-
Moderator Diaboli
Lost Odyssey (X360)

Yay, Lost Odyssey … wobei: Das war mal ein Abbruch. Pfui, Teufel.
In meinen frühen Xbox-360-Tagen freute mich mich sehr über dieses Spiel – es war ein Ost-RPG, sah toll aus und auf der Hülle stand irgendwas mit Final Fantasy, was ja vor einigen Jahren noch besser klar als heutzutage. Ich glaube, ich bin etwa bis zum Ende der zweiten CD gekommen, bis ich merkte, dass das hier nichts für mich ist, obwohl es irgendwie gut anfing – Handlung zu mau und Kämpfe zu nervig. Irgendwie ließ mich dieser Abbruch aber nicht so ganz los.
Ich ging also mit ordentlichen Vorerfahrungen und vielleicht auch Vorurteilen an das Spiel, die mir in guten Teilen bestätigt wurden; mit anderen lernte ich aber ganz gut umzusehen. An der Handlung hat sich leider nichts geändert: Man zieht immer noch als Kaim, so ein unsterblicher, wortkarger Typ, durch eine Handlung, die irgendwie so vor sich hinkitscht. Die Handlung, obwohl gut präsentiert, bleibt irgendwie uninteressant, die Interaktionen zwischen den Charakteren wirken unnatürlich und überzeichnet und die Charaktere selbst sind ebenfalls überzeichnet oder uninteressant (oder beides). Nach dem Besiegen des letzten Endgegners geht es dann endgültig ab in den Kitsch-Abgrund.
Daran konnte ich mich vorher ehrlich gesagt nicht mehr so erinnern (abgesehen von ein paar Szenen), aber das Spiel ist unglaublich, unappetitlich kitschig. Wo es Drama und Tragik zeigen will, ist eine Art klebriger Zuckerguss, gewürzt mit ein bisschen Teenieromanze und Elternliebe in der zweiten Hälfte. Ich fand’s schrecklich, und dabei sind die Charaktere so schon blass genug. Für Handlung und Charaktere muss man Lost Odyssey also definitiv nicht spielen. Etwas besser sind die optionalen Geschichten (reine Lesetexte), die man sammeln bzw. freischalten kann, allerdings schwanken diese auch zwischen „sehr interessant“ und „eher lahm“.
Lost Odyssey hat aber einen großen Pluspunkt für sich – es hat ein wirklich gutes Kampfsystem. Dieses ist zwar überladen, indem es z.B. deutlich mehr Zauber bietet, als man im Laufe des Spiels ansatzweise nutzen kann, andererseits kann man die ja ignorieren und manchereiner hat vielleicht Spaß daran, unterschiedliche Spielweisen auszuprobieren.
Andererseits wirkt das Kampfsystem total frisch und flott und macht wirklich Laune – es ist das, was ich mir an rundenbasierten Kampfsystemen von neueren Spielen wünschen würde. Ich hatte zu keiner Zeit den Eindruck, dass da irgendetwas lahmt oder irgendeine Animation nervt, außerdem werden Endgegnerkämpfe durch verschiedene Ereignisse aufgepeppt, die an Final Fantasy X erinnern.
Ich schrieb oben, dass mich die Kämpfe nervten und habe diesmal auch herausgefunden, woran es lag, nämlich daran, dass man im Verlauf des Spiels von seinen Gegnern ziemlich in den Boden gestampft werden kann und selbst in normalen Dungeons nicht gut levelt, weil Levelaufstiege dort gedeckelt sind. Nachdem ich vorletztes Jahr endlich Emphemeral Fantasia mittels Internetgedöns durchgespielt und das sehr gefeiert habe, habe ich mich auch hierzu mal informiert und im Numera Atoll einen tollen Ort zum Leveln gefunden und mich direkt mal mittels „Gamble“ überlevelt.
Aber im Ernst: Das bloße Leveln machte mit diesem Kampfsystem Spaß, so dass ich gar nicht aufhören wollte. Und zumindest die Endgegnerkämpfe blieben noch recht interessant, zumal man mit den Fähigkeitspunkten, die man nach jedem Kampf erhält, einen weiteren Faktor hat, der motiviert (das Fähigkeitensystem funktioniert ein wenig wie in Final Fantasy IX und man legt zu erlernende Fähigkeiten erst an, bis man sie dauerhaft erlernt hat).
Leider sind manche Charaktere nützlicher als andere - Mack fand ich z.B. nicht so toll, die Magier dagegen sind durchweg eine Ecke stärker als der Rest.
Die Dungeons sind außerdem sehr solide und bieten genug Abwechslung, machen eben das, was in älteren Rollenspielen noch gut war.
Was die sonstige Präsentation angeht, sieht man Lost Odyssey kaum an, dass es mittlerweile ein paar Jahre älter ist – es ist ein tolles Beispiel für gut alterndes Design und sehr nett anzusehen, auch wenn die Charakterdesigns nun nicht die Augenweide schlechthin sind. Die Städte sind etwas unübersichtlich, sehen aber auch nett aus. Hatte ich erwähnt, dass ich keine frei schwenkbare Kamera usw. haben will, weil Spiele mit so etwas graphisch gesehen automatisch viel schlechter aussehen? Lost Odyssey hat diesen Mist nicht, sondern feste Kameraperspektiven und tolle Hintergründe … was will man mehr?
Die Musik fand ich auch ganz gut, vor allem die Kampfmusik ist mir im Ohr geblieben.
Echt schade, dass Handlung und Charaktere dieses Spiels nicht viel hermachen, denn ansonsten wäre es ein sehr gutes Spiel.
Insgesamt: 8/10
Spielzeit: ca. 36,5 Stunden
Altlast Nr. 2 abgebaut, yay!
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln