Interessante Frage, wenn auch sehr offen und deshalb vielleicht etwas einschüchternd. ^^
Ich kenne tatsächlich einen Moment, den ich hin und wieder erlebe: Ein Medium ist entweder so sympathisch und mitreißend ODER aber trifft so zielgenau einen Nerv bei mir, dass objektive Qualitätskriterien fast vollständig aus meinem Blick verschwinden. Ob das Ganze wirklich konventionell "gut" ist, spielt sozusagen keine Rolle mehr.Zitat
Es gibt etwa Spiele, dessen Gameplay ich höchstens okayish finde, die ich aber trotz allem extrem liebe, weil sie mich stilistisch, konzeptionell oder inhaltlich komplett abholen. Diese Spiele bleiben mir als "Einfach nur gut!" in Erinnerung, obwohl ich sehr wohl Dinge daran auszusetzen hätte. Beispiele wären etwa Phantasy Star Online 1+2, die heute als "MMOs" eigentlich gar nicht mehr gehen ... aber holy fuck, liebe ich diese Spiele noch immer, ohne dass es "nur" Nostalgie wäre. Selbiges gilt für Guild Wars. (Lustig, zwei MMOs. Das war nicht geplant.) Einige wonky West-RPGs gehen auch in die Richtung, etwa Alpha Protocol als wahrscheinlich krassester Vertreter, aber etwa auch NWN2: Mask of the Betrayer, bei dem man bloß nicht zu sehr über das Spielsystem nachdenken sollte.
Es gibt Filme, die mich so sehr mitreißen, dass ich ihre Schwächen entweder toleriere oder gleich übersehe – manchmal kann ich den Unterschied nicht mal so genau festmachen. Ein krasses Beispiel ist The Dark Knight, wo ich den ganzen Hongkong-Subplot megalame und die erste Hälfte des Films eigentlich auch gar nicht mal so megageil finde ... aber wenn der Film dann richtig aufdreht, verfliegt all das in einem fetten "WOAH!", und dann ist mir alles andere vollkommen egal. 10/10, don't @ me. Konzeptuelle Fälle habe ich ganz oft bei Animes: Kyousougiga, Bubuki Buranki, Kakegurui und Durarara!! sind allesamt ziemlich speziell und sicherlich in mancherlei Hinsicht fehlerhaft oder problematisch, aber sie holen mich in ihrer Hingabe zu einem Konzept, das ich irgendwo faszinierend finde, SOWAS von krass ab, dass bei mir einfach nur noch pure, unvoreingenommene Emotion ankommt. Ich glaube aber, Animes sind sowieso sehr gut darin, ein Konzept durchzuhämmern, koste es, was es wolle, und es dann auch stilistisch entsprechend umzusetzen.
Das sind zwei Möglichkeiten, auf die Medien für mich irgendwie "mehr" werden kann.
Eine dritte muss ich Berufs wegen ergänzen, nämlich dieses hermeneutische Eindringen in ein Medium. Klingt jetzt abgefahren, heißt aber einfach nur: Ich konsumiere was, ich erkundige mich darüber. Ich konsumiere es mit meinem neuen Wissen noch einmal, merke neue Dinge, erkundige mich zu diesen neuen Dingen. Ich konsumiere mit meinem neuen Wissen noch einmal ... usw. Das hat mir schon oft geholfen, ein Medium zu mögen, das ich erstmal lame fand, auch wenn ich nicht der größte Freund davon bin, dass viele Schullektüren das heute praktisch "benötigen", um irgendwie anzukommen.