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  1. #26
    The Legend of Sword and Fairy



    Challenge #: 09
    System: PC [TW]
    Version: PalFans v3.3


    ► Zum Ersteindruck


    Das Spiel
    Xiaoyao Li lebt zusammen mit seiner Tante, die eine Gaststätte betreibt, im Dorf Yuhang, träumt davon irgendwann ein berühmter Schwertkämpfer zu werden und vernachlässigt gerne mal seine Pflichten. Doch eines Tages erkrankt seine Tante schwer und der Dorfarzt ist mit seinem Latein am Ende. Ein Reisender erzählt Xiaoyao von einer nahe gelegenen Insel, auf der Feen leben die ein Heilmittel gegen die Krankheit hätten. Allerdings müsse er zuvor eine Kapsel des Vergessens schlucken. Er macht sich auf den Weg zur Insel und findet dort, nachdem er eine magische Barriere zerstört, ein Mädchen beim Baden vor, die er für eine Fee hält. Er erdenkt sich eine List und stiehlt ihre Kleider, um sie als Druckmittel gegen die Medizin einzutauschen. Nachdem sie ihm mit etwas Blitzmagie einen Denkzettel verpasst hat, stellt sie sich schließlich als Ling'er Zhao vor und willigt nach einer kurzen Unterredung mit ihm ein, ihm die Göttliche Medizin zu überlassen, da beide ohne ihre leiblichen Eltern aufwuchsen und sie daher eine Verbundenheit zu ihm spürt. Doch auf dem Rückweg stellt sich ihm ihre Großmutter in den Weg, die eine furchteinflößende Magierin ist. Da er Ling'er nackt gesehen und somit entehrt hat stellt sie ihn vor die Wahl, entweder das Mädchen zu heiraten und für immer auf der Insel zu bleiben oder die Insel zu verlassen, sich zuvor aber seine Zunge und beide Hände abzuhacken, um niemanden von dem geheimen Tempel erzählen zu können. Zum Schein willigt Xiaoyao der Heirat ein, schleicht sich nachts aber mit Ling'ers Hilfe fort, um seiner Tante die Medizin zu bringen. Just nachdem er sie dieser übergeben hat fängt die Pille des Vergessens an zu wirken und er kann sich an nichts mehr erinnern.
    Doch lange muss er nicht auf ein Wiedersehen warten, denn schon am nächsten Tag findet er in der Gaststätte die von dem Reisenden und seinen Kumpanen entführte Ling'er vor, ohne sich natürlich an die vergangenen Ereignisse zu erinnern. Er befreit sie aus den Fängen der Banditen, woraufhin sie ihm davon erzählt, dass diese ihre Großmutter lebensgefährlich verletzt hätten. Beide eilen zurück zur Insel, doch für die Großmutter ist es bereits zu spät und sie erzählt Ling'er mit letzter Kraft, dass ihre Mutter vielleicht noch leben könnte und gibt ihr einen Hinweis darauf, wo sie nach ihr suchen solle. Xiaoyao willigt ein, sie auf ihrer Reise zu begleiten, die allerdings schon recht bald aus dem Ruder läuft und ihm ein schockierendes Geheimnis offenbart.




    Auf dem Weg begegnen sie zwei weiteren Begleiterinnen, die sich ihnen anschließen. Yueru Lin, die eigensinnige und etwas verwöhnte Tochter eines wohlhabenden Schwertmeisters, soll verheiratet werden, wenn sie eines Tages bei einem Martial Arts Turnier gegen ihren Herausforderer verliert. Doch da sie in ihren Fähigkeiten ihrem Vater nachkommt, konnte zu dessen Leidwesen bisher noch kein Anwärter einen Erfolg verbuchen. Die freche und lebhafte Ah Nu ist die Tochter der Königin des White Miao-Stamms und sucht nach dem Wasserjuwel, um ihrem von einer Dürre geplagten Heimatland den Regen und somit den Wohlstand zurückzubringen. Derzeit befindet sie sich auf den Spuren eines Diebes, in dessen Besitz sie das Juwel vermutet.

    In der Geschichte wechseln sich immer wieder lockere Momente mit Dramen ab und kaum wurde ein bestimmtes Ziel erreicht, kommt es auch schon zum nächsten herben Rückschlag den die Protagonisten erleiden müssen. In jeder Stadt die man auf der Reise besucht findet eine Minigeschichte statt, so leidet die eine z.B. unter einem Schlangendämon der ständig junge Mädchen entführt, während die andere aufgrund einer marodierenden Diebesbande unter einem Lockdown steht und die Protagonisten erst einmal festsitzen. Die Haupt- und Nebenhandlungen sind dabei stets interessant gehalten und bieten einige unerwartete Wendungen, nur zwischen den Protagonisten hätte ich mir dann und wann etwas mehr Interaktion gewünscht. Das soll nicht heißen dass es diese nicht gäbe, aber während man die meiste Zeit zu zweit unterwegs ist, fühlt sich bei drei Charakteren einer immer wie das fünfte Rad am Wagen an. Die traute Zweisamkeit wird immer wieder aufgebrochen indem sich Xiaoyaos Begleiterinnen abwechseln und somit frischer Wind in die Party gebracht wird. Lediglich das Ende kommt dann doch etwas überhastet und plötzlich. Nach einem recht unspektakulären Enddungeon der nicht wie ein solcher wirkt (eine Serpentine die sich durch eine braune Höhle schlängelt, gefolgt von einem grauen Kerker) wollte ich den Endkampf nicht als solchen wahrnehmen und hatte ihn mir unnötig schwer gemacht, da ich ständig ressourcensparend vorgegangen bin (als ich ihn ein zweites Mal gemacht hatte und alles auf den Gegner geworfen habe was mein Arsenal hergab, war er nach knapp fünf Runden besiegt). In der recht kurzen und offen gehaltenen Endsequenz muss man sich dann vieles selbst zusammenreimen.

    Der Fortschritt verläuft dabei streng linear und ähnlich wie in Secret of Evermore oder Brave Battle Saga kann man alte Gebiete nicht mehr betreten, sobald man in der Geschichte voranschreitet. Im Gegensatz zu Secret of Evermore gibt es aber keine Weltkarte, über die man diese Gebiete später wieder erreichen könnte. Es gibt immer wieder kleinere Nebenquests, die organisch durch Unterhaltungen mit den Passanten in das Spiel integriert sind und nicht über eine Anschlagtafel oder Ähnliches umgesetzt wurden. Manchmal erhält man eine Belohnung, manchmal geht man aber auch leer aus und ich weiß nicht ob es bei diesen dann nur um die Geschichte an sich ging oder ob ich etwas falsch gemacht habe. So findet man zum Beispiel etwas über eine Dreiecksbeziehung bei den Hofwachen- oder die Umstände einer Prostituierten heraus, wirklich entlohnt wird man aber nicht.




    Neben den Ingame-Dialogen wird die Handlung auch immer wieder durch animierte Zwischensequenzen fortgeführt. Diese bestehen hauptsächlich aus detaillierten Standbildern auf denen sich höchstens mal ein paar Sprites bewegen, so wie man es aus den Videosequenzen von Mega-CD- oder PC Engine CD-Spielen her kennt. Meistens werden sie mit Ingame-Grafiken dargestellt, ganz am Anfang und am Ende des Spiels aber auch in Form von AVI-Videos. Das ergibt in den Videos, in denen gerenderte 3D-Elemente vorkommen durchaus Sinn, in anderen die komplett aus 2D-Elementen bestehen frage ich mich aber, warum man die Qualitätseinbußen der mit Makroblocks behafteten und im Gegensatz zur Ingame-Grafik stark verpixelten Bilder in Kauf genommen hat. Ich kann es mir höchstens dadurch erklären, dass man anders nicht auf die PCM-Musik zurückgreifen konnte.

    Für gewöhnlich steuert man Xiaoyao durch die Welt und die restlichen Charaktere laufen ihm in einer Formation hinterher. In einigen storybedingten Situationen führen aber auch die anderen Charaktere die Gruppe an, wenn der Fokus gerade auf diesen liegt. Dabei gibt es kein wirkliches Scrolling, der Bildschirm springt stattdessen feldweise vorwärts. Durch die hohe Bewegungsgeschwindigkeit entsteht so der Eindruck einer doch recht ruckeligen Fortbewegung, an die man sich nach einiger Zeit aber gewöhnen kann. Situationsbedingt spielt die Handlung bei Nacht, wobei hier einfach die Farben des gesamten Bildschirms entsättigt- und somit auch Menüs dunkler dargestellt werden. Selbiges gilt für Effekte wie "Hitzeflimmern", bei denen auch die Menüs in die Wellenbewegung miteinbezogen werden. Speichern und Laden ist jederzeit möglich, egal ob in der Stadt, auf dem Feld oder im Dungeon.

    In den Städten geht das Leben munter seinen Gang. Passanten laufen auf vordefinierten Wegen umher und haben Routen, auf denen sie irgendetwas treiben. Kinder spielen fangen, Seilspringen oder liefern sich Rennen auf Holzstockpferden, Wachtrupps ziehen durch die Straßenzüge, Betrunkene lungern in den Gassen herum und Hunde bellen den Charakter an oder laufen ihm sogar hinterher. Neben den Läden sind auch viele private Häuser begehbar, so dass man die Bewohner um deren Habseligkeiten erleichtern kann. Waren können nicht in normalen Ausrüstungs- oder Gegenstandsläden verkauft werden, sondern man muss sie zu Pfandleihern bringen.




    In den Dungeons wird man sehr viel Zeit verbringen. Sie sind umfangreich und labyrinthartig mit vielen Abzweigungen aufgebaut. Außerdem folgen oft mehrere Dungeons direkt aufeinander. Gerade später werden sie recht ausufernd und für einen musste ich mir sogar eine Karte zeichnen (LittleChoco wäre stolz auf mich ), da es sich um ein Teleporter-Labyrinth handelte und einfache Notizen nicht mehr ausgereicht haben, um den Überblick zu behalten (siehe dazu den Post mit den Tipps). Hin und wieder müssen Schalter betätigt werden um an anderen Stellen Wege freizulegen, ansonsten sind außer einigen versteckten Pfaden keine Rätsel vorhanden.
    Die Gegner laufen sichtbar umher und werden durch verschiedene Sprites repräsentiert, die aber nicht zwingend etwas mit den tatsächlichen Gegnergruppen gemein haben müssen. Es ist zwar schön dass es keine Zufallskämpfe gibt, das kann allerdings auch dazu führen dass wenn man vor mehreren wegläuft und in eine Sackgasse gerät, man gegen alle direkt nacheinander antreten muss. Außerdem hätte die Respawnzeit ruhig etwas großzügiger ausfallen dürfen. Aufgrund der vielen Abzweigungen läuft man schon mal eine Weile in eine Richtung, bis man entweder in einer Sackgasse landet oder erkennt, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet und zuvor noch einmal eine der vorherigen Abzweigungen erkunden möchte. Dann kann es sein dass die zuvor besiegten Gegner bereits wieder da sind und man erneut gegen sie kämpfen- oder geschickt umgehen muss (die Flucht aus dem Kampf ist natürlich auch immer eine Option). Und gerade im Enddungeon haben die Entwickler es mit Gegnerparties übertrieben, so dass ganze Pulks auf den Spieler einstürmen und alle paar Schritte in einen weiteren Kampf verwickeln.
    In zwei Dungeons hatte ich einige merkwürdige Situationen. Im ersten davon kam es immer dazu, dass eine Berührung mit dem Gegner gleich zwei Mal direkt hintereinander denselben Kampf ausgelöst hatte. Allerdings erhielt ich zumindest für jeden einzelnen die Belohnungen und die Charaktere wurden dazwischen auch immer geheilt. Im anderen Dungeon, welcher rein optional war, konnte man an den (unsichtbaren) Teleportern die zu Gebietswechsel führen sollten vorbeilaufen. Das war dann dumm wenn man plötzlich in einer Sackgasse stand, zurücklief und orientierungslos durch das Labyrinth irrte, nur um dann wenn man zurück kam verwundert festzustellen, dass es an der Stelle ja doch weiter ging und man nur nicht auf das richtige Feld getreten ist.




    Das Kampfsystem ist traditionell rundenbasiert und bietet keine wirklich ausgefallene Mechaniken. Durch die kurzen Animationen fühlt es sich sehr schnell und zackig an. Neben normalen Angriffen, Techniken und Zauber stehen auch Teamangriffe zur Verfügung. Dabei verbrauchen alle Charaktere ihren Zug, um gemeinsam einen mächtigen Angriff auszuführen. Welche Technik dabei eingesetzt wird hängt davon ab, welcher Charakter den Angriff initiiert. Der Vorteil davon ist, dass diese Techniken keine Magiepunkte verbrauchen und außerdem immer zu Beginn einer Runde, unabhängig vom Agilitätswert, ausgeführt werden. Durch das Anlegen spezieller Accessoires können Teamangriffe in Beschwörungen umgewandelt werden (die man später aber auch als reguläre Zauber erhält). Diese verursachen bei allen Gegnern Schaden, ziehen den eigenen Charakteren aber auch einen gewissen Prozentsatz der Lebenspunkte ab. Gerade anfangs und im Mittelteil des Spiels können Kämpfe dadurch schnell gewonnen werden, später haben die Gegner aber zu viele Lebenspunkte und man bringt sich damit eher selbst um. Ein netter Nebeneffekt von Teamangriffen ist auch, dass man damit die Züge von verwirrten Charakteren überspringen kann. Diese nehmen dann zwar nicht daran teil und die Angriffe fallen schwächer aus, aber zumindest greifen sie nicht die eigenen Charaktere an. Teamangriffe stehen allerdings nicht mehr zur Verfügung, sobald sich ein Charakter mit den Lebenspunkten im kritischen Bereich befindet.
    Gegenstände und sogar Waffen können auf Gegner geworfen werden. Dadurch werden sie zwar verbraucht, richten aber auch Schaden an oder verursachen Statuskrankheiten. Gerade die Waffen im letzten Spielabschnitt verursachen hohen Schaden und sollten nicht verkauft werden, um sie später dem Endboss an den Kopf zu knallen und so den Kampf in wenigen Runden zu beenden. Es gibt verschiedene Käferarten die, wenn man sie in der richtigen Reihenfolge auf Gegner wirft, diverse Krankheiten verursachen- oder sogar zum Soforttod führen können. Da sie allerdings nicht bei Bossen wirken sind sie als Spielmechanik recht uninteressant.
    Manchmal kommt es vor dass ein Charakter einen Angriff automatisch komplett abwehrt oder sich sogar schützend vor ein Partymitglied stellt, obwohl man nicht die Option zur Verteidigung ausgewählt hat. Stirbt ein Charakter besteht ebenfalls die Chance, dass ein anderer in Rage gerät und einen Buff auf verschiedene Attribute erhält. Leider sieht man generell nicht, ob Buffs aktiv sind bzw. wie lange sie noch anhalten. Heilzauber und Buffs scheinen immer die höchste Priorität zu genießen und werden unabhängig vom Geschwindigkeitswert des Charakters gleich zu Beginn einer Runde ausgeführt. Ein recht cooler Effekt ist übrigens, dass einige Angriffe dauerhaft das Aussehen des Schlachtfelds verändern können. So erzeugen Druckwellen z.B. Furchen im Boden und nach einem Schwertregen bleiben die Klingen im Boden stecken. Da man doch recht viele Kämpfe bestreiten muss ist die Komfortfunktion, die Aktionen aller Charaktere aus der Vorrunde per Tastendruck zu wiederholen anstatt sie wieder separat in den Menüs auswählen zu müssen, Gold wert. Dies funktioniert sogar über mehrere Kämpfe hinweg.
    Am Ende eines Kampfes werden knapp 50% der Differenz zwischen den aktuellen Lebens- sowie Magiepunkten und den maximalen Punkten regeneriert. Je höher die Differenz ist desto mehr erhält man also zurück. Das führt dazu, dass man in Kämpfen praktisch ständig die stärksten Zauber und Techniken ohne Rücksicht auf Verluste auswählt und die Gegner meist unbeeindruckt auf die Charaktere einprügeln lässt, während ein sparsames Vorgehen die Kämpfe nur unnötig in die Länge zieht. Man gerät in normalen Kämpfen also eigentlich, bis auf wenige Ausnahmen, wenn Gegner wirklich mal verheerende Flächenangriffe einsetzen, nie in Schwierigkeiten und lediglich in Bosskämpfen muss man schon mal mit Heilgegenständen nachhelfen.




    Da Ausrüstung recht teuer werden kann, ist gerade der Diebstahl in Kämpfen eine gute Geldeinnahmequelle. Man erhält dabei je nach Gegner entweder Geld oder Gegenstände, die man bei Pfandleihern verhökern kann. Gegner können sogar mehrfach bestohlen werden, wobei sich die Geldsummen dann immer halbieren und Gegenstände bei Bossen sogar drei Mal stehlbar sind.

    Durch eine Nebenquest erhält man später die Möglichkeit, Gegner im Kampf einzufangen und in Medizin umzuwandeln. Allerdings ist der Prozess etwas umständlich ausgefallen, da man sie zuerst auf 1/4 ihrer Lebensenergie herunterprügeln muss, was rein nach Gefühl passiert, da die Lebenspunkte nicht angezeigt werden, man sie anschließend mittels einer Technik mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit einfängt, um danach im Menü einen Gegenstand auszuwählen, der die Umwandlung vollzieht. Es gehen also schon mal einige Runden dafür drauf. Bei meinen Tests wurde aber immer nur der schwächste Heilgegenstand hergestellt, weswegen ich das ganze irgendwann nicht mehr weiterverfolgt habe.

    Beim Levelaufstieg werden die Attribute automatisch erhöht. Aber auch dazwischen erhält man beim Erreichen bestimmter Schwellenwerte der Erfahrung per Zufallsprinzip Punkte auf die Attribute gutgeschrieben. Neue Zauber und Techniken werden ebenfalls beim Erreichen bestimmter Level automatisch erlernt, einige erhält man aber auch durch bestimmte Ereignisse oder das Absolvieren von Nebenquests.

    Das Menü schreit leider total nach Mitte der Neunziger. Es gibt im Inventar nur einen Reiter in den sämtliche Gegenstände und Ausrüstung geworfen werden. Eine Sortierung ist nicht möglich, alles wird in der Reihenfolge angeordnet in der man es aufnimmt, weswegen bereits nach kurzer Zeit ein heilloses Durcheinander herrscht und es ein wahrer Krampf wird, etwas Bestimmtes zu finden. Immerhin wird beim Zugriff auf das Menü zwischen Gegenständen und Ausrüstung unterschieden, so dass nur die einen oder anderen Einträge der jeweiligen Kategorie farblich zur besseren Orientierung hervorgehoben werden. Manchmal, aber nicht immer, müssen Schlüsselgegenstände an der richtigen Stelle manuell aus dem Menü heraus benutzt werden. Ausrüstungsläden zeigen leider nicht an, welcher Charakter eine Waffe oder Rüstung anlegen kann oder wie sich deren Attribute ändern würden. Man muss sich also immer mittels Speichern und Laden langwierig vorantasten.




    Die Fanübersetzung steht den großen Vorbildern wie Xuan-Yuan Sword und Sword & Fairy 6 in nichts nach... leider... Man muss sich also mit den gleichen Unzulänglichkeiten herumschlagen und darf nicht zu viel erwarten. Sie ist allerdings gut genug um die Geschichte zu verstehen. Eine Sache die heraussticht ist z.B. der Verbleib von Xiaoyaos Eltern, über die das Spiel widersprüchliche Aussagen trifft. Man kann zwischen der aktuellen, "überarbeiteten" Variante und der ursprünglichen Übersetzung wählen, wobei hier lediglich einige Dialoge etwas umgeschrieben wurden, sich qualitativ aber nicht wirklich viel nehmen. Mal ist die eine Fassung besser (oder eher "weniger schlecht"), mal die andere... Außerdem scheint die neue Übersetzung sowieso nur am Anfang überarbeitet worden zu sein, später konnte ich keine Unterschiede mehr feststellen. Die alte Übersetzung unterlag außerdem einer harten Zeichenbegrenzung, was die Qualität zusätzlich verringert. Dialoge sind stark verkürzt und es fehlen z.B. oft Artikel. Bei vielen Textboxen kommt es zum Überlauf am rechten Bildschirmrand, bei dem bis zu zwei Zeichen abgeschnitten werden. Automatisch ablaufende Textboxen haben eine viel zu geringe Verzögerung und verschwinden praktisch sofort nachdem der Text angezeigt wurde. Außerdem gibt es einige Dinge die nicht übersetzt wurden, z.B. ein Kinderlied, ein komplettes Theaterstück, die Verse im Endvideo und selten mal einige normale Dialoge. Mittels OCR-Übersetzer lässt sich hier zwar etwas nachhelfen, ideal sind die Ergebnisse aber nicht.

    Wie bereits im Ersteindruck geschrieben habe ich die Windows 98-Version gespielt, die kleinere Unterschiede zur originalen DOS-Version aufweist. So wurden einige der Dungeons leicht simplifiziert, was mir aber nur in dem bereits im Ersteindruck erwähnten Dungeon und in einem optionalen Teil eines späteren Dungeons explizit aufgefallen ist, da man dort Bereiche sieht, die man nie erreichen kann. In der Windows-Version wurden einige Umgebungsgrafiken etwas verbessert und mit mehr Details versehen, dafür fehlen komischerweise in manchen Gebieten die Hintergrundgrafiken und die Hintergründe sind komplett schwarz. Zuerst dachte ich dass es vielleicht ein Bug in meiner Version sein könnte, habe mir dann aber in einigen etwas älteren chinesischen Let's Plays bestätigt, dass das definitiv normal für die Windows-Version ist. Lustigerweise sind diese fehlenden Hintergründe in den Kämpfen dann vorhanden, wobei sie dort auch fest in den Kampfhintergrund integriert sein könnten…

    Einige der Ingame-Sequenzen wurden als AVI-Videos umgesetzt und mit zusätzlichen 3D-Renderanimationen und PCM-Musik angereichert, allerdings nicht alle. Der Patch bietet die Option an, zwischen der MIDI-Musik der Windows-Version oder der RIX-Musik des DOS-Originals zu wechseln. Ich habe mich für die RIX-Musik entschieden, da diese generell besser klingt als die MIDIs.

    Man muss nicht unbedingt den Patch verwenden, sondern kann das Spiel auch über die originale Executable starten, da die chinesischen Textdateien überschrieben werden. Dann muss man allerdings mit einigen Einschränkungen leben. Zum einen fehlt die Controllerunterstützung (was aber auch vorteilhaft sein kann, siehe Ersteindruck) und eine bilineare Filterung des Bildes ist nicht möglich, was die Pixel des niedrig aufgelösten Bildes doch sehr hart und unangenehm auf größeren Bildschirmen erscheinen lässt. Zum anderen hören sich die MIDIs recht dumpf an und wenn man auf die RIX-Musik wechselt ist deren Wiederholung störend abgehackt. Außerdem werden in Dialogen Sonderzeichen nicht korrekt dargestellt, was sich aber eventuell mit Zusatztools oder der Umstellung der Windows-Systemsprache auf Chinesisch beheben lassen könnte (habe ich nicht getestet, daher reine Vermutung).








    Die TV-Serie


    Im Jahr 2005 wurde die 34-teilige TV-Adaption zum Spiel unter dem Titel Chinese Paladin ausgestrahlt. Sie ist ein bunter Mix aus Comedy, einer Prise Martial Arts und Drama. Seeehr sehr viel Drama! Die Handlung folgt in groben Zügen den Ereignissen im Spiel, Kenner wissen also welche Situationen als nächstes auftreten. Dennoch wurden im Detail viele Änderungen vorgenommen und die konkreten Handlungsstränge oftmals in einen neuen Kontext gesetzt. Zudem wurden relativ kleine Nebenhandlungen aus dem Spiel zu richtigen Hauptgeschichten aufgebohrt. So trifft man im Spiel z.B. im Dämonenturm den Geist eines Daoisten, der einen sofort angreift und über den es anschließend noch einen kleineren Dialog gibt. In der TV-Serie wird hingegen seine komplette Vorgeschichte über mehrere Episoden hinweg detailliert erzählt.


    Auch was die Charaktere betrifft gibt es zahlreiche Änderungen. Das fängt schon bei Xiaohu an, im Spiel nur ein zehnjähriger Junge der Xiaoyao als sein Vorbild ansieht, ist er in der Serie im gleichen Alter und sein bester Freund. Yuerus Cousin Jinyuan hat im Spiel nur zwei Auftritte in denen er im Fokus steht, während er in der Serie die Gruppe sogar für längere Zeit begleitet und später eine tragende Rolle spielt. Selbiges gilt für den Drunken Sword Immortal Yixi Mo (Jian Xian Jiu). Die größten Änderungen gibt es aber bei Ah Nu und Tang Yu. Ah Nu ist nun fast schon von Beginn der Serie an anwesend, anstatt dass sie als letzter Charakter zur Gruppe hinzustößt und ihre Persönlichkeit wurde extrem überzeichnet. Um ein Gefühl für ihren Charakter zu bekommen addiere man einfach Relm, Yuffie, Selhpie und Eiko und multipliziere das Ergebnis mit 100. Tang Yu ist im Spiel ein unbedeutender Charakter der nur in einem Dialog auftaucht und danach nie wieder zu sehen ist, während er für die Serie zu einer Hauptrolle befördert wurde. Andere Charaktere wurden aufgrund von Storyänderungen komplett gestrichen oder wurden zu vergleichbaren Rollen mit anderem Kontext umgeschrieben. Ein Beispiel hierfür wäre Luo Jiao Gai, die am ehesten mit San Wei aus der Serie vergleichbar ist.


    Doch nur etwa die ersten drei Viertel halten sich weitestgehend an die Vorlage. Im letzten Viertel wird dann eine eigenständige Geschichte erzählt und das Ende weicht in gewissen Schlüsselpunkten vom Ende des Spiels ab. Außerdem wurden etwa in der Mitte einige Fillerepisoden eingestreut in denen fast nur herumgeblödelt wird und die Handlung auf der Stelle tritt. Später hingegen verhält es sich umgekehrt und gewisse Ereignisse werden sehr gehetzt und sogar wenig glaubhaft umgesetzt. Diese Stellen kommen dann ohne das Hintergrundwissen des Spiels möglicherweise nicht so gut herüber. Z.B. wenn am Ende die Hydra eine Flutwelle über das Land rollen lässt und komplett verwüstet, es in der TV-Serie aber lediglich so aussieht als würde jemand mit einem Feuerwehrschlauch etwas durch die Straßenzüge spritzen. Auch Yuerus Tod wirkt in der Serie zu willkürlich und nicht wirklich nachvollziehbar. Da 2001 ein Remake des Spiels erschienen ist besteht die Möglichkeit, dass es dort bereits einige Storyänderungen gab und die Serie sich diese zum Vorbild nahm. Da ich diese Version nicht gespielt habe kann ich dazu allerdings nicht viel sagen, laut Wikipedia sollen die Änderungen aber nur minimal ausgefallen sein.

    Von den Special Effekts sollte man sich nicht zu viel erwarten. Die CGI-Effekte wirken eher, als würden sie aus einer Power Rangers-Serie aus der Mitte der 90er-Jahre stammen. Zumindest sehen die Schauspieler in Greenscreen-Szenen farblich korrekt aus (habe mal in die Serie zum dritten Spiel reingeschaut und dort werden sie von der grünen Umgebung angestrahlt). Die Martial Arts Choreografien sind solide und stecken voller "Power Rangers Explosionen". Ansonsten wurden für Monster hauptsächlich Menschen in Kostüme gesteckt oder Puppen verwendet. Wie viele chinesische Filme leidet auch diese Serie daran, dass man als Zuschauer plötzlich in Szenen geschmissen wird, ohne dass es für diese einen Aufbau gegeben hätte. Sitzen die Charaktere gerade noch friedlich am Lagerfeuer, so kämpfen sie nach einem Umschnitt plötzlich gegen Ninjas, von deren Präsenz man bis dato überhaupt nichts wusste. Bei den Kulissen kann man an markanten Stellen deutlich erkennen, dass die Sets für Städte oder Höhlen für verschiedene Schauplätze zweitverwertet werden.



    Die Serie kann offiziell und kostenlos auf Rakuten Viki angeschaut werden.
    ~ Vervollständigte Untertitel (nur EP 19-24) ~

    Die Untertitel werden auf dieser Plattform zu einem großen Teil von der Community erstellt, dafür werden viele Serien kostenlos angeboten. Die konkreten Ergebnisse bei Chinese Paladin sind, naja, bescheiden. Die Qualität ist definitiv schlechter als bei den Spielen von Softstar. Manchmal könnte man meinen es wäre maschinell übersetzt worden, aber unzählige Rechtschreibfehler und in Klammern gesetzte Erklärungen sprechen dagegen. Auch Namen und Bezeichnungen werden, wohl aufgrund der vielen Beteiligten, inkonsistent angegeben. Der eine umschreibt einen chinesischen Begriff mit lateinischen Buchstaben wie z.B. "Ah Qi", der nächste verwendet dann eine andere Schreibform wie "Aqi" und der Dritte übersetzt den Begriff in "Seven". Es gab auch einige Stellen bei denen mir logische Aussagen (ja/nein, positiv/negativ) unschlüssig vorkamen und nach einer Google-Übersetzung das genaue Gegenteil herauskam, was in den jeweiligen Kontexten aber mehr Sinn ergab. Mittlerweile zweifle ich daran, dass es auf dieser Welt überhaupt fähige Übersetzter für die chinesische Sprache gibt. Man kann die Handlung zumindest verstehen oder bestimmte Dinge korrekt interpretieren, teilweise hat mir das Wissen über das Spiel aber auch weitergeholfen. Bei einigen Episoden wurden bestimmte Dialoge nicht oder nur unvollständig übersetzt, besonders Episode 19 ist davon stark betroffen, da diese im Englischen nur zu c.a. 70% übersetzt wurde. Die Serie hat chinesische Hardsubs, daher kann hier ein OCR-Übersetzer Abhilfe schaffen. Nach einiger Zeit habe ich aber herausgefunden, dass viele dieser Stellen in den russischen Untertiteln vorhanden sind, weswegen ich dann diese genommen- und über Google habe übersetzen lassen, um die Abschnitte dann wieder in die englischen Untertitel einzufügen. Natürlich muss man dafür alles erst einmal herunterladen, aber dafür gibt es online genug Möglichkeiten. Leider wurde die Serie nur bis Episode 24 ins Russische übersetzt, weswegen man ab da wieder zum OCR-Übersetzer greifen muss, wenn auch nicht mehr so häufig.


    Alles in allem fand ich die Serie unterhaltsam, auch wenn sie zum Ende hin etwas an Fahrt verliert. Sie bietet genug Änderungen gegenüber dem Spiel und geht bei bestimmten Charakteren weiter in die Tiefe, so dass auch Kenner des Spiels nicht das Interesse verlieren. Hardcore-Fans könnten die Abweichungen aber zu extrem sein, besonders wenn die Serie am Ende ihre eigene Geschichte erzählt. Die 34 Episoden á 45 Minuten wären nicht unbedingt nötig gewesen und es hätten ruhig einige Filler weggelassen werden können. Trotzdem ist mein Interesse geweckt und ich werde mir die beiden anderen Serien zum dritten und fünften Teil beizeiten auch mal ansehen, wenn es die Spiele schon nicht in den Westen schaffen.









    Fazit
    The Legend of Sword and Fairy ist ein sehr gutes Spiel welches sich nicht vor anderen RPGs desselben Zeitraums wie z.B. Final Fantasy 6 verstecken muss und ich verstehe, warum es eben auch als das "chinesische Final Fantasy" betitelt wird. Es bietet eine gehörige Portion Drama und besticht mit Konzepten die nur selten in Rollenspielen behandelt werden. Trotzdem hätte ich mir etwas mehr Charakterinteraktionen gewünscht wenn man mit einer vollen Party umherläuft und das überhastete Ende zieht die Geschichte dann leider etwas herunter.
    Das Kampfsystem ist schön schnell und kurzweilig, bietet aufgrund der automatischen Regeneration am Ende jedes Kampfes aber wenig Herausforderung bei Standardkämpfen und verkommt weitestgehend zum Spammen der stärksten Attacken. Gerade gegen Ende werden einem viel zu viele Gegner in den Dungeons entgegengeworfen.
    Atmosphärisch fängt es das chinesische Setting mit den passenden Städten, Dungeons, Gegnern, den Minigeschichten und vor allem der tollen Musik perfekt ein.



    Wertung: ★★★☆☆ (3/5) "Positiv"






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    Geändert von Nayuta (18.01.2021 um 19:53 Uhr)
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