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  1. #30
    So, endlich komme ich hier auch mal zum Antworten.

    Zuerst einmal vorweg: Ich bin null drin in dem ganzen Superheldenzeugs. Ich kenne weder Superman noch Batman noch irgendwas von Marvel oder andere amerikanische Comichelden mehr als nur seeehr oberflächlich.

    Zitat Zitat
    Narcissu, vielleicht kommt daher auch dein Gefühl, dass die Kräfte ein wenig in den Hintergrund treten? Weil sie zwar da sind, aber nicht so wirklich entscheidend für die Dinge, die das Spiel sagen will? Wenn man ganz zynisch ist, könnte man wahrscheinlich anbringen, dass die Story auch ohne die Kräfte funktionieren würde, mit nur wenig Veränderung, was in LiS1 definitiv nicht der Fall ist.
    Das wäre für mich persönlich aber eine eindeutige Schwäche (sofern ich die Verbindung nicht nur übersehe – was definitiv auch sein kann) ... Verwirrend! xD'
    Genau! Die Kräfte waren zwar in entscheidenden Szenen ein Aufhänger für dramatische Entwicklungen, aber hätte Daniel beispielsweise eine Pistole gehabt und keine Telekinese, hätten viele der Szenen genauso funktionieren können.

    Und ich glaube, hier unterscheiden sind unsere persönlichen Ansichten. Du legst ja ziemlich viel Wert auf die Metapher dieser Superkräfte. Finde ich auch sehr spannend, auch das, was du zu LiS1 geschrieben hast. Ich bevorzuge es eher, dass die Handlung selbst bodenständiger und glaubwürdiger bleibt.

    Bei LiS1 gab es bei mir da so zwei Entwicklungsstufen:
    1) Ich akzeptiere die Zeitreisefähigkeiten als dramatischen Hook bzw. Gameplay-Hook des Spiels (quasi "Magical Realism"), die einfach da sind. Bis dahin war alles cool.
    2) Ich ärgere mich im späteren Verlauf darüber, dass die Kräfte dann doch relativ faul und antiklimaktisch dazu genutzt werden, die vom Spiel aufgebauten Mysterien (Wale am Strand, Stürme etc.) zu erklären. Ich sehe vor allem nach deinen Schilderungen, dass das sicher auch gelungene Metaphern sind und finde die moralischen (!) Implikationen innerhalb des Spiels auch gut umgesetzt. Aber auf der narrativen Ebene waren sie mir als seeehr bequemes Mittel, um quasi ohne Erklärung beliebig viel Melodrama zu produzieren, etwas zuwider, – ein Eindruck, der sich gegen Ende des Spiels stärker zementiert hat. Ich mochte das Zeitreise-Element also eher im Kleinen als im Großen.

    Deshalb war mir LiS2 in der Hinsicht direkt sympathisch, weil man a) nicht selbst die Kräfte hat, sie b) bodenständiger sind und c) sie die Handlung nicht auf fundamentaler Ebene in eine maßgeblich andere Richtung lenken.

    (Btw. falls das im vorherigen Post so rübergekommen sein sollte: Ich sehe LiS1 absolut nicht als Power Fantasy. Das war nur auf die Darstellung Superkräften im Allgemeinen bezogen und vor allem in Games^^)

    Zitat Zitat
    An der Stelle noch kurz zu dem Argument, dass Superkräfte sonst als irgendwie notwending herüberkommen könnten, um die Gesellschaft zu ändern: Das wäre natürlich fatal! Aber ich denke auch, dass es ganz vom Framing im Spiel abhängt. Wenn die Jungs bspw. auf ihrer Reise lernen, dass selbst normale Leute erfolgreich gegen Ungerechtigkeit vorgehen (und sei es nur: Die Großeltern helfen ein paar Obdachlosen in der Kirche. Die reisenden Slacker verteidigen die Brüder gegen Nazis. Officer Campell am Ende zeigt Flüchtenden Menschlichkeit.), und wenn das im Spiel auch wirklich deutlich thematisiert wird, könnte man dieser Gefahr leicht begegnen. Es ist ja am Ende "nur" eine Metapher – was stimmen muss, ist die Realität, die Weltsicht dahinter, und die ist mein größeres Problem bei LiS2.
    Okay, ich glaube, ich kann nun ein bisschen besser greifen, was du meinst. Und ich würde dir auch zustimmen, dass solche Nuancen dem Ende noch mal einen etwas optimistischeren Ausblick gegeben hätten.

    Was mich an LiS2 gerade gereizt, war aber eigentlich dieses Gefühl der Machtlosigkeit, des Verfolgtwerdens, der ständigen Unsicherheit und Einsamkeit. Was dann wiederum gerade den Momenten des kurzen Friedens, des Geborgenseins, des Zusammenfindens (mit Daniel, aber z.B. auch mit den Großeltern, der Mutter und anderen Figuren), des In-einer-Gesellschaft-Lebens wirklich, wirklich Kraft verliehen hat. Entsprechend fand ich die Enden auch in dem Sinne konsequent, dass diese Dualität immer noch deutlich spürbar war. Ein Ending der Extremen hätte mich da weniger zufriedengestellt.

    Vielleicht hätte es für ein runderes Ergebnis gesorgt, wenn sie die politischen Themen nicht so dick aufgetragen, sondern eher als Flavor beigemischt hätten.
    Geändert von Narcissu (15.01.2021 um 11:58 Uhr)


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