 10 Stunden lang unterschiedliche Nebengeschichten, die überwiegend ok sind und, was den eigenen Charakter angeht, einige Möglichkeiten, um ein wenig herumzuprobieren.
Die Graphik kommt wohl der Serie sehr nahe, die Musik ist ganz i.O.
Wäre dieses Spiel ein abgefahrener Film o.ä., würde man wohl am Ende urteilen: „Für Fans“.
Spielzeit: 12,5 Std.
Insgesamt: 6/10