So und damit kommen wir zur letzten austehenden Review von 2022, womit ich diesmal die 7/7 voll bekommen habe^^.
Spiel #7 Anno:Mutationem
Spielzeit: 28:42h
Beendet: 25.12.2022
Ich glaube das Spiel ist mir zum ersten Mal in einem Zusammenschnitt von der Gamescon aufgefallen, allerdings wurde es dabei nicht namentlich erwähnt. Ließ sich mit Google aber glücklicherweise schnell herausfinden^^. Hab es mir dann sogar recht zeitnah nach der Veröffentlichung gekauft, weil ich diese Mischung aus 2D und 3D ganz charmant fand und Sci-Fi auch nicht schlecht ist.
Ein paar Sachen habe ich schon in meinem Ersteindruck erwähnt, die werde ich hier nicht wieder anführen.
Story
Die Story beginnt mit einer mysteriösen Szene, in der eine Gruppe einen Krater mit Sprengköpfen bombardiert, aber offenbar ohne Erfolg. Was es damit auf sich hat, erfährt man erst viel später. Wir begleiten nämlich Ann Flores, die von ihrer Hackerin Freundin Ayane unterstützt wird, wobei diese die meisten Zeit nur in Form einer Drohne und Holoprojektion vor Ort ist. Normalerweise arbeiten die beiden wohl als Problemlöser, die verschiedene Jobs in Skopp City übernehmen, aber ihr Chef ist aktuell unterwegs, weswegen Ann Zeit hat sich um etwas anderes zu kümmern: ihren Bruder.
Dieser hat schon länger nichts mehr von sich hören lassen und ist quasi verschwunden, vermutlich als er zwielichtigen Hinweisen auf ein Heilmittel namens N540 für Anns Krankheit nachgegangen ist. Denn Ann leidet an einer seltsamen Krankheit, die immer wieder Anfälle bei ihr auslöst, bei denen bereits andere zu Schaden gekommen sind. Daher wohnt sie alleine und lässt sich von einem fragwürdigen Arzt behandeln (sicherlich ohne Zulassung), dessen Labor natürlich unterirdisch liegt, versteckt unter einem Schrottladen. Von ihm stammt wohl auch ihr Anzug, den sie im Kampf trägt, damit er ihre Werte im Augen behalten kann.
Jedenfalls findet Ann schnell heraus, dass ihr Bruder in Schwierigkeiten steckt. Denn sie findet nicht nur mysteriöse Emails mit Bezug auf ihre Krankheit, sondern stellt auch fest, dass offenbar die Schläger einer Gang hinter ihm her sind. Also folgt sie den Spuren und versucht herauszufinden, was mit ihrem Bruder passiert ist.
Wie die adäquate Gesundheitsversorgung vielleicht schon erahnen lässt, finden wir uns in einer dystopischen Cyberpunkt Welt wieder in der trotz farbenfrohen Leuchtreklamen vieles im Dunklen stattfindet und es jede Menge Probleme gibt, während die Regierung verlauten lässt, dass alles in bester Ordnung sei. So wütet zum Beispiel seit Jahren der Mechanika Virus, der Betroffene langsam mechanisiert und damit in Cyborgs verwandelt oder tötet. Und während es in Skopp City als Modellstadt noch ganz passabel aussieht, sind andere Gegenden weit abgeschlagener und verfallener. Oder es hat die Leute gleich in der Untergrund verschlagen.
Ich fand viele der Schauplätze wie Labore, Nachtclubs, Baustellen etc. und Geschehnisse thematisch passend, aber bei der Story wird es da schon schwieriger. Ich kann nicht mal genau sagen, woran es liegt, aber es fühlte sich manchmal so an, als ob sie zu viele Sachen reinstecken würden. Oder ein paar davon, die wohl witzig gemeint waren, sind bei mir nicht so gut gelandet, wodurch es auch meine Suspension of Disbelief ein wenig angekratzt hat. Da sei vor allem der Typ erwähnt, der einen Maiskolben als Kopf hat. Dass passt zwar am Ende wieder rein, aber so am Anfang hat es mich schon etwas rausgerissen. Und trägt wohl zu diesem "ein Tick zuviel" Gefühl bei. Es gab aber auch genug Sachen, die ich ganz amüsant fand, wie so einige Memos oder Kommentare von NPCs.
Im Verlauf stolpert man so über einige Sachen, deckt Geheimnisse auf und bekommt ein klareres Bild, was eigentlich genau passiert ist, aber vieles wird auch nur angedeutet. Denn die Leute sind schon sehr geizig mit klaren Aussagen und die Unterlagen und Dokumente, die man überall finden kann, enthalten meist geschwärzte Passagen. Es bleibt einiges an Interpretationsspielraum.
Das Spiel holt sich wohl auch viel Inspiration von bzw. basiert zum Teil auf der SCP-Wiki (https://scp-wiki.wikidot.com/guide-for-newcomers). Keine Ahnung ob man auf der Seite wie auf Tv Tropes versumpfen kann (klicken auf eigenes Risiko), aber der Schreibstil der Artikel verschafft schon einen guten Eindruck von einigen Dokumenten, die man so im Spiel finden kann. Halt so wissenschaftlich anmutender Jargon^^. Zu so manchem Gegner im Spiel lässt sich auch eine passende SCP Nummer finden. In einem Kommentar habe ich auch gelesen, das es wohl mal direkt als SCP Spiel gedacht war, aber dann wohl aus Gründen doch lieber etwas eigenständiger gemacht wurde. Diese SCP Sachen schlagen thematisch in eine ähnliche Kerbe wie das Spiel Lobotomy Corporation, nach dem zu urteilen was Kael und Klunky so dazu geschrieben haben.
Gameplay
Das Spiel ist grafisch eine Mischung aus 2D (Charakter Sprites) und 3D (Umgebung) und nutzt das auch für die Bewegungsarten im Spiel. Ich würde die zwei Modi mal grob in Erkundung und Kampf unterteilen. In Bereichen wie Städten, wo man hauptsächlich erkundet, mit NPCs spricht und keine Kämpfe stattfinden kann man sich in der 3D Umgebung bewegen (links, rechts, nach hinten, nach vorne) aber nicht springen (hoch/runter). In Bereichen wo Kämpfe stattfinden können oder Passagen Sprünge erfordern, wechselt das Spiel in einen 2D Sidescroller Modus. Dann geht es nur noch nach rechts oder links + hoch/runter durchs Springen. Die beiden Modi wechseln sich gerne ab und die Übergänge funktionieren gut, auch wenn man meistens durch eine Tür oder ähnliches läuft^^.
Bei den Kämpfen greift man auf ein Action Kampfsystem zurück und Ann ist die einzige Spielfigur. Sie verfügt dabei über 3 generelle Angriffsarten, die durch die 3 ausgerüstet Waffen repräsentiert werden. Einfache Lichtschwerter (Einzeln oder Doppelt) für schnelle aber schwächere Angriffe. Großschwerter für die langsamen und mächtigen Angriffe und schlussendlich eine Schusswaffe für den Fernkampf, die aber Munition verbraucht. Die Waffen verfügen über bis zu 3 Slots, in denen Chips für zusätzliche Effekte eingebaut werden können: Mehr Schaden, Mehr Schildschaden, Elementaren Schaden (Feuer, Eis, Blitz). Diese Chips gibt es in zwei verschiedenen Stärken und sie können jederzeit gewechselt werden. Es dauert aber ein wenig, bis man wirklich eine Auswahl zusammen hat. Man findet einige Chips unterwegs, kann sie aber auch im Shop kaufen. Nur hatte ich erst gegen Ende genug Geld um davon richtig Gebraucht zu machen. Denn das meiste Geld droppen die Bosse und das ging dann meistens fast komplett für bessere Waffen drauf.
Außerdem kann Ann ausweichen, besitzt einen Schild zum aktiven Blocken einiger Angriffe, sowie die Möglichkeit Items einzusetzen. Entweder für Heilung und kurzzeitige Boosts oder zum Werfen von Granaten. Das Inventar für die Kampf-Items ist allerdings limitiert und diese Items stacken auch nur in geringer Anzahl, ehe sie einen weiteren Platz beanspruchen. Sonstige Items, aus denen man teilweise auch Kampfitems basteln kann, kann man aber unbegrenzt mit sich herumtragen.
Bei der Heilung muss man auch etwas aufpassen, die normalen Heilitems regenerieren die HP nur Schrittweise und nicht alles auf einmal. Ausgenommen die Tränke eines bestimmten Händlers, der oftmals vor Bossen zu finden ist. Diese kosten aber mehr, je mehr man davon im Inventar hat. Nach dem Einsatz eines Items läuft erst mal ein Cooldown, bis man das gleiche Item wieder einsetzen kann.
Im Verlauf des Spiels verdient man durch das töten normaler Gegner Punkte, mit denen man verschiedene Skills bzw. Kombos für die verschiedenen Schwerter lernen kann. Diese lassen sich dann mit den Tastenkombinationen auslösen, aber ein paar davon haben nicht so gut für mich funktioniert. Sprich ich konnte sie nicht wirklich verlässlich auslösen. Bin auch ohne ganz gut durchgekommen auf Normal muss ich sagen.
Besiegte Bosse hingen geben Punkte zur direkten Verstärkung von Ann für HP, Angriff, Verteidigung, Glück (für besser Dropchancen) oder Inventargröße.
Mit dieser Ausstattung kann man dann jeder Menge Gangstern, Cyborgs, Maschinen und Mutanten das Leben schwer machen^^. Die Gegner verfügen zum Teil über passive Schilde, die man erst Mal zerstören muss. Dann kann man ihnen ordentlich Schaden zufügen, bis sich der Schild wieder regeneriert hat. Dafür ist am besten das Großschwert geeignet, da es viel mehr Schaden an Schilden verursacht, als die Schwerter oder der Blaster. Ist der Schild einmal gebrochen, gibt es oftmals auch eine Option einen Spezialangriff auszuführen, der ordentlich Schaden macht. Je nach Art der Gegner sind diese meistens auch gegen ein bestimmtes Element anfällig.
Die Bosse sind dann meistens etwas größer und haben gewisse Angriffsmuster. Nichts all zu kompliziertes aus meiner Sicht, aber für mich war es ausreichend^^. Bin oft genug Game Over gegangen oder hatte alle Heilitems aufgebraucht. Aber ich vermute Leute mit mehr Erfahrung in solchen Kampfsystemen könnten sich ein wenig unterfordert fühlen. Problematisch fand ich hier, das die späteren Bossen ziemlich schnell waren und gerade die menschlichen Gegner oft nur hin und her gezappt sind oder sich gleich Teleportieren konnten. Gefühlt war da kaum Raum auch mal die die langsameren Skills oder Waffen richtig einzusetzen.
Die Hitboxen waren manchmal auch etwas ungenau fand ich. Ich hatte da zwei Gegner, bei denen es mir besonders aufgefallen ist und wo ich entweder was falsch gemacht habe, oder die Schläge wirklich unerklärlicher Weise immer ins leere gegangen sind. So gab es einen Boss, der sich hin und wieder aufgerichtet hat und dabei sind Plattformen erschienen, über die man nach oben konnte. Also dachte ich rauf da und dem Kopf eine Verpassen und weiter gehts. Nur konnte ich am Kopf nichts treffen. Hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen, bis ich beim 3ten Mal oder so doch was treffen konnte und der Boss damit wie ursprünglich erwartet zusammengesackt ist.
Gleiches Spiel bei so einem Ninja Gegner, bei dem meine schnelle Klingen irgendwie nie was getroffen haben, die schwere Klinge aber schon. War echt seltsam.
Anderes Beispiel wären wohl die Laserrätsel, bei denen sich Laserstrahlen durch den Raum bewegen und man sich so positionieren muss (z.B. hinter einer Wand), dass man nicht getroffen wird. Steht man allerdings zu nah am Rand, kann es sein das die Laser einen durch die Wand hindurch treffen. So als ob die Laser einfach weiterlaufen, bis sie merken das sie eigentlich geblockt werden. Da läuft technisch wohl etwas nicht ganz so sauber.
Was mich zu noch einem Punkt bringt: man sollte schon etwas darauf achten, dass der Rechner stark genug ist fürs Spiel xD. Ich bin die ganze Zeit relativ gut durchs Spiel gekommen, bis ich eine Stelle erreicht habe, wo ich auf Zeit eine Geschicklichkeitspassage überwinden musste. Im krassen Gegensatz zu vorherigen Passagen schien diese aber gerade mal 2-3 Fehleingaben zu erlauben ehe man wieder von vorne Anfangen musste. Hab mich echt gewundert (und vielleicht auch etwas aufgeregt) warum hier die Schwierigkeit plötzlich durch die Decke geht. Hab dann nach Videos gesucht und da hatten die Leute extrem viel Vorsprung im Vergleich zu mir.
Dann habe ich überlegt, ob die vielleicht auf Easy gespielt haben und hab mal kurz umgestellt, aber nope, keine Veränderung.
Irgendwann habe ich dann mal versucht die Settings ein wenig runterzuschrauben. Schließlich ist mein Laptop auch nicht mehr der Jüngste. Und siehe da, plötzlich lief es flüssiger. Hatte also einfach einen gewissen Input Lag weil mein Rechner nicht hinterher gekommen ist. Ohne dem war die Passage dann wieder machbar für mich.
Mir ist beim Spielen und bei meinen Screenshots auch aufgefallen, dass manchmal so ein seltsamer Pixel-Filter über den Szenen liegt. Keine Ahnung ob das Absicht ist oder auch nur mein schwächelnder Laptop.
Ein kleines Hacking Minigame gibt es auch noch, bei dem man übereinanderliegende Ringe in die richtige Position rotieren muss. Manchmal sind mehrere Ringe aber miteinander verknüpft, so dass sie sich zeitgleich bewegen. Manchmal bestanden die Ringe auch aus Symbolen, die man richtig anordnen muss. Die Anordnung musste man meist vorher irgendwo in der Umgebung herausfinden. Und alles auf Zeit natürlich. Hier fand ich es nur etwas doof, dass man währenddessen die ganze Zeit einen Kopf gedrückt halten musste, damit das Hacking aktiv bleibt.
Die meisten ließen sich gut lösen mit etwas nachdenken, sogar die optionalen. Nur beim Finale gab es eine Kombination für die ich sicherlich 20min gebraucht habe^^.
Rein optional war hingegen nach der ersten story bedingten Runde das Bartender Minigame. Das durfte man auch nur spielen, wenn man vorher sein Kostüm auf die Special Bartender Uniform geändert hat. Anweisung der Bar-Chefin^^. Damit konnte man wohl auch etwas Geld verdienen, aber ich fand es übelst schwer, sogar auf dem ersten Level? Die Anfragen kommen sehr schnell rein und das Mixen dauerte gefühlt ewig. Habs danach nicht wieder probiert, eventuell hat sich da später noch mal was dran geändert.
Ansonsten gibt es natürlich auch noch ein paar Nebenquests zu absolvieren, die etwas Abwechslung bieten. Besonders interessant fand ich die 2 oder 3 Quests, die keine klare Auflösung hatten. Dort wurde man am Ende nach einer Entscheidung gefragt, hat aber nicht erfahren ob diese Entscheidung den nun die "richtige" gewesen ist. Die Entscheidung hatte halt ihre Konsequenzen und das war es. Oder das Spiel hat mir einfach nur nicht gesagt, das meine Entscheidung falsch war, kann auch sein.
Manche Quests trägt man allerdings recht lang mit sich herum ohne das direkt offensichtlich ist, ob die Quest mehr Fortschritt in der Hauptstory benötigt oder man einfach nur nicht am richtigen Ort sucht. Aber es gibt für jede Stadt eine Anzeige, ob man schon alle Nebenquests erfüllt hat.
Fazit
Insgesamt hat es mir doch gefallen und war für mein Fähigkeitslevel schon herausfordernd aber dennoch gut machbar. Die kleinen Rätsel tragen zwischendurch zur Abwechslung bei und die Welt fand ich schon ziemlich interessant, aber von der Story her teilweise etwas zu verworren. Und manche Elemente mochte ich einfach nicht, da sie für mich nicht richtig reinpassen wollten. Auch technisch gibt es ein paar Mängel, die den Spielspaß etwas trüben können.