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  1. #1

    Fire Emblem 7 Gamelog - Bruch der Konventionen

    Tag,

    hier wird die Handlung des Spiels Fire Emblem: Blazing Sword, der siebte Teil der Fire Emblem Reihe, von mir analysiert und interpretiert.

    Ich habe das hier schon mit Fire Emblem 9 Path of Radiance getan. Lest ruhig den Eröffnungspost dort für einen groben Überblick über die Reihe und meiner Verfahrensweise.

    Die Handlungen der Fire Emblem Reihe werden von ihren Fans missbilligt und belächelt, sind sie doch primär zweckdienliche Vorwände für die Ausführung der strategischen Elemente der Spiele. Die vielseitig anpassbaren Einheiten werden in unterschiedlich aufgebauten Karten mit jeweiligen Siegesbedingungen gegen eine nicht minder vielfältige Anzahl an Gegnern losgelassen. Und doch sind es jene Geschichten, die uns in Welten mit eigenen Mythen, Lore, politisch agierenden Fraktionen und soziologisch und psychologisch mehr oder weniger herausfordernden und anspruchsvollen Charakteren eintauchen lassen, was die Reihe von herkömmlichen Strategie-Spielen unterscheidet, in welchen man mit gesichtslosen Kampfeinheiten Gebiete erobert.

    Aufsehen erregte einst die Story Analyse von General Banzai,der die gesamte Handlung FE7 mit Screenshots und bissigen, unterhaltsamen Bemerkungen kommentierte. Es bestätigte und vergegenwärtigte die Abneigung über die augenscheinlich unsinnige Handlung.

    Letztes Jahr haben Irysa und Mekkah sich der Handlung gewidmet. Inspiration war nicht nur Banzais Thread, sondern auch der markante Plinkett Verriss der Star Wars Prequels. Diese Vorgehensweise hat jede Menge Makel, da tiefergehende Interpretation und flapsige Kritik einander übergehen und es schwierig ist, auf einzelne Argumente einzugehen. Ich will es mir nicht zu leichtmachen, und nur die offensichtlichen Fehler herauspicken, um über sie herzuziehen. Nicht nur möchte ich die richtigen Argumente und Schlussfolgerungen der beiden hervorheben, in erster Linie will ich meine eigene Sichtweise und Auffassung erörtern. Meine Analyse ist nicht als Gegenentwurf gedacht, die Argumente möchte ich lediglich passend und wohl dosiert miteinbeziehen, um meine eigenen zu untermauern oder hervorzuheben.

    Wie immer setze ich voraus, dass ich von Fire Emblem, Gamedesign und Erzähltechnik absolut keine Ahnung habe. Je mehr jemand glaubt, über etwas ein Experte zu sein, umso weniger weiß er über die tatsächliche Thematik Bescheid.


    Vorwort

    FE7 ist als Nachfolger einen GBA Spieles ebenfalls auf diesen Handheld, wie es auch sein Nachfolger FE8 geworden ist. Während FE8 ein eigenständiger Teil ist (wiewohl er viele Elemente aus FE2 zurückbringt und verarbeitet), hat man es in FE7 sich nicht so leichtgemacht.

    FE7 ist ein Prequel zu FE6. Ein Prequel hat unterschiedliche Funktionen. Es kann die Geschichte bzw. Vergangenheit des Vorgängers beleuchten, um Aspekte des Vorgängers zu erklären, zu betonen oder zu erweitern. Idealerweise spielt es mit dem Kenntnisstand der Konsumenten, indem es auf die bisher bekannte Geschichte eingeht und Erwartungen erfüllt oder explizit umgeht, was potenziell für eine vorzügliche dramatische Ironie sorgt.

    Hier tritt schon die erste Herausforderung ein, denn FE6 beginnt mit der Entzündung des nationenübergreifenden Krieges, der explizit nach einem Millennium an Frieden beginnt. Der Plausibilität wegen darf FE7 also schon gar keine epischen, nationenübergreifenden Schlachten haben. Dieses Problem ist nicht unüberwindbar. Schon FE2 hat fernab der zwei Kriege in FE1 und FE3 einen nebensächlichen Konflikt auf einen benachbarten Kontinent angesiedelt. Und FE5 hat einen nationalen Bürgerkrieg zwischen den zwei Kriegen der beiden Generationen thematisiert. Und tatsächlich kann FE7 einigermaßen überzeugend das politische Klima vor der Eskalation präsentieren, wo keine Fraktion zum Krieg aufruft, sondern sich auf ihn vorbereitet, aus Furcht bei kleineren Konflikten nicht oder aus Kalkül eben doch einschreitet und ihre Interessen weniger durch das eigene offizielle Militär, sondern durch Spione, Assassinen, Sekten, Söldnern und Banditen vertreten.

    FE7 ist aber auch etwas Anderes und an dieser Stelle finden wir den ersten, nicht zu verteidigenden Widerspruch beim Entwurf der Handlung. FE7 ist der erste Teil, der in und teils für den Westen veröffentlicht wurde. Ein Prequel über einen Vorgänger, der von seinem Wissensstand zu mindestens profitiert, wenn ihn nicht sogar voraussetzt, der also für Kenner der Serie ideal ist, soll als Einführung für eine Zielgruppe ausgelegt sein, die den Vorgänger nicht kennen und potentiell nie kennen werden. Unzählige Referenzen und Bezüge über die Welt und ihre Politik, die Rolle der Drachen und legendären Helden mit ihren Waffen, all das fehlt den neuen Spielern und muss erneut vorgestellt werden.

    Damit ist es aber nicht belassen. Als Einführung für den Westen werden völlig neue Elemente im Spiel für die neue, andere Zielgruppe errichtet, insbesondere die Fokussierung der Charaktere durch die Selbsteinfügung des Spielers bei gleichzeitiger Vernachlässigung einer ausführlicheren ausgefeilten Handlung. Damit beißt sich das Spiel thematisch und vom Ton her mit seinem Vorgänger.

    Da ich bekannter Weise mein Fazit vorwegnehme und auf jedes Pathos kacke, wisst ihr jetzt schon, was euch am Ziel erwartet. Alles Weitere ist nichts weiteres als die Reise dahin.


    Vorspann

    Menschen und Drachen lebten in Frieden. Die Menschen begangen einen Krieg, die Drachen zogen sich zurück, doch ein neuer Krieg steht bevor. Drachen waren von tragender Rolle und werden es wieder sein.

    Ja, was für eine Rolle haben Drachen eigentlich? Allgemein? In der FE Reihe? In FE7?

    Drachen haben literarisch breitgefächerte Rollen und Zwecke. Zum einen stehen sie für die von Menschen nicht zu kontrollierenden Naturkatastrophen. Ihr Stampfen gleicht dem Erbeben, ihr Flügelschlag einen Hurrikan, ihr Atem einen Vulkanausbruch. Der japanische Drache der Neuzeit ist Godzilla, Opfer und Konsequenz des Atombombenabwurfs, mal ein unverstandenes Tier, mal das gnadenlose Monster. Die Menschen glauben in ihrer Überheblichkeit, sie zu stoppen, kontrollieren und für sich nutzen zu können, was dann früher oder später in ihren Untergang führt und sie bestenfalls mit Demut und Einsicht zurücklässt. Lyon hat mehr als sein eigenes Leben geopfert, um den unmittelbaren Untergang seines Reiches durch die Erdbeben zu stoppen. Oft ist weniger die Plage das Thema, sondern, wie die Betroffenen darauf reagieren und zu ihren Zwecken nutzen. Der jüngste Drache in unserer Welt ist von unsichtbarer Gestalt, der weltweit unsere Politik, Wirtschaft und Wissenschaft lähmt und der in seiner Unaufhaltsamkeit sich um jegliche Reden unserer Eliten so wenig schert wie der Feuerdrache unseren Helden.

    Auf persönlicher Ebene ist der Drache das größte und letzte Hindernis zum eigenen Glück und Frieden. In einen schwer erreichbaren, weit entfernten Ort hortet ein mächtiges Wesen seinen Schatz. Nicht, um den Schatz zur Selbsterfüllung zu nutzen, es ist ein stures, starres, uneinsichtiges Gebaren, Der Held meistert alle Prüfungen des Lebens und überlistet, besiegt oder überzeugt den Drachen und wird mit dem Schatz belohnt. Es ist die Urform der Komödie, die essentielle Aufgabe, die einst jeder Mann zu bewältigen hatte: Er, der unerfahrene Anfänger im Leben und Beruf, muss seine Angebetete aus den Klauen ihres Vaters, den mächtigen gut vernetzten Patriarchen, befreien. Das mag selten tatsächlich im Tod enden, viel öfters wird der Vater aber zur Einsicht bewegt, dass seine Tochter mittlerweile seines Schutzes nicht mehr bedarf und als Frau und Mutter ihren Weg im Leben gehen kann, mit einem Mann, der sich bewiesen hat. Auch heute wird die bissige Schwiegermutter als alter Drache betitelt. Und das letzte Hindernis für Eliwood im Kampf um Ninians Wohl wird kein anderer als ihr Vater sein, der ein gegensätzliches Verhältnis und Verständnis über das Wesen und zu der Macht seiner Tochter hat als Eliwood.

    Zuletzt werden Drachen als Götter oder Boten der Götter symbolisiert. Für Menschen von unvorstellbarer, unfassbarer Macht, streben wir nach ihren Fähigkeiten. Dies geschieht entweder durch eigene Charakterstärken, Einsicht zu eigenen Schwächen und Grenzen, Respekt und Demut vor, sowie Kooperation und Harmonie mit den Drachen. Dabei wird das eigene Leben gewürdigt und notfalls gegeben. Oder die Macht der Drachen wird durch Rücksichtslosigkeit, Gier, Maßlosigkeit und Überheblichkeit zum eigenen Zwecke eingeheimst, durch Opfer und Verlust der eigenen Identität.

    Beide Seiten, Athos und Nergal, haben der unterschiedlichen Vorgehensweisen zu Trotz aber die menschliche Neugier und unseren Urtrieb gemein, die Welt und damit sich selbst zu entdecken und zu verstehen.

  2. #2
    Prolog - Ein Mädchen der Ebenen


    Das Spiel beginnt mit der Erstellung des Taktikers und der Lyn-Route. Und damit hat FE7 es in den ersten Sekunden geschafft, alle Konventionen der Fire Emblem Reihe über den Haufen zu werfen.

    Wie bisher die Charaktere gesteuert wurden, ist immer etwas unkonkret gehalten. Gewöhnlich werden Strategen wie Malledus diese Aufgabe zugeteilt, aber auch der Lord kann es sein. Dieses Mal ist es wieder ein Stratege, aber es ist direkt der Spieler bzw. eine vom Spieler erschaffene Figur. Zwar könnte Mark potentiell eine eigene Persönlichkeit sein, die von einem anderen Ort in Elibe auf Reisen in Sacae landete oder gar aus einen anderen Universum der FE Reihe direkt dahin teleportiert wurde, ebenso spricht es auch dafür, dass unser fiktives ich aus 2003 aus unserer Welt ins Videospiel gelandet worden ist. Bedeutender ist, dass die Charaktere nicht mehr mit sich selbst reden bzw. untereinander, sondern auch direkt zu uns, den Zuschauer also wahrnehmen. Das hat jede Menge Einfluss darauf, wie wir im Gegenzug die Charaktere wahrnehmen. Um schon auf das Ende des Kapitels zu kommen, Lyn spricht dort von uns als ihr Stratege und sich selbst als UNSERE Schwertmeisterin. Lyn gehört uns, sie ist unsere Einheit, unser Charakter, unsere, darauf läuft es hinaus, waifu. FE7 setzt vieles daran, dass wir uns um das Wohl des Charakters kümmern und über seine eigene Rolle hinaus einen persönlichen Bezug in unserer Welt verleihen. Dem kann man einiges positives abgewinnen, Charaktere haben mehr Gelegenheiten, sich und andere zu zeigen, aber es läuft auf eben jene Machtfantasien hinaus.

    - Im gescripteten Kampf gerät Lyn in Todesgefahr, gewinnt den Kampf aber mit einen unwahrscheinlichen, kritischen Treffer. Hier wird ein dramatischer Kampf simuliert.
    - Lyn zeigt den Fremden gegenüber völliges Vertrauen und totale Hingabe, ohne dass der Stratege viel gesagt oder getan hat. Er wird Teil ihrer Lebensplanung.
    - Lyns Vergangenheit soll Sympathie erwecken. Sie wurde verlassen, ist alleine, schutz-und hilfsbedürftig und nur der Stratege ist für sie da und an ihrer Seite.
    - Lyn nach der Erlaubnis ihrer Eltern zu fragen, hat verstörende Implikationen. Hier sind nicht zwei junge Teenager, die ein bestehendes Verhältnis haben und gemeinsam ausreißen. Der Stratege wirkt wie ein Erwachsener, der alleine mit einem fremden Mädchen auf Reisen geht.

    Insgesamt wird der Spieler manipuliert, Lyn zu mögen. Das ist die Saat, die in den späteren Teilen mit Wiedereinführung des Avatars Früchte trägt. Die selbsteingefügte Figur kann von allen Charakteren gemocht und angehimmelt werden, ohne dass sie prägende Charaktereigenschaften hat. An der Stelle widmen wir uns kurz den jüngsten Teil der Serie und ich zeige mit diesem Artikel auf, welche Implikationen das haben könnte. Das Verhalten bei dem Dating in 3 Häuser mit den Verhalten von Sexualtätern zu vergleichen ist besonders markant.

    Wie Lyn und auch viele andere Charaktere, insbesondere die zwei anderen Frauen auf der Lyn-Route für den Strategen serviert werden, gibt es ein Minus.

    Immerhin sei zu sagen, dass das persönliche Verhältnis zwischen Lyn und Mark schon ab dem nächsten Kapitel in den Hintergrund gerät. Lyn ist dann mit Kent und Sain beschäftigt.

    Kommen wir zum Positiven.

    Die Lyn-Route hat als Tutorial einen ungeheuren Stellenwert, der aber eher unter Gameplay fällt und daher kaum thematisiert wird. Als Konsequenz auf die Handlung beginnt das Spiel nicht mit vielen Charaktere, sondern nur mit den Strategen und nur einen Charakter, den Lord. Bisher war der Lord in seinen Reich sesshaft und von einen halben Duzend Untergebenen umschwärmt. Lyn ist alleine und hat zwar kurz-und langfristige Ziele, aber weitgehend persönliche, die in der Haupthandlung keine Bedeutung haben. Erneut soll man sich nicht auf die Handlung konzentrieren, sondern den persönlichen Lebensweg von Lyn. Vielleicht dient das dazu, dass die eigentliche Haupthandlung, die landesweite Unterwanderung durch die Black Fang, als langweilig oder erschlagend befürchtet wird und ein junges, willensstarkes Mädchen attraktiver und spannender ist. Ich kann dem nur widersprechen und hätte mir beides gewünscht: Einen sympathischen Charakter mit Zielen, Stärken und Schwächen und eine für ihn und für seine Welt relevante, alles verändernde Reise.

    In Vergleich zu bisherigen Teilen ist Lyn alleine, man lernt sie kennen, nach und nach werden Charaktere vorgestellt und wird Zeit und Aufmerksam gegeben, als dass etwa sechs Einheiten auf einmal der Armee hinzugefügt werden. Außerdem haben einige über Startkapitel hinaus Präsenz. Bis FE6 wird angenommen, dass ein Charakter in seinem Startkapitel sterben kann, weshalb er für die restliche Story keine Präsenz mehr hat. In FE7 ziehen sich einige besiegte Charaktere zurück und wirken immer noch im Handlungsverlauf. Die einzelnen Kommentare zum Strategen zu Kapitelbeginn bzw. bei der Auswertung der Rankings geben ihnen minimal mehr Tiefe. Insbesonders durch die Unterstützungsgespräche, die in FE6 für alle Einheiten gefestigt wurden.

    Wäre die Reihe stagniert und hätte nicht diese Änderungen erhalten, wären die Charaktere weiterhin so blasse Eintagsfliegen. FE7 hat über den Ansatz von FE6 Unterstützungsgesprächen hinaus gewirkt. Für all das gibt es ein Plus.


    Die Bedrohung in diesem Kapitel ist überwiegend ein Vorwand für das Tutorial, deutet aber die größere Bedrohung in FE7 und FE6 voraus. Das Land Biran rüstet sich auf und vernachlässigt sein Volk. Folglich werden nicht nur mehr Menschen aus Not oder Gelegenheit Banditen und schaden den eigenen Reich, auch die Grenzen werden in diesem politischen unsicheren Klima nicht mehr so gut geschützt. Überfälle auf benachbarte Regionen sind häufiger, die Regenten stehen unter Druck. Sammeln sie ihr Militär an den Grenzen, könnte das Biran noch mehr provozieren und eigene Schwächen offenbaren. Die Korruption und Instabilität in Biran wird in FE7 emsig von den Antagonisten genutzt, die es zur Vergrößerung und Verstärkung ihrer eigenen Gruppe nutzt. Und es explodiert in FE6, wenn Biran offiziell in den Krieg zieht.

    So hielt es ein Bandit namens Batta die Bestie für passend, in Sacae zu plündern.

    Noch ominöser als Batta ist sein einsamer Lakai. Ein Anführer einer Diebesbande scheint Batta nicht so sein, aber irgendein Verhältnis muss er mit diesen gesichtslosen Banditen haben. Auf jeden Fall ist es gänzlich gegensätzlich zu Mark und Lyn. Während Mark, der Spieler, Lyn als Mensch mit Gesicht, Namen, Charaktereigenschaften und Herkunft und Identität anerkennt, beide aneinander völlig vertrauen und gemeinsam siegen oder verlieren, schickt Batta seinen Lakaien in dessen Tod. Hätten sie einander vertraut und zusammengearbeitet, hätten sie die beiden vielleicht überrumpeln können, doch die erste Lektion in FE wird uns vermittelt: Wir reiten gemeinsam. Wenige, schwache Einheiten arbeiten kreativ und intelligent zusammen, um eine größere Anzahl zu bekämpfen, die einzeln und jeder für sich nach einer A.I operiert.

    Der Name Batta setzt sich aus harten lauten zusammen, so wie sich das Wort Barbar aus den Lauten zusammensetzt, die die Römer diesem unzivilisierten Volk gaben. Ein Biest bzw. eine Bestie sind nicht minder unzivilisiert, verroht, wild, fern des Gesetzes. Ein Bandit eben. Im Endeffekt heißt der Bandit Batta die Bestie „Bandit der Bandit, der ein Bandit ist“.

    Am Ende des Kapitels bricht Lyn mit den Strategen auf. Auch wenn ihr Ziel sehr vage ist und im nächsten Kapitel praktischerweise von einen weitaus konkreteren ersetzt wird, ist es typisch für ihre Kultur: Als wandernder Schwertmeister die Welt zur Selbstfindung zu bereisen ist gerade in Sacae typisch. Karel und Karla tun das, Guy und Rath, ebenso Fir und weitestgehend Rutger in FE6. Ihre Vergangenheit wird geklärt und bekommt zwei klare Ziele für ihre Zukunft: Sich an den Banditen zu rächen und den Stamm wiederaufzubauen. Ersteres wird in der kommenden Nebenhandlung thematisiert, wenn erneut Banditen die Bedrohung sind und wird im Unterstützungsgespräch mit Wallace aufgegriffen, wenn es um die Last und Rolle von Herrscher und seinen Untergebenen geht. Der Wiederaufbau des Stammes ist nicht nur als politischer Wiederaufstieg zu verstehen, sondern ihre Suche nach Verbundenheit und Familie, damit ihre eigene Identität, die sie auf ihrer Reise vielfach hinterfragen muss. Insbesonders in ihren Support wird ihre Zukunft und Identität mehrfach angedeutet: Ist ihre Familie ihr alter Lorca-Stamm? Ist es ein neuer, anderer Stamm mit Rath als Partner? Ist es ihr Großvater und Kent in Caelin? Kann sie eine lycianische Nobeldame werden, wie es die Etikette verlangt, und mit Eliwood oder Hector leben?

  3. #3
    Kapitel 1 - Spuren des Schicksals


    Lyn und der Stratege sind zum Glück nicht mehr alleine, ab diesem Kapitel erhält Lyn Gesellschaft in Form von zwei Rittern, die in persönlichen Gesprächen unterhalten und über den Plot und die damit verbundene aktuelle politishe Lage informieren, ohne dass der Stratege sonderlich miteinbezogen wird. Er zieht sich diskret in den Hintergrund.

    Lyn kriegt hier ein konkretes Ziel, ihren Großvater, der letzte lebende Verwandte ihrer Familie, zu finden. Selbst wenn sie das nicht vorhätte, ist es ihr trotzdem angeraten, da ihr Großonkel sich ihres Todes sicher sein will und weitere Attentäter schicken würde.

    Lyns erste Begegnung mit Sain und Kent verläuft nicht freundlich. Doch der Attentäter beweist sich als eindeutig größere Gefahr und präsentiert eine ituation der Not, in der das Trio gezwungen ist, sich zusammenzuschweißen. Ein effektvolles Mittel, das Vertrauen der drei für die restliche Handlung zu festigen. Bezeichnenderweise verhält er sich teilweise wie Sain und Kent. Er kommentiert wie Sain ihr Äußeres und wie Kent bittet er Lyn, ihn zu begleiten. Doch während er Lyn zwingt, bitten Kent und Sain den Strategen um Hilfe und fragen um Lyns Erlaubnis.

    Sain ist ein kontroverser Charakter, weil er das schlechte Gimmick hat, ein Frauenheld zu sein. Er baggert jedes attraktive Mädchen. Selbst in ernsten Momenten der Geschichte ruiniert er damit die Stimmung, was potentiell lustig sein kann, aber allzu oft nervt. Aber sein Charakter hat auch Vorzüge. In Kontrast zu den ehrenwerten und aufrichtigen, aber verschlossenen und vorsichtigeren Lyn und Kent ist er offener und direkter und bringt die Probleme oder seine Interessen unverblümt auf den Punkt. Er dient als Narr, der mehr Fehler begeht, aber dadurch durchaus sympathischer wirken kann. Sein Gimmick ist mit seiner Persönlichkeit und Identität als Ritter verbunden. Er hat nicht nur das eine im Kopf, sondern romantisiert Frauen als zu beschützende Wesen mit den Rittertum. Er vertritt moralische Werte. Ein schlechtes Beispiel für einen Frauenheld wäre Gatrie aus FE9. Dieser zeigt keinen Bezug zum Ritter oder Söldnerdasein, kümmert sich nicht um seine Söldnerkollegen oder Klienten und interessiert sich nur für Frauen. Sain ist nicht wegen seinen Gimmick Ritter geworden er ist trotz seines Gimmicks. Es kommt nicht von ungefähr, dass in ihn genügend Kompetenz steckt, um von Caelin für diese Mission ausgewählt zu sein. Auch dass der strenge, anspruchsvolle Kent das widerwillig anerkennt, spricht für Sain. Kent ergänzt Sain mit einen Scheltereien. Seine leicht steife Art ist, wenn überhaupt, der lustige Aspekt bei Sains Schelmereien. Die beiden haben eine große Präsenz im Lyn-Modus. Sie sind überzeugend in ihrer Rolle, sie beraten und helfen, sind aber gleichzeitig respektvoll und zurückhaltend genug, um ihre Rolle als Diener zu akzeptieren und kennen ihre Grenzen. Das alles macht sie zu den besten Rot/Grün-Kavalieren der Serie, auch wenn Sains Gimmick sie etwas runterzieht.

    Am Ende wird das neue Ziel der Reise genannt, aber auch die Bedrohung, die dort lauert. Lundgren trachtet einerseits Lyn nach den Leben, andererseits bedroht er das Leben von Lyn Großvater. Kritisiert wurde die umständliche Art, letztere zu tun, nämlich durch Gift. Warum ermordet er ihn nicht sofort? Zunächst: Gifte können unterschiedlich wirken. Wie der Soldat im Gespräch mit Lundgren in diesen Kapitel anmerkt, ist es nicht Lundgrens Ziel, seinen Bruder sofort zu töten. Das würde Verdacht erwecken. Stattdessen soll er monatelang leiden und schwächer werden und dann sterben, wie bei einer normalen Krankheit. Mit so einen plausiblen Tod erweckt Lundgren beim Volk und den Beraterstab keinen konkreten Verdacht und kann seine Macht festigen. Er täte gut daran, gut dazustehen, da momentan das politische Klima gefährlich ist, da Biran sich für den Krieg rüstet und die Black Fang auch Lycia und ihre Regenten unterwandert. Erneut muss die regionsübergreifende politiche Lage berückichtigt werden, welche die lokale Politik beeinflusst. Erst ab jetzt wird dieser Plan beschleunigt und gerät außer Kontrolle, da eine potentielle Erbin sich nähert und diese nicht mit ihren Großvater in Kontakt geraten soll.

  4. #4
    Kapitel 2 - Schwert des Geistes


    Bevor Lyn ihre Reise nach Lycia antritt, wird bei einem Schrein Halt gemacht.

    Teil der Identitäsfindung Lyns ist ihre Verbundenheit mit ihrer Kindheit in ihren Geburtsort Sacae. Im Vergleich zu Lycia ist der Einklang mit der Natur verbundener, statt pompöse und komplexe Etikette, hinter der man seine eigenen Absichten verschleiert und intrigiert, sind es einfachere Bräuche. Es herrschen durchaus Konflikte und Feindschaften zwischen dem Stammen, wie FE6 verdeutlicht, aber sie sind direkter und offener.

    Bevor sie also in diese fremde, neue Welt zieht, besinnt sie sich ihrer alten, ihr vertrauten und macht ihre Aufwartung bei einem Tempel. Lyns Wurzeln sind zentraler Bestandteil ihres Charakters. Ihre Herkunft wird kontroverses Thema, sobald sie das erste lycianische Reich besucht. Auch bei ihren vorzeitigen Verbleib in Caelin entscheiden die Supports, wie ihr Leben nach dem Spiel weitergeht: Sie kann zu Sacae zurückkehren, sich aber auch andernortens niederlassen. Das macht Lyns Charakter und Reise weniger festgefahren, sondern eben offen, es gibt keinen einzigen, richtigen, prädestinierten Lebensweg. Auch ein Grund, weshalb ich gerne Charaktere verkuppele und weshalb ein Supportsystem für die Handlung und Charaktere so gut sein kann.

    Lyns Respekt vor ihrer Herkunft definiert und festigt ihren Charakter. Sie bettelt nicht, steht zu ihren Überzeugungen, heuchelt und intrigiert nicht. Würde sie das tun, wäre es gut möglich, dass sie die Unterstützung vieler Verbündete nie erhalten würde. Im Gegenzug erpresst und bedroht Lundgren seine Verbündeten, verliert sie dadurch und steht am Ende alleine da.

    Kontrastiert wird Lyn in diesen Kapitel vom Boss, Glass. Auch er ist ein Sacae auf Reisen, der ein typisches Ziel der Schwertkämpfer hat, die Welt nach würdigen Gegnern zu bereisen und diese zu schlagen. Wäre er ein wenig talentierter, würde er eben zu jener blutdurstigen Tötungsmaschiene wie Karel herangewachsen worden sein. Aber weniger sein fehlendes Talent denn seine fehlende Demut und Ehrerbietung vor den Göttern, seinen Vorfahren und der allgegenwärtigen Kultur ist sein Untergang. Glass schlägt denselben Pfad ein, den Nergal und viele anderen Schüler der Dunkelmagie bestreiten. Er sieht die Waffen als Mittel zum Zweck, opfert und zerstört alles auf seinen Weg, bis sein Werkzeug ihn, der sämtliche Ziele und jeden möglichen Lebenssinn verloren hat, fortan beherrscht. Er würde nur noch für das Schwert leben, alles töten. Karel wäre wie gesagt das Resultat und dieser kam nur sehr schwer aus diesen Pfad durch externe Faktoren raus, die an seine Vergangenheit und einstige Menschlichkeit appellierten.

    Glass schert sich nicht um sein Land. Den Tempel würde er zerstören, das Schwert würde er nicht zurücklegen um es für spätere Generationen aufzubewahren, die es nur bei passenden Anlässen zur Not anwenden würden. Wer seine Herkunft und Vergangenheit nicht respektiert und aus ihr keine Schlüsse und Lehren gezogen hat, der ist nicht gewappnet, in den gegenwärtigen und künftigen Prüfungen zu bestehen, hat man doch nichts vorzuweisen. Lyn hat ihren Stolz und die Werte ihrer Eltern und ihres Stammes nie abgelegt und nutzt sie, wenn sie mit den lycianischen Nobeln und anderen Antagonisten konfrontiert wird. Glass kommt von nichts und hat daher auch nichts.

    Wer die Macht der Götter bzw. Drachen nutzen will, muss zunächst verstehen, dass diese Macht für den einzelnen Menschen zu viel ist, die Erlangung der Macht also kein Selbstzweck ist. Werden die Götter und Drachen geehrt und respektiert, erst dann fangen sie an, ihr Wissen zu teilen. Sie taten dies mit Athos und Nergal. Das Manni Katti erkennt Lyns Ziele und erlaubt ihr, es zu nutzen, ohne dass Lyn dies verlangte und forderte. Wie Athos die Macht der legendären Waffen nur kurzzeitig nutzt, leiht Lyn sich die Waffe nur aus und geht behutsam damit um. Glass und Nergal wollen die Macht zum Selbstzweck nutzen, erheben sich über die Götter und Drachen und wollen sie zerstören, opfern ihre Verbündeten und zerstören all ihre Gegner auf ihren Weg nach Macht, ein Weg, der keinen tiefergehenden Sinn hat.

    Das Manni Katti ist eine Waffe, die von „Geistern“ gesegnet ist. Es wird erwähnt, dass andere Waffen existieren und sich ihre Träger aussuchen, aber das Thema wird nie wieder vertieft, was dies alles viel zu vage und unausgegoren stehen lässt. Sind die Waffen ähnlich gesegnet wie die 8 legendären Waffen? Kommen sie von der Kriegerin Hanon, die neben ihren Bogen eben auch die beiden Schwerter hinterlässt? Aber das wird beim Manni Katti nicht erklärt, es ist nicht viel anders als das Rapier oder Wolfsbeil, die wohl einfach persönliche Waffen von Eliwood und Hector sind.

    Den Helden ein Schwert mit Mythos zu geben mag mehr hergeben als zuvor bei dem Rapier des Lords, wo es keine genaue Erklärung gibt, weshalb nur dieser es führen kann. Aber der Mythos wird nicht erläutert und bleibt die Ausnahme. Schade, denn das geistliche Konzept in diesem Kapitel und die schlichte Parabel zwischen Lyn und Glass allein machen dieses Kapitel spielenswert, thematisiert es doch einen Aspekt, der in der Reihe viel zu selten beleuchtet wird, angesichts dessen, dass heilige Waffen und die Macht der Drachen oder Götter in der Handlung entscheidend sind.

  5. #5
    Kapitel 3 - Die Söldnerbande


    Die Reise von Sacae nach Lycia führt über Biran und umfasst drei Banditenkapitel. Nicht nur wird das Banditenproblem durch Birans Kriegspolitik und deren Auswirkungen auf seine Bevölkerung vermittelt (gerade durch einen Charakter im folgenden Kapitel), die Antagonisten haben einen persönlichen Bezug zum Hauptcharakter. Lyns Stamm wurde von Banditen getötet und eines ihrer langfristigen Ziele ist Rache.

    Die Truppe gerät in Konflikt mit einer Banditenbande, um eine Freundin von Lyn zu retten.

    Florina ist, was ich bei meinem Unmut über die Lyns Beziehung zum Strategen kundgetan habe, die zweite der drei Frauen, die in dieser Route erscheint. Ihr Gimmick, ängstlich, tollpatschig und Angst vor Männern zu haben, wird ständig zur allgemeinen Belustigung und zur ihrer Qual aufgezeigt. Sie fällt mehrfach vom Pegasus, was für Pegasusritter eine Schande ist, wird beabsichtigt oder unbeabsichtigt mit direkten Männern wie Sain und Hector konfrontiert und muss dem Strategen gegenüber behutsam umgegangen werden, weil sie schwach ist und beschützt werden muss. Florina kriegt nie die überzeugende Gelegenheit, über ihren Schatten zu springen, ihre Heranreifung und Eigenständigkeit erfolgt automatisch, wird lediglich behauptet statt konkret gezeigt. Ihre Schwestern vermitteln weitaus besser, wie man aus einen frauendominierenden, armen Land sich gegen das restliche reiche Patriarch behauptet, aber zu ihnen kommen wir erst später.

    Florina hat bei all ihren Schwächen einen bemerkenswerten Weg gefunden, damit umzugehen bzw. diese zu kompensieren und zu einer seltenen Stärke zu entwickeln. Dies ist ihre Tierliebe. Entsprungen aus der Not, kommt sie mit den einfacheren und sanfteren Tieren besser klar als mit Menschen. Diese "Tiertherapie" ist effektiv. Ihre Zuneigung zu ihren Pegasus Huey ermöglicht ihr entscheidende Momente des Mutes. Sie stellt sich den Banditen, als diese ihr Tier bedrohen und sie offenbart sich Hector, als dieser Huey bedroht (das Tier hat dabei bewusst ein Aufeinandertreffen der beiden ermöglicht und eine Situation erzeugt, wo beide miteinander reden müssen, spielt also den Vermittler).

    Florinas Zuneigung und Empathie zu den nicht menschlichen Wesen ist Grundlage zum friedlichen Miteinander mit den potentiell gefährlichen, übermenschlichen Drachenvolk. Sie überzeugt durch ihre schiere Präsenz Ninian, dass Menschen Drachen nicht nur fürchten und jagen können, sondern auch vertrauen und ehren, insbesonderes als gleichwertig ansehen, so wie Florina mit ihren Pegasus und Ninian umgeht. Ihre ängstliche Natur ist dabei kein Hindernis.

    Dieser Respekt vor den Tieren und damit der Natur und Umwelt ist ein gutes Glied zum das letzte Mal thematisierten Respekt vor den Ahnen und der Kultur. Es ist eine plausible Motivation und erlaubt ihr, heranzureifen und sich ihren Ängsten zu stellen.

    Warum genau Florina eine Abscheu vor Männern, Gewalt und Banditen hat, ist nicht eindeutig, aber dieses Kapitel veranschaulicht das ziemlich effektiv, ist es weitestgehend ein Konflikt zwischen Florinas Werten und Wesen mit denen der Banditen, so wie Lyn letztes Kapitel mit Glass kontrastriert wurde.

    - Florina verletzt die Banditen ausversehen und bittet um Entschuldigung. Die Banditen haben eine feindliche Absicht und nehmen keine Entschuldigung an.
    - Die Banditen geben ihren Tier eine höhere Wertschätzung ein, da sie von den materiellen Wert ausgehen. Tierfreundlich sind sie nicht. Florina würde für ihr Tier sterben.
    - Florina kann das nördliche Dorf „retten“, durch ihre Hilfsbereitschaft warnen, wofür sie von den dankbaren Dorfbewohnern belohnt wird. Die Banditen können dieses Dorf zerstören und würden sich das geplünderte Gold mit Gewalt nehmen.
    - Selbst bei einer Konfrontation im Kampf versucht Florina erneut, den Konflikt ohne Gewalt zu lösen. Die Banditen zeigen keine Einsicht, springen nicht über ihren Schatten und sind stur.
    - Die Banditen brüsken sich damit, dass sie keine Menschen töten, sondern „nur“ ausrauben oder entführen und Menschenhandel betreiben. Das kann moralisch nicht minder verwerflich sein als ein hinterhältiger Überfall. Es ist eine Schutzbehauptung, um von den eigenen Verbrechen abzulenken. Florina indes steht zu ihren Missgeschick und fühlt sich übertrieben schuldig.

    Will wird auch rekrutiert. Er ist in erster Linie ein Satellit-Charakter, der selbst nicht viel vorzuweisen hat, sondern dazu dient, durch seine Anwesenheit seinen Gegenüber erlaubt, ihre Aspekte zu durchleuchten. Er hat durchaus seine eigene Geschichte vom Rausreißen. Motiviert vom großen Gewinn zum Wohle seiner Familie ging er dieses Risiko ein und verließ sie, aber es ist sehr unspektakulär und undramatisch, wiegt man es mit den Leidensgeschichten seiner Unterstützungspartner auf. Lyn schelt ihn, weil er trotz seines langjährigen Fernbleiben seine Eltern nicht benachrichtigt, was ihr als Waise natürlich nahegeht. Während sie alles daran setzt, ihren letzten direkten Verwandten zu besuchen, stellt sich Will seiner Verantwortung nicht. In erster Linie dient er den Humor, wenn er er mit seiner Fröhlichkeit und Naivität mit den schweigsamen und bekümmerten Rath und Raven zusammengepfercht wird.

  6. #6
    Kapitel 4 - Schatten der Besatzung


    Am Ende des letzten Kapitels haben sich Florina und Will Lyn, Kent und Sain angeschlossen und Lyns Söldner gebildet. Thematisiert habe ich das nicht, weil ich nur den Inhalt widergegeben hätte, aber in diesem Kapitel agiert der Trupp erstmals untereinander.

    Das bereits angesprochene Wegkommen von einer größeren Armee und der Fokus auf eine kleine Söldnertruppe bei der Bereitstellung der Einheiten für den Spieler wird in späteren FE Teilen verstärkt aufgegriffen. Insbesondere FE9 mit den Greil-Söldnern, aber auch weitere wie das siebte Platoon in FE12 oder die Hirten in Awakening. Die Charaktere haben bei niedriger Anzahl mehr Gelegenheit, sich zu präsentieren, Positionen einzunehmen und Rollen zu besetzen. Lyn ist die Anführerin, Kent und Sain ihre zwei Berater.

    Kent ist pflichtbewusst und hat die Mission im Auge bishin zum Zynismus. Sain ist spontaner und mehr auf Ehre aus. Gut verdeutlicht hätte dies bei dem Aufeinandertreffen mit der kränkelnden Natalie werden können, wo das Dilemma herausgearbeitet worden könnte, sie zu beschützen oder zu fliehen und sie ihren Schicksal zu überlassen. Kent würde Lyn vor den Banditen schützen und zum Aufbruch drängen. Seine Mission hätte oberste Priorität, Lyn bei einem vermeidbaren Scharmützel mit Banditen zu verlieren, wäre zu riskant. Es wäre die korrekte, aus richtigen Gründen getroffene Entscheidung, auch wenn sie zum Wohl der Einzelperson fatal ist. Sain würde das richtige tun, indem er Natalie beschützen würde. Nicht aus guten Gründen, da er ein verzerrtes Frauenbild hat und sie vorwiegend des Egos wegen beschützen will. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Berater zu verdeutlichen, wird in diesen Spiel nur angerissen, aber erst in FE9 weitaus besser und stärker mit den beiden Beratern Soren und Titania dargestellt.

    Florina verhindert, dass Lyn zu Monologe greifen muss, indem sie Lyns unbewusste Ängste und Sorgen an-und ausspricht, kennt sie Lyn doch privat.

    Will wird in die Gruppe akzeptiert und miteinbezogen, so wie er mit seinen Wesen sich einbeziehen lässt. Wenn später in Kapitel 16 diese fünf Einheiten sich Eliwoods und Hectors Armee anschließen, ist es für uns eine vertraute gefestigte Gruppe, deren Vergangenheit und Solidarität uns bekannt ist. Sicherlich haben sie in der Handlung der beiden neuen Lords keine so gewichtige Rolle und wirken ein wenig wie angeheuerte Söldner wie in anderen Teilen wie Ogmar in den Arkaneia Teilen oder Dieck oder Gerik in den anderen GBA Teilen. Auch Söldner Ike hat in seinem Spiel gar nicht mal eine wichtige politische Rolle, seine Rolle dort ist eher persönlicher Natur.


    Dieses Kapitel setzt an die Verfolgung der Banditen aus den vorherigen an, die eine sichere Reise unmöglich machen. Lyn und Co. verschanzen sich in einer Festung. Fliehen tun sie nicht, denn sie würden Natalie zurücklassen.

    Dorcas ist die Kehrseite der bisher destruktiven, egoistischen, bösen Banditen, die aus den Missständen in Biran erwachsen. Er braucht Gold, um für die Heilung von Natalies Krankheit zu bezahlen. Arbeit ist schwierig zu finden in Biran, verführerischer und leichter ist es, sich Banditen anzuschließen. Schon bei seinen ersten Auftrag wird er gezwungen, aus den Hinterhalt die weniger wehrhaften Opfer auszurauben. Es ist der Preis für seine Natalie, den Dorcas fehlgeleitet und sturr zu zahlen bereit ist. Letztlich wird er überzeugt, denn sein Ziel könnte nicht nur eine unschuldige Person wie Natalie sein, sie ist es auch noch selbst. Im Anschluss versucht er, Arbeit als Söldner zu suchen. Es ist härtere, längere und weniger gut bezahlte Arbeit, die sich gegenüber den schnellen Gewinn der leichteren Arbeit als Bandit abhebt und auzahlt, hätter er bei letzterer sowohl seine Menschlichkeit als auch Natalies Respekt vor ihn verloren. Ironischeweise hätte er wehrlose schwache Personen wie Natalie, die er sich vorgenommen hatte zu retten, getötet.

    Wie Nergal hatte Dorcas durchaus gute Absichten, seine Familie bzw. Ehefrau zu retten. Beide schlagen den leichten Weg ein, der am schnellsten Macht bzw. Heilung verspricht, ohne dass der Partner und die restliche Welt berücksichtigt wird. Bei allen guten Absichten und Begründungen sind Aenir und Natalie schnell die Rechtfertigung, dann der Vorwand für all den Reichtum und die Macht, die sie durch ihre Plünderungen und Experimente erlangen. Letztlich hätten sie es nicht für ihre Partner getan, sondern insgeheim für sich selbst.

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