1. Lange nix gehört! Schönen Sommer gehabt? Gab's große Lebensveränderungen? Kleine?
Der Sommer war ok. Ich hab meine Ausbildung beendet und damit hab ich endlich Qualifizierungen jenseits "Fließbandarbeiter".

2. Ich weiß immer exakt, wann in meiner Stadt der Kommunalhaushalt beschlossen ist, weil die dann nämlich sofort anfangen, alle Straßen aufzureißen (und drei Wochen später stellen sie auch Umleitungsschilder auf, wenn sie nett sind). Wird, wo du lebst, viel gebaut und stört es dich, oder freust du dich auf frisch gepflasterte Gehwege?
Bei uns ist auch wieder einiges offen. Prinzipiell stört es weniger, weil ich in der Stadt eh nicht mit dem Auto fahre. Auf der anderen Seite gefällt es meinem Auto nicht unbedingt.

3. Ohne das ins Politik-Forum ausufern zu lassen, hier geht's voll nur um Gefühle: Experten gehen seit Neustem davon aus, dass selbst wenn wir das 1,5°C-Ziel einhalten, der gesamte Eisschutzschild von Grönland in den nächsten Jahrzehnten trotzdem komplett verloren gehen könnte, was einem Meeresspiegel-Anstieg von rund 7m entspräche. Macht dir das Thema Klimawandel große Sorgen, bist du optimistisch -- oder was dazwischen?
Klimawandel/globale Erwärmung ist eines der (vielen) Themen in denen ich immer noch nicht ganz weiß, auf welcher Seite ich stehen soll. So oder so bin ich jemand, der sich nicht komplett fertig machen und stattdessen ruhig bleiben will. Irgendwas wird ohnehin passieren und so oder so wird es Konsequenzen geben, die irgendwer tragen muss.

4. Ich bin notorischer Hoarder von Kleidungsstücken, weil fürn Gartn reicht's imma. Grade miste ich aber ganz masochistisch aus und habe einen Pulli ausgegraben, den ich habe, seit ich 15 bin, der mit Nähen echt nicht mehr zu retten ist, von dem ich mich aber nicht trennen kann. Gibt es irgendwas, Kleidungsstück oder anderes, an dem du irrationalerweise hängst und das du nicht wegschmeißen kannst, obwohl es vielleicht an der Zeit wäre?
Kleidungsstücke sind für mich Gebrauchsgegenstände und nicht viel mehr.

5. Wie stehst du eigentlich zu Tieren? Darf man sie sich in der Wohung halten? Darf man sie essen? Darf man sie halten, um sie zu essen? Darf der Wolf Schafe reißen, ohne erschossen zu werden?
Tiere sind die besseren Menschen: einfacher zu durchschauen und einfacher zu halten. Gleichermaßen ess ich auch Fleisch und bin der letzte der dem wilden Jäger seine Beute abspricht. Was der Schafshirte sagt, das ist eine andere Geschichte.

6. Heute feiern wir 29 Jahre Deutsche Einheit! Verbindest du irgendetwas mit dem Einheitsgedanken, irgendein Erlebnis, irgendein Schicksal, irgendeine Meinung? Und unterscheidest du in Ost- und Westdeutschland, oder ist das alles mittlerweile eine große Einheit?
Ich bin nicht alt genug um die DDR miterlebt zu haben. Deutschland gibts nur als ganzes (auch wenn gewisse ältere Familienmitglieder da anders denken mögen).

7. Kommen wir endlich zum wichtigsten Thema in jeder 10-Fragen-Runde: Essen. Wozu reißt es dich hin, wenn die Tage kälter werden? Wird es scharf, fettig, möglichst warm? Wird es (ürgs) Kürbis?
Ich bin Scharfem das ganze Jahr nicht abgeneigt. Ansonsten ist die Vorweihnachtszeit (die ja bekanntermaßen im September beginnt) Spekulatiuszeit.

8. Kleiner Nerd-Joker meinerseits: Ich sammle ja so hobbymäßig Aussprache-Phänomene, Sprachmelodien, Laute und sonstige quirks aus anderen Sprachen. Das <ll> im Walisischen; die stimmlosen Vokale im Japanischen; der helle Glockenklang, wenn Sprecher·innen des Taiwanischen Minnan am Ende eines Satzes mit der Stimme nach oben gehen; der stød im Dänischen; der <d>-Approximant im Spanischen; you get the nerdy gist. Gibt es irgendwas an einer Sprache (egal ob Mutter- oder Fremdsprache), das du besonders schön findest, ob im Klang oder auf eine andere Weise? (Wisst ihr, im Spanischen kann man sagen: "sie waren sehr beisammenchen" [muy juntitos], also so mit Diminutiv, und damit Sex meinen. )
Es ist zwar schon lange her, dass ich mit der Sprache zu tun hatte, aber: ich fand es immer faszinierend, dass im Lateinischen der Ablativ als 5. Fall existierte. Gleichermaßen find ich den Genitiv im Deutschen irgendwie interessant. Letzteres liegt wohl auch daran, dass er gefühlt immer weniger benutzt wird. Ich fand auch schon immer das ß im Deutschen faszinierend, was wohl auch daran lag, dass es für ihn die längste Zeit kein Großbuchstabenäquivalent gab.

9. Stell dir vor, du bist Fischer·in auf dem Kaspischen Meer. Eines Tages findest du eine bauchige, juwelenverzierte Flasche in deinem Netz und als du sie aufmachst, kommt ein Dschinn daraus hervor. Er verspricht dir, wie es sich gehört, drei Wünsche. Dein erster Wunsch ist ganz klar und bescheiden und er wird dir erfüllt. Beim zweiten Wunsch musst du ein wenig überlegen, aber schließlich kannst du auch den ganz bestimmt aussprechen und er wird dir erfüllt. Aber bevor du überhaupt über den dritten Wunsch nachdenken kannst, sagt der Dschinn Folgendes: "Mein alter Meister hat mich verraten und in diese Flasche gesperrt und in das Meer versenkt, nachdem ich ihm den ersten Wunsch erfüllt hatte. Ich wartete fünfhundert und drei Jahre, bis er mich wiederfand und ich ihm seinen zweiten Wunsch erfüllte. Dann sperrte er mich wieder in die Flasche und ich wartete dreitausend und zweiundsechzig Jahre lang und war wahnsinnig geworden, da hast du mich aus dem Meer gefischt. Hättest du mich vor dreitausend Jahren gefunden, hätte ich dir drei Wünsche erfüllt; hättest du mich vor zweitausend Jahren gefunden, hätte ich dir zwei Wünsche erfüllt; hättest du mich vor eintausend Jahren gefunden, hätte ich dir einen Wunsch erfüllt. Nun bin ich wahnsinnig und erfülle dir nur das genaue Gegenteil deiner beiden ersten Wünsche und das Gegenteil von deinem dritten Wunsch nur dann, wenn er mein wahnsinniges Herz erweichen kann. Wenn du nichts wünschst oder dein Wunsch mir nicht gefällt, dann sperre ich dich in diese Flasche und versenke dich ins Meer. Das ist die Rache für den Verrat meines alten Meisters." Und mit diesen Worten hatten sich deine ersten beiden Wünsche schon ins Gegenteil verkehrt. Was ist dein dritter Wunsch?
Sperre mich in die Flasche und versenk sie dann ins Meer!

10. Und damit kommen wir zu unserem traditionellen Assoziationsspiel! Nenne, ohne Erläuterung, das erste Wort, das dir jeweils zu diesen Begriffen in den Sinn kommt: Kürbis , Regen, Ostdeutschland, Grusel, Hera. Go!
widerlich, beruhigend, verknöchert, Geist, Antike