Sorry, muss mich erstmal notdürfitg verbinden, einige der letzten paar Posts sind so edgy, dass ich mir beim Betreten des Threads direkt alles aufgeschnitten habe.
Nachdem das jetzt erledigt ist - ein paar Worte zu Clair Obscur, die nicht nötig sein sollten, vielleicht aber genau jetzt hierher gehören. Davor noch die Feststellung, dass solche Game Awards, Oscars, große Jahres-Awardshows jeder Art, immer das Zelebrieren des kleinsten, gemeinsamen Nenners und nicht das Hervorheben des coolsten Underground-Indiegames sind. Mich interessieren die Game Awards ebensowenig wie die Oscars, und ob Clair Obscur jetzt 20 Awards bekommt oder 2 könnte mir egaler nicht sein.
That being said - Clair Obscur hat die meisten Nominierungen aller Zeiten und das ist mal wieder ein Spiel, das es auch wirklich, aufrichtig, komplett verdient hat.
Ich bin auch nach 2 Podcasts(Einer davon übrigens mit Itaju, yay!) zu insgesamt 4 Stunden über Expedition 33 noch nicht auf die grasierenden "Meisterwerk/Game of the generation/Revolution der Videospiele/Life changing experience"-Hypes aufgesprungen, weil Clair Obscur in meinen Augen beträchtliche und fundamentale Mängel hat, die aber, und das muss mir auch klar sein, für die Masse als Meckern auf hohem Niveau gelten würden und auch mir ein immer noch herausragendes und memorables Spiel nicht verleiden, das ohne Probleme in meinen Top 20 Games of alltime landen könnte, obwohl ich nach ein paar Stunden dachte, dass ich es genervt abbreche.
Und das wird alle anderen Nominierten des GOTY - und da stimme ich dir zu, die sind insgesamt ziemlich belanglos und langweilig - spielend in die Tasche stecken, weil keins von denen auch nur ansatzweise in der selben Liga spielt.
Ein paar kurze, aber konkrete Beispiele für Clair Obscurs Qualitäten, die es GOTY-würdig machen:
- Es ist originell, in jeder Phaser und Minute seiner DNA. Es ist unglaublich originell in fast allen Elementen. Nicht alle Elemente sind gut, aber ich habe schon lange kein so unverbrauchtes Gesamterlebnis mehr gehabt. Das französische Setting, die Malerin, die Geschichte, die einzelnen Bestandteile. Beispiellos originell.
- Das Kampfsystem ist in meinen Augen nicht das besungene beste Kampfsystem der letzten 20 Jahre, weil es basically Final Fantasy mit Quick Time Events ist, aber wenn man alles daran raus hat, macht es verdammt viel Spaß und lässt sich herrlich powergamen.
- Die Grafik ist wunderschön und fast sämtliche Welten, Level, Dungeons und Charaktere sehen immer originell, unverbraucht, kreativ, vibrant und einfach exzellent aus. Floating Waters, die Herbstwälder, Renoir's Drafts und The Reacher sind nur ein paar Beispiele.
- Das Voice Acting ist - sowohl in Englisch als auch und vor allem in Französisch, überragend-makellos und was vor allem Maelle's und Renoirs Sprecherinnen abliefern ist sagenhaft. Und ich habe mir sagen lasse, dass auch der deutsche Ton viel kann.
- Trotz der teilweise leider eher oberflächlichen Charaktere und fragwürdigen Storyentscheidungen sind Charaktere wie Gustave und vor allem Maelle derart gut geschrieben, dass sie einem wahnsinnig ans Herz wachsen und man dann am Ende umso frustrierter ist, wenn das Writing auseinanderfällt, aber anderes Thema.
- Das Spiel wirft auch nach allen reveals wahnsinnig spannende Themen, Rätsel und emotionale Konflikte auf, Stichwort "The Writers" oder Francois. Ohne Scheiß, Francois und Clea sind ein Element im Spiel, das mich mit am traurigsten macht. Das muss man erstmal schaffen.
- Das Gommage-Intro wird, da kann man sich vermutlich sicher sein, als eine der berührendsten, bestinszeniertesten und beeindruckendsten Videospielszenen aller Zeiten in die Geschichsbücher eingehen. Alles daran ist perfekt, alles. Schade, dass viele weitere Szenen im Spiel dem dann nicht ganz nachfolgen können.
- Der Soundtrack ist als einziger Bestandteil von CO in meinen Augen ein unumwundenes Meisterwerk und Lorien Testard ein Genius of its generation. Jeder, der zum OST etwas anderes sagt, hat in meinen Augen keine große Ahnung von (Videospiel-)Soundtracks oder sich nicht eingehend mit dem von CO beschäftigt. Warum sehe ich das so? Der Soundtrack hat kein festes Thema und keine feste Richtung. Kein Genre, kein Leitthema, fast jedes Theme ist originell und fühlt sich völlig anders an als das Letzte. Sowohl die Kampfthemes sind untereinander extrem unterschiedlich und jedes davon mindestens gut, als auch die Ambient-Musik oder die Mainthemes, die man nach nur 1-2 Sekunden sofort erkennt. Und vergessen wir nicht, dass die Lyrics voll sind mit den Namen der Hauptcharaktere. Das traut sich kaum ein Spiel. Das ist die Arbeit eines Meisters und imo das mit Abstand stärkste Element an Clair Obscur. Dass der OST nicht bei den Video Game Grammys nominiert ist, ist der eigentliche fucking Skandal, womit siese diese aber selbst nur ad absurdum geführt haben.
Das sind jetzt nur ein paar Punkte on top of my head, und ich bin kein Hardcore-Hardcore-Fan. Viele da draußen aber schon, und selbst wenn mans nicht ist, muss man in meinen Augen zwangsweise anerkennen, dass kaum ein GOTY je GOTYiger war als Clair Oscur. (Ich übertreibe ein bisschen, Baldurs Gate 3 ist ein jüngeres Beispiel das mir einfällt das genauso und zurecht absolut dominiert hat. Gottsei Dank sind CO und BG3 nicht gegeneinander angetreten.
Allein Andy Serkis hat sich als Renoir die Seele aus dem Leib gespielt und würde Best Acting 10x verdienen. Bei Maelle würde ichs auch noch unbedingt unterstreichen. Mich würde allerdings interessieren, wen du da eher sehen würdest als CO?Zitat
Die Diskussion hatte man bei den Oscars ja auch schon ein paar mal und ich habe mich da schon auf beiden Seitn der Argumentation gefunden. Letztendlich steh ich grade da, dass ich denke, dass eine Begrenzung keinen Sinn ergeben würde. Warum soll man ein Werk dafür bestrafen, in mehreren Aspekten fassungslos geil zu sein? Was würde ich mir als Kategorie-Gewinner denken, wenn ich wüsste, dass ich vmtl. nur gewonnen habe, weil Clair Obscur ausgeschlossen wurde? Das müssen sich alle anderen Nominierten bei den Soundtrack-Grammys denken und tun es teilweise auch öffentlich, weil Clair Obscur das Ding mit wehenden Fahnen gewonnen hätte.Zitat
Die Game Awards sind imo nicht der richtige oder gewollte Ort für viele kleine, sympathische Spiel. Und Clair Obscur ist ja sogar ein nicht so gigantisch großes Spiel, das nur unsympathische Großkonzerne hinter sich hat. Es ist aber kein Indiespiel, da gibts eigentlich auch keine zwei Meinungen lol.
?? Aber das ist doch bei den SPIEL DES JAHRES-Awards zu erwarten, oder?? Natürlich gehts da um Hype und Kohle und Beliebtheit und damit auch um Qualität. Clair Obscur hat alles davon. Aber wie gesagt, mich würde interessieren, welche Spiele du eher bei den GOTY siehst.Zitat
Ich bin leider, leider noch nicht dazu gekommen, das StandAlone-Astrobot zu spielen, aber das PS5-Konsolenspiel war eines der rundesten, spaßigsten und besten Platformer-Spiele, das ich seit langem gespielt habe. Wirklich in seiner Einfachheit und Positivität so erfrischend und exzellent. Und ich finde Fanservice sollte man nur dann negativ ankreiden, wenn es sonst nichts zu bieten hat.Zitat von Poetblue
Das liest sich schon ein bisschen sehr nach Champagner, Chopin und Condescending - und nach einem ganz anderen Fokus, als er bei den GOTY erwartet werden sollte. Und ich weiß nicht, ob du das implizierst, aber einem Clair Obscur die künstlerischen Aspekte abzusprechen wäre auch schon ein ziiiiiiemlich wilder take. Auch hier die Frage: Welche Spiele hätten deiner Meinung nach besser reingepasst, etwa als Kunstwerke mit viel Anspruch und mehr Intellekt, als 90 % der Gaming-Community ihn haben?Zitat
Der Post hat jetzt 40 Minuten gedauert, aber ich finde es wichtig, auch nicht einfach nur auf den größten, schönsten Nominierten einzuschlagen.





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