Ergebnis 1 bis 20 von 1639

Thema: KOTT - All talk, no games - Part II

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Ich denke das Problem ist mit welchen Triple A Produkten man es vergleichen will, denn nicht jedes AAA Spiel funktioniert gleich. Baldurs Gate 3 beispielsweise war ein "once in a lifetime" Ding, an dem eine riesige Marke dran hängt, welche seit Jahren kein gutes Videospiel bekommen hat. Dazu hatte das Spiel den Vorteil, dass es auf SoMe sehr viral gegangen ist, sehr viel Streamer, die sonst nur Shooter oder Multiplayer Spiele spielen, haben es gespielt und ihrem Publikum schmackhaft gemacht. Dungeons & Dragons ist ein riesiges Ding außerhalb von Videospielen, weshalb auch sicher viele Leute, die nicht viel Zeit mit Videospielen verbringen, ins Spiel rein geschaut haben und es gab sehr viel Crosspromo, das Spiel wurde nämlich auch in anderen D&D Produkten beworben. Dragon Age ist primär ein Videospiel. Außerhalb von Videospielen wird der Name vielen nichts sagen. Und da sehr viele das Spiel eben mit Dragon Age Origins vergleichen wollen oder zeigen wollen, dass es ja "nicht mehr so wie damals" ist, habe ich diese Sales herangebracht und glaube, dass es produktiver ist, ein realistischeres Maß zu nutzen als "oh, vergleicht es mal mit den GOTY Contendern der letzten Jahre!", wenn selbst die Leute, die es mögen, klar sagen, dass es mit der oberen Riege an Videospielen natürlich nicht mithalten kann. Ich mag es, mir macht es Spaß, trotzdem ist es weit weg davon mein GOTY zu sein und auch nicht jedes Spiel muss das sein.

    Am Ende haben wir keinen Einblick in EAs und BioWares Buchhaltung und können nur spekulieren, was für sie ein finanzieller Erfolg ist. Bessere Verkäufe als vergangene Titel? Bessere Verkäufe und Kritiken als Mass Effect Andromeda? Und viel von dem Geld, ist ja leider die Leitung runter gespült worden, von CEOs und Shareholdern, weil die Entwicklung des Spiels ja in der Hälfte einmal komplett neu gestartet werden musste, weil sie vor dem Anthem Flop noch der Meinung waren, dass das Spiel unbedingt ein Servicegame werden muss und das hat sich dann doch nochmal geändert. Leider hat nicht jede Firma gute CEOs und Projektplaner, die das gut hinkriegen zu kommunizieren, wie das Spiel am Ende aussehen soll.

    Ich kann am Ende nur sagen: Ich finde dieses "Die eine Seite macht dies, die andere das" ziemlich lächerlich finde und mir einfach nur denke, dass man das Spiel nicht kaufen soll, wenn man an Szenen online schon sehen kann, dass man daran keinen Spaß hätte. Aber ich glaube das zehnmal online zu posten, wie sehr man das Writing nicht mag und wie sehr man das Spiel nicht spielen möchte, ist für jeden irgendwie nicht so ganz produktiv und konstruktiv.

  2. #2
    Für Außenstehende ist es nicht produktiv und konstruktiv. ^^ Ich denke, so gut wie jeder hat das schon mal gemacht, weil es uns manchmal schwer fällt, Meinungen zu tolerieren, die von unserer deutlich abweichen, besonders dann, wenn es auch noch um die "Gerechte Sache" geht. Aber aktuell wird der Bogen leider deutlich überspannt, sowohl von den DEI-Gegnern als auch von dessen Vorkämpfern.

    Veilguard wird nicht nur mit solchen Ausnahmen wie Baldur's Gate 3 verglichen, sondern z. B. auch mit Dragon's Dogma 2 oder Black Myth. Dragon's Dogma, das mir übrigens sehr gut gefällt, hab ich eigentlich immer eher für ein vergleichsweise unbekanntes Spiel gehalten und Black Myth ist auch wieder eine neue Marke. So gesehen finde ich den Standpunkt nachvollziehbar, dass Veilguard eigentlich mehr Spieler anziehen sollte als die beiden.

  3. #3
    Dankenswerterweise muss das Proklamieren der eigenen Meinung nicht daran gekoppelt sein, ob es für irgendwelche Dritte sinnhaft ist. Im Rahmen der Meinungsfreiheit und des (noch) offenen Diskurses im Internet zu Unterhaltungsmedien kann jeder seine eigene Meinung so oft zum Besten geben, wie es ihm/ihr beliebt und die Sinnhaftigkeit dahinter muss man nur vor sich selbst verantworten. Ich würde es mir zumindest nicht anmaßen, das irgendwem aufoktroyieren zu wollen, in welcher Frequenz man seine Meinung kundtun sollte. Vllt. sollten wir uns da alle nochmal vorsichtig reflektieren.

    Geändert von N_snake (04.11.2024 um 18:38 Uhr)

  4. #4
    Ja, und zum Glück heißt freie Meinungsäußerung auch, dass jeder sagen kann, wenn man das Gegenüber nervig findet, weil es zum x-ten Mal dasselbe sagt.

  5. #5
    Zitat Zitat
    Dankenswerterweise muss das Proklamieren der eigenen Meinung nicht daran gekoppelt sein, ob es für irgendwelche Dritte sinnhaft ist.
    Es war ja auch nie die Rede davon, dass man Leuten den Mund verbieten will, aber man kann dieses Verhalten als enervierend erachten und kritisieren. Würde etwa jedes Mal, wenn ich Yoko Shimomura erwähne, irgendjemand um die Ecke kommen und mir sagen, wie schrecklich er sie findet, würde ich der Person auf jeden Fall mitteilen, dass ich sie auch beim ersten Mal verstanden habe.

  6. #6
    Etwas für sich persönlich als nervig zu identifizieren und die Aussage, dass etwas für "jeden" nicht ganz so produktiv und konstruktiv ist, sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe

    Wo wir uns aber alle einig sind: Jeder kann seine Meinung so oft wiederkauen, wie es beliebt und jemand anderes kann genau so die Frequenz dessen als nervig erachten und das so kommunizieren. Ein Dritter kann wiederum das ewige und redundante Echauffieren darüber erwähnen und es als penetrant erachten. Lässt sich ewig fortführen.

    Geändert von N_snake (04.11.2024 um 20:50 Uhr)

  7. #7

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Genau und daher lasst es mal gut sein.

  8. #8
    Ich wollte darauf hinaus, dass der Kampf gegen das, was sie nicht mögen, für die Beteiligten schon eine sinnvolle und notwendige Beschäftigung ist. Und ich verstehe das ein Stück weit, das hat jeder von uns schon mal gemacht.

    Wenn es nach mir ginge, sollte noch viel mehr über einige der Fragen, die in den letzten Tagen aufgekommen sind, diskutiert werden. Der Zustand der Videospielindustrie bzw. -szene ist ja ein wichtiges Thema. Aber dazu gehört natürlich die Bereitschaft, sich die Standpunkte der Gegenseite zumindest mit einer gewissen Ruhe anzuhören, und wenn ich mir die ganzen Videos zum Thema oder auch Artikel der Spielepresse anschaue, habe ich das Gefühl, dass es schon daran scheitern wird. Da ist schon ein ziemlich großer Keil, wobei sich darüber streiten lässt, ob er nur eine laute Minderheit abspaltet, wie eine Redakteurin des Spiegels vor kurzem behauptet hat (der es entgangen ist, dass es nicht nur um DEI geht).

  9. #9

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Wenn es nach mir ginge, sollte noch viel mehr über einige der Fragen, die in den letzten Tagen aufgekommen sind, diskutiert werden. Der Zustand der Videospielindustrie bzw. -szene ist ja ein wichtiges Thema.
    Das ist ein sehr guter Vorschlag und würde ich verdammt interessant finden. Da muss ich mir die Tage mal etwas Zeit nehmen, da mir da schon einige Dinge im Kopf rumschwirren.

  10. #10
    Ja, mach einen Thread über beides.
    Es haben ja in den letzten 24~12 Monaten so ziemlich großen Player zig Leute entlassen. Embracer hatte sich mit seinem Megawachstum übernommen und viele Games, speziell Openworld/Coop-Zeug auf Steam ist extrem gefloppt und da wurden die Studios auch zu gemacht.
    Selbst Nintendo hat letzte Woche ca. 200 Leute entlassen bei einer Tochterfirma entlassen, weil..."sie nicht für ein harmonisches Klima gesorgt haben" = ihren Senpai oder sonst was fürn Opa kritisiert haben.
    Die Spaltung gibt es mittlerweile in jeder Szene:

    Gothics (seit ~15 Jahren): Echte Gothics vs. Pseudos (sehen nur so aus und hören die Musik, aber sind keine echten Gothics!!!!)<---Lol. Das ist so lächerlich, dass sich sogar eine Szene-Ikone darüber in einem Song lustig gemacht hat: https://www.youtube.com/watch?v=3e3eMHIFi1I
    Techno (seit naja dem der Cocoonclub 2004 aufgemacht hat und dann nochmal seit dem es Tiktok gibt): Einige DJs wollen nämlich viel Geld durchs Auflegen verdienen vertreten gar nicht mehr die Hippie-Technoideale von Love & Peace und der Technofamilie die immer weiter feiert. Durch Socialmedia hat Techno in der Öffentlichkeit eine 2te Renaissance an Bekanntheit erlebt. Sehr zum Leidwesen der echten Technofans. Es gibt nun auch Leute die gar keine echten Technofans sind, sondern einfach nur die Musik gut finden. Außerdem geht ein Riss durch die Szene, denn einige Leute wollen nur im echten Underground feiern (also da muss mindestens eine Wasserleitung explodiert sein), während andere in schicken Clubs feiern wollen und das ist aber nicht alternativ genug für die anderen Fans. <--Joa...das ist ähnlich wie bei den Gothics gelagert.
    Hollywoodfilme: Während die Regisseure früher noch eine Message hatten (hab ich mir sagen lassen) ist heute angeblich Alles nur auf Kommerz ausgelegt und durch Wokeness, die ebenfalls angeblich durch Blackrock erzwungen wird damit das EGS-Rating der Unternehmen hoch geht (0_o?? WTF), werden bekannte Franchises zerstört, weil nun pseudo starke Frauenbilder vertreten werden.
    Also nicht echte starke Frauen wie Jean d' Arc, Ellen Ripley oder Prinzessin Fantaghiro, sondern Girl bosses. Und das ist deshalb schlimm, weil nämlich Fans ein Recht auf ihre Franchises haben. <--Satz mit X, war wohl nix.
    Anime: In der alten Zeit gab es noch normale Anime mit Tentakeln und Katzenmenschen. Dann kam Lucky Star als letzter echter Anime für echte Otaku. Und dannach hat sich die Anime-Industrie dem Westen zugewandt und ihren Edge verloren (außer im Ecchi-Bereich natürlich.). Und die Netflix Anime sind alle seelenlos. Blame! geht gerade noch.<--Zum Teil kann hier was dran sein und auch ich fühle mich vom neuen Eva-Ende betrogen. Hedaki Anno und Shinji haben nun eine Freundin. Diese Welt geht wirklich vor die Säue

    Und Games naja, auch hier gibts eben alte Franchises die nicht mehr wie früher sind. Außerdem sind die Games nicht mehr so schwer wie noch vor 30 Jahren. So werden verweichlichte Schneeflockengamer gezüchtet. Es kann sich nur um eine russische Verschwörung handeln.

    Letztlich haben diese ganzen Medien einen/den Massenmarkt erreicht, sodass die Budgets größer sind und dementsprechend kann man nicht mehr nur 100.000 Leute ansprechen. Und dies ärgert Menschen die länger dabei sind, weil sie nun ihren sicheren Hafen nicht mehr für sich allein haben.
    Der Zweite Nervpunkt: Hobbies, die der Ablenkung/Flucht vor der Realität dienen, werden immer öfter mit realen Problem&Fragen aufgefüllt (vor allem Politik). Und das zerstört die Immersion für viele Menschen.
    Verschieb ruhig den Post Knuckles.

    Geändert von noRkia (05.11.2024 um 18:22 Uhr)

  11. #11
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Ich wollte darauf hinaus, dass der Kampf gegen das, was sie nicht mögen, für die Beteiligten schon eine sinnvolle und notwendige Beschäftigung ist.
    Ich meine... "sinnvoll" ist ja relativ, ne?

    Bei allgemeinen Internetdiskussionen muss man davon ausgehen, dass sie zur Hälfte aus Trollen, zu nem Drittel aus Leuten, die einfach nur um jeden Preis Diskussionen gewinnen wollen und vielleicht zu nem Sechstel aus ernsthaften Beiträgen besteht. Und jede der Gruppen sieht das sicher als sinnvoll an, was sie da tut

    Das gilt umso mehr, wenn es Diskussionen betrifft, bei denen Leute aus 4chan zu nem Teil mitmischen. Worauf man bei Gaming Debatten aber sowas von wetten kann *g*

  12. #12

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Link zu Forbes zum Thema DEI im neuen Dragon Age.
    Da bei dem Thema sonst immer nur sonderbare (?) Seiten ihren Senf abgegeben haben, fand ich den Beitrag auf Forbes sehr interessant zu lesen. Er beschreibt das Problem denke ich ganz treffend, welches manche Spieler mit dem Game und dem Thema allgemein haben dürften.

  13. #13
    Ich habe mir jetzt zumindest mal Dragon Age Origins zugelegt, um vllt. diese Wissenslücke mal zu schließen. Ich weiß nur nicht, ob ich mich dafür im Weihnachtsurlaub von Baldurs Gate 3 lösen können werde und Romancing Saga 2 und Metaphor lechzen ebenfalls nach Aufmerksamkeit.

  14. #14
    Vergiss Ys X nicht, Snake.

  15. #15
    Zitat Zitat von Knuckles Beitrag anzeigen
    Link zu Forbes zum Thema DEI im neuen Dragon Age.
    Da bei dem Thema sonst immer nur sonderbare (?) Seiten ihren Senf abgegeben haben, fand ich den Beitrag auf Forbes sehr interessant zu lesen. Er beschreibt das Problem denke ich ganz treffend, welches manche Spieler mit dem Game und dem Thema allgemein haben dürften.
    Danke für den Artikel, bestätigt gut, was ich mir eh schon gedacht habe und die letzten Tage gesehen habe. Unabhängig davon, ob Veilguard nun ein schlechtes Spiel ist oder nicht (und anscheinend ist es nicht schlecht), hat BioWare in Veilguard die Integration von Diversität und Inklusion komplett versemmelt. Der Artikel beschreibt anhand des Arthus-Buches, wie es richtig geht und die eigentliche Intention des Autors beim Leser ankommt. Spieler wollen nicht belehrt werden, sie wollen kein Spiel, dass ihnen eine bestimmte Agenda aufzwingt und ihnen die politische Korrektheit in den Dialogen vor die Nase wirft. Man hat das Thema komplett verfehlt und nun kommt halt die Retourkutsche, wie immer völlig an der Zielgruppe vorbei. Anstatt das Thema subtiler und organischer anzugehen, wie es andere Spiele richtig vormachen (z.B. BG 3), hat man hier eine aufgezwungene und penetrante Darstellung und Erzählung gewählt. Warum z.B. ignoriert BioWare die bestehende Lore, in der es bereits einen Begriff für Trans-Qunari gibt ("Aqun-athlok") gibt, der bereits im 10-Jahre alten Inquisition eingeführt worden ist? Stattdessen greift man auf die moderne Terminologie zurück, die völlig fehl am Platz ist, wo man sich Szenen wie die unter meinem Text oder die Liegestütze-Szene vermeiden hätte können. Es soll daher niemanden verwundern (besonders die Entwickler nicht), wenn Spiele wie Dustborn und Co schlechte Verkaufszahlen schreiben und dafür Spiele wie Helldivers 2 und ein Warhammer Space Marine 2 dafür mit solchen glänzen können. BioWare hat, und mittlerweile muss ich das auch so direkt sagen, mit seiner inkompetenten Art, genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie wohl erreichen wollten.

    Nicht umsonst Taash ist der Inbegriff dessen, wie unsympathisch und arrogant eine Figur zu diesem Thema sein kann. Die bereits erwähnte Szene:


  16. #16
    Zitat Zitat von Rusk Beitrag anzeigen
    Man hat das Thema komplett verfehlt und nun kommt halt die Retourkutsche, wie immer völlig an der Zielgruppe vorbei. Anstatt das Thema subtiler und organischer anzugehen, wie es andere Spiele richtig vormachen (z.B. BG 3), hat man hier eine aufgezwungene und penetrante Darstellung und Erzählung gewählt. Warum z.B. ignoriert BioWare die bestehende Lore, in der es bereits einen Begriff für Trans-Qunari gibt ("Aqun-athlok") gibt, der bereits im 10-Jahre alten Inquisition eingeführt worden ist? Stattdessen greift man auf die moderne Terminologie zurück, die völlig fehl am Platz ist, wo man sich Szenen wie die unter meinem Text oder die Liegestütze-Szene vermeiden hätte können. Es soll daher niemanden verwundern (besonders die Entwickler nicht),
    Wobei ich gerade zu dem Punkt sagen muss: Taash ist nicht im Qun groß geworden und spricht deswegen auch nicht primär Qunlat. Taash kann zwar Qunlat, ist aber halt mit der Sprache und Kultur in Rivain groß geworden, welche vor allem durch Menschen geprägt ist, dementsprechend ist es schon klar, dass hier "Aqun-athlok" nicht wirklich die richtige Identifikation für Taash ist, da nicht wirklich mit dem Konzept in der Kultur des Qun bekannt, Taash ist halt eben Tal-Vashoth und kann sich mit "Aqun-athlok" nicht identifizieren, darauf geht Taash ja auch ein, wenn die Mutter das erwähnt. Genau so wenig werden sich im echten Leben Leute mit "two-spirit" identifizieren, die nicht ethnisch amerikanisch aufgewachsen und trans sind. Und naja, in anderen Fantasy Settings, die es ja richtig machen, wie eben Baldur's Gate 3 und D&D als Ganzes, werden ja auch die Wörter "trans" und "non-binary" verwendet. Finde das schon eine richtig schwache Argumentation, da man dann insgesamt sagen müsste "Das Fantasy Setting, welches insgesamt ans Mittelalter angelehnt ist, ist insgesamt unrealistisch und nicht immersiv, weil die kein Mittelhochdeutsch oder Middle English reden".

    Bei den anderen Sachen kann man definitiv drüber diskutieren, wie gute Repräsentation geht. Auf den Plattformen, auf denen man das Spiel kaufen muss, um das gesamte Produkt zu bewerten gibt es immer mehr positive Rückmeldungen, ich sehe aber auch ein paar Stimmen, die mit dem Writing und der Gestaltung von Repräsentation nicht sehr glücklich sind und ich habe hier und da auch meine Problemchen mit dem Spiel, auch wenn ich insgesamt immer noch glücklich bin.

    Ich persönlich finde gerade die gezeigte Szene jetzt nicht wirklich arrogant oder belehrend, Taash wirkt viel eher emotional und einfach sehr verletzt und enttäuscht. Ich finde das für ein coming out ziemlich on point, habe ich selber so in der Familie 1:1 erlebt und ob man jetzt die trans Person zu arrogant oder harsch dabei findet, das ist die persönliche Meinung, definitiv. Ich kann nur sagen, dass ich da für Taash sehr viel Empathie habe und sehen kann, dass das eine schwierige Situation ist, in der man sich halt schnell nicht respektiert fühlen kann und dann wird man halt auch gerne mal lauter, vor allem wenn die Mutter eh schon bekannt dafür ist, dass sie die Freunde vom erwachsenen (!) Kind dazu bringen will, nicht mehr mit eben jenem Kontakt zu haben. Das ist schon sehr manipulativ und wenn man solches Verhalten mitbekommt und die Mutter-Kind Beziehung eh schon angeschlagen ist, was ja auch angesprochen wird in der Szene, dann kann ich verstehen, dass man nicht sehr diplomatisch sein will, weil es eben schon genug Fehltritte gab. Taash sagt ja sogar "Ist schon okay, wenn sie mich nicht akzeptiert. Ich verstecke mich nicht mehr und wie sie damit umgeht ist ihr Problem." Das wirkt auf mich halt nicht wirklich arrogant, eher resigniert. Bei einer arroganten, belehrenden Person hätte ich erwartet, dass sie sagt "Nein, jeder hat mich so zu akzeptieren wie ich bin! Nichts ist okay!" und das passiert hier ja nicht. Hier ist ja eher die Botschaft: "Es ist egal, ob es kack Leute gibt, die dich nicht so akzeptieren wie du bist, sei einfach du selbst." und weniger "Ich muss jetzt jeden dazu zwingen mich zu akzeptieren!". Und ich meine selbst wenn eine trans Person Letzteres sagen würde, ist es doch auch toll arrogante Personen in Videospielen zu sehen. Ich will keine klinisch reinen Charaktere, die so hoch entwickelt sind, dass es immer dieselben 5 Archetypen in Videospielen gibt. Es gibt arrogante trans Personen im echten Leben und dann in Videospielen mal bodenständigere trans Charaktere zu haben und in anderen Spielen wieder mal arrogantere, das macht für mich den Reiz von Videospielen aus, dass man eben jede Art von Charakter abbilden kann.

    Vielleicht kannst du mir ja genau sagen, was daran genau arrogant ist, dann kann ich das besser nachvollziehen. Die Liegestütze Szene ist merkwürdig und awkward, finde ich persönlich. Wenn mich jemand missgendern würde oder es bei einem Freund/einer Freundin passieren würde, würde ich wohl einfach sagen "Entschuldige dich einfach, das reicht." und das generelle Writing ist gerade am Anfang des Spiels sehr klischeebesetzt. Es liest sich halt wie ein Young Adult Fantasy Roman, ähnlich zu beispielsweise Shadow & Bone. Ich mag allerdings auch Shadow & Bone, bin also wohl auch selbst für den Anfang wahrscheinlich die Zielgruppe. Später, wenn sich der Konflikt aber immer mehr zuspitzt, wird das Writing aber auch immer besser und nimmt epischere Ausmaße an wie in früheren Teilen.

    Abschließend kann ich nur sagen: Ich habe das Gefühl viele Leute haben vergessen, dass man ein Spiel insgesamt mögen und zeitgleich kritisieren kann für einige Sachen. Ich mag Stellar Blade sehr gerne, das Aussehen des Hauptcharakters ist trotzdem extrem hochwertig kuriert und auch wenn das Grundmodell auf einem echten weiblichen Model basiert, sind die Brüste und der Hintern deutlich größer als die des Models, die Taille wurde künstlich verkleinert. Ebenso kritisiere ich bei Dragon Age, dass ich mir wünschte, dass die anderen Partymitglieder Schaden nehmen könnten und das Writing von Anfang an etwas packender wäre und dass ich gerne mit mehr NPCs und auch mehr mit den Partymitgliedern reden würde, über das was gerade passiert. Ich liebe Lies of P, aber bin trotzdem super genervt davon, dass gefühlt jedes zweite Spiel welches raus kommt ein Soulslike ist, vor allem wenn die allermeisten das nicht so gut und präzise hin kriegen wie eben Dark Souls. Ich bin ein großer Fan vom Resident Evil 4 Remake, bin es aber auch Leid, dass heutzutage alles entweder ein Remake, Reboot oder Teil eines großen Franchises sein muss, ich hätte gerne mal wieder Spiele, die auch für sich allein stehen können. Ich finde es sehr schade, dass ganz viele Leute (nicht auf irgendwen hier bezogen) der Meinung sind, weil ihnen eine (!) Komponente nicht gefällt, dass sie das Spiel komplett meiden wollen, obwohl man so viel differenzierter sein kann. Warum will man direkt sowas review bomben und failen sehen? Das gab es bei The Last of Us 2 ja auch schon. Wäre es nicht viel schöner, wenn das Studio die Kritik konstruktiv bekommt und im nächsten Spiel anwenden kann, statt dass versucht wird das Studio geschlossen zu sehen.

    Man muss in beide Richtungen vorsichtig sein Kritik zu äußern. Wenn ich sage, dass Eve in Stellar Blade ein sehr kuriertes Aussehen basierend auf dem koreanischen Schönheitsideal hat, welches sehr unrealistisch ist und gesellschaftlich auch nicht so schöne Folgen hat, wird geschrien "Hast du also ein Problem mit sexy Frauen in Videospielen?!" - "Ne, habe ich nicht, ich spiele in vielen Spielen mit Charakter Editor sogar selbst oft konventionell attraktive Charaktere." - "Aha, also willst du das alle Frauen, in Videospielen total unrealistisch und nach Klischees aussehen!"

    Wenn ich bei Dragon Age sage, was mir nicht gefällt, werde ich gefragt, ob es mich stört, dass es nicht-binäre Charaktere gibt: "Nö, stört mich nicht." - "Aha, also bist du auch so ein 'wokie'?" (wurde mir btw unironisch im echten Leben von einer flüchtig bekannten Person gesagt als ich erwähnte, was für Spiele ich mag). Oder dass ich mich ja zwingen muss das Spiel zu mögen, weil ansonsten ja "meine Agenda misslingt" und das wäre ja heuchlerisch. Ich glaube alle "Gamer" müssen einfach wieder mehr lernen Spiele differenzierter zu sehen und genießen zu können, statt ein Spiel basierend auf einer oder auch fünf Facetten abzuschreiben, wenn das nur 20% vom Spiel sind.

    Geändert von poetBLUE (06.11.2024 um 22:50 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •