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  1. #24
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Deshalb finde ich die Beziehung der Brüder auch eher zweitrangig für die Diskussion: Sowohl Seans letzte Entscheidung als auch die Frage, wie er Daniel erzogen hat, beziehen sich auf dieselbe Skala.
    Ayo, es geht um Akzeptanz oder Isolation von der Gesellschaft, da stimmen wir überein. Ich denke im Gegensatz zu Dir nur anscheinend nicht, dass eine dritte Möglichkeit - die fundamentale Änderung der Gesellschaft - hier nötig gewesen ist. Ich sehe auch Deinen Punkt, dass man das sehr einfach so deuten kann, dass es eine "Friss oder geh weg"-Nachricht vermittelt. Auf der anderen Seite hätte aus meiner Sicht eine Nutzung der Superkräfte, um die Gesellschaft fundamental zu verändern, im Prinzip die vorherigen Kapitel untergraben. Die Beziehung der Brüder in dieser schwierigen Situation halte ich für mindestens so relevant wie die politischen Folgen. Bzw. würde ich fast schon vermuten, dass es für die Entwickler die relevantere Dimension des Spiels ist, was Ligiiih eigentlich auch sehr nett durch seine Anekdote rübergebracht hat. Ist ja auch ein Grund, wieso das Ende bei mir so gezündet hat, weil es diese Dimension im Fokus hat und daher für mich ein sehr runder Abschluss der Geschichte dargestellt hat.

    Ich will jetzt noch mal anmerken, dass manche der schlechteren Nachrichten, die Du aus dem Spiel entnimmst, vermutlich ungewollt und nicht die Intention der Entwickler waren. Sowas ist ja auch nicht unüblich, dass gerade bei komplexeren (und weniger tighten Konstrukten, das haben wir glaube ich jetzt bei LIS2 etabliert *g*) sehr leicht Nachrichten entstehen können, die unbeabsichtigt waren. Entschuldigt das, dass die Entwickler nicht daran gedacht haben, dass man die Geschichte eventuell als recht defätistisch ansehen könnte? Ehrlich gesagt habe ich darauf immer noch keine Antwort. Gerade heutzutage in Zeiten des Internets und der allgemeinen Diskussionskultur wird immer so viel auf die Waagschale gelegt. Weil LIS2 halt mit einigen Themen doch sehr holzhammermäßig umgeht würde ich teilweise sogar hinterfragen, ob subtilere Thematiken wie das Auslassen eines Endes, was die Gesellschaft verändern soll, darauf hindeutet, dass die Entwickler tatsächlich diese "akzeptiere oder geh"-Message rüberbringen wollten.

    Zitat Zitat
    Deshalb sage ich auch, dass sich das Spiel für mich irgendwo konservativ anfühlt. Es bewegt sich immer in dem Rahmen, den die Gesellschaft vorgibt, selbst die "Rebellen" cosplayen eigentlich nur eine kleine, gemütliche Revolution in ihrem persönlichen Leben, während in der Realität überall in den USA massive Proteste gegen Rassismus stattgefunden haben, mit sehr realen Effekten (einige Städte mit gesenktem Polizeibudget oder aufgelöstem Polizei-Department, gesammeltes Bail money für tausende schwarze Angeklagte, ein ziemlich krasser Shift des Overton Window, um ein paar greifbarere zu nennen).
    Vielleicht ist hier das Problem, dass Du zu viele globale Veränderung von den Protagonisten erwartet hast? Stehen hier für Dich die Superkräfte synonym mit dem Potential, die Gesellschaft fundamental zu ändern (weil dies ja auch Thema in vielen Superheldengeschichten ist)? Sicherlich hätte man diese Option einbauen können, und man könnte hier pro Kapitel 4 argumentieren, dass das vielleicht sogar ein Thema war, was sie hier anschneiden wollten. Zusammen mit den hundert anderen Themen, die das Spiel behandelt.

    Zitat Zitat
    dass es keine politisch kohärente und schlüssige Aussage findet. Letzteres könnte natürlich auch "nur" eine persönliche Sache sein, aber ich denke ehrlich gesagt, dass Politik deutlich weniger mit Meinungen zu tun hat, als es oft den Anschein hat. Denn dass man die Gesellschaft ändern kann, ist vielleicht ideologisch, aber auch ein historischer Fakt, und wenn ein Spiel mit Superkräften dir sagt, dass SELBST DU es nicht kannst, egal was du tust (in vier oder fünf verschiedenen Endings!), ist das eine sehr politische Aussage. Man könnte jetzt vielleicht argumentieren, dass das Spiel eher persönliche Entscheidungen aufzeigen will ... aber Politik entsteht ja am Ende des Tages durch persönliche Entscheidungen.
    Ich meine... vielleicht war das nicht die Intention der Entwickler? Also eine Geschichte zu erzählen, bei der fundamental Änderungen stattfinden sollen durch die Superkräfte? Wenn ich das richtig verstehe hättest Du es besser gefunden, hätten die Entwickler einem eine klare Option geben, sich gegen die Gesellschaft derart aufzuwiegeln, dass man sie verändern kann, statt zu fliehen. Und man das durch den Nutzen der Kräfte hätte unterstützen müssen, um eine "Du kannst die Gesellschaft ändern"-Nachricht rüber zu bringen. Und ja, damit kommt dann am Ende eher die Beobachtung der Gesellschaft raus, in der die Akteure handeln, weil diese Option fehlt. Was Du ja auch angesprochen hast, ich aber nicht als einen negativen Punkt sehe. Schließlich komme ich noch mal zu nem Punkt von einem meiner früheren Posts: nicht jeder hat den Willen / Drive, die Gesellschaft zu verändern. Vielleicht kann man die Geschichte daher auch als grundlegend egoistisch ansehen, weil es Sean und Daniel primär um sich selber geht, was aber auch wieder die Beziehung der beiden, die im Fokus steht, reflektiert, und von dem Roadtrip, bei der die beiden eigentlich die einzigen Konstanten sind, gestützt wird.

    Letztendlich würde ich sagen, dass es schwer ist, sich in dem Spannungsfeld der Gesellschaft ganz klar pro oder contra zu positionieren - immerhin gibt es gute und schlechte Seiten. Und obwohl es üble Rassisten gibt, gibt es auch nette Leute - ansonsten wäre die Entscheidung für Sean und Daniel auch sicher nicht so schwer. Das ist ein wenig im Gegensatz zu LiS1, was Arcadia Bay größtenteils als ziemlich arschig darstellt und am Ende eine fast schon cartoonhafte Entscheidung abverlangt - ficke alle, weil sind ja größtenteils Arschgesichter oder ficke Dich selber, weil so ein Genozid vielleicht doch ein wenig extrem ist? Vielleicht ist es aber auch hier das überzeichnete vom Ending, was die Nachricht so klar macht? Und genau das ist es ja, was ich an der LIS1 Entscheidung so lächerlich finde, während ich die in LIS2 für deutlich sinnvoller und passender halte.

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