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Auserwählter
1. Lange nix gehört! Schönen Sommer gehabt? Gab's große Lebensveränderungen? Kleine?
Die großen Lebensveränderungen kommen nächstes Jahr. Dieser Sommer hatte für mich viel mit Retrospektion zu tun. Ein bisschen frustrierend, wenn ich mich eigentlich auf die Abläufe im nächsten Jahr konzentrieren will. Ich habe aktuell das Gefühl, dass in meinem Leben die Pausentaste gedrückt ist. Einerseits bin ich froh, weil mein aktueller Zustand ist sehr kuschelig und bequem (Mein Jahresverdienst 2019 katapultiert mich locker in die Sphäre "Gutverdienerin"). Andererseits habe ich immer Angst, dass einer meiner Aufträge endet und alles ganz schrecklich wird. Das war zwar in 6 Jahren Selbstständigkeit noch nie der Fall, aber trotzdem sind diese Gedanken da. Ich bin gespannt, was ich machen werde, sobald ich nicht mehr Alleinverdienerin im Haushalt bin.
2. Ich weiß immer exakt, wann in meiner Stadt der Kommunalhaushalt beschlossen ist, weil die dann nämlich sofort anfangen, alle Straßen aufzureißen (und drei Wochen später stellen sie auch Umleitungsschilder auf, wenn sie nett sind). Wird, wo du lebst, viel gebaut und stört es dich, oder freust du dich auf frisch gepflasterte Gehwege?
HIMMEL, Delmenhorst ist derzeit eine einzige Baugrube. Ich als gute Bürgerin (tm) folge natürlich den Regionalnachrichten auf Facebook und kann deswegen immer angeben, dass ich weiß, warum Hauptverkehrsstraße #4 schon WIEDER halbseitig gesperrt ist. Diese Woche waren es Baumpflegearbeiten. Unangenehmer Nebeneffekt: Manchmal lese ich auch die Kommentare, und oh BOY, ist das eine schlechte Idee auf Facebook.
3. Ohne das ins Politik-Forum ausufern zu lassen, hier geht's voll nur um Gefühle: Experten gehen seit Neustem davon aus, dass selbst wenn wir das 1,5°C-Ziel einhalten, der gesamte Eisschutzschild von Grönland in den nächsten Jahrzehnten trotzdem komplett verloren gehen könnte, was einem Meeresspiegel-Anstieg von rund 7m entspräche. Macht dir das Thema Klimawandel große Sorgen, bist du optimistisch -- oder was dazwischen?
Meine großen Bedenken rede ich mir damit schön, dass ich mir wenigstens um private Rentenversicherungen keine Sorgen machen muss, wenn ich in den Wasserkriegen von 2044 sterbe. Dabei ist es unwahrscheinlich, dass wir in Deutschland die volle Breitseite des Übels abbekommen – hohes, reiches, weißes Land? Es wird uns halt maximal ein bisschen warm (oder kalt). Und wir wissen ja alle, da helfen Klimaanlagen und Heizungen.
Ich mache mir große Sorgen um die Welt. Insbesondere über die gesellschaftlichen Folgen der Vertreibung und des Massensterbens, von dem wir in unserer kleinen Festung nichtmal betroffen sind. Weil ich mich frage, was für Menschen wir sein werden, wenn Indien und China verdorren. Und ich glaube, mir gefällt die Antwort nicht.
4. Ich bin notorischer Hoarder von Kleidungsstücken, weil fürn Gartn reicht's imma. Grade miste ich aber ganz masochistisch aus und habe einen Pulli ausgegraben, den ich habe, seit ich 15 bin, der mit Nähen echt nicht mehr zu retten ist, von dem ich mich aber nicht trennen kann. Gibt es irgendwas, Kleidungsstück oder anderes, an dem du irrationalerweise hängst und das du nicht wegschmeißen kannst, obwohl es vielleicht an der Zeit wäre?
Ich habe ein wunderschönes, zeltartiges T-Shirt mit einem Aufdruck von Dragon Age 2. Das war mir schon immer zu groß, aber megagemütlich für zu Hause. In fast allen Erinnerungen an unsere Wohung in Dresden trage ich dieses Shirt. Entsprechend sieht es auch aus: Voller Löcher und noch zeltartiger als je zuvor.
Dazu kommen noch ein paar andere Dinge. ICh habe viele Bilder an der Wand hängen, die Charaktere und OCs zeigen, mit denen ich mich nicht mehr identifizieren kann. Ich muss sehr in mich gehen, was ich damit mache.
5. Wie stehst du eigentlich zu Tieren? Darf man sie sich in der Wohung halten? Darf man sie essen? Darf man sie halten, um sie zu essen? Darf der Wolf Schafe reißen, ohne erschossen zu werden?
Ich fand Haustiere immer doof. Bis wir einmal auf einem Spaziergang im Tierheim landeten und uns die pissigsten, traumatisiertesten, kratzbürstigsten Katzenbabys des Planeten gezeigt wurden. Niemand wollte sie haben, weil sie unsozialisiert waren und sie die Welt im Algemeinen und Menschen im Besonderen hassen. Gerade eben beschäftigen sich diese Katzenalpträume damit, meine Schuhe zu zerlegen. Vorhin stand einer neben mir und hat schreiend seine Nackenkratzis eingefordert. Der andere hat sich in die Sofadecke eingewühlt, die Genny ihm liebevoll zum Bett geformt hat und schläft dort seelig schnarchend. Ich liebe sie.
Ich denke, dass Nutz- und Haustierhaltung durchaus okay ist. Es wäre ja hypokritisch, ansonsten Fleisch zu essen. Das Problem sind nur die Massen. Aber da ich auch ein Teil von diesen Massen bin, ist das auch eine doofe Aussage. Es ist kompliziert.
6. Heute feiern wir 29 Jahre Deutsche Einheit! Verbindest du irgendetwas mit dem Einheitsgedanken, irgendein Erlebnis, irgendein Schicksal, irgendeine Meinung? Und unterscheidest du in Ost- und Westdeutschland, oder ist das alles mittlerweile eine große Einheit?
Mein erstes Babybild zeigt mich ganz patriotisch mit einer Deutschland-Fahne auf dem Babybett. Ich bin (fast) exakt 9 Monate nach der Grenzöffnung geboren, gemeinsam mit locker 10 anderen Kindern aus meinem Jahrgang. August 1990, der babyreichste Monat des gesamten Jahrhunderts! Was ich zur Einheit denke, könnt ihr nächsten Monat im Fluter, dem Magazin der Bundeszentrale für politische Bldung nachlesen. Genny und ich wurden als Ost-West-Paar dazu interviewt.
7. Kommen wir endlich zum wichtigsten Thema in jeder 10-Fragen-Runde: Essen. Wozu reißt es dich hin, wenn die Tage kälter werden? Wird es scharf, fettig, möglichst warm? Wird es (ürgs) Kürbis?
Kürbis wurde von den Göttern erschaffen, um uns zu testen: Wer auf diese merkwürdig süße, aber doch herzhafte Charade hereinfällt, und wer tatsächliche Lebensmittel zu sich nimmt. Ich hasse den faserigen Teufel mit Leib und Seele und esse freiwillig weder Kürbis, noch Zucchini. Das als wichtige Präambel.
Ansonsten bin ich ja eine Verfechterin von „intuitive eating“. Ich esse, worauf ich Appetit habe. Mein Körper möchte FLEISCHFLEISCHFLEISCH!! (vor allem in den Tagen vor den Tagen)? Gib ihm. Wobei wir da versuchen, andere Optionen zu finden. Meine Fleischeslust während der Periode ist manchmal echt extrem – was merkwürdig ist, weil ich Fleisch eigentlich nicht wirklch mag. Im Winter habe ich superoft Lust auf Suppe (Kartoffelsuppe, Käsesuppe, Blumenkohlsuppe, Linsensuppe, Pizzasuppe...), gern mit richtig fett Sahne. Aber grundsätzlich nehme ich alles, was mein Liebster kocht. Das passt schon. (Wir haben zum Glück eine ähnliche Meinung zu Kürbissen)
8. Kleiner Nerd-Joker meinerseits: Ich sammle ja so hobbymäßig Aussprache-Phänomene, Sprachmelodien, Laute und sonstige quirks aus anderen Sprachen. Das <ll> im Walisischen; die stimmlosen Vokale im Japanischen; der helle Glockenklang, wenn Sprecher·innen des Taiwanischen Minnan am Ende eines Satzes mit der Stimme nach oben gehen; der stød im Dänischen; der <d>-Approximant im Spanischen; you get the nerdy gist. Gibt es irgendwas an einer Sprache (egal ob Mutter- oder Fremdsprache), das du besonders schön findest, ob im Klang oder auf eine andere Weise? (Wisst ihr, im Spanischen kann man sagen: "sie waren sehr beisammenchen" [muy juntitos], also so mit Diminutiv, und damit Sex meinen.
)
Griechisch ist eine wunderschöne Sprache. Also, nicht gesprochen. Aber vom Prinzip her. Ich mag die Buchstaben.
9. Stell dir vor, du bist Fischer·in auf dem Kaspischen Meer. Eines Tages findest du eine bauchige, juwelenverzierte Flasche in deinem Netz und als du sie aufmachst, kommt ein Dschinn daraus hervor. Er verspricht dir, wie es sich gehört, drei Wünsche. Dein erster Wunsch ist ganz klar und bescheiden und er wird dir erfüllt. Beim zweiten Wunsch musst du ein wenig überlegen, aber schließlich kannst du auch den ganz bestimmt aussprechen und er wird dir erfüllt. Aber bevor du überhaupt über den dritten Wunsch nachdenken kannst, sagt der Dschinn Folgendes: "Mein alter Meister hat mich verraten und in diese Flasche gesperrt und in das Meer versenkt, nachdem ich ihm den ersten Wunsch erfüllt hatte. Ich wartete fünfhundert und drei Jahre, bis er mich wiederfand und ich ihm seinen zweiten Wunsch erfüllte. Dann sperrte er mich wieder in die Flasche und ich wartete dreitausend und zweiundsechzig Jahre lang und war wahnsinnig geworden, da hast du mich aus dem Meer gefischt. Hättest du mich vor dreitausend Jahren gefunden, hätte ich dir drei Wünsche erfüllt; hättest du mich vor zweitausend Jahren gefunden, hätte ich dir zwei Wünsche erfüllt; hättest du mich vor eintausend Jahren gefunden, hätte ich dir einen Wunsch erfüllt. Nun bin ich wahnsinnig und erfülle dir nur das genaue Gegenteil deiner beiden ersten Wünsche und das Gegenteil von deinem dritten Wunsch nur dann, wenn er mein wahnsinniges Herz erweichen kann. Wenn du nichts wünschst oder dein Wunsch mir nicht gefällt, dann sperre ich dich in diese Flasche und versenke dich ins Meer. Das ist die Rache für den Verrat meines alten Meisters." Und mit diesen Worten hatten sich deine ersten beiden Wünsche schon ins Gegenteil verkehrt. Was ist dein dritter Wunsch?
Erstens: Dickmove.
Zweitens: Dann habe ich ja wohl keine Wahl, als irgendeinen herzerwärmenden Bullshit zu wünschen, right? Ich meine, nach seiner Aktion werden ich und meine Lieben für immer in wirtschaftlicher Unsicherheit leben und Menschen unterschiedlicher, queerer Emotionen, Gefühle und Lebensweisen überall auf der Welt verfolgt. Cool. Da ist es jetzt auch nicht schlimm, auf dem Grund des Meeres zu versinken. Ich wünsche mir, dass meine ersten beiden Wünsche genauso umgesetzt werden, wie ich sie mir wünsche (weil ja das Gegenteil einkehren soll) und hoffe das Beste.
10. Und damit kommen wir zu unserem traditionellen Assoziationsspiel! Nenne, ohne Erläuterung, das erste Wort, das dir jeweils zu diesen Begriffen in den Sinn kommt: Kürbis
, Regen, Ostdeutschland, Grusel, Hera. Go!


, prasseln, Heimat
, Panik, Hochzeit <3
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