Cuzco hat zwischen den Zeilen schon angesprochen, was mir wichtig ist: Der Kern des Originals muss irgendwie erhalten bleiben, und je nach Spiel kann das ein emotionaler, stilistischer oder auch ein ganz andersartiger Kern sein. Solange das gegeben ist, können sie von mir aus ALLES umwerfen, solang nur transparent gemacht wird, was das Ziel des Ganzen ist.

Option 1: Soll die alte Erfahrung grundlegend erhalten bleiben? Dann bitte auch beim Drumherum liebevoll am Original orientieren, aber dabei immer die schlimmsten Gameplay-Schnitzer der Vergangenheit ausradieren. Für die gibt es beim Aufwand eines echten Remakes keine Entschuldigungen.

Option 2: Soll die Erfahrung eine neue, modernere sein? Dann wirklich auf den Kern setzen und das Drumherum an diesem Kern entlang für die neue Zeit neu designen. Bei Videospielen ist das ja weniger üblich, aber ich würde auch gerne mal handfeste Neuinterpretationen oder -kontextualisierungen sehen, wie sie bei Filmen und Klassikern (alles von Shakespeare, Sherlock Holmes, A Star is Born) schon lange üblich sind. FFVII etwa ist ja ziemlich cyberpunky, ziemlich 90s eben, auch in seiner Öko-Terror-Story, und ich würde liebend gern sehen, wie man diese Geschichte in die 2010er transportieren würde. Wird aber wahrscheinlich nicht passieren. Die Entwickler haben ja tendenziell eine panische Angst vor großen Schnitten und dem Shitstorm der Fans, weshalb man sich dann meistens auf Gameplay-Änderungen beschränkt und einfach nur etwas Langweiliges produziert, das niemanden hundertprozentig abholt.

Was da mit reinspielt, aber auch generell am wichtigsten ist: Ich bin mir sicher, dass selbst die stumpfest-nostalgischen Fans verstummen, wenn ein Remake a) durchgängig ein klar erkennbares Ziel verfolgt, wie gesagt, und b) allem voran GUT ist. Einfach ein RICHTIG gutes Spiel. Bei Filmen kommt es mit einer gewissen Regelmäßigkeit vor, dass die Fans erst empört von neuen Ideen sind und dann leise werden oder sogar in Euphorie ausbrechen, wenn es im ersten Trailer gut aussieht. Klar gibt es auch genügend Gegenbeispiele ... aber das sind dann eben auch nicht die wirklich guten Filme.
Also ja: Egal, was ein Remake will, es muss am Ende des Tages konsistent und vor allem GUT sein. Da führt kein Weg dran vorbei und alles andere ist zweitrangig.



Beispiele bei Rollenspielen finde ich schwer, auch weil ich meistens keinen Bock die obige Option 1 habe, wenn ich die Originale schon gespielt habe. Denn ... wenn ich sowieso schon Nostalgie in den Venen habe, brauche ich persönlich auch kein Remake.
Final Fantasy IV habe ich aber kurz gespielt und fand ich tatsächlich sehr gelungen, als Option 1.
Ganz seltsam war Sword of Mana. Das war okayish, aber ich weiß bis heute nicht, was das Spiel eigentlich genau sein wollte. Hat sich nicht wirklich wie ein Remake angefühlt, weder Option 1 noch Option 2.
Für Option 2 muss ich die Ost-RPGs tatsächlich verlassen, und selbst dann fällt mir erstmal Tomb Raider als Reihe ein – wobei man sich ja selbst da vor also klaren Deklarationen als "Neuinterpretation" fürchtet und lieber eine ganze Trilogie als Prequel in die sowieso schon chaotische Reihe retconnt.
Oh, und Devil May Cry. Imho ein gutes Beispiel für Option 2, auch wenn man sich da über die Qualität streiten kann. Davon will ich gerne mehr sehen, und dann gerne auch im Ost-RPG-Bereich.

Wie wäre es mit Suikoden? Remake/Reboot in einem in sich geschlossenen Teil, vielleicht in einem ganz neuen Setting. Ja nice. Water Margin ist doch schon ziemlich zeitlos.


Edit: Sylverthas hat ein gutes Argument – was ich hier mit "Option 2" betitle, ist praktisch eher ein Reimagining als ein Remake, so sehr diese Begriffe auch gerne mal zusammengeworfen werden. Ich schreibe mein Hauptargument also um: Wenn sich ein Remake "zu viele" Freiheiten nimmt, sollen sie doch gleich ein komplettes Reimagining draus machen! Davon gibt es bei Videospielen eh noch zu wenige.