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Thema: KOTT - All talk, no games - Part II

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Zitat Zitat von poetBLUE Beitrag anzeigen
    @N_snake: Für mich ist das in gewisser Weise genauso kreative Freiheit wie halt eben gewisse Mechaniken zu gestalten. Und ich meine, das ist ja nicht erst seit gestern so, dass gibt es ja schon länger, es gibt sehr viele Romanreihen, die sich eher an ein weibliches Publikum richtet oder halt eben auch genauso Genre, die sich eher an ein männliches Publikum richtet. Dann wird das nochmal weiter aufgeteilt: Leute, die Fantasy mögen, werden vielleicht nicht immer warm mit historischer Fiktion oder SciFi. Ich persönlich verstehe das nicht, wieso eine Reihe, die immer queere Charaktere hatte und wo das Studio in Interviews erwähnt hat, dass sie früher regelrecht zensiert wurden und sie lesbische Charaktere nicht so darstellen durften, wie sie es wollten, wieso das jetzt so eine große Überraschung ist, dass sie etwas machen, das - Überraschung - für ein queeres Publikum ist, wie sie es schon viel früher vor hatten und halt eben nicht durften, weil der Publisher keine Lust auf einen Medienzirkus hatte und die Verkaufszahlen eben wichtiger waren.

    Auch dieses ganze "Ja, der Charakter ist ja total arrogant". Morrigan war im ersten Teil die arroganteste Person, sie hat fast jeden aus der Party gehasst und war nur dabei, um die Welt mit zu retten und hat sich danach verpisst. Isabella in Teil zwei hat sehr oft betont, dass sie weiß, dass sie hot ist und dass viele sie dafür als oberflächlich wahrnehmen und ihr Promiskuität unterstellen, in Inquisition gab es Vivienne, die sich selbst besser wahr genommen hat als andere Magier, weil sie mit der Kirche zusammenarbeitet und das System genutzt hat, um sich eine Machtposition zu erarbeiten und findet es auch nicht schlimm andere Magier zu beleidigen, selbiges gilt bei Sera, die sich selbst nicht als Elfe gesehen hat und fast jeden Elf erstmal vorverurteilt hat. Das ist jetzt natürlich sehr kurz gegriffen, die Charaktere sind deutlich komplexer, aber wenn man die zum ersten Mal kennen lernt, ist das so der Ersteindruck. Für Taash gilt genau dasselbe und das ist jetzt ein Problem, nur weil Taash trans ist und trans Personen dürfen nicht arrogant sein? Das verstehe ich irgendwie nicht und finde ich ziemlich scheinheilig. Ebenso finde ich Personen sehr scheinheilig, die MetaCritic sonst häufig kritisieren, wenn die Bewertungen bei Spielen passt, wo die Bewertung das eigene Empfinden wieder spiegelt, ist MetaCritic plötzlich doch eine legitime Plattform. Sehr häufig wirst du dieselben Leute, die MetaCritic kritisiert haben als Hogwarts Legacy mit schlechten Bewertungen bombadiert wurden, jetzt auf MetaCritic verweisen sehen, um zu zeigen, dass Veilguard ja ein Reinfall ist.

    Ebenso finde ich es sehr scheinheilig zu sagen, dass kreative Freiheit nur gilt für Studios wie From Software oder ähnliches und bei Veilguard wird plötzlich eine Agenda verfolgt. Ernstgemeinte Frage: Ist dann die Darstellung von Charakteren wie beispielsweise Lara Croft oder Duke Nukem oder dem Doom Slayer auch eine Agenda, die da verfolgt wird? Ist es Teil einer Agenda, dass man in Final Fantasy XVI einen weißen, männlichen Protagonisten spielt? Oder dass man in Metal Gear Solid einen weißen Mann spielt? Für mich lautet die Antwort eindeutig nein und genau so wenig unterstelle ich das anderen Protagonisten, vor allem bei einem Studio, bei dem die Autoren und Devs häufiger Interviews gegeben haben, in denen sie erzählen, dass sie Charaktere heterosexuell gestalten mussten, obwohl sie das nicht wollten. Und ja, jeder der auf der einen Seite eine Agenda sieht, auf der anderen aber nicht, nutzt für mich da Doppelmoral und widerspricht sich selbst. Überraschung, das Studio, welches schon immer queere Geschichten erzählt hat, in Inquisition war es ein wichtiger Punkt in Dorians Geschichte, dass er offen homosexuell leben will und das aber nicht darf und kann, weil er damit den Namen seines Hauses beschmutzt, erzählt weiterhin queere Geschichten und erstellt mal einen Charakter, der trans ist, weil die Gesellschaft eben progressiver wird und man diese Geschichten jetzt ohne Probleme erzählen kann.
    Nein, ich stimme Dir hier zu. Grdsl. darf jeder ein From Software oder ein Bioware für diese kreativen Freiheiten kritisieren. Und nur nebenbei bemerkt - ich finde Kritik legitim, Kritik ist aber nicht gleichzusetzen mit Bashing (oder Review-Bombing), worüber wir ja eigentlich eher sprechen.
    Ich denke, dass die diskutierten Punkte bei Veilguard (noch) hitziger seziert werden, als das Thema Schwierigkeit bei From Software Titeln, da es eben nicht um das wesentliche Merkmal des Mediums geht (nämlich das Gameplay) sondern eine gesellschaftliche / politische Thematik involviert ist. Um das nochmal zu verdeutlichen: Aus meiner persönlichen Sicht attestiere ich beiden Studios dieses Recht auf kreative Freiheit und persönlich nehme ich auch Abstand davon, Veilguard irgendwie zu verurteilen, da ich weder dieses Spiel noch einen der Vorgänger gespielt habe. Es geht mir hier nur darum, eine Hypothese aufzustellen, warum das Thema der Inklusion / Repräsentation / Diversität so hart umkämpft ist. Diese Diskussion spielt m.E. in die Gesamtgemengelage des aktuellen Diskurses mit rein, der in Bezug auf politische Themen ja fast nicht mehr sachlich möglich ist und schon gar nicht im Internet. Und je mehr es diskutiert wird, desto vehementer wird der Kampf. Eine Seite reagiert übersensibel auf alle "woken" Themen (wobei der Begriff selbst wieder einer komplett subjektiven Einordnung unterliegt) und ist inzwischen getriggert, wenn die Protagonistin eines Spiels eine Frau ist (die nicht dem Modell "Eve" entspricht). Die andere Seite reagiert extrem gereizt auf alle Kommentare, die gegen diese Themen gerichtet sind.

    Was Deine Erwähnung von Lara, Duke und dem Slayer betrifft: Ich finde genau das ist ein guter Punkt, der für die Repräsentation von Menschen, die nicht dem Schönheitsideal oder der intersubjektiven Norm entsprechen, spricht. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ich die Darstellung einer Eve nicht problematisch ansehe. Selbst wenn sie nicht in allen Maßen dem realen Vorbild entspricht, so ist dies auch wieder künstlerische Freiheit. Dennoch repräsentiert Eve ein reales Klientel. Genau so wie Brustnarben bei Transpersonen reale Menschen widerspiegeln, spiegeln gemachte Brüste oder gelifteter Po reale Menschen wieder. Auch das finde ich legitim. Ich finde gut, dass Du auch männliche Spielecharaktere benennst, denn auch diese könnte man vor dem Hintergrund kritisch beleuchten da diese bei jungen männlichen Konsumenten als Verzerrbild dienen (extrem aufgepumpte Muskeln, aggressives Verhalten, Macho-Sprüche, Erziehungsfunktion (Kratos)).

    Vermutlich können wir uns nicht so ganz davon befreien, bestimmte Klischees oder Stereotypen in Unterhaltungsmedien so zu bewerten, wie es unsere persönliche Sichtweise uns diktiert. Das ist eben ein Bereich, der sehr stark unser subjektives Empfinden betrifft.

    Geändert von N_snake (07.11.2024 um 11:32 Uhr)

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