Warum gerade dieses Spiel?
Als ich sehr jung war, konnte ich AC1 sowie AC2 auf der Konsole eines Bekannten spielen. Bevor ich beide durch hatte, zog dieser allerdings weg. Jetzt gab es vor einer Weile einen großen Discount auf viele AC Titel. Entsprechend habe ich mir den ersten Teil sowie die Ezio-Trilogie für unter 2€ geholt, um diese alte Federn abzuschließen.
Was ist Assassins Creed?
Ein semi Open World Action Stealth Spiel...quasi. Wir spielen Altair, einen Assassinen aus dem entsprechenden Clan zur Zeit der Kreuzzüge. Nachdem wir ein wichtiges Attentat aufgrund unserer Arroganz versaut und dazu den Orden gefährdet haben, werden wir von unserem Oberhaupt erdolcht. Nur um dann wiedergeboren zu werden. Als Neuling müssen wir uns nun wieder Ruf und Rang erneut verdienen, um für unsere Sünden Buße zu tun. Und dies kombinieren wir damit, die Pläne der Templer zu vereiteln. Anscheinend haben sie es auf einen sogenannten Edensplitter abgehen, welcher große Macht verleihen soll. Kann Altair die Templer stoppen? Wird er seine Arroganz überkommen? Kann er wirklich nach dem Kodex der Assassinen handeln?
-- Simulation Ende --
Oh Schreck. Wieso sind wir jetzt in einem sterilen Bürokomplex? Nun, hier spielt die eigentliche Handlung. Wir sind Desmond, ein Barkeeper welcher einfach mal von einem Großkonzern, Abstergo, entführt wurde. Scheinbar sind diese Nachfahren der Templar und sehr an dem Edensplitter interessiert. Und der Schlüssel kann nur durch einen Assassinen gefunden werden - uns. Denn scheinbar sind wir ein Nachfahre dieses alten Clans. Durch eine eigens gebaute Maschine, dem Animus, ist es möglich, in die Erinnerungen der Vorfahren zu sehen, welche tief in unserer DNA gespeichert werden. Somit befinden wir uns in einer kleinen Zwickmühle: sobald die richtige Erinnerung gefunden wurde, werden wir ermordet. Sollten wir uns weigern, werden wir ermordet. Sollte der Fortschritt zu langsam sein, werden wir ermordet. Wie können wir dieser Situation entkommen?
Mehr sage ich mal zur Handlung nicht. Insgesamt war diese jetzt nicht so spannend, ja stellenweise sogar sehr holprig. Es fällt auf, dass hier in erster Linie Setdressing für eine coole Idee gemacht wurde. Die Charaktere sind hauchdünn, das Pacing über den Großteil des Spiels sehr schneckig nur um dann zum Finale hin von gefühlt 28 Twists durch die Tür geworfen zu werden. Diese schokierenden Wendungen sollten auch für jeden, welcher Minimum älter als 7 Jahre alt ist, schon lange vorher ermittelt werden können. Ein paar Inhalten konnte ich dennoch was abgewinnen: einige Diskussionen im Bereich der Moral des Einzelnen vs. der Moral einer gesamten Bevölkerung war gar nicht mal so verkehrt. Ab wann kann ein Zweck die Mittel nicht mehr heiligen? Was ist Wahrheit? Was ist alles erlaubt? Und das Setting, auch wenn extrem dröge als Spielerfläsche, macht dennoch ein wenig was her im Bereich Atmosphäre.
Wäre nur cool gewesen wenn vor allem unser Protagonist eine Persönlichkeit hätte, die sich nicht mit der Bleichheit seiner Kutte messen muss. Er startet immens verbockt und selbstverliebt. Misst sich dann im Bereich Arschigkeit mit den Handlangern der Templer und lernt mit der Zeit, dass es schon cuwler ist, kein Stinkstiefel zu sein. Nur leider zieht das alles nicht so ganz. Zum Einen ist der Wechsel viel zu sprunghaft. Kriegen wir über die ersten 10 Missionen nur Spott, Tadel und Rapbattles gegen unsere Kollegen so haben wir uns ab der letzten Welle an Missionen alle Lieb. Zum Anderen ist Altair leider ein Heuchler. Er startet als eingebildeter Stänker, welcher gerne über die Stränge mordet. Nun soll der doch bitte dem Kodex folgen und nur die töten, die es verdient haben. Ergo du gehst zu den Obermuftis und schickst sie über den Fluss. Das kannst du leider auch mit der Masse an Wachpersonal machen, welche unter den Templern arbeiten. Bei so manchen Gespräch hört man auch raus, dass nicht alle eigentlich cool mit eben jenen Unterdrückern sind aber nunmal keinen Ausweg haben. Und dennoch kannst du sie konsequentfrei messern.
Sprung zum vor-vorletzten Boss des Spiels. Wir wollen den Kopf der Templer molchen. Stattdessen wurde uns eine Falle gestellt und wir bekämpfen dessen rechte Hand. Ein paar Backpfeifen später haben wir nun die Option, das Attentat zu vollführen. Stattdessen erkennt Altair, dass es nicht der Kopf ist...und zusätzlich ist es auch noch eine Frau *gasp*! Sie ist willens, für die Templer ihr Leben zu geben, da sie an deren Sache glaubt. Und was macht Altair? Er lässt sie laufen. Denn "Du bist nicht mein Ziel". Verzeiht mir meine Verdutzheit sowie Französisch, aber: was zum Arsch? Du kannst mir doch nicht vermitteln wollen, dass Altair nun doch nicht mehr ein wandelnder Templermäher ist, wenn er danach andere Templerstaatspersonen eliminiert und absolut alles an Fußvolk gnadenlos niedermetzeln kann, darf und auch soll (vom Gameplay aus). Durch einen Twist im Nachfolger kommt dann noch ein extra bitterer Teil zu diesem Aspekt aber dazu kommen wir dann.
Gameplay....uff
Infiltriere eine Stadt, bestehle Leute, lausche den Gesprächen der Stadt, rette Stadtbewohner vor den Unterdrückern, beschütze deine Brüder und Schwestern vor dem Feind und schalte Bogenschützen viel zu oft aus um an Informationen zu gelangen, wie du wann am ehesten die Anführer der Templar mittels Attentat ausschalten kannst. In der Praxis sind es leider nur eine Handvoll Aufgaben, welche sich viel-zu-oft wiederholen...mit nur extrem wenig Abwechslung oder Herausforderung. Der Hauptteil an Schweißarbeit kommt durch Kämpfe gegen NPCs, sofern du diese kopflos angehst. Du kannst sie mit deinem Schwert versuchen, anzugreifen...und kriegst dann vermutlich hart auf's Gesicht. Gerade zu Beginn bist du extrem wehrlos mittels Schwert und magst Kämpfe eigentlich vermeiden. Im Verlauf des Abenteuers schaltest du einige Manöver frei, Gegner für Angriffe zu öffnen (Ausweichschritt, Abwehr durchbrechen, Konterangriff) plus wenn du mittels Timing Gegner angreifst, werden sie schneller besiegt. Jedenfalls ist das die Idee des Spiels. In der Praxis können Gegner zu quasi jeder Zeit deinen Angriff blocken und einen garantierten Konter landen, welcher extrem Schaden drückt. Ohne Chance auf Gegenwehr.
Also machst du das am besten so: Wurfmesser. Töten mit einem Treffer und haben Reichweite. Oder aber sobald du kontern kannst wählst du die Versteckte Klinge und machst einen Konter. Dieser ist zwar leicht strikter als der vom Schwert, führt aber immer zu einem sofortigen Tot des Gegners. Beim Schwert passiert dies nur sehr selten. Nachteil ist, dass du einen Konter definitiv landen musst. Solltest du das Timing versauen bzw. es erst gar nicht versuchen, darfst du Stahl schmecken. So entsteht doch eine gute Mischung aus Risk vs. Reward. Es ist nur eben schade, dass man quasi gar nicht regulär kämpfen darf weil gegnerische Konter. Du schaltest auch, neben Schwert, Versteckte Klinge, Wurfmesser und deine äußerst nutzlosen Fäuste, keine weiteren Spielereien frei. Es sollte mal eine Armbrust geben aber diese hat es nicht ins finale Spiel geschafft. Sehr ärgerlich weil das im Intro extrem cool wirkt.
Da kann man natürlich einwerfen: du bist doch ein Assassine. Nutze Hinterhalte! Und ja, das wäre ganz cool. Nur das Spiel zwingt dich bei sehr vielen Aufgaben dazu, in den öffentlichen Kampf zu gehen. Es gibt eine Handvoll Aufgaben, wo du tatsächlich ungesehen bleiben musst. Und viele davon (sowie generell ein paar Missionstypen...Gott war das Basisspiel abwechslungsarm) kamen erst via DLC dazu. Effektiv sollte das hier nicht Assassins Creed sondern Butcher Simulator heißen. Insbesondere zum Ende des Spiel wird das Ganze absurd. Da laufen dann so viele Wachen rum, sodass jede Aufgabe darin endet, sich mit Minimum 10 Typen prügeln zu müssen. Oh und die Leichnahme despawnen nicht von selbst. Sofern dir das also bei einer Aufgabe passiert, wo du tatsächlich keine Aufmerksamkeit erregen darfst, bist du gekniffen. Denn man kann nicht regulär speichern. Ergo kann man auch nicht einfach mal so neu laden. Und selbst wenn dauert der Neustart ewig und du bist wieder im Versteck der Stadt, was gerne mal extrem lange Laufwege sind für irgendwelche Aufgaben. Und sich von Gegnern molchen zu lassen ist auch arschlahm. Deswegen hier mein Geheimtipp dafür: erdolcht Zivilisten. Klingt erstmal extrem dumm aber bei Taten, welche gegen den Kodex gehen, wird dir Lebensenergie abgezogen. Sofern du also mal eine geräumte Karte brauchst, bringst du einfach ein paar Unschuldige um. Dadurch startest du nahe der Mission und alles in der Map wird auf den Zustand vor deiner Missetat gesetzt.
Bleibt noch eines: Parkour. Ja, die Reihe war quasi revolutionär mit dem geschmeidigen Klettern. Aber Mensch, geht mir dieses Maß an Automatisierung auf den Nerv. Es wird zu einer Herausforderung, an Interaktionsgegenständen vorbeizulaufen, ohne, dass Altair zu einem Smashcharakter wird und seine Magnetenhände benutzt. Oder entgegen deiner gehaltenen Stickpositionen sich bewegt weil er eine spezifische Kante geiler findet. Diesbezüglich hatte ich eine Mod recht früh installiert, welche viel von dem Mist abschaltet. Bin dann zwar mal öfter auf's Kinn gefallen aber das war im Gesamten immens angenehmer. Aber ja, das Klettern schaut nach wie vor schneidig aus. Und es gab sogar mal ein paar Aussichtspunkte, wo du als Spieler etwas gewagtere Manöver hinlegen durftest, statt der unaufhaltsamen Automatisierungsdrasine folgen zu dürfen. Der beste Teil des Parkours war immer der Moment, wo ich versucht habe, das System maximal auszureizen und mittels ungewollter Wege zu Missionen gegangen bin. Zumal darüber man tatsächlich auch riskieren kann, tödlich zu fallen. Wäre schön gewesen, wenn das Spiel das mehr gefordert hätte.
Sonstiges
Der PC Port von AC1 ist recht...abenteuerlich. Rechnet mit so einigen Abstürzen und einer Wagenladung an kaputter Physik. In kaum einen Spiel sind mir so viele NPCs als Raketen weggeflogen oder haben Eldrich Horror Gliedmaßen bekommen. Wichtig ist aber vor allem, die FPS des Spiels sowie VSync anzupassen. Solltet ihr das nicht tun, so werden wir an jeder erdenklichen Ecke von Gott persönlich zum Tode verurteilt....plus es verwandelt Heuballen zu Stahl. Macht sich nicht gut für Köppersprünge.
Fazit
Ich habe es nachgeholt und werde es vermutlich nicht nochmal spielen. Man merkt an jeder Ecke, dass es effektiv ein Prototyp und noch extrem unausgereift ist. Aber das Konzept hat großes Potential. Generell war die Hauptmotivation zu sehen, wie AC2 im Verhältnis abschneiden wird. Denn in meiner Erinnerung war dieser Teil extrem gut. Mal sehen, ob sich mein vergangenes Ich geirrt hat oder nicht.