Ergebnis 1 bis 20 von 133

Thema: Klunkys Sega Mega Drive History Challenge 2021[32/40] Aktuell: Finale & Fazit

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #22
    Vector Man



    Wir schreiben das Jahr 2049. Die Zeit der Raumfahrt ist im vollen Gange, die Menschen machen sich auf fremde Planeten zu kolonialisieren, da die Erde aufgrund des menschengemachten Klimawandels unbewohnbar wurde. Um doch eines Tages zur Erde zurückkehren zu können, wurden sogenannte „Orbots“ entwickelt. Roboter, welche die Erde wieder aufräumen und sauber machen sollen. Eines Tages wird einer der Orbots von einer noch intakten nuklearen Rakete erfasst, statt umzukommen, verschmilzt dieser mit der Rakete.
    Nun tauft er sich selbst „Warhead“ und herrscht über die anderen Orbots als skrupelloser Diktator. Nur Vektor Man wagt es sich ihm in den Weg zu stellen, ein Orbot der zum Zeitpunkt des Raketenschlags, noch nicht auf der Erde war.


    So viel zur Geschichte, die vor dem eigentlich Start abgespult wird. Das eigentliche Spiel gestaltet sich konventioneller, denn augenscheinlich ist Vector Man abermals ein simpler arcadiger 2D-Plattformer.

    Dennoch bewerkstelligt das Spiel so einiges, um schon aus den ersten paar Minuten heraus zu stechen. Ein beeindruckendes Intro mit 3D Grafiken.
    Bälle werden quasi aus dem Vordergrund geschossen und deren Schussrichtung dient als Cursor zur Auswahl der Optionen des Hauptmenüs. Das Spiel liebt es von der ersten Minute an die graphischen Muskeln spielen zu lassen, ich frage mich ob es deswegen „Vector Man“ bezeichnet wurde. Es wird noch viele weitere 3D Elemente geben, die bei Charakter-Grafiken und diversen Projektilen zum tragen kommen.



    Das Ganze ist so verspielt dass man den Spielcharakter bereits beim auftauchen des SEGA Logos spielen kann. Man kann mit der Figur auf dem Bildschirm rumlaufen und es geht erst weiter wenn man eine Weile nichts macht, super Idee die mir erst später aufgefallen ist, dabei kann man damit direkt die simple Steuerung ausprobieren, was aufgrund des Zeitdrucks und der permanenten Gefahr zu Spielbeginn definitiv getan werden sollte. Dabei kann Vector Man lediglich laufen, springen und schießen, wobei die Schuss-Taste nicht gedrückt gehalten werden kann – also kein Dauerfeuer. Zusätzlich gibt es noch einen Doppelsprung in der Luft, der gleichzeitig auch Schaden an nahestehenden Gegner verursacht. Das ist im Grunde das gesamte Moveset und wird lediglich durch temporäre Power-Ups aufgewertet die man finden kann.

    Was sich vorweg sagen lässt, dass Vector Man dem Spieler wirklich keinen leichten Einstieg gewährt. Vermutlich gehört die Eingewöhnungsphase bereits zum Schwersten was einem im Spiel begegnet. So startet man in ein recht offenes Level mit geringer Anzahl an Leben und Treffern. Genau so wie man es von vielen Spieler dieser Challenge kennt, bietet auch dieses abermals ein totales Game Over, bei dem man das komplette Spiel von neu starten muss, sollte man alle Leben aufbrauchen. Continues gibt es nicht.
    Was die Eingewöhnungsphase vor allem so schwer macht sind sehr plötzlich auftauchende Gegner die ins Bild gescrolled kommen.
    Da diese sich nicht mit einem Treffer erledigen lassen führt das dazu dass man sehr schnell ungewollt in diese und ihre Schüsse rein läuft, bei 4 Leben zu Spielbeginn auf dem normalen Schwierigkeitsgrad (5 auf leicht) kann das schnell zum Ableben führen.

    Wer Vector Man frei heraus startet und durch rushed wie man es von solchen Action-Plattformern kennt, wird vermutlich nicht sonderlich weit kommen, denn Vector Man ist trotz der hohen Spielgeschwindigkeit ein Erkundungsspiel. Das erste Level macht einem das mit seinen zahlreichen Geheimverstecken recht schnell klar, die man vermutlich erst alle durch mehrere Spielabläufe alle entdeckt. Speziell hier finden sich überall in den Levels verstreut Fernseher, die sich mit mehreren Treffern in Folge zerstören lassen. Die Fernseher selbst dienen lediglich als Container für allerlei Inhalte, seien es Punkte, Power-Ups, Leben, Multiplikatoren.
    Schon das erste Level- so eine Art Luftschiff hinter wolkigen Hintergrund bietet 30 Fernseher. Wo es aufgrund eines gnadenlos tickenden Zeitlimits in dem Level kaum möglich ist alles auf einem Schlag zu sammeln. Dabei ist man gerade zu Spielstart sehr auf die Inhalte angewiesen. Die Powerups beispielsweise können Vector Mans Schuss modifizieren, dass er entweder stärker streut oder eben wirklich zu einer Automatikwaffe umfunktioniert wird. Viel wichtiger sind jedoch die bereits „erwähnten“ Multiplikatoren, denn wie es in der Natur von solchen Spielen ist, gibt es einen Punktestand. Multiplikatoren gibt es von x2 bis zu x10. Heißt wenn man 50 Punkte sammelt, werden diese durch einen x10 Multiplikator zu 500 Punkten, simpel. Das Witzige ist jedoch, dass der Multiplikator auch noch für andere Sachen gilt, was mir auf Anhieb noch nicht aufgefallen ist: in den Fernsehern findet man manchmal Lebensenergie, normalerweise wird immer nur 1 Punkt aufgefrischt, mit einem entsprechenden Multiplikator jedoch kann man sehr viel mehr Lebensenergie auf einen Schlag auffrischen, aber nicht nur Lebensenergie sondern auch Leben an sich. Und damit kann man mit dem richtigen Wissen das Spiel ganz schön leicht aushebeln, wobei aushebeln vielleicht das falsche Wort ist, aber es ist möglich bereits in der ersten Stage einen x5 Multiplikator zu finden und eine Stelle mit 2 Leben auf einem Schlag. Es ist nicht ganz einfach, da die Multiplikatoren - wie sämtliche Power-Ups im Spiel - nur für eine gewisse Zeit halten, aber wer alles richtig macht, kann bereits zu Spielbeginn 15-17 Leben erhalten. Damit ereignet sich der Rest des Spiels sehr viel verzeihlicher.

    Um ehrlich zu sein ist das erste Level vielleicht sogar das Schwierigste im gesamten Spiel. Denn was Vector Man ebenfalls als belohnendes Extra anbietet sind Erweiterungen der Lebensenergie so dass man mehr aushält und logischerweise ist diese im ersten Level noch sehr gering, wer sich gut umschaut kann dort bereits die erste Lebenserweiterung finden, dennoch ist das immer noch recht mickrig um den ersten Boss, eine Art Flugzeug-Bomber zu schlagen. Ungelogen finde ich diesen einen Boss am Ende des 1. Levels, bereits schwieriger als sämtliche darauf folgenden Bosse, was unter anderem auch an sein Angriffsmuster liegt. An seinen beiden Flügeln baumeln Morgensterne, während der Bomber kontrolliert über die Spielfigur von links nach rechts schwebt, einerseits muss man Vector Man stets zwischen die Flügel halten, gleichzeitig ballert der Boss jedoch mehrere Geschosse nach unten, während er mit den Morgensternen an einem vorbei fliegt. Wäre ich damals ein Kind, wäre damit die Reise bereits für mich zu Ende gewesen und selbst mit 5 Treffern und einem „Shotgun-Powerup“ ist der Kampf immer noch schwer zu bewältigen.



    Was einem danach in „Day 2“ begegnet (die Level werden hier „Tage“ genannt) ist zwar ungemein leichter, aber auch verwirrend. Plötzlich ändert das Spiel gefühlt sein Genre. Man schwebt auf einer Schiene mit einem Panzergefährt gen Himmel, während ein riesiger Roboter namens „Metalhead“ vor einem voraus die Schiene entlang hangelt, Ziel ist es seine Metallarme zu treffen, ohne dass man in die selbigen fährt, um ihn von der Schiene zu ballern, dabei muss man auf Geschosse aufpassen und ab und an über seine Arme springen. Das Ganze dauert vielleicht 20 Sekunden und schon befindet man sich im nächsten Tag... ok? ^^““

    Wie sich später herausstellt, war das eines der mehreren „Gimmick-Bosse“ die dieses Spiel zu bieten hat. Während es in gewöhnlichen Levels zu einem Bosskampf am Ende kommen kann- aber nicht muss, fallen diese gewöhnlich in 2D-Plattformer Manier aus. Level die nur aus einem Boss bestehen hingegen sind mehr so was wie Minispiele bei dem man sich in unterschiedlichsten Situationen wiederfindet, alle haben jedoch gemeinsam dass sie sehr kurz sind und man dementsprechend auch nicht viel Zeit zur Verfügung bekommt diese zu besiegen. Das kann beim ersten Spieldurchgang manchmal problematisch werden, weil ich nicht immer auf Anhieb gechecked habe, was ich überhaupt machen muss und somit erst mal in Trial & Error Manier Leben federn lassen musste.

    Alles was danach kommt fand ich persönlich sehr viel entspannter, zwar gibt es in den Levels recht knappe Zeitlimits, aber dafür auch viele Checckpoints, wer einmal im ersten Level ordentlich aufstockt wird hier fürs erste zügig durch das Spiel vorankommen, denn auch für das erreichen von diversen Punkteständen lassen sich weitere Leben dazu verdienen. Und so empfehle ich jeden Spieler zu aller nächst das Zeitlimit aus dem Kopf zu nehmen und stattdessen die Level auf dem Kopf zu stellen.
    In meinen ersten der 3 gescheiterten Spielabläufen habe ich dieses nämlich fürchterlich vernachlässigt und hatte gerade gegen den Endboss schlechte Karten.
    Bei meinem letzten Spieldurchgang war ich jedoch so gründlich – oder hatte einfach Glück – dass ich nicht nur weitere Extra-Leben sondern ingesamt 5 weitere Erhöhungen der Lebensenergie finden konnte, was dann schon fast alle aus dem Spiel waren - und wer einmal seine Leben so hoch aufgestockt hat wird bis Ende des Spiels keine Probleme mehr bekommen.
    Ab da offenbart sich dann auch das Speedrun Potenzial von Vector Man. In gewisser Weise haben die Level eine Ähnlichkeit mit Sonic. Wenn man den geraden naheliegendsten Weg geht, sind sie nicht sonderlich lang, tatsächlich variiert deren Länge extrem Stark, so klingen 17 Tage erst mal nach viel, nicht jedoch wenn 5 davon Gimmick Bosse sind, die nur ein paar Sekunden dauern und auch einzelne Level sind teilweise sehr kurz geraten. So kurz, dass man in unter einer Stunde mit gründlichen erkunden durchkommt, wenn man nur das Nötigste macht, sicherlich auch nur eine halbe Stunde. So wie das erste Sonic startet man mit wenig Leben und wird dazu motiviert nach Ressourcen Ausschau zu halten. Doch auch die Spielgeschwindigkeit, wenn man erst mal so richtig loslegen kann ist nicht zu unterschätzen, der erwähnte Doppelsprung, der besonders viel Kontaktschaden verursacht, eignet sich prima um aggressiv in Kombination mit den Schüssen vorzupreschen. Gerade in den letzten paar Levels wo ich so überpowert war, dass ich auf alle paar Treffer, sowieso wieder Leben dazu bekommen konnte (weil die Gegner ebenfalls sowohl Lebensenergie, als auch Multiplikatoren zufällig droppen können) hat sich ein regelrechter Powertrip eingestellt, bei der ich mich ganz auf die hervorragende Soundkulisse und den graphischen Effekten erfreuen konnte.

    Die Abschnitte sind dabei graphisch abwechslungsreich gestaltet, es gibt das Szenario des ersten Levels was sich mehrmals wiederholt in unterschiedlichen Tageszeiten, ansonsten sind jedoch alle Settings einzigartig und mit neuen Grafiken bestückt, stilistisch sind sie alle recht düster und verchromt in einem futuristischen Look gehalten, wie es zu solch einer Roboter-Dystopie wohl angemessen ist. So gibt es düstere Chemie-Labor. Einen Bohrturm in der Antarktis, eine Fernsehstation bei Nacht über die Warhead seine Propaganda laufen lässt, dunkle Ruinen... insgesamt sehr kreative Schauplätze die nicht nach dem bekannten Schema F ablaufen.



    Die Level selbst erfolgen nicht nur von links nach rechts, sondern auch teils stark vertikal. Das Ziel pro Level unterscheidet sich mehrmals so dass eine gewisse Abwechslung erhalten bleibt, auch wenn der generell Aufbau klar mit wiederkehrenden Elementen arbeitet, so sind auch die Gegnertypen nicht allzu zahlreich, aber gut auf die kurze Länge des Spiels abgestimmt. Das Beste jedoch ist, dass es im gesamten Spiel keinerlei Sofort-Tod Stellen wie bodenlose Fallgruben gibt, was das Plattforming gegenüber den Action-Schuss Anteil in den Hintergrund fallen lässt, aber auch wunderbar zu so einem erkundungsgetriebenen Plattformer passt. Die einzigen Stellen die sich daher unfair anfühlen können, sind die bisher angesprochenen Gimmick-Bosse... achja und das nicht weniger gimmicklastige Bonusspiel was sich im Titelbildschirm abspielt, wie man es erwarten kann, ist auch das Bonus-Spiel von Vector Man unorthodox, allerdings sind diese teilweise so schwer versteckt in den Levels, dass ich lediglich eines während meiner Spieldurchgänge dazu auffinden konnte. Der Vorteil ist jedoch, dass man nach dem Bonus-Spiel, egal ob erfolgreich oder nicht – direkt ins nächste Level katapultiert wird.

    Im Prinzip erwarten einem selten Stolpersteine wo man nachdenken muss in Vector Man, da diese optional sind. So gibt es mehrere Transformationen in der Vector Man kurze Zeit wie ein Vehikel fungiert, so kann er zu einer Bombe werden die sich selbst in die Luft jagt um somit Wege frei zu sprengen. Zu einem Fisch, um schneller Unterwasser zu schwimmen, zu einem Jetpack um zu fliegen, zu einem Bohrer um sich durch neue Strukturen zu befördern...usw. Nichts davon benötigt man zwingend und befindet sich immer hinter hinter Fernsehern. Es dient lediglich den Zweck die ganz großen Geheimnisse in den jeweiligen Tagen ausfindig zu machen, manche sind so gut versteckt, dass man sich wohl im Nachhinein gar nicht schlecht fühlen muss überpowered zu sein, da man sich das irgendwo auch verdient hat. (falls man nicht mit Guide spielt)

    Die insgesamt sehr kurzen Abschnitte passen jedenfalls gut ins Spiel hinein um den Finger ein wenig zu schonen, da man sehr viel auf die Feuer Taste hämmern wird während eines Spieldurchgangs. Der Soundeffekt den die Waffe dabei ablässt hört sich an wie aufpoppendes Popcorn, den man durch den Verstärker gejagt hat, insgesamt ein recht angenehmes Schussgeräusch, konträr zu dem eklig kratzenden „ka-sching!“ in Strider.
    Entsprechend der Prämisse ist auch der Soundtracks des Spiels mit teils fetzenden und teils ambienten Techno-Klängen gesegnet die den Mega Drive Soundchip sicherlich gut strapazieren. Der Soundtrack ist eingängig und passt sehr gut zur hohen Spielgeschwindigkeit.

    Schlussendlich bleibt zu sagen dass Vector Man ein zu Beginn sehr unzugängliches Spiel zu sein scheint, aber mit fortschreitender Spieldauer den Mangel an Ressourcen und Kampfkraft, durch eine spannende Erkundungsphase nach selbigen ausgleicht. Es ist damit kein wirklich schweres- wenn man sich einmal damit auskennt, dennoch ein sehr hochwertig und befriedigend produziertes Spiel. Die Schwierigkeitskurve ist gerade mit den Multiplikatoren fucked up aber auch beim ersten Level weiß ich nicht so recht, was sich die Entwickler bei gedacht haben, wer die schwierige Einstiegshürde überwindet, wird aber mit einem audiovisuellen Hochgenuss und und befriedigenden Spielgefühl belohnt, der in einem ziemlichen epischen finalen Bosskampf mündet, bei dem man Warhead auf einem Tornado bekämpft.

    Spielzeit:: wie bereits geschildert zwischen 30 – 60 Minuten je nachdem wie stark man in den Levels auf Erkundungstour geht.

    Schwierigkeitsgrad: Totales Game Over, nur 3 Leben zu Beginn, leichte Möglichkeit getroffen zu werden durch zahlreiche pötzlich auftauchende Gegner, schwieriger erster Boss, zeibeschränkte Power-Ups, Möglichkeiten die Lebensenergie erheblich zu erweitern, zufällig Gegnerdrops die mal viel Glück oder viel Pech zu Folge haben, Möglichkeit die Leben zu multiplizieren um bis zu 10(!) auf einen Schlag zu kriegen, keine Instant-Kill Fallen in den Levels selbst, Gimmick Bosse sind sehr Trial & Error lastig zu Beginn. Knappe Zeitlimits die sich durch seltene Power-Ups erhöhen lassen. Bis auf den ersten Boss, insgesamt recht einfache Endgegner, zahlreiche Checkpoints

    Macht insgesamt einen Schwierigkeitsgrad von: 48%

    WENN man es auf „Lame“ spielt. (ja der einfache Schwierigkeitsgrad heißt „Lame“)
    Lame ändert nichts am Leveldesign oder den Schaden, bzw HP der Gegner. Das einzige was günstiger ist, sind die Startkonditionen, denn dort beginnt man mit bereits 5 Lebenspunkten und 5 normalen Leben. Im Prinzip eine super Sache um den ersten Boss zu üben.
    Es gibt noch einen höheren Schwierigkeitsgrad namens „Insane“ bei dem man nur mit 3 Lebensenergie startet. (der normale Schwierigkeitsgrad heißt übrigens „Wicked“)
    Die Unterschiede sind also sehr fein und gut messbar.

    Abschließende Wertung: A-

    Geändert von Klunky (19.12.2021 um 13:27 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •