Krass wie
konzeptuell das wieder alles ist. Nicht nur das große Thema mit guten und schlechten Eltern, auch der mythologische (und linguistische

) Unterbau hat mich ein paar mal beeindruckt grinsen lassen. Bei den Ermittlungen habe ich zwar etwas gebraucht, bis es Klick gemacht hat, aber dann ging es halt wirklich mehr um Verständnis und Empathie als um klassisches Rätsellösen. Hätte das ein Hideo Kojima gemacht, hätte man ihn dafür wahrscheinlich wieder mit irgendwelchen Preisen überhäuft ... Auch
die Charaktere, der Banter, die emotionalen Momente ... Das kann Kotaro Uchikoshi halt alles so richtig gut!
Aber kommen wir direkt mal zum großen
Twist: Ich fand ihn gut. Abgefahren, aber das Körpertauschen war gut vorbereitet und ergibt sich durchaus logisch aus dem Rest der Setting-Elemente, und es unterstreicht halt auch die sowieso wunderbar allgegenwärtige Cyber-Komponente des Spiels. ABER ich hätte es gut gefunden, wenn die ziemlich komplexe Tauscherei mehr Zeit gehabt und praktisch eine zweite Ebene von Mystery dargestellt hätte. Also: Erst findet man raus, dass da Körper getauscht werden, DANN muss man herausfinden, wer der Schurke ist und mit wem er getauscht hat. So kam das alles auf einmal, und das war für mich nicht ganz optimal. Die Inszenierung konnte es aber retten – es ist nur kein so krasses "Everythings falls into place!" Ending wie bspw. bei 999.
That being said, es ist gerade nach Zero Escape schon etwas weak, die
multiplen Welten einzubauen, sie so anzuteasen, als würde ihren Einfluss noch jemand erklären – und zu allem Überfluss auch noch einen groooßartigen Witz mit Iris' Verschwörungstheorie draus zu machen! – sie dann am Ende aber einfach als gegeben hinzunehmen. Ein Teil von mir möchte das als Sequel Bait verstehen, denn gerade das Wadjet-System ist ja offenbar durchaus im Stande, irre Simulationen durchzuziehen, aber so alleinstehend kam es einfach etwas komisch rüber. Dann lieber auf der Metaebene belassen und gut ist.
Die
Tonschwankungen waren für mich auch manchmal grenzwertig. Gerade Mizukis Battle-Shonen-Kampfszenen hätte ich nicht gebraucht, der Porno-Mag-Witz war spätestens an der Stelle etwas überstrapaziert, an der diese Kämpfe eigentlich nervenzerreibend sein sollen und ganz ehrlich? Teilweise hätte ich auch die Schockszenen nicht ganz so schockierend gebraucht. Der Tanz am Ende war dafür dann schon wieder so obskur, dass ich ihn einfach nur toll fand. ^_~
Faszinierend war für mich dieser unbeholfene Versuch einer
LGBT[sic!]-Repräsentation. Im Westen würde man ihn für die Umsetzung derselbigen wohl zusammenscheißen (wenn das Spiel irgendeinen ernstzunehmenden Diskurs hätte ...), und einige Tropen haben mir auch selbst die Luft durch die Zähne gejagt, aber für ein japanisches Medium wird der gute Wille halt doch absolut deutlich, und das zählt eine Menge, gerade wenn man es neben die weniger gelungenen Beispiele aus dem Hause Atlus stellt. Am Ende des Tages fand ich es einfach warm und nett und irgendwo auch ziemlich lehrreich für uns aus unserer kulturellen Außenseiter-Perspektive, aller Zweifelhaftigkeiten zum Trotz.